Coronamythen und Fakten: Eine Mogelpackung

„Querdenker“ war früher mal eine Selbstbezeichnung von Linken, die nicht konform gingen. Die sich heute so bezeichnen, sind aber nur rücksichtslos.

Teilnehmer einer Demonstration mit einer Tasche "Corona Extra" auf dem Kopf

Querdenker mit Pali-Tuch und „Corona-Bier“-Tasche auf dem Kopf demonstriert gegen die Lügenpresse Foto: Britta Pedersen/dpa

Das Selbstverständnis jener Menschen, die den Beschlüssen zu Corona skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, ist in einem Wort gebündelt: „Querdenken“. Für Links­alternative ist diese Titulierung eine Zumutung, denn historisch waren und sind sie es doch, die sich stets viel darauf zugutegehalten haben, quer zu denken.

Quer zum Mainstream, zur Masse überhaupt – das gilt mindestens seit den späten fünfziger Jahren als nicht unwichtiges Abgrenzungsmerkmal für kritische, das heißt vor allem linke und linksliberale Bürger:innen.

Man charakterisierte sich oft mit diesen Vokabeln selbst: „Nonkonformist“, „engagiert kritisch“, „mein liebster Platz ist der zwischen allen Stühlen“ oder auch, eben, „Querdenker“. Besonders gern fanden und finden sich diese Selbstbeschreibungen in grünen oder alternativen Szenen, „Gegen den Strom“ ist eine der liebsten Sprachwendungen in den Jahren des grünen Parteibildungsprozesses in den frühen Achtzigern.

Es ist eine absurde Situation: Die Corona-Infektionen und -Todesfälle in Deutschland steigen auf immer neue Höchststände. Doch ob bei Demonstrationen oder im Internet: Weiterhin werden wissenschaftliche Fakten angezweifelt oder komplett bestritten.

Die taz hat sich darum die wichtigsten Behauptungen der Corona-Skeptiker und -Leugner noch einmal vorgenommen und erklärt in diesem Dossier knapp und verständlich, warum diese nicht überzeugend sind. Wir wollen damit allen, die selbst Zweifel haben, Fakten präsentieren, die helfen, diese zu zerstreuen.

Alle Texte gesammelt finden Sie unter taz.de/coronamythen.

Das Dossier kann man sich hier auch kostenlos als PDF downloaden.

Am Freitag, 18. Dezember, werden wir Ihnen ab 19 Uhr zudem in einem Video-Talk Fragen zum Thema beantworten.

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Historiker:innen, die sich in vielen Jahren um unsere Zeit jetzt zu kümmern haben, werden feststellen, dass sich die einstigen Nonkonformisten zu Fellows staatlicher und gesellschaftlicher Vernunft entwickelt haben, Mainstream geworden sind.

Sei’s drum: Die „Querdenker“-Umzüge und -Demonstrationen verkörpern eine Mogelpackung in dieser Selbststilisierung, als Nonkonformist:innen aller Art wenigstens dies einst nicht eigen war: Rücksichtslosigkeit in Alltagshandlungen.

Demonstrativ keine Masken zu tragen, wie es bei „Querdenker“-Versammlungen üblich ist, mag womöglich auch querdenkerisch (gegen das naturwissenschaftlich Plausible) sein, aber vor allem ist es antisozial. Wer keinen Mund-und-Nasen-Schutz trägt, gefährdet vor allem andere (und auch sich selbst) – das wäre echten Quergeistern nie passiert.

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Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!

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