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RWE-Aktion im Tagebau GarzweilerRolle Rückwärts beim Klimaschutz

RWE hat im rheinischen Braunkohlerevier damit begonnen, 8 Windkraftanlagen demontieren zu lassen. Eine absurde Aktion in Zeiten der Energiewende.

Da stehen sie noch: Windräder bei Lützerath Foto: dpa

Lützerath taz | Der Energiekonzern RWE Power arbeitet sich im Braunkohletagebau Garzweiler weiter voran. Gut einen Kilometer hinter Lützerath steht seit 20 Jahren ein kleiner Park aus acht mächtigen Windkraftanlagen. Am Mittwoch hat dessen Abriss begonnen. Rote Riesenkräne sind aufgefahren, Rotorblätter werden demontiert und die riesigen Betonmasten abgerissen, um das Gelände parat zu machen für die vorrückenden Bagger und die „bergbauliche Inanspruchnahme“.

Das sei „eine Rolle rückwärts beim Klimaschutz“, kommentiert entsetzt Alexandra Brüne vom Bündnis „Alle Dörfer bleiben“. Die Anlage hat eine Nennleistung, die etwa 12.000 Haushalte im Jahr versorgen konnte.

Weiter östlich, im besetzten Örtchen Lützerath selbst, wo an die 200 WiderständlerInnen leben, ist es derweil noch ruhig. Täglich kann sich das ändern: Seit dem 1. Oktober ist Rodungssaison. Politisch hat der Deal vom 4. Oktober zwischen Politik und dem Braunkohlekonzern RWE die Erlaubnis gegeben. Räumung, Abriss und ein Weiterbaggern sind damit rechtlich möglich. Die Tagebaukante ist an zwei Seiten ohnehin nur jeweils 50 Meter entfernt.

Drumherum ist der Kahlschlag seit einigen Wochen in vollem Gange: Die Reste an Gebäuden in Immerath, anderthalb Kilometer entfernt, wurden weggekeult, an der Landstraße zwischen jetzt Ex-Immerath und Holzweiler sind die prachtvollen Alleenbäume frisch flachgelegt. RWE nennt solche Vernichtung „Rückbau“, genauso wie die tausenden Pumpstationen in den Revieren als „Brunnen“ verschönt werden und später die „Rekultivierung“ angegangen werden soll.

Windräder werden ohnehin ausgebremst

Übrigens bremst der Braunkohletagebau durch seinen Betrieb Windkraft schon seit Langem aus: Wenn die Stromerzeugung an windigen Tagen zu hoch war, wurden und werden immer zuerst die Erneuerbaren abgeschaltet. Kohlekraftwerke sind zu unflexibel und laufen halt weiter und weiter.

Der Kohlekonzern RWE hat schon vieles aus dem Weg geräumt: Dörfer zu Dutzenden, Kirchen, Denkmäler, zigtausende Hektar bester Ackerflächen, Straßennetze, zwei Autobahnen, weite Kulturlandschaften. Aber Windräder, das ist neu.

Wer auch nur ahnt, welche Mühe es macht, acht Windräder zu planen, durch mögliche gerichtliche Widersprüche zu kämpfen, die Riesenteile im Schneckentempo mit Riesenumwegen über nächtlich gesperrte Autobahnen zu transportieren und schließlich aufzubauen, wird Alexandra Brüne zustimmen: „Dass mitten in der Klima- und Energiekrise Windräder für die Erweiterung eines Kohletagebaus abgerissen werden, ist an Absurdität nicht zu überbieten.“

Ob die demontierten Anlagen verschrottet werden und als Müll auf der Deponie landen oder zwischenlagert und später woanders wieder aufgebaut werden, bleibt bislang ungeklärt. Ein RWE-Sprecher sagt auf Anfrage der taz, in diesem Jahr werde ohnehin nur eines der acht Windräder abgebaut. „Das ist mittlerweile abgeschlossen.“ Betreiber der Anlage sei eine andere Firma, die schon 2001 die Betriebsgenehmigung nur bis zu dem Zeitpunkt bekommen habe, wenn RWE das Gelände beanspruche.

Die Mahnwache Lützerath bereitet sich derweil auf die möglichen Folgen einer gewaltsamen Räumung vor: Am Freitag baten sie „dringend um Sani-Spenden“: Gesucht würden Pflaster aller Art, Materialien zur Wundversorgung und Sam-Splints, das sind Schienen zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen.

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7 Kommentare

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  • 4G
    43354 (Profil gelöscht)

    Ich rate erst einmal zur Vorsicht bei Beurteilungen bezüglich der WKA. Im Lützerather Gebiet werden auch neue Anlagen errichtet. Viele der Altanlagen stammen noch aus der "WKA-Lehrzeit", haben heute teilweise enorme Schäden, insbesondere an den mechanischen Bauteilen. Es knackt, es knarzt, es ächzt und die Türme sind übersät von Ölflecken, Öl, ausgelaufen aus undichten Getrieben, die serienweise enorme Schadenssummen generiert haben (Lagerschäden, Zahnradschäden und defekte Dichtungen). Und auch bei den erzielbaren kWh ist Vorsicht geboten: Altanlagen haben manchmal nur Nennleistungen von z.B. 450 kWh, und wenn es "gut" läuft reicht die erzeugte Jahresenergie dann vielleicht für 250-300 Haushalte bei durchschnittlich 20% Ertrag.

  • "Die Anlage hat eine Nennleistung, die etwa 12.000 Haushalte im Jahr versorgen konnte."



    Und wie viele Haushalte versorgt das Braunkohlekraftwerk?



    Dass WKA manchmal abgebaut werden, ist natürlich nicht schön. Aber die genannten haben ihre Arbeit getan, Windparks werden in aller Regel auf eine Betriebsdauer von 20 Jahren geplant.



    "Windräder werden ohnehin ausgebremst"



    Was weniger an der Braunkohle liegt, sondern mehr an mangelndem Netzausbau.



    Druck auf die Tränendrüse.

  • taz: "Der Kohlekonzern RWE hat schon vieles aus dem Weg geräumt: Dörfer zu Dutzenden, Kirchen, Denkmäler, zigtausende Hektar bester Ackerflächen, Straßennetze, zwei Autobahnen, weite Kulturlandschaften. Aber Windräder, das ist neu."

    Die Windräder bremsen nun einmal die Gewinne von RWE AG, also müssen die weg. Vor vielen Jahren wurde ja schon die Solartechnologie (Photovoltaik) in Deutschland zerschlagen, damit die börsennotierten Energiekonzerne weiterhin ihre dreckige Kohle verfeuern können. Rund ein Fünftel der gesamten deutschen CO2-Emissionen stammt aus Braunkohlekraftwerken.

    taz: "... Materialien zur Wundversorgung und Sam-Splints, das sind Schienen zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen."

    Das kann doch gar nicht sein, dass die Mahnwache Lützerath solche Dinge benötigt, denn da wird doch höchstens von der Polizei geräumt und nicht von einer brutalen Schlägertruppe. Die Polizei ist doch schließlich der "Freund und Helfer" des Bürgers - oder etwa nicht?

  • // Wenn die Stromerzeugung an windigen Tagen zu hoch war, wurden und werden immer zuerst die Erneuerbaren abgeschaltet

    Kilowattstunden aus erneuerbaren (volatiler Kraftwerken) sind eben nicht vergleichbar mit Kilowattstunden aus „normalen“ Kraftwerken.

  • Wir reden hier über RWE.

    Also über einen Konzern der vor allen Dingen durch Kohlekraftwerke (egal ob schwarz oder braun) verdient. Kohlekraftwerke, die ja lange abgeschrieben sind und jetzt als pure Geldpumpen (vulgo: Goldesel) dienen.

    Hinzu kommt das Verteilnetzt, das prakischer Weise, in gleicher Hand ist und natürlich weiter endlose Geldstöme in die Kassen spült.

    Einziger Pluspunkt ist, dass RWE zu einem großen Teil den Städten und Gemeinden gehört und das Geld damit "in der Familie" bleibt.

  • hä? kannste Dir nicht ausdenken! die menschliche Dummheit und das Universum sind unendlich.

  • Was für ein Drecks-Konzern, im jeglicher Hinsicht!