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„Querdenken“-DemonstrationenKeine Maske, dafür Hitlergruß

Mehrere Tausend Menschen demonstrierten am Samstag in Dresden gegen die Coronamaßnahmen. Größere Proteste gab es auch in Karlsruhe und Braunschweig.

Teilnehmer*innen der „Querdenken“-Demonstration in Dresden Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Dresden/Karlsruhe dpa/epd | Mehrere Tausend Menschen haben am Samstag in Dresden gegen die Corona-Eindämmungsmaßnahmen demonstriert. Insgesamt hätten sich zwischen 3.000 und 4.000 Menschen daran beteiligt, erklärte ein Sprecher der Polizeidirektion Dresden am Sonntag. Zu der Demonstration hatten demnach mehrere Initiativen aufgerufen, unter anderem die Gruppe „Querdenken 351Dresden“.

Die Veranstalter*innen hatten für die Versammlung 1.000 Menschen angemeldet. Deshalb stand zeitweilig im Raum, dass die Demo wegen Überfüllung aufgelöst werden sollte. Ordner*innen bemühten sich, die Menge zu entzerren und die Menschen auf angrenzende Flächen zu verteilen. Viele Teilnehmer*innen trugen keine Mund-Nasen-Bedeckung.

Anstatt einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, der bei Kundgebungen in der Dresdner Innenstadt vorgeschrieben ist, hätten mehrere Hundert Menschen Atteste oder Bescheinigungen für eine Befreiung der Maskenpflicht vorgezeigt, teilte die Polizei am Samstagabend mit. Ob diese Bescheide authentisch seien, hätten die Einsatzkräfte vor Ort nicht klären können. Es seien von der Polizei mehrere Anzeigen wegen des Verdachts der Urkundenfälschung gefertigt worden. Zudem sei der Veranstalter der Demonstration mehrfach auf die Verstöße der Auflagen hingewiesen worden, hieß es.

Gegen zwei Redner und einen 31 Jahre alten Teilnehmer der Kundgebung in Dresden wird wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt, wie die Polizei weiter mitteilte. Sie stehen im Verdacht, den Hitlergruß gezeigt zu haben. Das habe die Auswertung des Videomaterials ergeben.

Versammlung in Karlsruhe stand kurz vor Auflösung

In Karlsruhe versammelten sich am Samstag rund 900 Menschen bei einer Querdenken-Demonstration gegen die Coronamaßnahmen. Da die Teilnehmer*innen sich nicht an die vorgeschriebenen Abstandsregeln hielten, hätten Polizei und Ordnungsamt mehrfach darauf hinweisen müssen, sagte ein Sprecher der Polizei am Samstag. Die Veranstaltung habe deshalb kurz vor der Auflösung gestanden.

Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hatte die Auflage eines Maskengebots für die Querdenken-Demo nach einer Beschwerde der Organisatorin aufgehoben und stattdessen ein Abstandsgebot zur Auflage gemacht. In Braunschweig demonstrierten in der Spitze 750 Menschen, in Darmstadt waren knapp 300 gekommen. Die Düsseldorfer Polizei zählte rund 100 selbst ernannte „Coronarebellen“.

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12 Kommentare

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  • Was waren denn die Anliegen der Demonstranten?

  • Ich erinnere mich noch daran, wie rabiat gegen Proteste wie #Leave no one behind" vorgegangen wurde, obgleich die sich sogar bspw. um Abstand bemühten. Ein Unterschied zu heute ist offenbar, dass dies linke Proteste waren und diese hier rechte. Bei zweiteren mag mensch seitens der Regierenden dann nicht viel gegen tun und meint, mit jenen vorgeblich reden zu müssen.

    • @Uranus:

      Irgend etwas stimmt bei ihren Zahlen nicht.

      Wenn ich an die ganzen Bußgelder wegen Nichtbeachtung der Anti-Corona-Maßnahmen denke, dann kommt da aus linker Ecke nicht mal ein kleiner Klingelbeutel zusammen.

    • @Uranus:

      Das könnte aber daran liegen das die Polizei es Leid ist sich wegen sogenannter Brutalität erklären zu müssen.

      • @Cass:

        Wie meinen Sie das?

    • @Uranus:

      Klar - links steht ja der Feind schlechthin historisch. Linksorientierte Staaten waren immer schon "der Gegner".

      Und rechts, das waren doch "wir", da dürfte sich einiges erhalten haben auch nach Jahrzehnten. Seilschaften, Denkweisen, überhaupt der psychologische Nährboden.



      Da stinkt der Fisch vom Kopf her (meine nicht Merkel, sondern das Innenministerium). Die Jungs "sind ja nicht so, mit denen muss man nur mal reden, dass sie es nicht ganz so wild treiben, dass man tatsächlich die Instrumente des Rechtsstaats auspacken muss".

      Wenn es kritisch wird, sind dann nicht genug Beamte vor Ort, man übersieht Hitlergrüsse oder man vergisst, die Personalien aufzunehmen.

      • @Mitch Miller:

        ... und freut sich über einen weiteren Rechtsruck. So sieht's offenbar leider aus.

  • Ich warte drauf, dass der IQ so weit sinkt, dass die gegen den Virus demonstrieren.