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Putsch von Myanmar im FitnessvideoTanz den Militärputsch

Eine Fitnesstrainerin in Myanmar macht Powerdance – und liefert damit unbewusst einen subversiv angehauchten Soundtrack zum jüngsten Militärputsch.

Myanmar: Powerdance vor schwarzen Limousinen und Militärfahrzeugen in Naypyidaw am Montag Foto: youtube/screenshot taz

Berlin taz | Die Fitnesstrainerin Khing Hnin Wai hat an diesem Montag unbewusst mit einem Powerdance Geschichte geschrieben. Während sie energisch tanzt, ist im Hintergrund zu sehen, wie schwarze Limousinen, begleitet von Militärfahrzeugen, eine Straßensperre passieren – Livebilder vom Putsch in Myanmars Hauptstadt. Der dreieinhalbminütige Videoclip ging seitdem viral um die Welt und wurde bereits mehr als 20 Millionen Mal geklickt.

Khing Hnin Wai hatte an diesem Morgen ganz normal ihre Arbeit begonnen. Wie schon öfter baute sie ihre Kamera vor der zwanzigspurigen Straße auf, die in Myanmars von der letzten Militärjunta gebauten Hauptstadt Naypyidaw zum Parlament führt. Sie dachte sich nichts beim Anblick der Straßensperre im Hintergrund, berichtete sie später einem Journalisten von Vice, weil an dem Tag das im November neugewählte Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen sollte.

Viele Abgeordnete kommen nur zu den Sitzungstagen in die Hauptstadt, wo dann die Sicherheitsvorkehrungen strenger sind. Dass bereits in den Morgenstunden das Militär geputscht hatte, war der sportlichen Frau entgangen. Denn die Militärs hatten Internet, Mobilfunk und Telefonleitungen unterbrochen.

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So begann die 26-Jährige, die seit 2019 an einer Schule als Trainerin arbeitet, nach dem indonesischen Elektropopsong „Apun bang jago“ ihren Powerdance. Das Ministerium für Gesundheit und Sport hatte im Rahmen eines Wettbewerbs dazu aufgerufen, regelmäßig Fitnessvideos zu produzieren und einzusenden.

Fitnesstraining zum Sound von Polizeisirenen

Im Hintergrund ist die breite Staße ohne jedweden Verkehr zu sehen. Doch der Song von Tian Storm und Ever Slkr ist nicht nur in Südostasien ein Hit, sondern hat auch viele Töne, die sich wie das Heulen von Polizeisirenen anhören.

In ihrer Heimat Indonesien wurde das Lied im Herbst oft bei regierungskritischen Demonstrationen gespielt, in manchen der dazugehörigen Videoclips inszenieren sich die boygroupartigen Musiker im Stil einer coolen Jugendgang. Der ironisch gemeinte Titel des Songs lautet übersetzt etwa „Vergib mir, Herr“ und macht sich über Polizei und Militär lustig. Eine Textzeile lautet „sie kommen einer nach dem anderen und kämpfen um den Thron“.

Mitten in den Sirenensound von Khing Hnin Wais Clip fährt im Hintergrund ein bedrohlich aussehender Konvoi aus schwarzen Limousinen und Panzerfahrzeugen vorbei. Doch die Trainerin bleibt ganz cool und zieht ihre Danceshow durch.

Später, als das Internet wieder funktioniert, postet sie ihren Dancevideoclip auf ihrer Facebookseite. Allein dort bekommt er mehr als 75.000 Likes, wird millionenfach geteilt und angeschaut.

Erst nach dem Posten des Clips merkt Khing Hnin Wai, dass geputscht wurde und dass sie offenbar eine Szene davon zu ihrem Tanz gefilmt hat. So hat sie quasi den Soundtrack zum Putsch produziert. Und durch ihre nonchalante Art, ihre entschlossenen und selbstbewussten Moves sowie durch die politische Geschichte des Songs alles mit einer subversiven Note. Tanz den Putsch!

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1 Kommentar

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  • Während wir unsere Zeit mit Instagram und Facebook verbringen geschieht unheimliches hinter de Kulissen, und wir bemerken es gar nicht....