Proteste der Gelbwesten: Angriffe auf Medien in Frankreich
Bei den französischen Gelbwesten-Protesten wurden soziale Netzwerke und Journalisten attackiert. Auf Twitter kursieren Fotos verletzter Reporter.
Nach den erneuten Ausschreitungen am Wochenende sucht der französische Staatspräsident Emmanuel Macron nach Lösungen, um eine schwere und dauerhafte politische Krise zu lösen. Bereits am Montag sprach er mit Vertretern aus der Wirtschaft im Élyséepalast. Unternehmer fürchten nach den Krawallen um Einnahmen und Aufträge. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire warnte davor, dass die Proteste ausländische Investoren verschrecken könnten. „Ich sehe die Auswirkungen, die das auf Ausländer hat, offensichtlich ist das nicht gut für die Attraktivität unseres Landes“, sagte der Minister dem Sender RTL. Auch Gewerkschaftsvertreter lud der Präsident in seinen Amtssitz ein, sowie Arbeitgeberverbände und führende Politiker der Nationalversammlung und des Senats. Macrons Dilemma: Wie soll Frankreich auf die Bewegung der Gelbwesten reagieren? Der Präsident setzt auf Vorschläge aus der ganzen Republik. Am Montagabend wollte sich Macron an die Bevölkerung wenden und eine Erklärung zur Lage abgeben.
Mehr als 100.000 Menschen sind am Samstag auf die Straße gegangen, rund 10.000 davon demonstrierten in der Hauptstadt Paris. Ihre Wut richtet sich nicht nur gegen die hohen Energie- und Treibstoffpreise, sie fordern mehr Steuergerechtigkeit und höhere Löhne. Mitte November hatte sich die Protestbewegung der Gelbwesten formiert. Die Mitte-Regierung hatte die geplanten Steuererhöhungen auf Treibstoffe wegen der Proteste auf Eis gelegt. Die Forderungen der Demonstranten reichen jedoch viel weiter.
Während die Regierung nach Lösungen sucht, brodelt die Gerüchteküche, wer den Protest der Gelbwesten groß gemacht hat. Die britische Tageszeitung Times berichtete, dass offenbar von russischer Seite Hunderte Fake-Profile in verschiedensten Onlinenetzwerken veröffentlicht wurden, die den Protest unterstützen oder zu weiteren Aktionen aufriefen. Angeheizt wurde die Debatte auf über Twitter verbreitete Fotos, die Gelbwesten-Demonstranten zeigen, die angeblich von Polizisten schwer verletzt wurden. Die Zeitung beruft sich auf eine Analyse von „New Knowledge“, einem Unternehmen für Cybersicherheit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers