piwik no script img

Protest von Frauen in IstanbulTränengas gegen Demo

Die Polizei hat am Montagabend eine Kundgebung gegen Gewalt an Frauen mit Tränengas aufgelöst. Zuvor hatten Hunderte friedlich demonstriert.

Die Polizei setzte auch Pfefferspray ein Foto: Jason Dean/ZUMA/dpa

Istanbul dpa/afp | Bei einer Kundgebung gegen Gewalt an Frauen in Istanbul hat die türkische Polizei Tränengas gegen Demonstrantinnen eingesetzt. Die Polizei löste den Protest auf der zentralen Einkaufstraße İstiklal damit am Montag auf, wie auf Videobildern zu sehen war und Augenzeugen berichteten.

Zuvor hatten Hunderte friedlich zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen demonstriert. Die Teilnehmerinnen hielten unter anderem Schilder mit der Aufschrift von in der Türkei getöteten Frauen.

Auf dem Plakat am vorderen Ende des Demonstrationszugs war zu lesen: „Wir können den Verlust auch nur einer einzigen weiteren Frau nicht tolerieren.“ Auf der berühmtesten Shoppingmeile Istanbuls, der İstiklal-Straße, stellte sich den Demonstranten ein Trupp Sicherheitskräfte entgegen, der die Demonstrantinnen auseinandertrieb.

Sie gehe gegen „die Feinde der Frauen“ und für ein „Ende des Mordes an Frauen“ auf die Straße, sagte die Lehrerin Ayse Baykal. Die 25-jährige Ozge Cekcen beklagte, die Mordrate an Frauen in der Türkei sei „drastisch gestiegen“. Über das Thema werde jedoch in der Öffentlichkeit geschwiegen.

Männer töteten in 2018 in der Türkei 440 Frauen

Gewalt gegen Frauen ist in der Türkei ein verbreitetes Problem. Nach Angaben der Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ wurden im vergangenen Jahr 440 Frauen von Männern getötet – in mehr als einem Viertel der Fälle waren die Ehepartner die Täter.

Im August hatte der Mord an Emine Bulut für großes Aufsehen gesorgt. Ihr Ex-Mann hatte die Frau vor den Augen ihrer zehnjährigen Tochter in einem Restaurant im zentralanatolischen Kirikkale erstochen. Der Täter wurde inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Hat jetzt Erdogan von der deutschen Polizei, oder die deutsche Polizei von Erdogan gelernt?



    Auch hier in Deutschland ist es absolute Routine bei /jeder/ unerwünschten Demo mindestens Straf-Ermittlungs-Verfahren einzuleiten und sog. "Platzverweise" auszusprechen und die demonstrierenden Bürger gewaltsam zu vertreiben oder gefangen- ("in Gewahrsam" ) zunehmen.



    Wie immer gilt: Ausnahmen /bestätigen/ diese Regel.

  • 9G
    90946 (Profil gelöscht)

    "Bei einer Kundgebung gegen Gewalt an Frauen in Istanbul hat die türkische Polizei Tränengas gegen Demonstrantinnen eingesetzt."



    Deutlicher kann man Anliegen und Protest der Demonstrantinnen nicht bestätigen.