Protest gegen Razzia: Solidarisch gegen Repression

Hunderte Menschen demonstrieren in Berlin gegen die Razzien bei den Aktivist*innen der Letzten Generation. Die zeigen sich überwältigt.

Der Zug einer Demonstration der Letzten Generation zieht von der Siegessäule auf der Straße des 17. Juni Richtung Brandenburger Tor.

Klimaprotest lässt sich nicht verbieten: Solidaritätsdemo mit der Letzten Generation in Berlin Foto: Christoph Soeder/dpa

BERLIN taz | Es sind Hunderte Menschen, die sich am Mittwochnachmittag an der Siegessäule versammeln, um ihre Solidarität mit den Ak­ti­vis­t*in­nen der Letzten Generation auszudrücken – und damit ein Vielfaches mehr als bei ihren vergangenen Protestmärschen. Anlass für die Spontandemonstration waren die Razzien bei den Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen am Mittwochmorgen in sieben Bundesländern, darunter auch in Berlin. Der Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung löst hier am Tiergarten unisono Empörung aus. „Solidarität schlägt Repression“, steht auf dem Schild eines Unterstützers.

Empörung schlägt auch den Ak­ti­vis­t*in­nen der Letzten Generation immer wieder entgegen – nicht nur bei ihren Straßenblockaden. „Geht doch mal aus dem Weg!“, schreit ein älterer Mann mit Fahrrad die De­mons­tra­ti­ons­teil­neh­me­r*in­nen an, die sich auf den Geh- und Radwegen versammelt haben. Die sind wütende Reaktionen aus der Bevölkerung gewöhnt und nehmen es gelassen. „Da hat wohl jemand gute Laune mitgebracht“, entgegnet ein junger Mann und macht ihm Platz.

Kurze Zeit später machen sich die Ak­ti­vis­t*in­nen zu einer Straßenblockade der besonderen Art auf: In einem sogenannten „Slow March“, also sehr, sehr langsam, geht es bei strahlendem Sonnenschein auf der Straße des 17. Juni in Richtung Brandenburger Tor. So ganz ohne Sprechchöre und Redebeiträge wirkt der Zug fast wie ein Trauermarsch.

350 Menschen sind laut Berliner Polizei gekommen, nach taz-Einschätzung sind es eher doppelt so viele. Mit dabei sind auch Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen anderer Gruppen wie Extinction Rebellion oder Greenpeace. Aggressionen vonseiten der Au­to­fah­re­r*in­nen bleiben an diesem Tag aus. Im Gegenteil: Ein Autofahrer auf der gegenüberliegenden Fahrbahn hält an, lässt sich einen Flyer geben und ruft: „Volle Solidarität!“.

Es dauert weit über eine Stunde, bis der Demonstrationszug am nahe gelegenen Brandenburger Tor angekommen ist. Die Straße hat die Letzte Generation an diesem Tag ganz ohne Festkleben blockiert. Auch nach den Razzien wollen die Um­welt­ak­ti­vis­t*in­nen auf jeden Fall weiter machen.

Raphael Thelen, Aktivist und Sprecher der Letzten Generation, zeigte sich am Donnerstag überwältigt vom dem Protestmarsch. „Wir waren vier Mal so viele Leute wie bei der bislang größten Demo.“ Für viele Teil­neh­me­r:in­nen sei die Razzia „der letzte Push“ gewesen, sich jetzt der Gruppe anzuschließen. Bereits am Freitag soll es 17 Uhr die nächste Demo geben, Startpunkt dann: das Frankfurter Tor. Für kommenden Mittwoch sind dann Protestmärsche in verschiedenen großen Städten bundesweit geplant.

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