Protest gegen Atomwaffen: Nicht so Bombenstimmung

Jede Atombombe – eine zu viel. Seit Tagen gibt es Proteste gegen die Waffen. Am Wochenende soll es auch zu Blockaden kommen.

Ein bisschen Frieden: Klares Zeichen, hier bei Protesten in Berlin. Bild: dpa

BERLIN taz | Nichts essen, hungern, Leid empfinden. Mit einer politischen Fastenaktion haben Atomwaffengegner im rheinland-pfälzischen Ort Büchel an den Abwurf einer Atombombe auf die japanische Stadt Nagasaki im Jahr 1945 erinnert. In Büchel in der Eifel beendeten am Freitag nach Veranstalterangaben rund 20 AktivistInnen rund um den Friedenspfarrer Matthias Engelke pünktlich um 11.02 Uhr ihre Fastenaktion. Zuvor hatten sie bis zu sieben Tage kein Essen zu sich genommen.

Am 9. August 1945 um 11.02 Uhr hatten US-Streitkräfte in Nagasaki eine Atombombe abgeworfen. 70.000 Menschen starben an den Folgen. Drei Tage zuvor, am 6. August 1945, war bereits eine erste Atombombe über Hiroshima abgeworfen worden. Allein daran starben rund 140.000 Menschen.

Mit der Protestaktion in Rheinland-Pfalz wollen die Demonstranten darauf hinweisen, dass bis heute in Deutschland Atomwaffensprengköpfe der US-Armee gelagert werden. Im Fliegerhorst Büchel sind noch immer bis zu 20 Atomwaffen stationiert. Weltweit, so schätzen die AktivistInnen, gibt es noch rund 17.000 Atomwaffen. „Seit Jahren gibt es einen Stillstand der atomaren Abrüstung“, heißt es in einer Erklärung.

Angelika Wilmen, Pressesprecherin bei den Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), sagte am Freitag der taz: „Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie endlich verbindlich von der USA verlangt, ihre Atomraketen hier abzuziehen.“ Es sei nicht nachzuvollziehen, warum die Bundesregierung sich nicht an ihren eigenen Koalitionsvertrag halte.

Die Regierungsparteien CDU, CSU und FDP hatten 2009 in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, sich „im NATO-Bündnis sowie gegenüber den amerikanischen Verbündeten dafür einzusetzen, dass die in Deutschland verbliebenen Atomwaffen abgezogen werden.“

Bereits in den vergagenen Tagen hatte es in dutzenden deutschen Städten Proteste und Mahnwachen gegeben. In Bad Hersfeld und Fürtstenfeldbruck, in Hannover, Mühlheim, Bonn und Freiburg, in Frankfurt, München und Kiel sowie in vielen anderen Städten gingen Menschen auf die Straßen.

Auch am Wochenende soll es im Friedenscamp in Büchel zu weiteren Protestaktionen kommen. So soll am Sonntag eine eintägige "Musikblockade" beginnen. Dazu werden unter anderem Nina Hagen und der Revoluzzer-Violinist „Paul der Geiger“ erwartet sowie die Aktionsgruppe Lebenslaute.

Das politische Orchester verbindet zivilen Ungehorsam und Straßenblockaden mit klassischen Konzerten. Über einen Zeitraum von 24 Stunden wollen die Künstler gemeinsam mit AktivistInnen ab Sonntagmittag die Zufahrtswege zur Militärbasis blockieren.

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