Protest bei Gedenken an SS-Massaker: Deutscher Kranz nicht erwünscht
Der deutsche Botschafter in Griechenland legte beim Gedenken an ein SS-Massaker einen Kranz nieder. Eine Syriza-Politikerin wollte das verhindern.
„Sie haben dazu kein Recht. Zahlen Sie die deutschen Reparationen an die Opfer“, forderte Konstantopoulou, die 2015 als Mitglied der linken Regierungspartei Syriza kurzzeitig Parlamentspräsidentin war.
Aus der Menge der Anwesenden waren „Bravo“- und „Schande“-Rufe zu hören. Dann stellte sich der 94-jährige Widerstandskämpfer Manolis Glezos dem Botschafter zur Seite: Er erhob sich von seinem Platz in der ersten Reihe und führte Schoof an der Hand nach vorne, damit er den Kranz ablegen konnte. Die Geste wurde aus dem Publikum mit „Bravo“-Rufen quittiert.
„Das Kind eines Verbrechers, was auch immer die Verbrechen seines Vaters oder seiner Mutter seien, ist dafür nicht verantwortlich“, sagte der in Griechenland weithin bekannte Held des Widerstands gegen die Nazi-Besetzung.
Zum Volkshelden wurde Glezos in Griechenland mit 18 Jahren durch eine tollkühne Aktion: Gemeinsam mit einem Freund kletterte er in der Nacht zum 31. Mai 1941 im besetzten Athen auf die Akropolis und entfernte dort die Hakenkreuzfahne. Von den deutschen Besatzern wurde er drei Mal festgenommen und wiederholt gefoltert.
300.000 Griechen getötet
Durch die Besatzung Hitler-Deutschlands von April 1941 bis September 1944 verloren rund 300.000 griechische Staatsangehörige ihr Leben. Die Nazis verübten zahlreiche Massaker. In Distomo ermordete eine Division der Waffen-SS am 10. Juni 1944 insgesamt 218 Menschen, darunter rund 50 Kinder.
Andere Massaker wurden in Kommeno, Lyngiades, Kalavryta, Kandanos oder Viannos verübt. Außerdem nahm die Besatzungsmacht 1942 bei der griechischen Zentralbank einen Zwangskredit auf, der damals auf knapp 500 Millionen Reichsmark beziffert wurde.
Die Frage von Entschädigungszahlungen belastet die deutsch-griechischen Beziehungen. Athen bezifferte die Forderungen zuletzt auf 269,5 Milliarden Euro. Deutschland hat die griechischen Forderungen stets abgewiesen. Zur Begründung hieß es unter anderem, der Zwangskredit falle unter das Londoner Schuldenabkommen von 1953, das Deutschland von allen Reparationen und Kompensationen freispricht. Dagegen verweist Athen darauf, dass der Besatzungskredit und die Forderung nach Reparationen zu trennen seien.
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