Protest am Kohlekraftwerk Mannheim: Blockade für den Kohleausstieg
Dutzende Klimaaktivisten besetzten am Samstag das Gelände des Mannheimer Kohlekraftwerks. Auf eine Räumung wurde verzichtet.
Auswirkungen auf die Energieversorgung hatte der Protest nach Angaben eines Kraftwerkssprechers nicht: „Die Strom- und Wärmeerzeugung war zu jeder Zeit gesichert“, sagte er am Sonntag. Es habe keine Unterbrechungen gegeben. Die Anlage sei zu dem Zeitpunkt außer Betrieb gewesen.
Polizei und Aktionsbündnis sprachen von insgesamt rund 100 Demonstranten. Etwa die Hälfte habe das Hauptzufahrtstor blockiert und mit Bannern und Schildern protestiert. Die anderen seien im Gelände gewesen. Im Interesse der Sicherheit für die Aktivisten wurde auf eine Räumung verzichtet, sagte der Kraftwerkssprecher.
Die Stimmung war laut Polizei friedlich. Sie war aber den ganzen Tag mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort, für den Fall, dass die Situation sich verändern oder die Stimmung kippen sollte.
Sprecher Aktionsbündnis Ende Gelände
Die Aktivisten waren dem Kraftwerkssprecher zufolge ab 5.20 Uhr auf dem Gelände. Sie verließen es dann nach gut zwölf Stunden Blockade freiwillig, wie die Polizei mitteilte. Es habe beim Abzug der rund 100 Menschen und später bei der Abschlusskundgebung in der Innenstadt keinerlei Zwischenfälle gegeben.
Der Steinkohlemeiler sei für etwa acht Prozent der CO2-Emissionen in Baden-Württemberg verantwortlich, hieß es in einer Mitteilung von „Ende Gelände“. Auf Twitter forderte das Bündnis: „Legt das Großkraftwerk Mannheim endlich still!“ Es sei das Steinkohlekraftwerk mit dem höchsten CO2-Ausstoß in Deutschland.
Angesichts der Untätigkeit der Bundesregierung sehe man sich zu solchen Schritten gezwungen, teilte das Aktionsbündnis außerdem mit. „Wenn die deutsche Bundesregierung nicht den sofortigen Kohleausstieg einleitet, verspielen wir unsere Chance, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu beschränken.“ Der Landesverband der Linken solidarisierte sich mit dem Protest. Die Besetzung sei notwendig und richtig, sagte Linken-Politiker Michel Brandt.
Umweltschützer hatten in der Vergangenheit immer wieder den Betrieb des gigantischen Meilers kritisiert, das Kraftwerk als „Klimakiller“ bezeichnet – und vergeblich dagegen geklagt. Betreiber sind die drei Energiekonzerne RWE (Essen), EnBW (Karlsruhe) und MVV (Mannheim). 2015 ging der 1,2 Milliarden teure Block 9 ans Netz. Er hat eine Leistung von knapp 2150 Megawatt.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung