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Problemsüßigkeit GummibärchenHaribo macht voll nicht froh

Erwachsene zwingen arme Kinderseelen, farblose Gelatineabgüsse in sich hineinzustopfen. Dabei machen Gummibärchen dumm!

Eine Bärchenattacke jagt die nächste Foto: Niggl/photocase

K inder sind gar nicht so doof wie gedacht. Sie haben einen voll ausgestatteten Wahrnehmungsapparat, können fehlerfrei geradeaus laufen und die Sonne durch die Ohren zischen lassen. Das ist Erwachsenen nicht klar. Der Erwachsene verfolgt das Prinzip: Mein Kind heißt Hase, es weiß von nichts. Der Erwachsene tut und sagt einfach mal; alles, wogegen das Kind nicht explizit protestiert, wird schon richtig gewesen sein.

So kommt es, dass gemeint wird, Kindern könne man die abartigsten Sachverhalte untermogeln. Und mehr noch: Ihnen gefiele das sogar. Mögen doch alle Kinder! Heißt es dann, wenn das Kind sich weigert, „nach der Wurst“ zu „schnappen“. Wenn es am Schlammbadtag des Ferienlagers Dreckklötze plötzlich genug hat. Wenn es den Labrador abfackelt, den es nie geschenkt haben wollte.

Auch Gummibärchen sind so ein abartiger Sachverhalt. Sie gelten als klassisches Kinderessen. Dabei teilt sich die Schar der menschlichen Miniwürmer, in deren Nähe sie gebracht werden, folgendermaßen auf: In diejenigen Kinder, die dieser self-fulfilling prophecy naiv aufsitzen, sich prügelnd den Weg zur saftigst glitzernden Stopfpackung bahnen, euphorisch den Gummiglubsch reinschlabbernd, weil sie tatsächlich glauben, das, was es da gibt, sei etwas Tolles, ihnen geschehe gerade Gutes.

Und eben in die anderen Kinder, denen nur noch die spuckefarbenen Gelatineabgüsse angeboten werden können, denn alles andere ist schon leer geputzt. Bestimmt – und heimlich froh – lehnen sie ab, wecken damit aber nicht mehr Mitleid, sondern Unverständnis in den erwachsenen Anbietpersonen. Was? Aber alle Kinder mögen doch!

taz am wochenende

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So geht es weiter, Woche für Woche, Bärchenattacke für Bärchenattacke. Je größer das Unverständnis der großen Süßigkeiteninvasoren, umso sicherer werden die kleinen Gummiverweigernden sich, dass ihre Ahnung richtig war: Das, was die da ihre Hälse runterdrücken, das sollte niemals einen Mund von innen sehen.

Um die „Trends“ zu erkennen, heißt es in einem Artikel von 2002, lese der greisen Gummibärchenmagnaten Hans Riegel junior, persönlich die Bravo. Auch wenn das nicht stimmt: Geht's noch creepier? Gummibärchen sind ein unbeschwertes, heiteres Essen, für Kinder – und für das Kind im Erwachsenen: Das ist eine Lüge. Gummibärchen verkleben den Magen. Ihre Abbauprodukte lagern sich in der Kiddiedrüse an, die ist im Gehirn und kann platzen, und wenn das passiert, dann muss man für immer den Kinderkanal gucken, und Super RTL und Nickel­odeon gleichzeitig. Man wird seines Lebens nicht mehr fröhlich.

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Adrian Schulz
Freier Autor
Seit 2015 bei der taz, zunächst als Praktikant, dann als freier Autor und Kolumnist (zurzeit: "Ungenießbar"). Nebenbei Masterstudium der Ästhetik in Frankfurt am Main. Schreibt über Alltag, Medien und Wirklichkeit.
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20 Kommentare

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  • Bei all dem komischen Zeugs, was es für Kinder gibt, sind Gummibärchen wohl noch das harmloseste... Aber Mitfühl: mir geht's so mit Lakritzschnecken von H...alias "Bärendreck". Allein beim Gedanken daran kommt's mir hoch.

  • Gerne werde ich ein bisschen dümmer.



    Jedesmal wenn ich Langstrecke fahre, sind Gummibärchen meine Droge on the road.



    Das Kauen hält wach...

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - klärt auf -

    “ "Dabei machen Gummibärchen dumm!" Am Besten mit Senf essen.



    Der macht auch dumm.“



    & Neben den beiden:



    Mohnstrudel meiden.

    ps Werde bloß im around den Eindruck nicht los: Außenvor - bleibt der Humor •



    Auch kommt solch guter Rat - was spat!

  • Doooooch! Eltern halten ihre Kinder für doof.



    An jeder Eisdiele zu beobachten: Willst du lieber Vanille, Mango oder Schokolade? (Kind dreht und wendet sich, die Lieblingssorte war wohl nicht genannt). Es sagt nach langer Pause: Erdbeer! Eltern: Nur Erdbeer oder auch Vanille und Schokolade? Ist endlich diese Entscheidung gefallen: Willst du lieber in der Waffel oder im Becher? Willst du lieber.... sie halten ihre Kinder für zu doof eine süße, kalte Köstlichkeit auch ohne all die Optionen zu genießen. Sie halten sie für zu doof einfach nur mit etwas glücklich zu sein, dass es nicht alle Tage gibt. Sie halten sie für zu doof die von den Eltern getroffene Entscheidung mit Quengeln und Geschrei zu begleiten.



    Obendrein sind Eltern betriebsblind in ihre (wenigen) Kinder verliebt und spiegeln darin ihren eigenen Erfolg wieder. WArum sollten sie Kinder besser beurteilen können, als jemand OHNE? Ich bin Mutter. Ich mag den Artikel sehr.

    • @Maria Burger:

      Das ist einfach eine Überlebensstrategie von Eltern. Offene Fragen "Welches Eis willst du?" überfordern manche Kinder tatsächlich bei 40 Auswahlmöglichkeiten. Und anstatt einfach eine Entscheidung für das Kind zu treffen, wird ihm mit der Wahl A oder B die Illusion von Entscheidungsmacht und Empowernent vermittelt. Das ist so ähnlich wie die "Bürgerbeteiligung" oder Wahlen im Kapitalozän für Erwachsene.

      • @Clifford:

        Habe immer zwei Waffeln mit je einer Kugel genommen, das gleiche für mich und Kind. Gar nicht erst gefragt.... beide waren wir glücklich und die Schlange hinter uns erst recht. Denn: Eisdielen, doofe Eltern, quenquelnde Kinder, der Sommerhorror in den Städten.

  • Ich rate mal einfach: der Autor hat selbst keine Kinder und auch sonst wenig mit Kindern zu tun.



    Alleine die Aussage "Kinder sind gar nicht so doof wie gedacht" ist schon vielsagend.



    Ich kenne keine Eltern die so etwas denken.

    • @Demokrat:

      Mit 23 hat man(n) in diesem Land noch keine Kinder. Frau in der Regel auch nicht. Genugenommen ist die eigene Kindheit noch gar nicht vorbei. Somit ist es eher die Projektion auf die Eltern, die sich hier offenbart. Generation Schneeflocke.

    • @Demokrat:

      so, so ...



      kennen sie nicht.

      ich kenne solche eltern zur genüge.

      die ihre kinder kaum unbeaufsichtigt eigene wege gehen lassen.



      die ihnen ständig neue erfahrungshorizonte eröffnen wollen, anstelle daß dies ihnen selbst überlassen wird.

      usw. usw.

      • @adagiobarber:

        So so.



        Meine rede

  • Ich dachte bisher immer, Polemik, Rufmord, Extremismus und Radikalismus wären Mittel und Erscheinungsformen von politischen Randgruppen und religiösen Fanatikern.



    Das diese nun auch schon in einer Gruppe angekommen sind, die für sich in Anspruch nimmt, in der bürgerlichen Mitte zu stehen, entsetzt mich!

  • Ich habe tatsächlich den ganzen Kommentar bis zum Ende gelesen... Und auch tatsächlich bis fast zum Ende die Hoffnung gehabt, dass irgendwie noch irgendetwas mit Sinn, Verstand oder Nutzen für den Leser dabei geschrieben steht, außer die ganz persönliche Antipathie des Kommentators gegen Gummibärchen im besonderen und, mit viiiel Phantasie und Wohlwollen, noch ein bisschen Kritik an der Werbungshörigkeit mancher Erwachsenen.

    Auf jeden Fall wieder ein überflüssiger, weil journalistisch schlechter, Kommentar...



    Schade, aber irgendwie muss man ja Sonntags die Seite füllen.. Ich geh jetzt erstmal Eis essen, vielleicht mach ich auch paar Gummibärchen drauf, einfach aus Protest, obwohl ich die nicht mal mag.

    • @Schusters Bernd :

      auf an die



      süssigkeitenschublade

      ob gummibären, lakritz oder schoko

      die zahnärzte müssen auch arbeiten

  • Wohl zu viel Gummibären genascht und jetzt das schlechte Gewissen auf andere projizieren?

  • Na so was ...







    Gummibärchen waren die Delikatesse meiner Kindheit (Katjes Lakritzkatzen dann die meiner frühen Jugend.



    Ich konnte mich nie entschieden, ob die grünen oder die weißen die besten waren.

    Und tatsächlich esse ich sie gelegentlich immer noch gerne. Zur Zeit finde ich die grünen besser.

  • Liggers. Da wird nochmals goldsonnen klar. Wiedermal.

    Warum die Generation Gummibärchen.



    Wohl wahr. So Schreibt - Wiese Schreibt. Newahr.



    Normal.

    unterm——— & Stimmt Schonn —



    “ Gummibärchen verkleben den Magen. Ihre Abbauprodukte lagern sich in der Kiddiedrüse an, die ist im Gehirn und kann platzen, und wenn das passiert,



    dann muss man für immer den Kinderkanal gucken, und Super RTL und Nickel­odeon gleichzeitig. Man wird seines Lebens nicht mehr fröhlich.“ Eben.



    & Genau Genau -



    Däh! Deswegen schauens - auch inne taz.



    So kniestig aus der Wäsch - mein Schatz - 👹 -

    • @Lowandorder:

      Also alle Kinder, die ich kenne, würden auch Uran-Brennstäbe essen, wenn die nur genügend Zucker enthalten würden.

      • @Jim Hawkins:

        Schonn. Oder sie kriegens auf die harte Tour abgewöhnt - wie ich durch großes Bruderherz*39.

        Während ihm als Kriegskind - Süßigkeiten Zucker etc mopsen ein No Go war. War ich darin komplett hemmungslos & “…er geht roppig mit em om!“ der balkendeutsche Nachbar.



        & sodele



        Spuckte ich nicht schlecht. Hatte er mir Gierhals doch eine große Schüssel plus Esslöffel hingestellt - mit Salz - 🤮 -



        (Nunja - ein Versuch! - 🥳 - ;)

        • @Lowandorder:

          Böse Sache, die der Volksgenosse da veranstaltet hat.

          Immerhin hat er die Balance von süß und salzig wieder hergestellt.

          • @Jim Hawkins:

            Balance? Vor allem de Ol mit sei Klitsche

            unterm—— entre nous only —



            Schwartauer Schokoladen!!-Streußel aus der Hand! - Alter. Apfelringe im 30 kg Kartoon - Ebenso - ganze Zitronathälften



            (Einmal waren 100 - schokolde überzogenes Schaumgebäck mit Migrationshintergrund zu verputzen!!



            Hatte ich doch zwei Kartons am Ledergurt & einen in der Kurve mit dem Gesundheitslenker durchbohrt & …die Schwartauer Allee glücklich unblessiert gequert!



            & endlich war ich Vorkostermeister für



            Holländische Süßigkeiten: mein Urteil -



            Gab den Ausschlag: früh übt sich! - 😎 -



            (von den umwerfenden Puddings unserer alten Dame - Karamell & Co mal ganz ab) - Schleckermaul halt. Ever.