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Pro und Contra Große KoalitionIst die SPD scheinheilig?

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff und Martin Reeh

Ein halbes Jahr vor der Wahl will die SPD die Homo-Ehe durchsetzen. Dabei ist klar: Mit der Union wird das nichts.

Ende der Harmonie: Die SPD äußert plötzlich Forderungen Foto: ap

Ja, die SPD ist scheinheilig

D ie SPD mag eine Reihe von Problemen haben, aber eines gehört nicht dazu: populäre Themen zu Wahlkampfzwecken aus dem Hut zu zaubern.

Erinnern Sie sich an den Bundestagswahlkampf 2005? Damals zogen die Sozialdemokraten mit der Idee einer Bürgerversicherung ins Feld, obwohl sie zuvor in der Regierung sieben Jahre Zeit dafür gehabt hätten. Statt der Bürgerversicherung kam nach den Wahlen eine Mehrwertsteuererhöhung, die die SPD ausgeschlossen hatte.

Nur einmal hat es die SPD anders gemacht – 2013. Sigmar Gabriel versprach Mindestlohn und Rente mit 63 – und setzte beides in den Koalitionsverhandlungen rigoros durch. Damit war aber auch klar: Andere Themen, etwa die Mietpreisbremse, hatten für die SPD weniger Wichtigkeit. Intern sagen SPDler, das Mieten-Thema hätten auch viele Sozialdemokraten unterschätzt: Sozis etwa aus schrumpfenden Ruhrgebietsstädten hätten andere Sorgen gehabt. Die Konsequenz: eine von der Union vermurkste Mietpreisbremse, bei der die SPD jetzt Nachbesserungen verlangt – und damit Wahlkampf macht.

So war es auch bei den Managergehältern: Im Koalitionsvertrag steht es eindeutig: „Um Transparenz bei der Feststellung von Managergehältern herzustellen, wird über die Vorstandsvergütung künftig die Hauptversammlung auf Vorschlag des Aufsichtsrats entscheiden.“ Weitergehende SPD-Vorschläge scheiterten. Seitdem hat sich bei den Managergehältern nicht viel getan, außer: Die ehemalige SPD-Ministerin Christine Hohmann-Dennhardt erhielt 12 Millionen Euro als VW-Managerin.

Bei dem heutigen Vorstoß im Koalitionsausschuss geht es der SPD also darum, Hohmann-Dennhardt vergessen zu machen und stattdessen die Union vorzuführen. Die wird mit Recht darauf verweisen, dass im Koalitionsvertrag etwas anderes festgehalten ist.

Dabei wäre es relativ einfach, wenn die SPD schnell eine andere Regelung bei Managergehältern (oder Mieten) will: Im Bundestag hat sie zusammen mit Grünen und Linken eine Mehrheit. Diese ausnutzen will die SPD nicht, weil sie sich an die Vereinbarungen mit der Union gebunden fühlt. Aber im Koalitionsvertrag steht eben auch, dass es keine weitergehenden Regelungen bei Managergehältern oder der „Ehe für alle“ geben wird. Die Themen in den Koalitionsausschuss einzubringen widerspricht ebenso dem Geist des Koalitionsvertrages.

Die SPD braucht wie alle Parteien Erfolge. Aber fast noch mehr braucht sie Projekte, die nie realisiert werden, aber immer wieder vorgeschlagen werden können. Wähler, die die lange Vorgeschichte nicht kennen, freuen sich dann über die großartigen neuen Ideen der SPD. (Martin Reeh)

Nein, die SPD ist nicht scheinheilig

Ehe für alle! Mehr Arbeitslosengeld für viele! Und viel weniger Gehalt für Manager! Täglich grüßt die SPD mit einem neuen Wahlkampfschlager.

Und das ist schön so.

Hatten wir uns nicht jahrelang beklagt, wie brav und bräsig die Sozialdemokraten vor sich hin regierten? Ohne eigenen Ehrgeiz und ohne eigene Ambitionen, geschweige denn Visionen. Was wollte die SPD eigentlich – außer weiterwurschteln? Die meisten Wähler konnten jahrelang kaum noch Unterschiede zur Union erkennen.

Nun ist die traditionsreichste Schnarchpartei Deutschlands endlich aufgewacht und macht halbwegs deutlich, was sie anders machen würde, wenn sie denn allein oder jedenfalls ohne die Union regieren könnte. Das ändert nicht sofort die Welt, regt aber wenigstens die politische Fantasie an. Und weckt bei vielen Wählern Interesse.

Gott – oder auf Neusozialdemokratisch ausgedrückt – Martin Schulz sei Dank!

Ob die reanimierten SPD-Führungskräfte ihre Lebens­zeichen auf Parteitagen, Talkshows oder in Koalitionsausschüssen von sich geben, ist zweitrangig. Was spricht dagegen, wenn die SPD die letzten Monate ihrer Beteiligung an der Großen Koalition auch dafür nutzt, um bei viel beachteten Koalitionsrunden überfällige Reformvorschläge wie die komplette Öffnung der Ehe für Homo-Paare einzubringen und dadurch kenntlich zu machen, was auch mit der scheinbar ach so liberalen Merkel-CDU nicht geht?

Natürlich darf die SPD jetzt bei aller Euphorie nicht das Blaue vom Himmel versprechen. Aber wenn sie erst über eigene Pläne reden darf, wenn deren Umsetzung hundertprozentig sicher ist, kann sie sich den Wahlkampf gleich sparen. Die Bürger wollen wissen, was die SPD selbst will. Dass es in Koalitionen Kompromisse geben muss, ist klar – erst recht, wenn sich die SPD schlauerweise mehrere Optionen offenhält.

Seit die SPD lauter sagt, was sie verändern möchte, interessieren sich jedenfalls ganz offenkundig wieder mehr WahlbürgerInnen für die Politik der verlässlich demokratischen Parteien – und weniger für die Sprüche von rechtsaußen. Das zeigt sich in bundesweiten Umfragen, aber auch in der deutlich gestiegenen Wahlbeteiligung im Saarland. Allein das ist schon ein Erfolg. Auch wenn der Sonntag im Saarland gezeigt hat, dass der Schulz-Zug keineswegs direkt zu SPD-Wahlsiegen und schon gar nicht automatisch ins Kanzleramt fährt.

Die personellen und inhaltlichen Vorstöße der SPD sind kein Selbstläufer. Sie scheinen im Gegenteil zu polarisieren. Sie sind deshalb nicht unbedingt heilbringend für die Partei, aber gut für die Demokratie. (Lukas Wallraff)

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
Von 2018 bis 2020 taz-Parlamentskorrespondent. Zuvor von 2013 bis 2018 Leiter der taz-Inlandsredaktion, von 2012 bis 2013 Redakteur im Meinungsressort. Studierte Politikwissenschaft in Berlin, danach Arbeit als freier Journalist für Zeitungen, Fachzeitschriften und Runkfunkanstalten, Pressesprecher eines Unternehmensverbands der Solarindustrie und Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik.
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18 Kommentare

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  • Jetzt kam ja heraus, dass die SPD nach den Wahlen wahrscheinlich eine Ampelkoalition befürworten wird. Das alte Thema soziale Gerechtigkeit wird dann im Koalitionsvertrag mutmaßlich weitgehende geschliffen.

     

    Andere Themen, die zusammen mit der FDP dann durchgesetzt werden können, wurden aber dringend gesucht und mit der Ehe für alle gefunden.

     

    Ich stimme diesem Vorhaben der SPD zu. Und doch frage ich mich, wo denn die konkreten Ansagen zu Themen bleiben, die die Mehrheit der Bevölkerung betreffen. Oder hat die SPD ihre Meinung zu dem Thema mit Prioriät gebildet? Ich glaube es wahrhaftig nicht.

  • Die Homo-Ehe ist längst überfällig und alle pseudomoralischen Fragen verbieten sich aus der Grundrechteperspektive eines Gleichheits sowieso.

     

    Aber mal ehrlich: Wer an die SPD glaubt, ist doch selbst schuld. Die SPD ist und bleibt die Partei des institutionalisierten Minderwertigkeitskomplexes – immer auf dem vermeintlichen Weg zur Anerkennung durch die Großen: Industrieverbände, Konzernchefs und Medientycoons. Ihre WählerInnen haben sie dabei so gut wie nie ernsthaft im Blick, nur als Stimmvieh.

     

    Aus der Sicht der einfachen Bevölkerung, ist es schwer, sich an etwas anderes als Verrat durch die SPD zu erinnern, ausgenommen allenfalls kurze Phasen innerhalb der aufstrebenden Konjunktur der Nachkriegszeit. Immer wenn es drauf ankam haben sie den Militaristen, Großbürgerlichen oder Konzernpaschas die Stiefel geleckt: 1914 ware es die Kriegskredite und Verrat an der Solidarität der europäischen ArbeiterInnen, was den Ersten Weltkrieg erst möglich gemacht hat; 1918/19 waren es Ebert und Noske mit der blutigen Gewaltherrschaft gegen die Revolution ihrer eigenen soz.-demokr. WählerInnen und auch noch durch präfaschistische Freikorps, die daran fett wurden und anschliessend Putsch und Verderben über die im Blut der angeblichen "Novemberverbrecher" erstickte Weimarer Republik gebracht haben – mit bekanntem Ausgang 1933-45, ..., 2004 mit der Agenda2010 und Hartz4).

     

    Wer die Geschicke der Gesellschaft, die es - meine - ich zu schützen gilt, solchen Falschspielern ausliefert, darf sich nicht wundern, wenn sie dann, nach der Wahl, wieder alles verramschen. Auch ihre mühsam für den Wahlkampf zusammengekratzten Glaubwürdigkeitswerte.

     

    Eine Partei, die durch ein hänselnd-genäseltes "Ihr-könnt-doch-keine-Wirtschaft!" aus der konservativen Ecke so leicht ins Boxhorn zu jagen ist, stellt ein gesellschaftliches Gesamtrisiko dar.

  • Die SPD hat IMMER ihre Ziele vertreten! Wenn sie sie nicht durchsetzen konnte.

    In der Opposition fand Herr Gabriel TTIP noch intransparent und unfair. Als Wirtschaftsminister sah dass dann ganz anders aus.

    Oder Frau Nahles. Als damals von Schwarz-Gelb durchgesetzt wurde, dass die Arbeitgeber-Anteile der Krankenversicherung eingefroren werden, fand sie das Zitat: "Schlicht und ergreifend unfair!" Anno 2013 war das schlicht und ergreifend immer noch unfair, aber da war es ihr schlicht und ergreifend scheißegal denn sie war ja Arbeitsministerin. (Wäre also die Erste gewesen die es hätte ändern können oder ansprechen müsste.)

    Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!

    • @derSchreiber:

      Die historische Faktenlage sagt, dass im Rahmen der Koalitionsverhandlungen 2013 die SPD auf die Forderung nach Wiederherstellung der hälftigen Zahlung der GKV-Beiträge durch Arbeitgeber und Beschäftigte als eine Art Kuhhandel mit der CDU verzichtet hat, um den Mindestlohn der Union abzutrotzen. Kann man kritisieren, kann man mit Blick auf den Mindestlohn aber auch zumindest als Teilerfolg der SPD verbuchen.

      • @aworldapart:

        Ich kritisiere es. Weil der Mindestlohn zB bei Reinigungskräften einfach umgangen wird.

        Da wird nun der Tarif bezahlt, aber für ein Objekt das früher in 8 Stunden gereinigt wurde, werden jetzt 6 Stunden veranschlagt und das gleiche Geld gezahlt...

         

        Diesen Leuten hat der Mindestlohn nichts gebracht.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Außer der "Ehe für alle" sollte die Schulz-SPD noch viel mehr "fordern", z. B. die Lohngleichheit, die Bildungsgerechtigeit, vielleicht sogar auch das BGE.

    Das Vorpreschen mit einem Thema so kurz vor der Wahl kommt einem vor wie Profilierung als Provokation des Koalitionspartners. Insofern hat Volker Kauder nicht ganz unrecht.

    Dann schon lieber thematisch ganz von der Union absetzen und vor allem dranbleiben.

  • Jetzt mal unabhängig von wahlkampfbedingten Taktikaspekten auf SPD-Seite. Mir geht´s hier um Thema Ende des Eheverbots für Schwule und Lesben, hervorgerufen durch die ewig gestrige CDU/CSU, die gesellschaftspolitisch wie die AfD in den 50iger Jahren steckengeblieben ist.

     

    Im Bundesrat besteht eine 83-prozentige Mehrheit für die „Ehe für alle“. Der Bundesrat hat ein zweites Mal ein Gesetzgebungsverfahren angestoßen. Der Befassung des Gesetzentwurfs im Bundestag muss (gem. Artikel 76 GG) bis spätestens Juni erfolgen. Über Monate hinweg hat die Verbotspartei CDU/CSU unter Beihilfe des kuschenden Koalitionspartners SPD die Befassung des Gesetzentwurfs im Bundestag mit Geschäftsordnungstricks aufgeschoben. Hier droht ein Verfassungsbruch forciert von der selbsternannten „Recht“- und Ordnungspartei CDU/CSU.

     

    Im Koalitionsvertrag heißt es (wenn auch vage formuliert), dass die Koalition noch bestehende Benachteiligungen für gleichgeschlechtliche Paare abschaffen will. Heiko Mass´ sehr kleinteiliges Ergänzungsgesetz hat hierzu nicht alle Benachteiligungen aus der Welt geschaffen.

     

    Also hätte die SPD auf dieser Basis gute Gründe zu sagen: „Du, CDU hast die Vorgabe des Koalitionsvertrages mit uns nicht ausreichend umgesetzt! Also bringen wir jetzt einen eigenen Gesetzentwurf ein unter Berücksichtigung des Bundesrats-Entwurfs!“

     

    Erste Lesung noch jetzt im Frühjahr und die weiteren noch vor der letzten Parlamentswoche vor der Wahl. Ergebnis: SPD, Linke, Grüne und ein, zwei CDU´ler beschließen ein Ende des diskriminierenden Eheverbots und erlauben der BRD im 21. Jahrhundert ein zeitgemäßes Eherecht zu erlangen. Im Übrigen würde die BRD mit der „Ehe für alle“ endlich gleich zu ziehen mit den Pitcairn-Islands, Malta, Grönland oder der kanadischen Innuit-Provinz Nanuvut.

  • SPD ist nicht Partei, sondern Charakter. Das macht eine Volkspartei aus. Leute mit einer politischen Willensbildung haben in der SPD nichts verloren. Volksparteien machen keine Fehler, sie sammeln nur ihre Charakter. Den Fehler machen diejenigen, die darauf hereinfallen.

  • Die SPD scheinheilig? Aber sicher! Und das mindestens seit 1914...

  • Die CDU ist eine konservative Partei, wobei "conservare" lateinisch "bewahren" heisst - genau das sollte die Partei auch in diesem Fall tun, nämlich konservative Interpretation des Begriffs "Ehe" weiter zu pflegen anstatt sich am allzuschnell vergehenden Zeitgeist anzubiedern.

     

    Homosexualität ist gleich Absage, am Fortbestand der Gesellschaft durch Vererben der Gene teilzunehmen. Nur Heterosexualität tut und garantiert das. Sie beide im Eherecht als gleich zu betrachten wäre insofern ein soziales Experiment, das nur zu linksgerichteten Parteien ins Profil passt. Eine konservative Partei medial oder politisch zu zwingen so was gegen ihre Natur zu machen würde dagegen einer ideologischen Vergewaltigung gleichen. Die SPD hat einst sich selbst bzw. ihre Werte durch Agenda 2010 verraten - die CDU wäre verrückt, wenn sie jetzt gleichen Fehler machen würde.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Frank Fink:

      "Homosexualität ist gleich Absage, am Fortbestand der Gesellschaft durch Vererben der Gene teilzunehmen."

       

      In welchem Jahr leben Sie geistig? So einen Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört. Noch nie eine*n Homosexuelle*n mit Kind getroffen?

    • @Frank Fink:

      Wenn ich den Äußerungen des rechten Flügels der CDU und deren verstockter Anhänger sowie all denen von ganz rechtsaußen, also AfD, glauben schenken soll, ist doch die CDU in deren Augen längst zu einer „linken“ oder gar „linksradikalen“ Partei (…selten so gelacht…) geworden. Also was denn nun bitte?

       

      Das politische Urteilsvermögen im rechten Spektrum, von „Lebensschützern“ und anderen Moral-Ayatollahs im Lodenmantel scheint tatsächlich auf den Dackel gekommen zu sein.

    • @Frank Fink:

      Die Argumentation ist vollkommen widersprüchlich und entzieht sich jeder Rationalität. Die Ehe ist ein zivilrechtlich geregeltes Rechtskonstrukt im BGB und keine Morallehre. Das Grundgesetz verlangt nicht explizit die Ehe nur von Mann und Frau. Der grundgesetzbasierte Schutz der Familie umfasst auch den Bund gleichgeschlechtlicher Partner, die eigene oder von einem Partner adoptierte Kinder mit in die Partnerschaft einbringen und vom anderen Partner sukzessiv adoptiert werden können. So die bestehende vom BVerfG geforderte Rechtslage.

       

      Ganz abwegig wird Ihre „Argumentation“ mit der biologistischen Auffassung nur die Ehe zwischen Mann und Frau erlaube „Fortbestand der Gesellschaft durch Vererben der Gene“. Damit müssten Sie umgehend einen Gesetzentwurf verlangen, der solchen Heteropaaren die Heirat verweigert oder entzieht, die biologisch bedingt keine Kinder bekommen können oder wollen. Oder auch müssten Sie konsequenterweise einer älteren Frau nach der Menopause, die gern ihren geliebten Mann im Alter ehelichen möchte dieses verweigern.

       

      Vielleicht merken wie abseitig, unlogisch, wie diskriminierend Ihr Ansinnen ist? Das BVerfG hat in den vergangenen 15 Jahren seit Inkrafttreten des LPartG stringent für die Gleichstellung und ein Ende der Diskriminierung geurteilt. Das Ende des Eheverbots wird kommen.

      • @Daniel L:

        "Damit müssten Sie umgehend einen Gesetzentwurf verlangen, der solchen Heteropaaren die Heirat verweigert oder entzieht, die biologisch bedingt keine Kinder bekommen können oder wollen."

        Das müssen und können Sie nicht, weil das mindestens im Vornhinein aber auch später gar nicht bekannt ist.

        In der Endkonsequenz fordern sie Zwangsscheidungen und öffentliche Nachprüfung für den Grund von Kinderlosigkeit.

         

        Gleichgeschlechtliche Partner werden fast nie ein Kind adoptieren können, weil es immer mehr heterosexuelle Paare mit Adoptionswunsch gibt als Kinder zur Verfügung stehen.

         

        Ihre Überlegungen sind schon theoretisch falsch und auch unpraktikabel.

        • @Werner W.:

          Ich habe lediglich auf die Absurdität und Únlogik der konservativen Argumentationslinie hingewiesen, die nach wie vor belegt ist. Viele Heteropaare beschließen z.B. keine Kinder bekommen zu wollen. Trotzdem dürfen sie heiraten. Oder eben auch: Annahme … Ihre vielleicht 65 jährige Mutter erfährt nach dem frühen Tod des Ehemannes eine neue späte Liebe und möchte ihren neuen Partner heiraten. Ist dieser ein Mann, darf sie das. Ist die neue Partnerin ein Frau, darf sie das nicht, weil die Verbotsparteien CDU/CSU/AfD eben gerne diskriminieren.

           

          Vor 100 Jahren haben sich Konservative & „Traditionalisten" massiv gegen die Einführung des Frauenwahlrechts gesträubt. Vor 150 Jahren haben sich Konservative und Rassisten gegen die Abschaffung der Sklaverei gewehrt. Auch hier hat ein Lernprozess stattgefunden und sie werden heute keinen noch so verstockten Konservativen finden, der das Wahlrecht von Frauen abschaffen will. Dasselbe wird dieser Personenkreis auch bei der Ehe-für-alle mal einsehen. So wie Sie sich vielleicht wundern, was ihre geistigen Vorväter vor 150 jahren alles so befürwortet oder abgelehnt haben aus purem Ressentiment oder Hass, werden Ihnen Ihre Enkel mal kopfschüttelnd vorhalten: „Was ? Ihr habt Schwulen und Lesben das Heiraten verboten und in deren Privatleben, Lebensgestaltung und ganz persönliche Liebe reinregiert?“

           

          Mehrheitlich katholische Länder wie Irland, Spanien, Argentinien, Mexiko, Uruguay haben die Ehe-für-alle" Die Welt ist tatsächlich nicht untergegangen!

           

          Erste empirische Untersuchungen zu Kindern in Regenbogenfamilien zeigen keine Unterschiede in den Lebensbedingungen und Entwicklungen.

           

          Gleichgeschlechtlichen Paaren wird häufig die Pflegschaft behinderter oder anderer benachteiligter Kinder angeboten. Schon allein das offenbart die Perfidie der aktuellen Lage.

          • @Daniel L:

            "Viele Heteropaare beschließen z.B. keine Kinder bekommen zu wollen. "

             

            Das ist etwas was Sie gar nicht wissen können.

             

            Im übrigen heiratet heutzutage sowieso kaum noch jemand. Das ganze ist eine Phantomdiskussion.

  • Natürlich müsste es nicht scheinheilig sein, wenn die SPD die nun propagierten Punkte auch umsetzen will. Doch der SPD glaubt niemand mehr, dass sie das tatsächlich will. Sie wird brav bei der CDU anfragen und dann behaupten, mehr hätte im Koalitionsvertrag nicht herausgeholt werden können. Das ist in etwa so ehrlich wie Gabriel behaupten zu lassen, er habe in Punkto Schiedsgerichten gegenüber Kanada das Maximum an Zugeständnissen herausgeholt, während Schulz in Brüssel die Kanadier dazu gedrängt hat, die von Kanada ebenfalls nicht gewollten Schiedsgerichte doch zu akzeptieren.

    Was hätte die SPD zu verlieren, wenn sie jetzt die große Koaltion aufkündigt und ein paar der Gesetzesvorhaben mit Linken und Grünen durchbringt? Die CDU wäre sicher verstimmt, sie wird aber in Zukunft nicht ohne die SPD regieren können. Eine solche Auseinandersetzung würde sogar der SPD und der CDU nutzen. Die SPD würde nicht mehr als CDU-Ableger empfunden werden und hätte die Chance Stimmen von denjenigen zu erhalten, denen die Politik Merkels nicht gefällt - also auch von Wähler_innen, die der AfD zuneigen. Umgekehrt könnte die CDU klarstellen, dass sie nicht konservativ eingefärbte SPD-Politik macht. Statt einer CDU/CSU-SPD Einheitspartei hätten wir wieder ein Parteienspektrum, welches den Extremisten den Wind aus den Segeln nimmt.

    Daher bleibt die einzige Begründung, dass die SPD unter Schulz keinen sozialdemokratischen Kurs einschlagen will. Lieber Juniorpartner für die CDU bleiben.

  • Was für eine unerhörte Frage!

     

    Hat die SPD nicht gerade erst den nächsten Messias aus dem neoliberalen Seeheimer-Kreis mit 100% zum Oberhaupt ihrer Glaubensgemeinschaft introniert?

     

    Wird bestimmt alles wieder so super wie unter Schröder, Schulz hat das ja schon im EU-Parlament geübt.