Pressefreiheit in Brasilien und den USA: Wo Leugner und Lügner regieren
Brasiliens rechtsradikaler Präsident blafft die Medien an. Auch mithilfe einer loyalen Basis faktenignoranter Jasager.
E s kann ein sehr gesunder Antrieb für politisches Engagement sein, Dinge nicht so haben zu wollen, wie sie sind. Es ist die Grundmotivation politischer Opposition und aller sozialen Bewegungen und mehr als legitim.
Etwas ganz anderes ist es, zu behaupten, die Dinge seien gar nicht so, wie sie sind, und dann jene zu beschimpfen oder, sofern man die Macht dazu hat, zu drangsalieren, die schreiben, wie die Dinge sind. Das ist eine Versuchung, der diktatorische Regierungen gar nicht und demokratische nur zwar meist, aber nicht immer widerstehen.
Seit über drei Jahren etwa führt US-Präsident Donald Trump seinen Kampf gegen kritische Berichterstattung. Er fördert rechte Propagandamedien wie Fox News und Breitbart, erklärt jeden Bericht, der seine chaotische Regierung in schlechtem Licht dastehen lässt, für Fake News und die verantwortlichen Journalist*innen für unanständig.
Gute Regierungsführung ist etwas anderes
Jetzt zieht Brasiliens schon vor seiner Wahl als „südamerikanischer Trump“ titulierter rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro nach. Zwei Tage nach dem Internationalen Tag der Pressefreiheit wettert er gegen die renommierte Folha de S.Paulo und blafft Medienvertreter*innen an, sie sollten den Mund halten.
Im lateinamerikanischen Kontext, in dem politische Gewalt und Repression noch immer eine Rolle spielen, ist das besonders heikel: Wer in Mexiko, Honduras oder Kolumbien kritisch über Umweltvergehen, Mafia oder Korruption berichtet, ist in Lebensgefahr. In Kuba, wo Medien staatlich zu sein haben, steht bei unabhängigen Journalist*innen schnell die Stasi vor der Tür.
All diesen Repressionen gemein ist: Sie schützen Diskurse, die nur funktionieren, wenn das in sich geschlossene falsche Denkgebäude nicht durch Fakten angekratzt wird. Wo aber Leugner und Lügner regieren und Journalist*innen attackiert werden, herrschen eben von Kritik abgeschirmte Lüge und Realitätsverleugnung mithilfe einer loyalen Basis faktenignoranter Jasager. Gute Regierungsführung kann dabei nicht herauskommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis