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Prägende AutosBärbel oder Stalin

Unserer Autorin diente das eigene Auto zum sozialen Überleben, war Safe Space und feministisches Symbol in einem. Eine Autobiografie.

Von der Wetterau bis Paris – unsere Autorin hat viele Kilometer mit ihren Autos zurückgelegt Foto: Tania Kibermanis

Mein Auto heißt an guten Tagen Bärbel, an weniger guten Stalin. Damit wäre schon einiges der neurotisch-liebevollen Bindung, die ich zu meinem Gefährten hege, erklärt. Neuwagen, Komfort, Tempo, Statussymbol – das alles hat mich nie interessiert. Ich bevorzuge Altbauwohnungen, auch motorisierte. Zugig, notdürftig geflickt und mit tausend Geschichten auf dem Buckel. Deshalb wäre ich nie auf die Idee gekommen, meine sowieso nur spärlich vorhandene Kohle für einen Neuwagen zu sparen. Meine Autos hatten stets ein paar Hundert Mark gekostet, noch ein halbes Jahr TÜV, das reichte für einen Sommer.

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Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wo der letzte Bus nachmittags um vier fuhr. Die Frage, ob man den Führerschein machte, stellte sich nicht – Auto fahren war fürs soziale Überleben unabdingbar, wenn man nicht bei den rotgesichtigen, NPD-wählenden Kirmesburschen im hessischen Outback festhängen wollte. Um die zahlende Familie nicht mit allzu vielen Fahrstunden finanziell zu ruinieren, wurde mit einem nervös mitbremsenden Elternteil auf dem Beifahrersitz auf dem Promilleweg geübt – das ist der Feldweg parallel zur Bundesstraße, auf dem die Besoffenen nachts nach Hause fahren.

Themenwoche Straßenkampf

Die Bundestagswahl ist eine Klimawahl. Ab dem 28. Juni stellen wir deswegen eine Woche unsere Berichterstattung unter den Fokus Mobilitätswende: Straßenkampf – Warum es eine Frage der Gerechtigkeit ist, wie wir mobil sind. Alle Texte: taz.de/klima

Ich stamme aus einer Generation, in der die Kombination der Begriffe „Frau“ und „Auto fahren“ fast automatisch in einem onkelhaften Witz mündete. Mein Fahrlehrer war einer dieser Macker, die breitbeinig auf dem Beifahrersitz thronten, den linken Arm lässig bis hinter die Fahrerkopfstütze gestreckt, und wenn man in den fünften Gang schaltete, rempelte man ihm automatisch gegen’s Knie. Er gaslightete mich schon ab der ersten Fahrstunde: „Frauen können sowieso nicht Auto fahren, du lernst das nie, wir können uns das hier eigentlich auch gleich sparen …“ Wahrscheinlich verdanke ich ihm letztendlich meinen inzwischen schon längst abgelaufenen und aus purer feministischer Renitenz erworbenen Taxischein. Ich kutschiere sowieso gerne Menschen durch die Gegend, am liebsten durch die Nacht. Ein kollektives Erlebnis in einer Raumkapsel, völlig von der Außenwelt entfernt, gleichzeitig an einem Ort und unterwegs zu sein – das ist quasi schon die vierte Dimension.

Das Auto ist auch ein Schutzraum

Das Auto bedeutet ein paar Millimeter blechernen Schutz vor sexuellen Übergriffen, Morden oder einfach nur der Witterung

Das Taxifahren war dabei längst nicht nur ein herrlich autarker Broterwerb, sondern eine damals noch einigermaßen hermetische Domäne ebendieser Fahrlehrertypen, die es dringlich subversiv zu zersetzen galt. Und bis heute ist es ein immenser Unterschied, ob Frauen in Hamburg-Eppendorf Auto fahren oder ob sie es in Saudi-Arabien, den Emiraten oder Afghanistan tun. Eine Frau, die das lässige Rückwärtseinparken beherrscht, ist immer noch ein nicht zu unterschätzender Affront für sämtliche Macker dieser Erde.

Und gerade für Frauen ist das Auto in Sachen nächtlicher Gefährdung ein nicht zu unterschätzender, sicherer Ort – ÖPNV aus Umweltgründen hin oder her. Ein Auto mag hierzulande sicherlich inzwischen ein immer anachronistischeres Statussymbol sein, in vielen Teilen der Welt ist es das einzige Zuhause für komplette Familien, es bedeutet ein paar Millimeter blechernen Schutz vor sexuellen Übergriffen, Morden oder einfach nur der Witterung.

Mit meinem ersten Auto bin ich übrigens auch regelmäßig von Gießen zum Anti-AKW-Camp nach Gorleben gegurkt. Zuerst wurde ich von den Ge­nos­s*in­nen aus dem Asta schwer angepfiffen, dass ich das Bourgeoise wohl noch nicht gänzlich abgelegt hätte, weil ich schließlich ein Auto besaß. Dann aber stapelten sich gleich fünf knarzende Lederjacken in meiner zierlichen Ente und ließen sich ketterauchend ins Wendland chauffieren.

Weißt-du-noch-Erlebnisse

Es hatte sich so ergeben, dass es aber vor allem die Allerliebsten waren, die keinen Führerschein besaßen, und so bin ich eben gefahren. In einer brutheißen Sommernacht mal eben spontan an die Nordsee, und immer wieder nach Berlin. In Ermangelung von Kohle für eine Übernachtung habe ich unzählige Nächte in meinen jeweiligen Autos verbracht. Und Abenteuer sind sowieso erst dann welche, wenn es jemanden gibt, der sie bezeugt und teilt, mit dem man ein herrliches Weißt-du-noch-Erlebnis erschafft, das jederzeit in dunklen Momenten aus dem Archiv gekramt werden kann.

Mein Auto war stets mein kleiner Salon, in den ich Leute einlud, sich bei einem guten Gespräch oder auch nur als Schutz vor garstigem Schneeregen ganz nebenbei von A nach B zu bewegen. Ein Auto ist ein herrlicher Rückzugsort, um einfach mal mitten im öffentlichen Raum unbeobachtet zu heulen, zu toben, diskret zu telefonieren oder einfach nicht dumm angequatscht zu werden. Theatralische Trennungen, deren Endgültigkeit durch den Rumms einer zuschlagenden Autotür unterstrichen wurden. Und wer von uns hat nicht schon mal nachts vor einer elterlichen Haustür in einem Auto geknutscht?

Autos im Erinnerungsalbum

Ich bin einmal auf einem Hügel hoch über Neapel gewesen, um den sich ein steiles, komplett zugeparktes Sträßlein schlang. Bei näherem Hinsehen waren sämtliche Autoscheiben mit Pappen oder Tüchern verdeckt, während die Karossen rhythmisch wippten. Diese Straße war anscheinend der einzige Ort, an dem ein bisschen Intimität stattfinden konnte, fernab der Enge einer winzigen Wohnung und den wachsamen Augen der katholischen Familie.

Manche Menschen machen ihre Lebensstationen an Bundesligaereignissen, Katastrophen oder Filmpremieren fest – bei mir waren es stets die Autos, die als Erinnerungsalbum dienten. Mit meiner klapprigen Ente fuhr ich mit einer Freundin spontan von Hessen nach Paris. Irgendwo hinter Saarbrücken riss sie mir in voller Fahrt das Dach auf, und – rrrapp, flatterten die knappen zwei Quadratmeter mürber Plane wie ein rotes Fähnchen über unseren bloßen Köpfen und wurden dann in Paris gratis von einem netten Anwohner, der den Dachschaden von seinem Balkon aus gesichtet hatte, mit Gaffa-Tape geflickt. Weil ich mir kein neues Dach leisten konnte, fuhr ich mit meinem notdürftig bandagierten Veteranen noch jahrelang, bis er mir mitten auf der Straße buchstäblich auseinanderfiel. Das Dach hat bis zum Schluss gehalten.

Eine Ehe mit dem Fiat Panda

Meine Autos habe ich übrigens nie abgeschlossen, weil das, was man entwenden konnte, im Wert deutlich unter der Anschaffung einer neuen Scheibe lag. Einmal sollte ich einen alten Fernseher für eine Nachbarin zum Recyclinghof bringen, sie hatte mir dafür 20 Mark in die Hand gedrückt. Ich schaffte es an diesem Tag nicht und ließ ihn im unverschlossenen Käfer – dem Enten-Nachfolger – auf dem Rücksitz zurück. Am nächsten Morgen war er verschwunden. Und ein neues Entsorgungskonzept war geboren. Alles, was ich nicht mehr brauchte, platzierte ich – gut von außen sichtbar – auf der Rückbank meines Autos. Und es fand stets zuverlässig seine Abnehmer.

Einmal war ich gerade losgefahren, als ich es hinter mir grunzen hörte. Plötzlich tauchte im Innenspiegel ein Gesicht vom Rücksitz auf. Der freundliche Obdachlose hatte in meinem Auto genächtigt. Ich bot ihm an, dass wir das auch künftig so halten könnten. Er verbrachte also einen Winter lang jede Nacht in meinem Käfer und pünktlich mit Eintritt des Frühlings war er dann auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Der VW Passat Kombi in sonnengelb eröffnete ungeahnte Möglichkeiten, mich auf einem der damals noch regelmäßig auf dem Land stattfindenden Straßensperrmülle komplett neu zu möblieren, inklusive wuchtigen Sesseln und altem Nähmaschinentisch. Und dem Fiat Panda verdanke ich letztendlich die einzige Ehe meines Lebens, die damit begann, dass ein Kontrabass transportiert werden musste und ich zufällig dieses Auto mit ausgebauten Rücksitzen besaß.

Nicht nur ein Fortbewegungsmittel

Meine Schrottkarren von einst begegnen mir hin und wieder mal auf der Straße, liebevoll hochpoliert und mit einem H-Kennzeichen versehen. Am Steuer meist irgendein Existenzenvernichter mit Einstecktüchlein, der garantiert noch nie eine Demo von innen gesehen hat. The times they are a-changin’, und schließlich gibt’s ja auch schon längst Palitücher bei H&M.

Darüber, dass SUV Scheiße sind und der städtische Individualverkehr ein Konzept aus dem letzten Jahrtausend, müssen wir nicht reden. Moralische Überlegenheit muss man sich aber auch erst mal leisten können. Haben Sie sich denn schon mal gefragt, wohin Ihr Hermes-Paketdienstmann eigentlich nach seiner Schicht heimkehrt? Oder der freundliche Janusz, der Ihnen ohne Rechnung so günstig das Bad gekachelt oder die Küche gestrichen hat?

Auch bei uns ist das Auto längst nicht nur Fortbewegungsmittel – es ist oft genug das einzige Zuhause für all die osteuropäischen Malocher auf den Erdbeerfeldern, den Baustellen und in den Schlachthöfen. Denken Sie doch einfach mal kurz dran, während Sie mit Ihrem Lastenfahrrad den frischen Spargel vom Wochenmarkt nach Hause karren.

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23 Kommentare

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  • Vielen herzlichen Dank für diesen Artikel, liebe Frau Kibermanis. You made my day!



    Ihre launigen 2CV-Reminiszenzen haben auch bei mir viele Jugenderinnerungen an Demos, Festivals, Provence-Trips und verflossene Liebschaften wieder aufleben lassen.



    Allerdings müssen wir uns eigentlich schon eingestehen dass "Enten" im Grunde gar keine Autos waren. Nee - in Wirklichkeit waren das Wolken auf vier Rädern, in denen wir mit Tempo 110 durch unser phantasievolles junges Leben schwebten. Und wir Döschwo-Piloten waren natürlich eine "eingeschworene" Gemeinschaft von "Easy Ridern" der Landstrassen. Looking for Adventures everywhere. Nachfolgende Generationen werden das mangels passenden Äquivalents nicht mehr nachvollziehen können. Wer seinen Hintern auf nem Fahrradsattel foltert, der hat keine Chance auch nur ansatzweise zu erahnen was eine Schwingenfederung für ein Feeling produziert. Seufz!

    • @LittleRedRooster:

      Hauptsache, das Auto wird "adventure" like benutzt (wegen "eingeschworene Gemeinschaft": fand ich damals lachhaft, dieser Ellbogen-Manager in seinem roten 2CV in meiner Heimatstadt), das rechtfertigt alles. Schwingenfederung gibt es auch bei Liegerädern bzw. trikes, aber das ist natürlich nicht revolutionär genug.

      • @schwaw:

        "Ellbogen-Manager in seinem roten 2CV" (Schwaw)



        Ein Manager im roten 2CV? Im Ernst? Ich hätte so einen eher auf einer roten Liste für komplett überflüssige Arten oder in nem Kuriositätenkabinett vermutet: Ein Manager mit 25 PS unterm Hintern! Wirklich eilige Geschäfte hatte der ja wohl nie zu "managen".



        Das mit der Schwingenfederung bei Liegerädern wußte ich tatsächlich nicht - auch nicht dass eine solchige "revolutionär" wäre. Bei Liegerädern habe ich immer eher Assoziationen zu Suicidgefährdeten: Sich im Strassenverkehr unserer Städte durch Flachlegen dem Blickfeld von Autofahrern zu entziehen und dann auch noch mit der Nase ständig auf Auspuffhöhe unterwegs... - Kettenrauchen zwischen den Beinen einer Elefantenherde erschiene mir, daran gemessen, ja als relaxter Umgang mit der eigenen Endlichkeit. Eine meditative Übung für fortgeschrittene Metropolen-Buddhisten? Keine Ahnung.



        Was ich aber ahne ist: An Ihrem Sinn für Ironie und Humor könnte man noch arbeiten. Dann würde sich der Spaß an der Schwingenfederung eines 2CV sicherlich auch Ihnen erschließen.



        Ich wünsche Ihnen einen frohen Tag und bleiben Sie gesund - also möglichst weit weg von Suicid-Stramplern.

  • Freut mich ja, wenn Sie zu Ihren Gefühlen stehen. Abgesehen von der Empörungskultur: sind sie nie mit jemand im Auto mitgefahren? Haben Sie jemals auf dem Land in der ÖPNV Diaspora gelebt?



    Zum Artikel:



    Sehr unterhaltsamer, spricht die Heuchelei mancher Ökos sehr deutlich an.



    Ein Bekannter von mir propagiert seinen Lebensstil "Fokus auf Langsam- Verkehr (keine Auto-Prüfung)", dafür fährt er praktisch jedes Wochenende mit dem IC... Macht dann aber einen Glaubenskrieg daraus, wenn kein Waschmittel aus dem Zapfhahn kaufe, sondern eines mit Einmal Verpackung



    Allerdings bin ich dann doch überrascht, wenn die Autorin ihre eigene Bequemlichkeit und ihre exzessive Mobilität so verbrämt, nur um nicht selber Verzicht üben zu müssen. Es gibt genug Individual-Alternativen zum Auto, in dem sich auch Frau sicher fühlen kann. z.B. Velomobile. Und dass man/frau am Wochenende mit dem Auto in die "grosse Stadt" oder auf Demos oder wohin auch immer fährt, ist legitim. Hauptsache, das richtige Bewusstsein ist da.



    Hatte übrigens nie ein Auto, aber fahre manchmal gerne mit (neulich auch im Stadtverkehr bei einem sintflutarigen Gewitter...).

    • @schwaw:

      "Glaubenskrieg ums Waschmittel aus dem Zapfhahn" (Schwaw)



      Als Geburtstagsgeschenk für Ihren Bekannten empfehle ich ein Waschbrett. Das wäre konsequent für seinen Lebensstil und musizieren lässt sich darauf auch recht lustig.



      Ich besitze zwar einen Kleinwagen um meine Selbstversorgung sicherstellen zu können, bin aber innerhalb der Stadt lieber per Pedes unterwegs.

  • Autos zerstören unser Zukunft, befeuern die Klima Katastrophe, nehmen uns den Lebensraum und die Luft zu atmen. Eine sentimentale Liebeserklärung ist damit fehl am Platz. Von mir aus können diese Dreckschleudern besser heute als morgen aus unseren Städten und unserem Land verschwinden. Und dann können sie die Billigflieger gleich mitnehmen.



    Euer Fahrvergnügen nimmt uns unsere Zukunft. Das macht mich wütent.

    • @V M:

      Da teile ich Ihren Zorn und Verzweifelung. Es ist so bitter zu sehen wie diese angeblich aufgeklärte, rationale und freie Gesellschaft unsere Grundlagen, die Zukunft der Jungen und viel vom Leben auf diesem Planeten zerstört.

      Mag ja sein, dass Leute sentimental am Auto hängen. Als ich Abi machte, war ein VW Bully auch noch was tolles.



      Aber hey, die Welt hat sich in den letzten 40 Jahren weiter gedreht, und das Auto fahren trägt dazu bei sie völlig kaputt zu machen.

      Wir wissen heute, der Traum Auto war ein Irrweg. Der Traum ist aus. Man kann doch mal einen Fehler eingestehen?

    • @V M:

      Ob es sich bei einem 2CV überhaupt um ein Auto handelte und nicht etwa um einen überdachten Rasenmäher (wie manche munkelten), darum können sich Autofreaks streiten. Aber: 25 PS, ein Verbrauch von 5 l, eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h und eine Konservendosen-Leichtbauweise hierliesen jedenfalls mit Sicherheit einen erheblich smarteren ökologischen Fußabdruck als ihn ein Tesla jemals erreichen wird. Und dies bereits in den 60/70er Jahren.



      Aber eigentlich ging es in dem Artikel ja um den Ausdruck des Lebensgefühls junger Leute in dieser Zeit. Also um Befreiungsversuche aus den Fesseln einer erzkonservativen, postfaschistischen und moralinsauren Epoche via kleiner Fluchten - wenns ging auch mal zu nem Stones-Konzert. It's only Rock'n'Roll - but we like it. Diese Lust am Leben als "Liebeserklärung" für Autos zu verstehen ist eine grandiose Fehlinterpretation. Diese oft eigenhändig bunt bemalten Vehicel waren nämlich nur Vehicel für den Start in ein selbstbestimmes Leben und auch Ausdruck der Ablehnung spießiger Konventionen - und keinesfalls Selbstzweck. Realistisch betrachtet waren wir allerdings auch nur eine Minderheit in unserer Generation.



      Ihre Endzeitängste sind zwar durchaus verständlich, aber uns auch nichts Unvertrautes. Damals, in den Zeiten des kalten Krieges, rechneten wir allerdings eher mit dem Szenario eines Atomkrieges zwischen Ost und West oder dem Super-GAU eines AKWs - eine durchaus realistische Sichtweise, wie wir heute wissen.



      Also versuchen Sie mal Ihr Denken auf unproduktive "Feindbilder" abzuklopfen und bringen Sie diese unappetitliche Moralinsäure zur nächsten Giftmülldeponie. Danach aber lassen Sie uns wieder gemeinsam streiten für den Schutz unseres Klimas.



      Ich wünsche Ihnen einen frohen Tag.

      • @LittleRedRooster:

        > Aber: 25 PS, ein Verbrauch von 5 l, eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h [....] erheblich smarteren ökologischen Fußabdruck

        Ein Symptom dafür wie falsch schon lange die Richtung ist, in die Dinge laufen.

        > Ihre Endzeitängste sind zwar durchaus verständlich, aber uns auch nichts Unvertrautes.

        Es geht auch ohne klein zu reden was andere fühlen.

        Ich habe das alles selbst seit dem Nato-Doppelbeschluss 1979 sehr bewusst mit erlebt. Ja, es gab auch damals schon das Bewusstsein, dass wir unsere Ressourcen überfordern; "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome wurde 1972 veröffentlicht und war in den achtziger Jahren Schulstoff.

        Die Drohung mit einem Nuklearschlag war damals akuter. Aber dies war abstrakt. Sie führte zu Diskussionen am Küchentisch.

        Aber die Gefahr einer globalen Katastrophe durch die Klimaveränderung ist akut. Sie brauchen nur aus dem Fenster zu schauen, um Dinge zu sehen, die nicht mehr normal sind.

        Diese Gefahr ist nicht mehr abstrakt. Wir erleben eine Krise, unser Klima bricht weltweit bereits erkennbar zusammen, und es gibt fast wöchentlich Nachrichten, teils mit wahrlich apokalyptischen Bildern. Und das ist nur der Anfang. Und angesichts der Daten überkommt auch gestandene Wissenschaftler echteVerzweifelung. Wir bringen uns buchstäblich kollektiv um.

        Hören sie auf die Wissenschaftler, lesen sie mal was sie schreiben! z.B. Hans-Joachim Schellnhuber, "Selbstverbrennung". Wir haben keine zehn Jahre Zeit mehr zu handeln.

        > "Also versuchen Sie mal Ihr Denken auf unproduktive "Feindbilder" abzuklopfen und bringen Sie diese unappetitliche Moralinsäure zur nächsten Giftmülldeponie."

        Solche Dinge hat man Grünen und Umweltschützern vorgeworfen, seit es sie gibt. Reines Ad-Hominem Argument, nichts dahinter.

        Ich habe viele Leute erlebt, die sich nicht nur Sorgen machen, sondern Dinge besser machen, wie die Pioniere der Windenergie. Die meisten sind die meiste Zeit ausgelacht worden. Und doch sind sie es, die eine wirkliche Zukunft schaffen.

  • Tip-top schlau und auch noch sehr lustig! Da kann sich Frau Wagenknecht noch was abgucken, Danke

  • Unser erstes Auto war ein Opel Kadett. Derjenige von uns, der am wenigsten schlecht malen konnte, pinselte auf die Motorhaube ein Porträt von Che Guevara und auf den Kofferraum eines von Karl Marx.

    Dann fuhren wir mit der Karre nach Südfrankreich. Fünf Langhaarige in einem Auto, das innen aussah wie eine Junkie-Wohnung.

    So gut wie jede Polizeistreife hielt uns an und an jeder Grenze mussten wir aussteigen und der Drogenhund wurde geholt.

    Einer der schönsten Urlaube meines Lebens.

    Dann war da noch was mit einer Ente. Mit einer Genossin von der Jugendhausinitiative wollten wir zu einem überregionalen Treffen fahren.

    Wir zogen erst einen durch, wurden dann paranoid und beschlossen, über Waldwege zum Ziel zu fahren.

    Wir kamen nie dort an. Unsere Körper wurden eins mit dem Schaukeln des 2 CV und wir fuhren stundenlang im Wald im Kreis und starrten fasziniert ins Grüne.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      "..und starrten fasziniert ins Grüne."



      Wenn Du zu lange in's Grüne starrst, starrt das Grüne irgendwann zurück. (Frei nach Nietzsche)

    • @Jim Hawkins:

      Ausgezeichnete Schreibarbeit!



      ..und der Drogenhund wurde geholt.



      Tierwohl!



      .. Mit einer Genossin..



      Zuneigung!

      Für mich ist natürlich ihr letzter Absatz ein Füllhorn der Foristenkunst!

      • @Ringelnatz1:

        Vielen Dank!

        Und wo bleibt jetzt die "Go Trabi Go" Geschichte?

        • @Jim Hawkins:

          Lachen!



          Ich wollte erst die alte Trabigeschichte o.



          "Soljankaschüssel"



          www.mdr.de/zeitrei...saporoshez108.html



          bringen.



          Zu abgelutscht! I.k. S. m.!



          Spaß macht immer noch:



          claudia schmutzler(Go-Trabi-Go)



          www.youtube.com/watch?v=WSZoUc-P0lI

          • @Ringelnatz1:

            & noch gut Schmutzler drunter - wa!;))



            “ Schmutzler: „Diese Jeans!!! Die haben ewig an dem Schlitz rumgeschnitten und gerissen. Immer an meinem Hintern. Da gingen etliche drauf. Übrigens habe ich die noch zu Hause. Passt auch noch, kniept aber am Bauch.“



            Leider bei LÜGT - mit 52!echt - muß nich



            www.bild.de/region...63080920.bild.html & ooch noch freiwillig - wa! Normal.

            • @Lowandorder:

              Ja - Gates of Eden - geht klar.

            • @Lowandorder:

              Stimmt!



              Aber wat se sagt jeht noch.



              kniept! ah schön.



              (Arsch frißt Hose)

              Hier is noch mal die Szene:



              www.youtube.com/watch?v=fnNOaxrcERs

              Ich weiß...



              Aber du mußt die Zeit sehen!

    • @Jim Hawkins:

      ....und dabei gleich einmal ein paar Tonnen C02 in die Luft geblasen. Dafür vielen Dank

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @V M:

        Fakten gefällig? "Ein Liter Benzin mit einem Gewicht von 0,74 kg stößt 2,3 kg CO2 und 1 kg Wasser aus"



        www.econologie.de/...n-oder-Diesel-gpl/

      • @V M:

        Das waren unschuldige Zeiten.

        Man fuhr einfach so mit dem Auto spazieren, badete in allen Gewässern, machte überall Lagerfeuer und im Sommer pellte man sich gegenseitig die verbrannte Haut vom Rücken.

        Man aß so schnell und so viel Eis, dass es regelmäßig zum Hirnfrost kam.

        de.wikipedia.org/w...3%A4ltekopfschmerz

        Ich kann mich nicht erinnern, in diesen Jahren jemals beim Arzt gewesen zu sein.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "Haben Sie sich denn schon mal gefragt, wohin Ihr Hermes-Paketdienstmann eigentlich nach seiner Schicht heimkehrt?"



    Mein "Hermes-Paketdienstmann" ist eine junge Frau, die ist mit ihrem verbeulten Lieferwagen immer so schnell, dass ich sie in Corona-Zeiten nicht mal erwische um ihr ein Trinkgeld zu geben...

  • Danke für diesen erfrischenden Kommentar.