Polizei-Angriff auf Pressefotografen: Festgehalten wegen Bildrechten?
Bei einer Demo gegen die Räumung des Berliner Hausprojekts Köpi greifen Polizisten einen Fotojournalisten an. Die Begründung der Polizei irritiert.
Die Berliner Polizei hat sich zu der Behinderung der Arbeit des Fotojournalisten Ralph Pache bei einer Demonstration am Samstag geäußert. Ihre Darstellung widerspricht jedoch den Aussagen von Journalisten, die vor Ort waren. Pache war am Samstagabend bei Protesten gegen eine Räumung in Berlin-Mitte kurzzeitig festgehalten worden.
Der Journalist*innenverband DJU sprach im Anschluss von Behinderung der Pressearbeit. Auf taz-Anfrage gibt eine Sprecherin der Polizei an, die Beamten hätten Pache nicht als Journalisten erkannt. Sie hätten ihn „vorläufig in seiner Freiheit beschränkt“, weil er einen Demoteilnehmer in einer Polizeimaßnahme aus „unmittelbarer Nähe gefilmt“ habe.
Man habe Pache auf die Regularien des Kunsturhebergesetzes hinweisen wollen. Erst beim Überprüfen hätte sich der Beschuldigte als Journalist ausgewiesen.
Pache widerspricht: Er habe den Presseausweis an einem Band um den Hals getragen und sich direkt als Journalist zu erkennen gegeben, sagt er der taz. Zudem habe er nicht eine Maßnahme gefilmt, sondern fotografiert, wie ein Teilnehmer von einem Polizisten angegangen wurde. Auch Jörg Reichel, Geschäftsführer der DJU Berlin, nennt es „völlig unrealistisch“, dass die Polizei Pache nicht als Journalisten erkannt habe.
An sich wäre es erlaubt, eine Polizeimaßnahme zu filmen, selbst für Laien. Erst beim Veröffentlichen greift das Recht am eigenen Bild. Pache weiß das, er fotografiert seit 15 Jahren Demos. Aber er hatte den Eindruck, ein Polizist hätte sich ertappt gefühlt. „Der wollte meine Kamera beschlagnahmen.“ Pache prüft nun rechtliche Schritte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern