Politiker auf Kuschelkurs: FDP-Mann glaubt an die AfD
Der Bremer FDP-Mann war bisher ziemlich unauffällig. Jetzt wirbt er für eine sogenannte Bahamas-Koalition. Also CDU, FDP, AfD

Bekannt, wenn überhaupt, ist Scheidtweiler eher als der PR-Mann für alles: Er, beziehungsweise seine Agentur „Scheidtweiler PR“, bietet „individuelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ an, und so tauchte der schlanke und stets schnieke Mann hin und wieder in den Medien auf.
Jetzt aber stand er endlich einmal wieder als FDP-Mitglied in der Zeitung – allerdings fragt man sich, ob er das nicht besser hätte lassen sollen: Denn, vom Weser-Kurier nach seiner Meinung zum Scheitern der Jamaika-Sondierungsgespräche befragt, antwortete Scheidtweiler: Sinnvoller als eine Koalition mit den Grünen sei es, „einen Läuterungsprozess bei der Alternative für Deutschland abzuwarten und vielleicht in fünf Jahren zu einem Bahamas-Bündnis zu kommen“.
Im gleichen Bericht sprechen sich der FDP-Landesvorsitzende Hauke Hilz und FDP-Fraktionschefin Lencke Steiner allerdings für ein Jamaika-Bündnis in Bremen aus. „Ich habe für mein Statement auch negatives Feedback von der Parteiführung bekommen“, sagt Scheidtweiler. Aber er bleibe dabei, dass „die Grünen und eine liberale Weltanschauung nicht zusammenpassen“.
Dabei, bemüht Scheidtweiler sich um Relativierung, sehe er „momentan die AfD genauso wie die Grünen“ – als nicht geeignete Koalitionspartner. Aber: „Vielleicht entwickelt sich die AfD ja in ein paar Jahren noch zu einer vernünftigen Partei – die Linken oder die Grünen haben ja auch lange dafür gebraucht.“
Die rechtsextremen Tendenzen in der AfD lehne er „selbstverständlich“ ab, sagt Scheidtweiler, der nach dem Einschlagen einer Offizierslaufbahn Staats- und Sozialwissenschaften an der Münchner Bundeswehr-Uni studiert hat, aber „ihre Art, den Finger in die Wunde zu legen und deren Kritik am Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) stehen mir klar näher als die Umverteilungspläne der Grünen“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator