Podcast über Gaming in der DDR: Im Computerkabinett des Ostens
Kopierte Spiele, Heimcomputer und politischer Wille: Der Podcast „Wir waren Pioniere“ erzählt die Geschichte von Computern und Gaming in der DDR.
Die Geschichte von Computern und Games ist zumindest für einen kurzen Zeitraum auch eine Geschichte der DDR und der ostdeutschen Jugend. Wie sehr, das zeigen die Journalisten Thilo Mischke (ehemals Jungpionier) und Sven Stillich (Wessi) in ihrem Podcast „Wir waren Pioniere“.
Mischke erzählt von seinen Gaming-Erfahrungen nach dem Schwimmunterricht mit der Oma in Ostberlin, Stillich vom Zocken bei Hertie, wenn doch klar war: Das kann ich mir nicht leisten. Sie würdigen Computerspiele nicht nur als Kultur, die in Kinderzimmern entsteht und gleichgestellt wird mit Literatur, Musik, Bildender Kunst, sondern setzen die neue Technik auch in den politischen Kontext des Kalten Kriegs. Dabei betonen sie durch eingespielte Reden die Bedeutung des Mikrochips für die Zukunft und Innen- wie Außenwahrnehmung der DDR. Sie reden mit Expert*innen, Historiker*innen, Zeitzeug*innen und fragen nach technischen Details und Arbeitsabläufen bei der Entwicklung von Heimcomputern und lassen sich erzählen, wie und warum man in der DDR Spiele so verhältnismäßig leicht tauschen konnte. Auch wenn es gelegentlich ein wenig zu nerdy wird: Trocken ist der Podcast beinahe nie.
Der große Gewinn des Podcasts liegt vor allem in den Gesprächen mit Zeitzeug*innen. Etwa mit Mischkes Vater, eher Typ Computermuffel, dem die kichernde Mutter gegenübergestellt wird, die begeistert über ihre eigenen Erfahrungen mit Computerspielen erzählt und über Tanzabende, die sie verstreichen ließ, um zu spielen. Und die erklärt, warum die Eltern ihren Sohn in Sachen Computer unterstützt haben, auch wenn er keinen Atari hatte. „Vielleicht war es etwas Ähnliches wie für mich, einen Wecker auseinanderzunehmen und wieder zusammenzubasteln.“
„Wir waren Pioniere: Videogames in der DDR“, neue Folgen samstags, überall wo es Podcasts gibt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“