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Plastikmüll nimmt zuRecyclingquote bleibt global niedrig

Der globale Plastikverbrauch ist enorm gestiegen. China, die USA und die EU verbrauchen sehr viel. Das Müllproblem lösen die Weltregionen verschieden.

Nur ein kleiner Teil des jährlich anfallenden Plastikmülls wird ordentlich recycelt. Mehr landet auf Deponien oder wird verbrannt Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Peking dpa | Die Plastikproduktion wächst drastisch. Dabei stammen weniger als zehn Prozent der weltweit hergestellten Kunststoffe aus aus recyceltem Material. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie eines Teams von Forschenden um den Umweltwissenschaftler Quanyin Tan von der Tsinghua Universität in Peking.

Das Team hatte die globalen Stoffströme von Kunststoffrohmaterialien, -produkten und -abfällen für das Jahr 2022 analysiert. Ihren im Journal „Communications Earth & Environment“ veröffentlichten Ergebnissen zufolge wurden weltweit 400 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, nur 38 Millionen Tonnen davon aus der Wiederverwertung.

Im Jahr 1950 habe die Kunststoffproduktion noch zwei Millionen Tonnen betragen, schreibt das Team um Tan mit Verweis auf frühere Studien. Für das Jahr 2050 wird eine Erhöhung auf 800 Millionen Tonnen prognostiziert.

Für ihre Analyse haben die Forschenden Daten aus nationalen Statistiken, Branchenberichten und internationalen Datenbanken zusammengetragen und analysiert.

Die Plastikproduktion braucht Kohle, Öl und Gas

Die Rohstoffe des 2022 neu hergestellten Plastiks waren zu fast 98 Prozent Erdöl, Kohle und Erdgas. Produziert wurden daraus vor allem Verpackungen (158,04 Millionen Tonnen). Aber auch in Bauwerken (72,05 Millionen Tonnen), Fahrzeugen (32,02 Millionen Tonnen), elektrischen und elektronischen Geräten (28,02 Millionen Tonnen) fanden die Kunststoffe Verwendung.

Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Plastik hatten 2022 laut Studie die USA mit 216 Kilogramm, gefolgt von Japan mit 129,1 Kilo und der EU und Großbritannien (EU28) mit 85,6 Kilo. Der Nahe Osten kommt auf 62,2 Kilo, China auf 56 Kilo. Den geringsten Pro-Kopf-Verbrauch weisen Indien (15,5 Kilo) und Afrika (13,4 Kilo) auf.

Den höchsten gesamten Kunststoffverbrauch hat China mit 80 Millionen Tonnen – 20 Prozent der Weltproduktion. Es folgen die USA mit 18 Prozent und die EU28 mit 16 Prozent.

Weltweit entstanden 2022 laut Studie 267,7 Millionen Tonnen Plastikmüll. Die Menge der Plastikabfälle, die auf Mülldeponien landete, ist mit 103 Millionen Tonnen am größten. Etwa 90 Millionen Tonnen wurden verbrannt und 30 Millionen Tonnen gelangten wegen Missmanagement in die Umwelt.

Gut gesammelt und sortiert – aber auch recycelt?

„Die Verschmutzung durch Kunststoffe ist ein drängendes globales Problem, das erhebliche ökologische, wirtschaftliche und gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringt“, betonen die Studienautoren. Plastik ist bis in die Tiefsee hinein und in vielen Tiermägen zu finden, Mikroplastik im Trinkwasser, in der Nahrung und sogar im Blut der Menschen.

Zwar lagen 74,8 Millionen Tonnen Plastikmüll gesammelt und sortiert vor. Doch davon kamen 30,66 Millionen Tonnen, oft zur Energiegewinnung, in eine Verbrennungsanlage. Wirklich recycelt wurden nur 38 Millionen Tonnen. Das entspricht 14 Prozent des Plastikabfalls und 9,5 Prozent der Plastikproduktion von 2022.

Beim Umgang mit Plastikmüll gibt es große regionale Unterschiede. In der EU28 landeten 29 Prozent des Kunststoffmülls auf Deponien, in den USA waren es dagegen 76 Prozent. Die USA führten nur 5 Prozent des Plastikmülls dem Recycling zu, in der EU28 lag diese Quote immerhin bei 14 Prozent.

Höher ist die Recyclingquote der Studie zufolge in China (23 Prozent) und in Indien (15 Prozent). In Indien gehen allerdings 43 Prozent des Kunststoffabfalls durch Missmanagement verloren. In Japan fehlt es an Flächen für Deponien, weshalb dort 70 Prozent des Plastikmülls verbrannt werden.

Global keine große Steigerung beim Recycling

Die Studie zeige, dass sich die Verbrennung mit 34 Prozent zu einer weltweit immer wichtigeren Methode der Kunststoffabfallbehandlung entwickle, schreiben die Forschenden. Zwar wurden 2022 noch 40 Prozent des Plastikmülls deponiert, doch sei diese Zahl rückläufig.

Die globale Recyclingquote von 9,5 Prozent des produzierten Plastiks stelle nur eine geringe Verbesserung gegenüber den Vorjahren dar. Die EU versucht mit verschiedenen Richtlinien den Plastikmüll einzudämmen. Besonders bekannt dürften vielen die befestigten Deckel („tethered caps“) bei Plastikflaschen sein.

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6 Kommentare

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  • Ich habe das Gefühl, dass Plastikrecycling in der Praxis nicht durchschlagen wird und befürchte, dass es dem grünen Wasserstoff genau so gehen könnte: Alles wunderbar in der Theorie, aber ...

  • Recycling ist keine Lösung.



    Vernunft ist eine!



    Also kauft einfach weniger Plastikkram, dann wird das!

  • Lösen?? Welches Plastikproblem wird denn irgendwo gelöst?



    Es gibt zwei Wege:



    - Regierungen verordnen Plastikverbote



    - "Verbraucher" kaufen keinen Plastikkram mehr.

    Beides wäre eine Lösung. Recycling ist keine Lösung. Vor allem wenn alle denken dass "unsere Wirtschaft" immer weiter wachsen müsse.

  • Also ich würde mir bei solchen Artikeln viel mehr konkretes wünschen. Unter welchen Umständen ist Plastik denn recyclebar? Welche Plastiksorten sind besser recyclebar? Was kann der Verbraucher konkret tun? Was könnte die Politik und vor allem auch die Einzelhändler machen?

    • @QuantumRider:

      Kunststoffe lassen sich optimal recyclen wenn diese :



      Sortenrein vorliegen, da prakt. nicht mischbar.



      Vergleichbare Ketteneigenschaften vorliegen (je nach PM-Grad, Verzweigung ändern sich Materialeigenschaften, Viskosität beim Verarbeiten)



      Weder bedruckt, beklebt, sonstige Verunreinigungen enthalten (bereits Kontakt mit Fetten, Proteinen aus z.B. Lebensmittel verbietet neue LM-Verpackungen)



      -> reales Recyclat kann nur für dickwandige, nicht für LM bestimmte, stark eingefärbte Produkte verwendet werden, z.B. Flaschen für Reinigungsmittel, minderwertige Gebrauchtsgegenstände etc.. Und da ist der Bedarf einfach gering...



      Gut funktioniert das z.B. bei PET-WASSERflaschen, sortenrein, nicht bedruckt, einheitlich gefärbt, "sauber".

      Auch wäre ein Umweg über die Wiedergewinnung der Ausgangsmonomer möglich, um dann neuen Reinstoff zu synthetisieren, was aber entweder sehr aufwändig bzw. in der Regel nicht möglich ist. Mir bekannte Ausnahme ist z.B. Polystyrol, das bei höheren Temperaturen wieder in Styrol zerfällt und abdestiliert werden könnte.

      Was kann der Verbraucher tun? Möglichst übermäßig verpackten Mist meiden. Z.B. Aufschnittwurstverpackungen in Tellerform mit wenigen g Inhalt.

    • @QuantumRider:

      "Die Politik" könnte dafür sorgen, daß es nur noch einbisdrei Verpackungsplastearten gibt welche dann sortenrein wiederverwendet werden können. Gehn tut des alles auch schon, der rezyklierte Verpackungsscheiß ist bloß teurer.



      Oder Umverpackungen für Gemüse aus verrottenden Materialien....