Petition der Woche: Leerflüge müssen ein Ende haben
Die Petition #DoItAgainAdina kritisiert 18.000 Leerflüge der Lufthansa. Der Aufruf richtet sich an die EU, eine Kapitalismuskritik bleibt aus.
Fliegen schadet dem Klima. Folglich ist ein flugreduzierender Lebensstil für den Schutz des Klimas unentbehrlich, zumindest in Ländern, die pro Kopf für die meisten Emissionen zuständig sind. Diese Einstellung zu verstärktem Klimaschutz teilen aber nicht alle. So hoppeln Lufthansa-Maschinen beispielsweise seit Anfang Januar von einem Flughafen zum nächsten, ohne dass ihre Flugzeuge mit Passagier:innen beladen sind.
Und Leerflüge wie die der Lufthansa werden von weit mehr Fluggesellschaften betrieben: Auch das Tochterunternehmen Brussels Airlines hatte 3.000 davon zu verzeichnen. Die Klima- und Umweltschutzorganisation Greenpeace rechnete vor, dass die Gesamtzahl aller Leerflüge in Europa in den Wintermonaten um die 100.000 betragen müsse.
Dieses Vorgehen wird nun von einer Petition kritisiert. Mit dem Hashtag #DoItAgainAdina (Tu es noch mal Adina) richtet sie sich direkt an die rumänische EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean. Nicht die Fluggesellschaften werden in die Verantwortung genommen, sondern die EU-Kommission. Der Grund dafür sind sogenannte Slots, Start-und-Lande-Rechte von Flughäfen, die dazu gedacht sind, lange Wartezeiten für den Abflug und unnötiges Herumkreisen in der Luft bis zum Freiwerden der Landebahn zu vermeiden.
Um beliebte Slots für Flughäfen mit viel Verkehr nicht dauerhaft blockieren zu dürfen, gibt es in der EU die sogenannte 80/20-Regelung. Mindestens 80 Prozent eines Slots müssen von Airlines beflogen werden, damit sie diesen behalten dürfen. Können Fluggesellschaften die Quote nicht einhalten, wird ihnen der Slot wieder entzogen.
Geld ist für Lufthansa wichtiger
Dies führt dazu, dass Flugunternehmen leere Flüge ohne Passagier:innen auf sich nehmen, um ihre Quote einhalten zu können. Bei der Lufthansa sind es beispielsweise 18.000 Flüge allein für den Zeitraum Januar bis Ende März. Nathan Goldblat, der Initiator der Petition, verlangt von der EU-Verkehrskommissarin, diese Flüge zu verhindern, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und das Klima weniger zu belasten.
„Ich habe zuerst nicht glauben können, was da steht, weil es so total schwachsinnig wirkte“, sagt Goldblat. Mit einer Kritik an Flugunternehmen hält er sich hingegen zurück. Dabei hat es die Fluggesellschaft durchaus selbst in der Hand, ob sie die 18.000 Flüge absolviert oder nicht. Die Slots aufzugeben würde für Lufthansa bedeuten, dass die frei gewordenen Slots von Konkurrenzunternehmen übernommen werden. In dieser Hinsicht handelt das Unternehmen im eigenen wirtschaftlichen Interesse.
Goldblat hingegen adressiert allein Vălean: „Es ist eine einfache Regelung, die bereits in den letzten beiden Jahren geändert wurde. Es wäre relativ simpel machbar, ohne dass jemand Schaden davonträgt“, sagt der Initiator. Zur Eigenverantwortung der Lufthansa sagt er, dass es natürlich moralisch verkehrt sei, aber dass diese am Ende des Tages auf diese Weise eben mehr Geld machen würde.
In der Tat hat es im EU-Parlament im Sommer 2020 sowie im Winter 2020/2021 eine kurzzeitige Aussetzung der Slotregeln gegeben. Derzeit wird die Nutzungsquote auf 50 Prozent herabgesetzt, ab dem 28. März soll sie wieder auf 64 Prozent angehoben werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer