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Petition der WocheZurück zum alten Pressekodex

Der Presserat hat eine Richtlinie zur Benennung der Herkunft von Tätern geändert. Eine Initiative will zur alten Regelung zurück.

Betrifft nicht nur sie: gedruckte Tageszeitungen

Auf eins können sich bestimmt alle einigen: Es macht einen Unterschied, ob in der Zeitung steht: „Rentner überfällt Bistro“ oder „Pakistaner überfällt Bistro“. Und deswegen gibt es im Pressekodex Regeln dafür, wann die Herkunft von Personen zu erwähnen ist und wann nicht. Allerdings sind diese Regeln heute weniger streng als früher. Das stört die AktivistInnen der Initiative Fair Radio. Sie wollen zurück zum alten Pressekodex.

Der Pressekodex ist eine freiwillige Selbstverpflichtung von ZeitungsmacherInnen. Der Presserat, der über den Kodex wacht, kann niemanden bestrafen oder exkommunizieren, er kann nur den Zeigefinger heben. Trotzdem ist der Pressekodex wichtig genug, dass seit zwei Jahren viel um ihn gestritten wird.

Es geht um Artikel 12.1, einen Passus gegen Diskriminierung. Ursprünglich stand dort, dass die Herkunft von Verdächtigen nur dann erwähnt werden soll, wenn ein „begründbarer Sachbezug“ zur Tat besteht. Dann also, wenn die Herkunft als Motiv eine Rolle spielt oder bei der Strafverfolgung. So sollte verhindert werden, dass Vorurteile gegen Minderheiten geschürt werden. Denn in der Regel liest man nur die Herkunft der „anderen“, also Ausländer – bei dem weißen Deutschen aus Westfalen heißt es schlicht „Rentner“.

Dann kamen die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln 2015 und die Angst vieler JournalistInnen vor dem Vorwurf der Zensur. Der Presserat reagierte: Seit März 2017 braucht es statt „begründbarem Sachbezug“ ein „begründetes öffentliches Interesse“.

Die Petition

Anlass: Die Änderung des Pressekodex im vergan­genen Jahr

Das wollen die Initiatoren: Herkunft von Tatverdäch­tigen nur bei begründbarem Sachbezug nennen

Das wollen sie nicht: Vorurteile schüren

Die InitiatorInnen der Petition nervt das. Sie verlangen, die Änderung zurückzunehmen. Aus ganz pragmatischen Gründen. „Der Sachbezug war eine journalistisch sinnvolle Kategorie“, sagt Sandra Müller, freie Radiojournalistin und Mitbegründerin von Fair Radio. „Aber ‚begründetes öffentliches Interesse‘ – was soll das heißen? Dass sich genug Leute auf Facebook aufgeregt haben?“ Entstanden ist die Idee einer Petition bei einer Tagung von JournalistInnen und MedienwissenschaftlerInnen in Darmstadt im November 2017, die Petition selbst wurde Ende Januar gestartet und wurde bislang von rund 160 Menschen unterschrieben.

Richtig oder falsch?

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Die Deutsche Presseagentur, einer der wichtigsten Quellen für Nachrichten, ist anderer Meinung als die Initiatoren. „Außer Zweifel steht für uns, dass die Reform der Richtlinie 12.1 und die daraus abgeleiteten dpa-internen Leitlinien zu mehr und nicht zu weniger Handlungs- und Entscheidungssicherheit geführt haben“, sagt Nachrichtenchef Froben Homburger. Er betont, dass die klassischen Medien heute nicht mehr darüber entscheiden, welche Informationen die Runde machen. Man solle lieber einordnen, statt weglassen. „Die Initiatoren der Petition behaupten, dass öffentliches Interesse erst durch die Medienberichterstattung hergestellt werde. Das trifft meines Erachtens in dieser Absolutheit nicht mehr zu.“

Ist eine Richtlinie wie 12.1 also noch das Richtige, um im Internetzeitalter Rassismus zu bekämpfen? Wenn ja, in der alten oder in der neuen Variante? Darüber zu diskutieren ist wichtig. Es geht um verantwortungsvollen Umgang mit der Macht journalistischer Texte. Worum es nicht geht: Wohlfühlzensur auf Anweisung Angela Merkels, um eine ausländische Sexverschwörung zu vertuschen. Das ist ja bestimmt allen klar.

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44 Kommentare

 / 
  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Ich meine, und Artikel wie Kommentare machen das deutlich, im Kern um das Rollenverständnis von Journalisten:

     

    1) Gatekeeper und Entscheidungsmacht darüber, a) welche Informationen die Leser bekommen/nicht bekommen sollen, auch Entscheidungsmacht darüber wo ein "Sachbezug" bestehe oder nicht, und dann

    b) Meinungsführerschaft und Hoheit über die Einordnung, was man/frau darüber denken sollen.

    Ein Herr Fleischauer nannte das mal "Nanny-Journalismus".

     

    Oder 2)

    ein Dienstleistungsverständnis, sachlich, vollständig und neutral Fakten zu berichten,

    über die Dinge für die sich "ein öffentliches Interesse" gebildet hat.

    Das 'Interesse' bildet sich mit Zutun der Presse/Journalisten, aber seit 'Internet' viel basisdemokratischer und nicht mehr in alleiniger Entscheidungsmacht der Presse.

  • Vorurteile wollen sich erarbeitet werden...

  • @Adele Waltet

    Großartig. Alles gesagt.

  • Nachrichten und Ereignisse unter den Teppich kehren funktioniert auf Dauer nicht. Das hat schon in der DDR nicht funktioniert.

     

    Die Menschen entwickeln bald die Fähigkeit zwischen den Zeilen zu lesen.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    @MICHAEL LAUBE

     

    "Es gibt wichtigere Ereignisse.....", "...eigentlich völlig belanglose Ereignisse....", "....sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist", "...solange dies nicht ein Ereignis der Zeitgeschichte ist", "....nur über die relevanten Ereignisse berichten...", "...eine aufgeklärte Presse..."

     

    Sorry, aber soviel leere Hülsen, die nun gar nicht weiter helfen, hat man selten so konzentriert

  • Seit 1933 werden im Kölner Karneval Büttenreden einer (politischen) Zensur unterzogen. Da entscheiden also irgendwelche Pappnasen, was dem närrischen Volk zugemutet werden kann, damit keine schlechte Laune entsteht. Profiteur dieser Maßnahme ist der Kölsche Klüngel.



    [...]







    Bleiben wir mal bei Verbrechen und Nationalität. Ein Beispiel:



    Die FSA, also die sogen. Freie Syrische Armee, von vielen Medien auch als moderate Rebellen hoch gepusht, sind nichts anderes als islamistische Verbrecherbanden und Kopfabschneider, die gerade in letzter Zeit hinsichtlich verbrecherischer Taten dem IS schon sehr ähnlich sind. Mich würde schon interessieren, woher die Terroristen der sogen. FSA kommen. Aber auch hier lassen uns die Medien i.d.R. aus Gründen einer bestimmten politischen Propaganda im Stich. Stattdessen bedient man sich der irreführenden Bezeichnung FSA.



    Wer einmal anfängt, Nachrichten und Meldungen im Sinne von Umerziehung zu manipulieren, hat sich schon verabschiedet vom seriösen Journalismus und scheint auch von Demokratie nichts zu halten, in der BürgerInnen selbst entscheiden wollen, wie Nachrichten politisch zu beurteilen sind.

     

    Kommentar gekürzt. Bitte verzichten Sie auf pauschale Unterstellungen. Danke, die Moderation

    • @Rolf B.:

      Ich meine, mal gelesen zu haben, dass FSA eine Selbstbezeichnung ist.

       

      Meinen Sie wirklich, es ging bei den dünnen Berichten über die FSA um eine gleichgeschaltete Presse, die politische Propaganda verbreitet?

      • @rero:

        Die Berichte sind in der Tat dünn. Doch auch in den Medien wird in letzter Zeit die FSA ob ihrer Verbrechen kritischer gesehen. So z.B. der Kölner StadtAnzeiger, der letztens mit wenigen Zeilen vermerkte, dass die FSA letztendlich nur noch durch Mitglieder islamistischer Terrororganisationen besteht. Googelt man, findet man genügend Berichte, selbst von der tagesschau im Netz, dass in letzter Zeit viele ehemailge IN-Terroristen unter dem Namen der FSA die türkischen Truppen im Kampf gegen die Kurden unterstützen.

         

        Von Gleichschaltung der Medien sprachen im Übrigen nur Sie. Die Medien müssen nicht gleichgeschaltet werden, weil viele Medienhäuser gleiche Interessen haben an der "Interpretation" der Wirklichkeit. Ein Kleber braucht z.B. als Transatlantiker keine Anweisungen. Der macht das alles freiwillig so, wie es den Mächtigen gefällt.

        Gleichschalten müsste man nur Köpfe mit Charakter. Und einige dieser Köpfe wurden ja schon aus den Medien entfernt.

        • @Rolf B.:

          Was sind denn aus Ihrer Sicht die Interessen vieler Medienhäuser?

  • Eigentlich sollte man anstatt der Staatsbürgerschaft bzw. der Nationaliät bzw. des tribalen Hintergrunds in erster Linie den Ort der Sozialisation angeben. Es ist halt schon ein Unterschied zw. einem in Mannheim sozialisierten Nordhesse mit türkischer Staatsbürgerschaft und einem in Pakistan sozialisierten Paschtunen afghanischer Herrkunft. Ausserdem sollte noch das dominierende religöse Element des sozialen Umfelds und, falls vorhanden, eine allfällige Minder-/Verfolgtenzugehörigkeit erwähnt werden. Ich möchte schliesslich wissen, ob der Kioskräuber ein in Düsseldorf aufgewachsener schwab-fränkischer Bayer mit evangelischem Eltern war oder doch eher ein sephardischer Islamoatheist aus Wanne-Eickel mit deutscher Staatsbürgerschaft und austro-ungarischen Grosseltern.

     

    Zudem wäre es sehr hilfreich, wenn man auf so unqualifizierte Adjektive wie 'ausländisch' und 'dunkel' bei der Beschreibung der Hautpigmentierung verzichten würde und anstatt dessen den Farbindex der 8000er resp. 9000er RAL-Skalen angäbe.

  • Den alten Pressecodex brauchen wir nicht zurück, aber vielleicht ein Lektorat / Korrektorat. Wie sonst ließe sich sonst die Überschrift "Zurück um alten Pressekodex" erklären?

    • @Velofisch:

      Haben Sie wirklich noch nie was von "alternativer Grammatik" gehört?

  • Völlig richtig, Sie Mondbewohner. Alle Mondbewohner sind schlecht. Schon Ordnung können die nicht halten. Sie gehen nicht arbeiten, klauen jeden Stein und schminken sich wie Mondkälber.

  • "Er [Froben Homburger] betont, dass die klassischen Medien heute nicht mehr darüber entscheiden, welche Informationen die Runde machen. Man solle lieber einordnen, statt weglassen."

     

    "nicht mehr" ? Bemerkenswert.

    Tja, soviel zum elitären Anspruch einiger Pressefuzzies "Gatekeeper" zu sein. Aber nicht weinen, es gibt ja noch die Auslandsberichterstattung. Da können sich die dpa und ihre Copy&Paste-Kunden weiterhin mit Halb-, Viertel-, Achtel- oder Un-wahrheiten austoben.

  • Wie wäre es mit:

    Wesen beendete Leben eines anderen Wesens.

  •  

    Man könnte vielleicht auch einmal darüber diskutieren, wie die Presse bereits allein durch die Auswahl ihrer Themen Meinung macht.

     

    So gab es im Jahr 1993 insgesamt 5.140 polizeilich registrierte Tötungsdelikte (> 14 pro Tag).

     

    2015 gab es 2.991 polizeilich registrierte Tötungsdelikte (> 8 pro Tag).

     

    Objektiv gehören Tötungsdelikte also noch immer zu den alltäglichen Straftaten, obwohl die Anzahl der Tötungsdelikte stark gesunken ist.

     

    Die meisten Tötungsdelikte werden von Deutschen begangen. Über die wird jedoch relativ selten und wenn, dann auch nur ganz kurz berichtet.

     

    Aber wenn mal ein Mensch mit Migrationshintergrund ein Tötungsdelikt begeht, wird darüber sehr breit und ausführlich berichtet.

     

    Durch diese disproportionale Medienberichterstattung entsteht der Eindruck, dass Ausländer mordend durch Deutschland ziehen.

     

    Das Unsicherheitsgefühl vieler Menschen ist so hoch wie noch nie.

     

    Das liegt einfach an einer - aus meiner Sicht - völlig unangebrachten Auswahl der Themen, über die berichtet wird.

     

    Straftaten - auch Tötungsdelikte - gibt es und wird es immer geben.

     

    So ist einfach das Leben.

     

    Und die meisten solcher Straftaten sind nicht wirklich ein Ereignis der Zeitgeschichte.

     

    Obwohl über sie berichtet wird, werden in wenigen Jahren sich wegen ihrer gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit nur noch die unmittelbar betroffenen Menschen an sie erinnern können.

     

    Dann aber sollte überhaupt nicht über solch alltägliche Straftaten berichtet werden.

     

    Es gibt wichtigere Ereignisse in der Politik und Wirtschaft, über die die Presse berichten sollte, damit ein Bürger in einer Demokratie auch wirklich über das informiert wird, was für seine Entscheidung am Wahltag wirklich relevant ist.

     

    Hier braucht eine aufgeklärte Presse einfach Mut zur Lücke. Sie muss sich bewusst dazu entscheiden, nicht mehr über Straftaten oder Unfälle im Straßenverkehr oder andere eigentlich völlig belanglose Ereignisse zu berichten und sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist.

    • @Michael Laube:

      Einfach gar nichts mehr berichten ? Oder alles ? Losverfahren ? Solange jemand entscheidet, wird es jemanden geben, dem das nicht paßt.

    • @Michael Laube:

      Die Lösung in Ihrem “Mordfall“ (=Beispiel) ist, jeden Fall gleich zu behandeln, d.h. auch über dt. Täter zu berichten.

      Zustimmen möchte ich dem, dass dt. Medien zB den Neoliberalismus verstärkt thematisieren sollten, und zwar als das, was er ist, schädlich und menschenfeindlich, änderbar und nicht unüberwindbar.

      • @Gerhard Krause:

         

        Ich weiß nicht, wie Sie auf die Idee kommen, dass es eine Lösung sein könnte, auch über deutsche Täter zu berichten.

         

        Wird hatten 2015 im Schnitt etwas mehr als 8 Tötungsdelikte jeden Tag.

         

        Können Sie sich vorstellen, wie die Nachrichten aussehen würden, wenn über jedes dieser Tötungsdelikte berichtet werden würde?

         

        Können Sie sich die Panik in der Bevölkerung vorstellen, die plötzlich, nur weil darüber berichtet wird, meint, es sei auf den Straßen gefährlicher geworden, als zu Zeiten, als es sehr viel mehr Tötungsdelikte gab, darüber aber nicht jedes Mal berichtet wurde.

         

        Meine Lösung - und das habe ich auch ausdrücklich geschrieben, ist, gar nicht konkret über Tötungsdelikte zu berichten, solange dies nicht ein Ereignis der Zeitgeschichte ist.

         

        Auf der anderen Seite sollten wir unterscheiden zwischen Presse, die meiner Ansicht nach nur über die relevanten Ereignisse berichten sollten und Medien, die auch über die reine Berichterstattung hinaus gehen.

         

        Ich bin kein Fan von Neoliberalismus. Dieser ist aber kein Ereignis, das berichtet werden kann. Insofern sollte der Neoliberalismus nicht von der Presse thematisiert werden.

         

        Das kann in den restlichen Medien, in Kommentaren, Beiträgen und Kolumnen geschehen - aber nicht im Bereich der Berichterstattung, also das, was ich als Kernaufgabe der Presse betrachte.

         

        Die Presse wiederum muss über das berichten, was in Politik, Verwaltung und Wirtschaft geschieht - unabhängig davon, ob das als Neoliberal zu betrachten ist oder nicht.

        • @Michael Laube:

          Also, Entschuldigung, mit Ihnen bekommt Zensur ja eine pfeffrige Note.

        • @Michael Laube:

          Das, was Sie sich wünschen, ist doch genau das, was viele Zeitungen in der Vergangenheit praktiziert haben und was ihnen jetzt mit dem Vorwurf "Lügenpresse" um die Ohren fliegt.

           

          Tötungdelikte sind aber ein super Beispiel.

           

          Es gibt die Regel, dass über Beziehungstaten nicht berichtet wird. Ob die Ehepartner diese oder jene Staatsangehörigkeit hatten, spielte dabei keine Rolle.

           

          (Nur manche Boulevardblätter machten da von Zeit zu Zeit Ausnahmen, besonders wenn sie gute Bilder dazu haben.)

           

          Überregional berichtet wird nur über Tötungsdelikte, die z. B. aufgrund ihrer Begehungsweise oder ihrer Opfer (z. B. Kinder) besondere Bedeutung erlangen.

           

          Deshalb wurde auch über den 15-jährigen Afghanen, der ersuchte seine Feundin zu ertränken, zunächst regelkonform kaum berichtet.

           

          Die Redaktionen hatten nur übersehen, dass ein 15-jähriger Tatverdächtiger eben doch überregionale Bedeutung gewinnt.

           

          Faktisch lesen Sie also die ganze Zeit ber Tötungsdelikte, die nach Sachkriterien ausgewählt werden.

           

          Spannend ist, dass Sie den Eindruck haben, bei diesen nach Sachkriterien ausgewählten Tötungsdelikten seien die Täter überwiegend Ausländer oder Migrationshintergründler.

           

          Sie übersehen, dass Journalisten eben Dienstleister sind. Sie berichten über das, was die Menschen interessiert. Denn die Leute suchen sich danach ihre Zeitung aus.

           

          (Ich übrigens auch. Sie etwa nicht? :-) )

           

          Was der eine für belanglos hält, ist für den anderen von Interesse.

    • @Michael Laube:

      Es spricht zwar Bände über Sie, wenn Sie z.B. Terrorakte für "völlig belanglose Ereignisse" halten, die nicht berichtet werden sollen. Mir ist die Pressefreiheit allerdings ziemlich wichtig. Es ist nicht die Aufgabe der Presse, die Bevölkerung zu beschwichtigen. Haben Sie schon mal in die Präambel des Pressekodex geschaut?

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Michael Laube:

      Bei Zahlen bitte immer die Quelle mit angeben. Sonst bleiben es Behauptungen. Danke!

       

      Danke auch für die Einordnung. Sehe ich genauso.

      • 9G
        96830 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Die Quelle steht doch da: Polizei.

        Beim zweiten Teil schließe ich mich auch an.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Die meisten Tötungsdelikte werden von Deutschen begangen ist richtig.

        Aufgeteilt auf Personengruppen und in ein Verhältnis zur Anzahl der z.B. Asylsuchenden gesetzt ergibt als Ergebnis eine ganz andere Zahl.

        Hoffentlich versteht das hier jemand.

  • Wer sagt denn eigentlich, wenn es heißt "Pakistaner überfällt Kiosk" daß ich derart blöd bin, daß ich glaube, daß alle Pakistaner Räuber seien. Das Argument für die Nicht-Nennung ist doch absurd. Die Leser sind doch nicht bescheuert. Ebensogut könnte ich mich als Rentner darüber beklagen, daß ein "Rentner" einen Überfall begangen hat. Dann müßte man konsequenterweise auch den Ort eines Verbrechens geheimhalten, wenn es sich beispielsweise um einen Vorfall in einem Flüchtlingsheim handelt. Es könnte ja irgendein Hirni schlußfolgern, daß alle dort lebenden Leute Gangster sein. Und noch weiter: Man müßte bei einer Messerattacke dann auch die Tatwaffe verschweigen, weil diese Waffe möglicherweise ja auch auf einen bestimmten Täterkreis hinweist. Wie weit soll das noch gehen ? Die korrekte Meldung hieße ja jetzt schon nur noch: "Gestern hat irgendwer irgendwo irgendwas gemacht." Wollen Sie so was lesen ? Wenn beispielweise ein Pakistaner mit einem Messer in einer Flüchtlingsunterkunft jemanden umbringt, möchte ich es auch genauso lesen. Wenn ein Einheimischer jemanden abmurkst, heißt es in der Zeitung ja auch: Detlef K. hat gestern im Blumenladen Soundso seine Freundin mit einem Hammer erschlagen.

    • @Thomas Schöffel:

      Sehe ich ähnlich. Sich über s.g. besorgte Bürger aufregen und gleichzeitig besorgt Information zurückhalten (wollen). Vorverurteilen verurteilen, aber Menschen als informationell unmündig vorverurteilen.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Thomas Schöffel:

      " Wenn ein Einheimischer jemanden abmurkst, heißt es in der Zeitung ja auch: Detlef K. hat gestern im Blumenladen Soundso seine Freundin mit einem Hammer erschlagen."

       

      Die These ist ja, dass "wenn ein Einheimischer jemanden abmurkst" gar nichts in der Zeitung steht. Zumindest nicht überregional. Wenn es aber ein paktistanischer Rentnter war, interessiert sich ganz Deutschland für den Fall.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Ja, und? Das nennt man dann öffentliches Interesse.

        Das Verschweigen bestimmter Inhalte kommt ja nun wirklich nicht davon, dass kein Interesse besteht. Das Gegenteil ist der Fall. Aber ein Verschweigen entgegen der interessierten Öffentlichkeit ist doch ... irgendwie Zensur, oder?

         

        Das wäre so als würden ARD und ZDF andauernd über Schach berichten, obwohl alle Fußball sehen wollen ...

  • Man sollte aber neben der Nationalität (oder Staatsbürgerschaft, oder Stammbaum) auch noch dazuschreiben, ob die Täter*innen Brillenträger waren.

     

    Denn Brillenträgerträger sind besonders gefährlich, und diese Information sollte dem mündigem Leser nicht vorenthalten werden.

    • @hanni:

      mit dieser Ansicht sind Sie ganz bei pol pot....

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @hanni:

      Ich fürchte mich eher vor Rothaarigen!

  • Früher als die klassiscen Medien das Monopol hatten, war es also ok bzw. geboten, die öffentliche Meinung positiv zu beeinflussen? Das Demokratieverständnis der Presse ist nach wie vor fragwürdig und die Reform war nur eine pragmatische Änderung um dem Vorwurf der zensierenden "Lügenpresse" zu entgegnen. Die Frage ist aber doch, ob die Presse informieren oder erziehen soll. Außer Frage ist, dass die Presse nicht im Bildzeitungsstil die Nationalität oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe herausstellen soll. Verschweigen sollte sie aber nichts, was von öffentlichem Interesse ist. Da liegt die neue Fassung richtig.

    So lässt sich ein zurück zur alten Fassung auch nicht begründen. Die Initiatoren argumentieren denn auch gar nicht in diese Richtung. So konstruieren sie "pragmatische Gründe" für Zensur. Das ist ein Armutszeugnis. Kein Wunder, dass da kaum jemand unterzeichnet - aber die taz berichtet, warum auch immer.

  • Ich möchte vollumfänglich informiert werden, auch da sich an bestimmte Informationen Folgefragen anknüpfen.

    • @Gerhard Krause:

      jepp, Alter, Religion, Wohnort, Gehalt, Herkunft der Eltern,... alles ist wichtig.

      Man muss schon alles Wissen um jemand den richtigen Vorurteilen zuzuordnen.

  • Nichts für ungut, aber es ist ja nicht nur ein Problem des nennens oder nicht-nennens, es geht darum, dass beides politisch aufgeladen ist. Für eine freie Presse ist es schon komisch wenn bestimmtes, faktisch korrektes vorhandenes Wissen absichtlich nicht genannt werden soll - und zwar allgeingültig.

    Ich gestehe es der TAZ gerne zu, wenn für sie die Kategorie Herkunft nicht wichtig ist, die Information nicht zu bringen. Das aber z.b. einer konservativen „Welt“ per Kodex ebenfalls vorzuschreiben, wenn deren Redaktion es anders einschätzt, ist nicht ok. Vielleicht gibt es hier nicht nur keinen Konsens, vielleicht sollte es einen solchen in einem wirklich freien Pressemarkt auch nicht geben.

    Das einzige worüber man sich einig sein kann und muss: faktisch falsches sollte nicht veröffentlicht werden, Zusammenhänge sollten ohne zwingende Indizien nicht konstruiert werden. Alter, Geschlecht, kulturelle Herkunft oder Zugehörigkeit zu relevanten Gruppen (Beruf, Nationalität, relevante Interessengruppen, ...) gehören aber in aller Regel nicht zu Konstruktionen, sondern zu Fakten.

    Im Zeitalter des „Bürgerjournalismus“ lassen sich Fakten ohnehin nicht mehr unterdrücken, die Medien sollten sich hier nicht als Bub am Deich verstehen, der aus selbstverliehenem Pflichtgefühl meint den Daumen für alle in den Deich stecken zu müssen. Das ist reine Selbstüberschätzung und kann nur schief gehen.

    Anstatt sich als Informationzentralventil mit Volkserziehungsauftrag zu gerieren, sollten die Medien viel mehr Kontext bieten und unterschiedliche Perspektiven und offene Diskussionen ermöglichen.

    • 4G
      42682 (Profil gelöscht)
      @hup:

      Das wäre wünschenswert.

  • Ich kann mir beim besten Willen kein Beispiel ausdenken, bei welchem es einen "begründeten Sachbezug" zwischen der Herkunft und einer Straftat gibt. Selbst ein sogenannter Ehrenmord wäre kein begründeter Sachbezug im eigentlichen Sinne. Wenn also ein "begründeter Sachbezug" als Voraussetzung für einen Bericht dazu führt, dass über die Herkunft eines Tatverdächtigen nie geschrieben werden darf, dann grenzt das an Zensur.

    • @DiMa:

      Was ist denn ein begründeter Sachbezug? Dass die Tatwaffe von Hornbach stammt? Da müssen wir also Angst wovor haben, dass Tatwaffen nur noch dort gekauft werden, oder der Laden pleite geht, da gemieden?

      So jagt eine Mutmaßung die nächste und wir können Presse einstellen. Es sei denn, uns spräche eine Stelle nach Antrag, Prüfung und Genehmigung die genehme Sichtweise zu.

      • @Gerhard Krause:

        Ich verstehe ja auch nicht, was ein begründeter Sachbezug sein soll. Daher finde ich es verwunderlich, dass die Initiatoren der Petition zu einer vollkommen unbrauchbaren Regelung zurückkehren wollen.

        • @DiMa:

          Danke, genau.

    • @DiMa:

      Wirklich, Dima? So blauäugig kann man ja kaum sein.

  • 4G
    42682 (Profil gelöscht)

    "Das ist ja bestimmt allen klar." Ist es das?

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Immer bei jedem Fall berichten, dann kriegen die Leute ein Gefühl dafür wie gering der Anteil der Ausländer ist. 100% Offenheit ist die einzige Chance gegen Fake-News. Klar kann man bei einem Raubmord die Information weglassen das der Täter afghanischer Flüchtling ist, hat nichts mit der Tat zu tun, Raubmord kommt in jeder Kultur unter allen Nationalitäten vor, aber wenn man es nicht berichtetet steht es 2 Stunden später auf einer rechten Propaganda-seite (oder wie sich selbst nennen Alternativ-medien) und liefert weitere Munition für deren Propaganda von der Verschwörung der bösen Mainstreamedien um die Volksaustauschung voranzutreiben oder welchen Blödsinn sie gerade wieder von sich geben. Mit dem Weglassen von Informationen gewinnt man nicht die Deutungshoheit zurück.