Patentschutz für Corona-Impfstoffe: USA befürworten Aufhebung
Lob von WHO und WTO, Kritik von der Pharmaindustrie. Was machen Deutschland und die anderen Sitzländer der großen Herstellerkonzerne?
Nach der innenpolitischen Kurskorrektur beim Umgang mit der Coronapandemie seit dem Machtwechsel von Präsident Donald Trump zu Joe Biden haben die USA jetzt auch eine wichtige außenpolitische Kehrtwende vollzogen: Washington stellt sich einer vorläufigen Aussetzung der Patentschutzrechte von Pharmakonzernen für Corona-Impstoffe nicht mehr in den Weg. Das verkündete die Handelsbeauftragte der Biden-Administration, Katherine Tai, am Mittwochabend.
Bereits seit September 2020 fordern über 100 Mitgliedsstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf sowie viele Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen vergeblich eine Aussetzung des Patentschutzrechtes. Damit soll eine erhöhte Produktion und die global gerechte Verteilung von Corona-Impfstoffen erreicht werden.
Während die Generaldirektoren der WTO und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf ebenso wie Nichtregierungsorganisationen erfreut auf die Ankündigung der USA reagierten, stieß sie bei Vertretern von Pharmakonzernen auf Kritik. Bevor eine Aussetzung der Patentschutzrechte, die durch Handelsverträge der WTO geregelt sind, durch die erforderliche Konsensentscheidung der WTO-Mitgliedsstaaten erfolgt, müssten nach den USA allerdings auch die anderen Sitzländer großer Pharmakonzerne – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Schweiz und Japan – ihren bisherigen Widerstand aufgeben.
Nach weiteren informellen Beratungen in den kommenden Wochen soll am 8. und 9. Juni eine offizielle Verhandlungsrunde stattfinden, bei der eine Entscheidung fallen könnte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen