Ostermärsche in Berlin und Brandenburg: Mit „Bella Ciao“ gegen Waffen
Tausende gingen am Samstag in Berlin für Frieden auf die Straße. Demos gab es Sonntag auch in Frankfurt (Oder) und Ostermontag in Cottbus.

Seit fast 60 Jahren treffen sich Aktivist*innen an den Osterfeiertagen, um gegen Aufrüstung, Nuklearwaffen, amerikanische Militärbasen oder die Nato zu demonstrieren. Seit den 1980ern organisiert die Berliner Friedenskoordination (Friko) die Aktion in der Hauptstadt. Das Motto in diesem Jahr: „Abrüsten statt Aufrüsten“.
Die Demonstration zog entlang der Rosa-Luxemburg-Straße, der Münzstraße, dem Rosenthaler Platz und der Torstraße. Ohne Zwischenfälle endete sie 15 Uhr wieder vor der Volksbühne, dort fand die Abschlusskundgebung statt. Neben politischem Musikprogramm traten Sprecher*innen der Friko auf, unter anderem Michael Müller, ehemaliger Staatssekretär (SPD) im Bundesumweltministerium und heute Vorsitzender des Umweltverbands Naturfreunde Deutschland, der Liedermacher, Journalist und frühere SED-Funktionär Hartmut König sowie die Schauspielerin Jutta Kausch-Henken.
Müller, der zum Einstieg sprach, beklagte, dass die Menschheit einen „doppelten Selbstmord“ begehe: einen langsamen, der menschengemachte Klimawandel, und einen schnellen durch atomare Wiederbewaffnung und Militarisierung. Er und seine Mitstreiter*innen kritisierten unter anderem die gestiegenen Rüstungsausgaben und die Aufkündigung des INF-Vertrags durch die USA. Der Vertrag verbot Flugtests, Produktion und Besitz von nuklearen Mittelstreckenraketen.
Rund 130 Menschen haben sich am Sonntag am Ostermarsch in Frankfurt (Oder) beteiligt. Motto der diesjährigen Veranstaltung war "Abrüsten statt Aufrüsten! Ja zum Frieden – Nein zum Krieg!". Aufgerufen hatte das Friedensnetz der Stadt. Auftakt war an der Friedensstele am Sowjetischen Ehrenmal. Die Redebeiträge seien angesichts von Teilnehmern aus der Partnerstadt Slubice auch ins Polnische übersetzt worden, sagte einer der Organisatoren. Anschließend zogen die Demonstranten durch die Innenstadt zur Friedensglocke, die dann geläutet wurde.
Cottbus: Am Ostermontag wurde in Cottbus demonstriert. Die Friedenskoordination Cottbus rechnete mit etwa 300 Teilnehmern. In Potsdam hatte der 18. Ostermarsch bereits am 13. April stattgefunden. (dpa)
Sorge wegen der „Querfront“
Mehrfach erklärten die Sprecher*innen, dass Friedens- und Umweltaktivismus zusammengehöre. In diesem Zusammenhang fiel auch das Stichwort „Fridays for Future“: Die Aktivist*innen begrüßten die neue Jugendbewegung, erhofften sich von ihr aber auch stärkeres friedenspolitisches Engagement. „Ich vermisse die jungen Leute hier“, sagte die Demoteilnehmerin und Aktivistin Irmela Mensah-Schramm – sie ist bekannt dafür, rechte Graffiti und Sticker an öffentlichen Plätzen zu entfernen. Mensah-Schramm sagte, sie habe eine Mitarbeiterin des rechten Magazins Compact auf der Kundgebung gesehen, und kritisierte das.
Die Sorge, von der sogenannten Querfront unterlaufen zu werden, also von Menschen, die mit vermeintlich linken Ideen rechtes Gedankengut streuen, teilen auch die Organisator*innen der Ostermärsche. Im Jahr 2014 wurde die Kritik an der Bewegung laut, dass es Zusammenarbeit mit den Machern der Berliner „Montagsmahnwachen“ gegeben habe, da diese einen Demonstrationsaufruf der Friko unterzeichnet hatten.
Eine Zusammenarbeit habe es aber nie gegeben. „Es gibt keine friedensbewegte Rechte“, sagte Barbara Majd Amin von der Friko und der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Vorfeld zur taz. Die Friko grenze sich gegen jede Form des Rassismus, Antisemitismus und der Rechten ab.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen