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Organisierte KriminalitätDeutsche Clans

Gastkommentar von Fabio Ghelli

Organisierte Kriminalität ist nicht arabisch oder türkisch und viel mehr als ein ethnisches, subkulturelles Phänomen. Sie ist global vernetzt.

Oft nur Aktivismus: Razzia bei einem türkisch-libanesischen Clan in Niedersachsen Foto: dpa

A ls Italiener in Deutschland musste ich mich relativ schnell an Mafia-Witze gewöhnen: „Du bist doch Italiener. Sicher kennst du irgendwelche Bosse.“ Die Antwort habe ich parat: „Ich kann es dir sagen. Aber danach muss ich dich leider umbringen.“

Die Mafia ist aber kein Witz. Ich habe noch das Getöse im Ohr, als an einem sonnigen Morgen vor 30 Jahren ein Auto nur wenige Kilometer von meiner Schule entfernt explodierte. Am Steuer saß ein Bauingenieur, der offenbar Streit mit einem lokalen Clan hatte.

In Italien gibt es zahlreiche Clans. Einige sind zu globalen Stars geworden, wie etwa der Corleone-Clan aus „Der Pate“ von Mario Puzo oder der Clan der Casalesi aus Roberto Savianos „Gomorra“. Es gibt auch viele weniger bekannte Clans (allein die kalabrische ’Ndrangheta zählt mehr als 160), die aber allesamt wissen, wie man Menschen einschüchtert, erpresst oder ermordet.

Wenn man in Italien „Clan“ sagt, weiß man genau, was damit gemeint ist. In Deutschland hingegen ist der Begriff umstritten. Selbst das Bundeskriminalamt (BKA) hat keine einheitliche Definition dafür. Spricht man in Deutschland über „Clans“, sind fast nie Ita­lie­ne­r:in­nen gemeint.

Gemeinschaft jenseits des Rechtsstaats

In der Regel geht es um Ara­be­r:in­nen und Türk:innen. „Angehörige ethnisch abgeschotteter Subkulturen“, so das BKA – Clans mit einer „patriarchalisch-hierarchisch geprägten Familienstruktur“, deren Mitglieder angeblich nicht integrations-, dafür aber gewaltbereit sind.

Die Idee eines Clans als „patriarchalisch-hie­rarchisch geprägte Familie“ trifft übrigens für viele Gruppen der organisierten Kriminalität (OK) zu. Sehr unterschiedliche OK-Gruppen von Italien über Albanien und Zentralasien bis nach Japan sind nach Familienbündnissen organisiert – echte oder fiktive. Warum das so ist, hat der Mafia-Boss Joseph Bonanno erklärt: „Da es für uns nicht möglich war, uns an der Verwaltung des eigenen Landes zu beteiligen, zogen wir uns in die Familien zurück.“ Die Clans sind so gesehen ein Zufluchtsort für Menschen, die sich vom Rechtsstaat ausgeschlossen fühlen.

Clans existieren. Es hilft nicht – wie wohlwollende Kritiker oft sagen –, den Begriff als rassistisches Label abzutun. Dies verkennt entscheidende Eigenschaften dieses Phänomens. So sorgt das enge Bündnis zwischen Clanmitgliedern dafür, dass sich die Organisation gegen Eingriffe von außen wehren kann. Die Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Mitgliedern schützt vor Verrat.

Was wir von Italien lernen können

In ihrem etwa 150-jährigen Kampf gegen die Mafia haben die italienischen Behörden gelernt, wie man gegen Clans vorgehen kann. Erstens: Um sie zu bekämpfen, muss man sie kennen. Stichwort: Strukturermittlungen. Italienische Ermittler verbringen inzwischen deutlich mehr Zeit damit, Bücher zu überprüfen und Gespräche abzuhören, als mit Razzien und Festnahmen.

Das spricht unter anderem gegen die sogenannte Strategie der 1.000 Nadelstiche – also die ständigen Razzien in Restaurants und Shisha-Bars. Diese mögen zwar für Schlagzeilen sorgen, helfen aber nicht viel.

Die zweite wichtige Lehre des Kampfs gegen die Mafia in Italien lautet: Man muss sie angreifen, wo es weh tut – beim Geldbeutel. Denn einzelne Clanmitglieder können eingesperrt werden, doch solange die Vermögensstruktur der Organisation bestehen bleibt, ist diese noch stark. Da haben die deutschen Staats­an­wäl­t:in­nen von den italienischen Kol­le­g:in­nen gelernt. Seit einigen Jahren ist es auch in Deutschland einfacher geworden, Vermögen, das mit Drogen- Waffen- oder Menschenhandel erworben wurde, zu beschlagnahmen.

Deutschland als Geldwaschanlage

Das ist besonders wichtig für ein Land, in dem nach Angaben von Transparency International mehr als 30 Milliarden Euro illegal erworbene Gelder im Jahr investiert werden. „Deutschland ist eine einzige Waschanlage“, sagte vor einigen Jahren ein Mitglied der ʼNdrangheta in einem abgehörten Gespräch. Wie groß das Kapital der italienischen OK in Deutschland ist, weiß zwar niemand. Doch es gibt Indizien. In einem einzigen Verfahren haben italienische Ermittler kürzlich einen Geldwäsche-Ring aufgedeckt, der zwischen Italien, Deutschland, der Türkei, Dubai und Malaysia arbeitete und Summen über 500 Milliarden Euro verwaltete.

Man sieht: Es geht nicht um „abgeschottete Subkulturen“. Einflussreiche kriminelle Clans müssen in der globalen Arena spielen – und Netzwerke bauen. So arbeiten Mitglieder der italienischen OK in Deutschland erwiesenermaßen unter anderem mit albanischen und türkischen Kriminellen zusammen.

Die dritte, wahrscheinlich wichtigste Lehre lautet daher: Kriminelle Clans sind kein arabisches, türkisches oder italienisches Phänomen. Sie sind ein globales und gleichzeitig endemisches Phänomen – also auch ein deutsches. Sie sind kein toxischer Fremdkörper in einem gesunden System. Sie sind Teil des Systems.

Die Clans gehen alle an

Meine Landsleute sind ein perfektes Beispiel dafür. Schon seit den 70er Jahren haben sich Mitglieder der organisierten Kriminalität in den italienischen Communities in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg eingenistet. Heute zählt das BKA rund 600 aktive Mitglieder italienischer Clans – die Dunkelziffer ist höher. Von „mangelnder Integrationsbereitschaft“ kann nicht die Rede sein.

Mitglieder der italienischen OK gelten als unauffällige Mo­dell­bür­ge­r:in­nen mit besten Beziehungen. So sollen Mitglieder der ’Ndrangheta nach der Wende sehr gute Geschäfte in Ostdeutschland gemacht haben – mit der Hilfe deutscher Unternehmer, Politiker und sogar Richter.

Na ja – könnte man sagen – wenn sie keinen Stress machen, keine Goldmünzen stehlen, ihre Steuern zahlen und nicht in der zweiten Reihe parken, wo liegt das Problem? Ein freundlicher Reminder: Seit jener Autobombe nahe meiner Schule vor 30 Jahren waren die Clans in Italien für den Tod von mehr als 500 Menschen verantwortlich. Auch in Deutschland töteten sie in dieser Zeit 30 Menschen. Die Clans gehen uns alle an.

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31 Kommentare

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  • Eigentlich ein guter Artikel, aber dann blitzt es wieder auf -

    "Die Clans sind so gesehen ein Zufluchtsort für Menschen, die sich vom Rechtsstaat ausgeschlossen fühlen."

    Au, man, die Gesellschaft hat Schuld , logisch.

  • Also kurz zusammengefasst: Schuld an den Mafia-Clans sind, wie immer in der TAZ, die weißen deutschen Cis-Männer, die nicht jeden Neubürger zur Begrüßung gleich umarmen. Und den armen ausgestoßenen Einwanderern, die immer nuir mit der besten Absicht kommen, bleibt deshalb ja nichts anderes übrig, als kriminelle Strukturen aufzubauen. Ich lese Ihre Zeitung immer gerne, aber nur zur Belustigung über so viel Naivität.

    • @Stefanie Schulz:

      Vielleicht sollten Sie den Artikel nochmal lesen. Genau das,was sie unterstellen, steht da eben nicht drin.

  • Mafia-Boss Joseph Bonanno erklärt: „Da es für uns nicht möglich war, uns an der Verwaltung des eigenen Landes zu beteiligen, zogen wir uns in die Familien zurück.“ Die Clans sind so gesehen ein Zufluchtsort für Menschen, die sich vom Rechtsstaat ausgeschlossen fühlen.

    Diese "Rechtfertigung" könnte jeder Bürger dieses Landes für sich in Anspruch nehmen, um Straftaten begehen.



    Das ist eine Kindergartenargumentation und Ausrede.

    • @Tom Tombadil:

      Man muss das nicht als Ausrede sehen, man kann es auchh als Vorwurf sehen. Und dieser Vorwurf wird durch deinen Einwand nicht illegitim. So gesehhen kannn man deinen Einwand auch als Totschlagphrase deuten.

  • Schön, dass auf die Problematik hingewiesen wird, allerdings befindet sich im Artikel ein kleiner Fehler, denn die Summe ist sehr viel höher:



    Geschätzt wird, dass 100 Miliarden Euro Schwarzgeld jährlich in Deutschland gewaschen wird, die 30 milliarden beziehen sich ausschließlich auf den Immobilienmarkt.



    Insgesamt lag der Immobilienmarkt 2019 in Deutschland übrigens bei einem Volumen von knapp 90 Milliarden €, somit ist jeder dritte Euro, der hier investiert wird, auf Schwarzgeld zurückzuführen.



    Dass dieses Geld die Preise weiter nach oben treibt, weil eben nicht nur der Nutzen der Immobilie im Vordergrund steht, sollte auch relativ schnell schlussgefolgert werden können.

  • Die beschriebene Problematik ist nicht neu. Früher beschrieb man in der Süddeutschen Presselandschaft, diese Clans würden die Arbeit der bundesdeutschen Judikative erleichtern. Für mich immer wieder unbegreiflich. Ich habe zur Kölner Messe Demonstrationen mit antisemitischem Hintergrund mitbekommen. Immer wieder unbegreiflich. Warum dachte keiner nach ?

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    " clans existieren". Man muss das ganze mal ein bißchen schmerzfrei sehen. Vor allem Klischees beiseite lassen. Es gibt niemals irgendwo den einen Boss, dem alle zuarbeiten. Der oder diejenige, die am meisten Geld hat, innerhalb seiner Peergroup, war halt ein bißchen cleverer als die anderen. 5 Lokale anstatt einem Lokal z.B. . Es wird auch niemand sagen können, ob er überhaupt irgendeiner Organisation angehört. Klassisches Beispiel ist doch, wenn man gefragt wird:"bist Du ein Mafioso?". Da gibt es nur eine Antwort," daß entscheiden andere(ggf. der Fragesteller), ob ich ein Mafioso bin".

  • 9G
    91655 (Profil gelöscht)

    Wass soll uns dieser Artikel sagen ...?

    Das "besondere" Problem der zurzeit mit den Namen "Clan" bedachten organisierten Kriminalität sind z.B. Probleme bei der Ausweisung von Straftäter*innen, weil "staatenlos" oder Abschiebeschutz usw.

    Italienische Strafttäter*innen können m.E. relativ einfach abgeschoben werden, ein staatenloser "Palästinenser" praktisch gar nicht ...

    Es ist doch vollkommen uninteressant, ob nun neben einer Großfamilie auch weitere internationale Verbindungen existieren.

    Im Übrigen sind einige Probleme eben tatsächich "Familien"-bezogen (Aussageverweigerungsrecht, Abhören von Privatwohnungen usw).

    Daneben sind auch Sprachschwierigkeiten - es gibt eben etwas mehr Übersetzer für italienische Dialekte als für arabische Dialekte ...

    Usf.

    Der Grund für die eine oder andere Verbrecher*innenlaufbahn ist aber nicht zu verschweigen, kommt im Artikel aber m.E. zu kurz:

    Wer keine Arbeitserlaubnis im "Nicht-Einwanderungsland" D. erhält, und dies über Jahrzehnte oder Generationen, muss ich nicht wundern, dass der eine oder andere eben mehr als nur "Sozialhilfe" haben will ...

    Zuletzt: Egal ob italienische, albanische, amerikanische, mexikanische, arabische OK:

    Wir müssen den Krieg gegen Drogen beenden und Drogen freigeben, damit würden wir einen Großteil der Einnahmen austrocknen und weniger Morde, weniger Bestechung, weniger ungesunden Konsum erreichen!

    Das würde viele OK-Verbrecher*innen richtig "ärgern". Egal wie wir sie dann nennen!

    • @91655 (Profil gelöscht):

      Die Aussage zur Sozialhilfe erklärt aber nicht, warum dann tatsächlich nur ein kleiner Teil z.B. der arabischen Großfamilien in die OK gegangen ist.

      Außerdem: Clan-Strukturen sind bei arabischen (v.a bei den angeblich Staatenlosen) Gruppierungen meist schon mehrere Jahrhunderte alt.

    • @91655 (Profil gelöscht):

      Dem Inhalt des Kommentars kann ich teilweise zustimmen, jedoch nicht nachvollziehen, weshalb hier dem "Leser" ein IQ unterstellt wird, der es erforderlich macht, durch ein "hochintellektuelles" Gendersternchen aufzuzeigen, dass es nicht nur Straftäter und Verbrecher männlichen sondern auch weiblichen Geschlechts gibt. Der Schließung dieser vermeintlichen Bildungslücke gebührt schon eine besondere Anerkennung.

    • @91655 (Profil gelöscht):

      Super Lösung !!!



      Wenn wir keine Straftaten mehr verfolgen haben wir auch keine Straftäter und alle Probleme sind gelöst.

      • @Günter Witte:

        Die Lösung könnte im SPD-Programm stehen.

    • @91655 (Profil gelöscht):

      „Die Russen“ betreiben Menschenhandel, andere führen bei Waffen. Dabei sind auch deutsche Rockerbanden. Hinzu kommt Schutzgeld, Schwarzarbeit usw.. Nur ein gewisser Anteil kommt aus Drogen. Was soll die Freigabe dann genau bringen? Das war mal.

  • Fragt sich nur, zugegeben wahrscheinlich recht naiv, in den wohl meisten Fällen: was können wir alle, die uns 'alle, die die Clans angehen' konkret tun, um dagegen vorzugehen? Vermutlich können das nur die tun, die direkt darunter zu leiden haben oder auch davon profitieren.

    • @noevil:

      Man könnte wie in Italien verlangen, dass bei einer Investition die Geldherkunft eindeutig belegt wird. Dafür interessiert sich die deutsche Politik aber nicht. Und so wird kriminell erworbenes Geld, vor allem im Baugewerbe, gewaschen. Geld aus Menschenhandel, Drogen, Waffen, Schutzgeld usw..



      perfiderweise trägt dies zur Steuer bei und wird daher, so meine Vermutung, nicht allzu stringent verfolgt.

  • „Deutschland ist eine einzige Waschanlage“, sagte vor einigen Jahren ein Mitglied der ʼNdrangheta in einem abgehörten Gespräch. (Zitat)

    Der Punkt ist doch, dass deutsche Behörden gar nicht wirklich gegen Organisierte Kriminalität (OK) vorgehen wollen.

    In Spanien USA, Italien reicht es aus, Mitglied in einer OK zu sein, dafür gibt es direkt eine Strafe, in Deutschland ist dies nicht strafbar. Und die Frage nach der Ethnizität ist m.M. gar nicht wichtig, vor ein paar Jahrzehnten war das deutsche Rotlichtmilieu auch organisiert und sehr gefährlich, in vielen Städten liegen immer noch Akten mit nicht aufgeklärten Mordfällen herum, z.B. Chinesen-Fritze aus der Ritze in Hamburg, Täter ist bis heute nicht ermittelt. Und dieses Milieu damals war durchaus in den Fokus der Behörden geraten.

    Deutschland muss konsequenter werden und in den europäischen Ländern muss noch besser zusammen gearbeitet werden. Zudem ist OK in Deutschland oft nicht nachvollziehbar, weil italienische OK-Gruppen hier oftmals gar nicht groß gewalttätig auftreten, allerhöchstens eine diskrete Wirtschaftskriminalität betreiben. Damit stärkt Deutschland als Rückzugsraum aber die OK in Italien. Und dann tritt die Wechselwirkung ein - eins fördert das andere. Wirtschaftskriminalität von OKs ist brandgefährlich und muss viel entschlossener bekämpft werden als bisher, konkret Finanzämter und Polizei müssen hier personell besser ausgestattet werden.

    P.S. Die größten Kokain-Lieferungen laufen gegenwärtig wahrscheinlich über Hamburg. Möglicherweise sogar Stoff für Holland, Belgien, Frankreich, Österreich, Schweiz, Italien könnte über den Hamburger Hafen eingeführt werden. Kürzlich kam eine derartig große Menge in die Hände des Zolls, dass diese Hypothese erwogen werden sollte. Das würde bedeuten, dass in Hamburg alle europäischen OKs irgendwie vertreten und aktiv sind.

    • @Andreas_2020:

      @ANDREAS_2020 Das ist nicht richtig, siehe StGB



      § 129 Bildung krimineller Vereinigungen



      www.gesetze-im-int...de/stgb/__129.html



      und StPO § 100a Telekommunikationsüberwachung, 2/1./d

      Das echte Problem in Deutschland ist nicht ein scharfes Gesetz (fast immer vorhanden), sondern die technisch-personelle Ausstattung von Judikative und Exekutive. Kann man z.B. bei Wirtschaftskriminalität ("CumEx") oder bei Pädokriminellen ebenfalls sehen.

      • @xf01213:

        Wenn mindestens 1.000 Mitglieder italienischer OKs in Deutschland aktiv und von deutschen Behörden identifiziert werden konnten, dann scheint die Polizei und die Justiz mit §129 StGB nicht weit gekommen zu sein. Außerdem dürften einige Dienststellen Schwierigkeiten haben, diese Mitgliedschaft nach §129 StGB zu ermitteln. Nun gut, theoretisch reicht die Mitgliedschaft aus, praktisch passiert wohl dennoch nicht viel.

        • @Andreas_2020:

          Das Stichwort, welches Sie wohl nicht beachten heißt: Beweise. Die Staatsanwaltschaft muß zweifelsfrei die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung beweisen können. Die Identifizierung, welche kein(!) Beweis ist, und ein bloßer Verdacht, reichen nicht aus.

          • @Lars B.:

            Die wenigsten OK-Mitglieder aus Italien sitzen auch nur eine Woche in U-Haft, wenn solche Leute auftauchen, dann wird hektisch in Italien angerufen, ob da was vorliegt. Es macht im Detail schon einen Unterschied - JA - bin ich bei Ihnen, am Ende, ist Deutschland ein Paradies für diese Leute geworden. Und das nicht durch Zufall. Na klar, einige französische Städte haben eine ähnliche Position, aber es ist hier schon ganz speziell gut für OK-Mitglieder aus Italien.

          • @Lars B.:

            Andernorts muss man beweisen, dass das Geld aus legalen Quellen kommt. Eigentlich kein Problem ein solches Gesetz zu erlassen oder?

            • @sachmah:

              Auch das gibt es in Deutschland, "Gesetz zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung" www.buzer.de/s1.ht...bschR%C3%84ndG&f=1



              Schau auch mal bei Wikipedia zu Geldwäsche.



              Nochmal: Es fehlt nicht an Recht, sondern an Personal und Ausstattung zur Durchsetzung, s.o.

  • Sehr gut geschriebener Artikel, dem um des Effekts Willen eine nicht ganz zutreffende Überschrift verpasst wurde. Schade, taz.

  • "Na ja – könnte man sagen – wenn sie keinen Stress machen, keine Goldmünzen

    steh"L"en

    , ihre Steuer zahlen und nicht in der zweiten Reihe parken, wo liegt das Problem? "

    auf alten Goldmünzen "stehen" oft die namen der grössten gewaltverbrecher und schutzgelderpresser ihres zeitalters.die ursprünge der staatlichen gewalt liegen überall im organisierten verbrechen.



    der rechtstaat ist historisch betrachtet etwas sehr viel späteres als der staat und letztlich wie das recht nur ein oberflächenphänomen -

    wenn man den klassischen spaghetti-western mit dem klassischen western dessen brutalität er nicht idealisiert sondern ästhetisiert vergleicht fällt auf dass ihm das klare gut-böse schema fehlt -



    man kann darin einen beweis für die grössere friedensfähigkeit von gesellschaften mit einer schon alten im hinblick auf den menschen realistisch gewordenen kultur sehen

    im vergleich mit dem grossen blutvergiessen dass das gut-böse schema ermöglicht wenn es auf die politik angewendet wird fällt das morden der mafia kaum ins gewicht

    das letztere kann man wie der artikel ja auch sagt und wie die praktische erfahrung gezeigt hat relativ leicht austrocken wenn man transparenz in die geldströme und geldquellen bringt

    das erstere das idealismus-getriebene morden derer die sich für die guten halten und die vorsehung auf ihrer seite wähnen braucht hingegen jahrhunderte um sich zu erschöpfen oder katastrophale militärische niederlagen um den glauben an sich zu verlieren

    dass es keinen italienischen idealismus und keinen deutschen Macchiaveli gab während die deutschen diese barbarischen verkorkser der aufklärung und des humanismus für ihren irrationalen beziehungsweise pseudorationalen etatistisch-obrigkeitsstaatlichen idealismus bekannt sind erklärt vielleicht zu einem grossen teil warum der deutsche faschismus so viel bösartiger und gefährlicher war als der italienische

  • Da muss die Politik und der Rechtsstaat endlich aufwachen und vor allem was gegen die Korruption tun, die wirksame Gesetze und Maßnahmen verhindert.

    Ich möchte nicht wissen, wie viele Politiker und öffentlich Bedienstete auf allen Ebenen die Hand aufhalten.

    • @Gondrino:

      Welche wirksamen Gesetze vermissen Sie denn genau?



      Ein Blick ins Strafgesetzbuch genügt um zu erkennen, daß alles da ist. Ein Rechtstaat ist aber immer in der Beweispflicht - ohne wenn und aber und lückenlos.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Naja, als "Clan" ist eine Großfamilie gemeint d.h. gerne mal 100-200 Familienmitglieder.



    Selbst bei den Italienern kommt das seltener vor.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Jeder 'Soldat' einer italienischen Organisation verhält sich wie ein Stratege/General und führt ohne Probleme bis zu 15 oder 30 Personen an, die teilweise Straftaten begehen oder dazu bereit sind. Im Kontrast dazu verhalten sich einige arabische Klans derart auffällig und dämlich, dass es dort eventuell nicht mal einen Strategen insgesamt gibt, selbst bei paar Tausende entschlossenen Leuten. Dazu kommt ja noch der Auftritt, diese Clan-Mitglieder laufen ja geradezu mit einem Abzeichen rum. Vom Aspekt der Aufklärung stellen die m.M. eher kein Problem dar. Die Frage ist ja eher, wie lässt sich deren Feuchtbiotop trocken legen, wie lässt sich deren Umfeld auflösen.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Nicht von seiner "Meinung" auf die einer allgemeingültigen Form schließen:



      "In der Ethnologie definiert der Begriff "Clan" einen Familienverband, der sich von gleichen Vorfahren ableitet. Seinen Ursprung hat der Begriff im Schottland des 18. Jahrhunderts. Thomas Zitelmann, Privatdozent und Ethnologe an der Freien Universität Berlin, erklärt: "Wichtig ist, dass die Verwandtschaft meist fiktiv - also konstruiert ist. Clan-Mitglieder berufen sich auf Urväter, die es so gar nicht gegeben haben muss." In Bezug auf arabische Großfamilien habe sich der Begriff durchgesetzt, ohne dass es dafür eine wissenschaftliche Begründung gebe, sagt Zitelmann."



      Quelle: www.tagesschau.de/...inalitaet-107.html