Öko- versus konventionelle Lebensmittel: Inflation bei Bio geringer
Der Preisabstand zwischen zahlreichen Öko- und herkömmlichen Lebensmitteln verringert sich. Ein Grund ist der Verzicht auf teure Kunstdünger.
Dem BÖLW zufolge war der Preis für konventionelle Butter von September bis November 2022 im Discounter rund 58 Prozent und in anderen Supermärkten 59 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Für Biobutter dagegen berechneten Discounter 35 Prozent mehr und Supermärkte 29 Prozent. Mit 19 Prozent war der Preisanstieg im Ökofachhandel am geringsten.
„Im Discounter mussten im Herbst 2022 für konventionell erzeugte Möhren 60 Prozent mehr bezahlt werden als im Vorjahreszeitraum, im Supermarkt stieg der Möhrenpreis um 20 Prozent“, so der BÖLW. „Durchweg geringer fielen die Zuschläge für Biomöhren aus. Sie lagen im Discounter bei 45 Prozent und im Supermarkt bei 12 Prozent. Der Biofachhandel hielt den Preis für Biomöhren mit 2 Prozent nahezu stabil.“
Die Preise für konventionelle Eier stiegen den Angaben zufolge im Discounter um 18 Prozent, in Supermärkten um 10 Prozent. Bei Bioeiern dagegen betrug der Zuschlag im Discounter 12, im Fachhandel 5 und in Supermärkten 4 Prozent.
Ausnahme: Frischmilch
Biofrischmilch dagegen verteuerte sich im Discounter fast genauso stark wie konventionelle: um rund 36 Prozent. Im übrigen Lebensmitteleinzelhandel legte das Ökoprodukt sogar etwas stärker zu als die konventionelle Milch. Am geringsten fielen auch hier die Preisaufschläge im Biofachhandel aus.
Seit Mai 2022 ist die Inflationsrate bei Lebensmitteln zweistellig. Das liegt besonders daran, dass Energie vor allem seit Russlands Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 teurer geworden ist. Energie braucht man, um Lebensmittel zu erzeugen und zu transportieren.
„Dabei zeigt sich, dass Bio besser gewappnet ist: durch kurze, regionaler ausgerichtete Wertschöpfungsketten und eine ressourcenschützende Kreislaufwirtschaft, die keinen teuren, synthetisch erzeugten Stickstoffdünger oder Pestizide benötigt“, erklärte der BÖLW. „Auch die hohe Verbindlichkeit im Biomarkt durch längerfristige Verträge wirkt inflationsdämpfend. Ebenso die höhere Vielfalt der Handelsstruktur.“
Trotzdem bleibt Bio meistens teurer. Während etwa konventionelle Butter derzeit zum Beispiel rund 8 Euro pro Kilogramm kostet, schlägt die Biovariante immer noch mit knapp 12 Euro zu Buche.
Schlechtere Entwicklung erwartet
Die Branche macht sich auf eine schlechtere Geschäftsentwicklung als während des Booms in der Coronazeit gefasst. „Jetzt erleben wir eine erwartbare Korrektur“, so der BÖLW. Denn nun sind etwa Restaurants wieder geöffnet, ein Bereich, in dem weniger Bio gegessen wird als zu Hause. Der Bauernverband hatte im Dezember mitgeteilt, bis Ende Oktober sei der Ökoumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 4,1 Prozent gesunken. Diese Zahlen wollte der BÖLW am Mittwoch aber nicht bestätigen. Sie würden wahrscheinlich den Fachhandel nur ungenügend abbilden, verlässlichere Zahlen sollten bei der Messe Biofach im Februar veröffentlicht werden.
Der BÖLW kritisierte, Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) engagiere sich zu wenig für „die ökologische Transformation“ der Landwirtschaft. „Dazu muss die Mehrwertsteuer für Bioprodukte gestrichen werden“, sagte die BÖLW-Vorstandsvorsitzende Tina Andres. Der Bioanteil am Agrarforschungsbudget müsse noch stärker steigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Rückzug von Marco Wanderwitz
Die Bedrohten
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül