OECD-Studie zu Adipositas: Die Deutschen sind zu dick
Die OECD hat eine neue Studie zu Übergewicht vorgestellt. Die Untersuchung betont Risiken und Kosten für die Betroffenen – auch in Deutschland.
Mittlerweile bringen aber auch mehr und mehr Kinder und Jugendliche hierzulande zu viel Gewicht auf die Waage: Jedes siebte Kind ist zu dick oder sogar fettleibig. Darauf macht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit OECD in einer aktuellen Studie am Weltadipositastag am Freitag aufmerksam. Für die Betroffenen kann das fatale Folgen haben: Übergewichtige Mädchen und Jungen werden in der Schule häufiger gemobbt als normalgewichtige Kinder. Sie bringen schlechtere Noten nach Hause und fehlen öfter im Unterricht, weil sie häufiger krank sind. Später haben sie durchschnittlich schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Die OECD weist verstärkt auf die ökonomischen Folgen von Übergewicht und Fettleibigkeit hin. So leben Dicke in Deutschland durchschnittlich nicht nur etwa 2,6 Jahre kürzer als Menschen ohne Übergewicht. Sie verursachen auch hohe Kosten, vor allem im Gesundheitsbereich. Im Laufe ihres Lebens leiden nicht wenige Betroffene an chronischen Krankheiten, darunter Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck, Knochenprobleme.
Der OECD zufolge werden etwa 8,4 Prozent der medizinischen Ausgaben für die Behandlung von Krankheiten ausgegeben, die durch Übergewicht entstanden sind. Allein 70 Prozent der Behandlungskosten für Diabetes sind durch Adipositas verursacht. In Deutschland tragen diese die Steuerzahler*innen. Laut OECD sind das 431 Euro jährlich, die jede*r über die Steuern an die Gesundheitssysteme weitergibt.
Übergewicht trägt auch dazu bei, dass Frauen und Männer schwerer einen neuen Job finden. Die OECD hat herausgefunden, dass Fettleibige eine 8 Prozent geringere Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Und wer eine Stelle hat, ist mit 3,4 Prozent größerer Wahrscheinlichkeit öfter krank und weniger produktiv. Ebenso besteht ein enger Zusammenhang zwischen Einkommen und Übergewicht, so die OECD-Expert*innen: „Frauen und Männer der untersten Einkommensgruppe entwickeln im Vergleich zu Frauen und Männern der höchsten Einkommensklasse mit 90 und 50 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit krankhaftes Übergewicht.“
Ein globales Problem
Das ist nicht allein ein deutsches, sondern ein globales Problem. Zwischen 1980 und 2015 hat sich laut einem internationalen Expertengremium der Prozentsatz fettleibiger Menschen in mehr als 70 Ländern verdoppelt. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jedes Jahr rund 2,8 Millionen Menschen an den Folgen von Übergewicht und Fettleibigkeit.
Was kann man tun? Politisch für eine gesunde Lebensweise sorgen, meint OECD-Generalsekretär Angel Gurría: „Die Studienergebnisse zeigen, wie sehr wir eine Sozial-, Gesundheits- und Bildungspolitik brauchen, die das Leben der Menschen verbessert. Mit echter Präventionspolitik können wir verhindern, dass sich der Trend zu krankhaftem Übergewicht in den kommenden Generationen fortsetzt.“ Davon werde vor allem die Wirtschaft profitieren.
Konkret heißt das: weniger Zucker, weniger Fett, mehr Bewegung, Kennzeichnung von ungesunden Lebensmitteln. Das sind keine neuen Erkenntnisse, in Deutschland wird seit langem über die Lebensmittelampel debattiert. Jetzt hat CDU-Ernährungsministerin Julia Klöckner den Nutri-Score eingeführt: fünf rechteckige Kästchen, farblich abgestuft, links grün, rechts rot. Je grüner ein Produkt ausgewiesen ist, desto gesünder soll es sein. Von Lebensmitteln mit roter Warnung – viel Zucker, Fett, Salz – lässt man besser die Finger.
Der Nutri-Score sorge für eine bessere Orientierung, sagte Klöckner kürzlich bei der Vorstellung der Kennzeichnung. Er soll beispielsweise Pizzen, Wurst und Käse kennzeichnen. Allerdings ist der Nutri-Score keine Pflicht, Lebensmittelproduzent*innen können selbst entscheiden, ob sie ihre Waren damit ausweisen.
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