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Nur wenige Väter nehmen ElternzeitMänner ohne Eier

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Nur ein Bruchteil der Väter nimmt mehr als zwei Monate Elternzeit. Viele auch das nur, wenn die Mutter es gleichzeitig tut. Eine Ermahnung.

Ein Kinderspiel! Foto: Frieder Dino/plainpicture

L iebe Väter,

seit Jahren schon habt Ihr die Möglichkeit, Elternzeit zu nehmen. Nein, anders: Ihr habt nicht nur die Möglichkeit, Euch eine Auszeit vom Arbeitsleben, einen wenigstens befristeten Absprung von der Karriereleiter zu gönnen, Ihr bekommt sogar noch Geld dafür. Und dennoch nutzt nicht einmal jeder zweite von Euch diese Chance. Schlimmer noch: nur jeder zehnte nimmt mehr als die zwei „Vätermonate“, die extra für Euch geschaffen wurden, damit Ihr kapiert, worum es geht. Und um das Fass zum Überlaufen zu bringen: von denjenigen, die die Vätermonate nehmen, macht das ein Großteil nur, wenn gleichzeitig die Mutter auch nicht arbeitet.

Das sind die ernüchternden Ergebnisse einer gerade veröffentlichten Studie. Und jetzt mal ehrlich: ist Euch das nicht einfach nur noch peinlich?

Schon klar. Ihr habt es wirklich nicht leicht. Ihr müsst ja das Geld verdienen. Und Eure Chefs gucken schon schief, wenn Ihr das Wort Elternzeit nur denkt. Wenn Ihr es aussprecht: Karriere im Eimer, was mindestens so beschissen ist wie die Windeln der lieben Kleinen. Und außerdem lassen Euch die Mütter nicht ran. Also ans Baby. So hört man Euch jammern bei Spielplatzgesprächen unter Männern.

Klar. In einer besseren Welt, da würdet Ihr selbstverständlich mehr Elternzeit nehmen. Vielleicht sogar schon beim zweiten Kind, weil Ihr beim Ersten gemerkt habt, dass das alles so toll nicht war.

Aber die Verhältnisse sind ja nicht so. Und deshalb …

… Moment, kurze Unterbrechung, „Papa! Abputzen!“, ruft es vom Klo … so, weiter geht's … wo war ich? … ach ja …

Weil die Verhältnisse nicht so sind, geht Ihr eben weiter arbeiten und überlasst den Pipikram den Frauen. Echt jetzt?

Sagt mal: Was seid Ihr eigentlich für Softies? Habt Ihr denn gar keine Eier? Keinen Mumm, Eurem Chef mal klar und deutlich zu sagen, was Euch wirklich wichtig ist? Euren Partnerinnen zu zeigen, dass Ihr nicht nur hier und da mal Dutzidutzi machen wollt, weil Ihr alles sein wollt, nur nicht der abwesende Vater, wie Ihr ihn aus Eurer Kindheit kennt? Eurem Spiegelbild ins Gesicht zu blicken und ihm ein für alle Mal klarzumachen, dass Typen, die sich nicht trauen, als Vater ihren Mann zu stehen, vielleicht bei der nächsten Machoparty noch den großen Macker spielen können, sich tatsächlich aber selbst amputieren? Um eine der großartigsten Aufgaben, der sich ein Mann stellen kann?

Nein, es sind nicht die Verhältnisse, die Euch davon abhalten, die Kindererziehung als Selbstverständlichkeit mitzuübernehmen. Es liegt einzig und allein an Euch.

Und wenn Ihr Euch dieser Aufgabe nicht gewachsen seht, hier ein Tipp unter Männern: Nehmt Kondome!

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters
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10 Kommentare

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  • Allem Genörgel zum Trotz: die individualistische Kleinfamilie ist eine Kopfgeburt - entsprechend die Ergebnisse.

  • Danke lieber Gereon für das Reproduzieren des Patriarchats!

    Wie? Indem du Männern absprichst offen über ihre Probleme, Sorgen und Gefühle zu reden - sondern mit billigen Klischees von Männlichkeit zu provozieren versuchst.

    Es ist Schade, dass man in der Taz immer wieder so eine unsensiblen Stuss reden muss. Danke, dass du zwar die Eier zum provozieren hast - aber nicht das Herz hast, um mal bei den Männern reinzufühlen.

    Viele von uns sind - im Gegenteil zu dir - keine Machos. Viele von uns wischen ihren Kindern leise und oft den hintern ab, ohne damit zu kokettieren.

    Danke. Für Nichts.

  • Mich ärgert das Framing des Artikels sehr, weil es mal wieder so tut als wären wir Väter alles faule Säcke die nach der Arbeit zum Kartenspielen in die Kneipe verschwinden und uns nicht für unsere Kinder interessieren.

    Selbst aus feministischer Sicht finde ich dieses Klischee wenig hilfreich, weil es verhindert die zu Grunde liegenden Probleme endlich mal zu verstehen und anzugehen.

    Dieses dämliche Getue von wegen: „Ich hab Eier - denn ich bin Feminist“, hilft dem Feminismus einfach gar nicht. Das ist Lifestylegetue einfältiger TAZ-Kolumnisten und provokantes Machogehabe.

    Tatsächlich gibt es viel, das man am Elterngeld strukturell verbessern könnte und dann wären mehr Eltern in der Lage die Erziehungs- und Erwerbsarbeit gleichberechtigter zu verteilen. Schreibe ich, während ich seit zwei Monaten auf den Eltern- und Kindergeldbescheid warte.

    Aber darüber hinaus wärs auch mal gut anzuerkennen, dass unsere Generation schon viele Fortschritte geschafft hat - wir aber verdammt noch mal nicht alles auf einmal ändern können. Weil modernen Vätern wie Müttern die Vorbilder fehlen und wir noch gar nicht wissen, was uns allen gut tut. (Und nein, ich kenne keine Mama, die gerne im ersten Jahr wieder arbeitet…)

    Wenn du wirklich Eier hast, lieber Kolumnist, nimm dir mal Zeit zur Recherche und rede mit den Vätern in diesem Land - und nicht nur mit deiner Prenzlauer-Berg-Bubble.

    Schreibe ich während ich nicht schlafen kann, weil die Kleine eine Unruhige Nacht hat und ich heute mit dem Fläschchengeben dran bin. Nachdem ich mit dem Großen heute den Tag über unterwegs, weil die Kita gerade überlastet ist.

  • Dann brauchen wir mehr als 14 Monate Elterngeld.

    Ich würde gern mehr als die "mir zustehenden" zwei Monate nehmen. Bei Kinde #1 hatten wir eine andere Finanzierungsquelle und ich habe 6 Monate nehmen können und sehr genossen.

    Aber die WHO Empfehlung ist nun mal 6 Monate ausschließlich stillen und danach idealerweise bis zum 2. Lebensjahr weiterhin die Brust anbieten. Wenn Mama also ein Jahr Elternzeit nehmen möchte, weil Formula/Abpumpen keine gesundheitlich gleichwertige Alternative ist, bleiben für mich zwei Monate.

    Ich könnte natürlich unbezahlt mehr Elternzeit nehmen, aber ganz ohne Geld geht es halt nicht. Insofern überrascht mich das Ergebnis der Umfrage kein bisschen.

    Würde ich gern tauschen und Mama arbeiten lassen? Sofort. Aber die Biologie kann man halt nicht immer mit einem kleinen d im Pass oder einem * in der Anrede ausschalten.

  • "Und um das Fass zum Überlaufen zu bringen: von denjenigen, die die Vätermonate nehmen, macht das ein Großteil nur, wenn gleichzeitig die Mutter auch nicht arbeitet."

    Was sollen da überlaufen?

    Es ist sehr angenehm für Mütter, wenn in den ersten beiden Monaten, wenn das Kind noch mehrmals nachts kommt (Zombiephase) und das mit dem Stillen auch noch nicht richtig klappt, jeMannd da ist, der das Baby abnimmt, wenn frau kurz davor ist, es gegen die Wand zu klatschen.

    (Diese Muttermythen halten nämlich nicht sehr lange vor.)

    Und sich außerdem um den Haushalt kümmert.

    Wenn bereits ältere Kinder da sind, ist es umso wichtiger.

    Die letzten zwei Monate vor dem Kindergarten sind die entspanntesten.

    Die machen die Drückeberger-Väter.

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Das Problem, das hier von Hrn Asmuth kleingeredet wird, und zwar in ziemlich sexistischer Art und Weise, wurde in Schweden gelöst.



    Zunächst mal dadurch, das man es als solches erkannt hat.



    Statt flotter Sprüche hat man den Vaterschaftsurlaub einfach verbindlich gemacht. Damit waren die Männer unter Ihresgleichen ("... Habt ihr keine Eier?") von jedweder Rechtfertigung befreit.



    Der Anteil erziehenden Männer in Dänemark und Schweden geben dem Modell recht.

  • Was soll dieses Väterbashing?



    In Wahrheit ist es doch so, dass einem zwar in der Werbung das Bild des sorgenden Vaters vorgespielt wird - wenn man das aber in der Realität umsetzen will, wird man nicht nur von Arbeitgebern schief angeguckt. Nein - Jugendämter und Gerichte zementieren da auch die alte Rollenverteilung.



    Selbst bei massiven Defiziten in der Erziehungsfähigkeit wird die Mutter immer noch als die Haupt-Erziehungsberechtigte gesehen. Väter haben hier leider allzuoft das nachsehen, selbst wenn sie beruflich viel mit Kindern zu tun haben und ihre Erziehungsfähigkeit nicht mehr beweisen müssten.

  • 6G
    650228 (Profil gelöscht)

    Ich habe bei unseren zwei Kindern insgesamt vier Jahre Elternzeit genommen, aber jeweils nur 50 %. Das hätte ich sonst nicht ausgehalten 😂 Natürlich hat meine Frau mehr gemacht als ich, aber immerhin konnte ich den beiden so ein paar Dinge mit auf den Lebensweg geben, die sie bei Vollzeit-Kita ab 6 Monaten wohl eher nicht gelernt hätten.

  • Was für ein herrlich offener Einstieg in einen Dialog!

    Ich habe keine Elternzeit genommen. Nein, peinlich ist mir das nicht, warum auch? Die Ausreden ihrer Spielplatzbekanntschaften möchte ich nicht bemühen, ich sehe es eher konservativ, ich finde, dass das Kind ist in den ersten Monaten besser bei der Mutter aufgehoben ist.

    Nein, ich habe und hatte nie Probleme damit, auch selbst volle Windeln zu wechseln, die Kinder zur Grippe, Kindergarten oder Arzt zu bringen, abzuholen, schlafen zu legen, zu füttern, (klar) Po abputzen, Selbstvertrauen und Eigenständigkeit zu vermitteln. Ja mag sein, dass ich nicht gleich im ersten Moment aufspringe, erst mal laufen lassen ist oft nicht die schlechteste Option.

    Was das alles mit den ersten Lebensmonaten, Geld vom Staat oder was auch immer zu tun hat, weiß ich nicht, Sie aber anscheinend schon, nur ist ihr Beitrag in Bezug darauf wenig bis überhaupt nicht erhellend.

    Wie Partner sich Aufgaben teilen, ist deren Angelegenheit. Aber ich wette 10:1, dass in der Mehrzahl der Fälle, in der Väter den Hauptteil der Elternzeit bestreiten, die Frau der Hauptverdiener ist. Sprich, dass auch in diesen scheinbar von der Norm abweichenden Fällen die gleichen Entscheidungskriterien greifen wie bei den von Ihnen an den Pranger gestellten Fällen.

  • Warum wird eigentlich immer so getan, als würden diejenigen Elternteile ein Opfer bringen, die Zeit mit ihrem Kindern verbringen könnrn, statt zu arbeiten? Vielleicht könnte man ja auch mal anerkennen, dass viele Männer, die nur das Minimum an Elternzeiz nehmen, den Müttern ihrer Kinder ermöglichen, möglichst lange nicht arbeiten zu müssen.

    Es gibt nun wirklich vergnüglichere Dinge, als den Lebensunterhalt verdienen zu müssen, jedenfalls in den meisten Berufen, und Zeit mit den eigenen Kindern zu verbringen gehört mit Sicherheit dazu.

    Beim Elterngeld gibt es unzählige Möglichkeiten, das ist das schöne daran. Diese Freiheit sollte man Eltern auch lassen, ohne denjenigen ein schlechtes Gewissen zu machen, die gerne länger nicht arbeiten oder die ihren Partnern ermöglichen länger nicht zu arbeiten.

    Für uns war es damals perfekt, dass wir die ersten eineinhalb Jahre beide Elternzeit genommen und in dieser Zeit jeweils halbtags gearbeitet haben und die jeweils andere Hälfte des Tages mit dem Kind verbringen durften. Persönlich verstehe ich nicht ganz, warum dieses Modell eher unüblich ist, aber daraus muss ich nicht denen, die es anders machen oder gar pauschal "den Männern" und "den Frauen" einen Vorwurf machen.

    Gute Politik gibt den Bürgern möglichst viele Freiheiten und Gestaltungsspielräume. Sie wird auch dann nicht schlechter, wenn sich daraus statistische Verteilungeb ergeben, die anders sind, als man sich das gewünscht hat. Zumal wenn dieser Wunsch einer Ideologie entspringt, nach der jeder Mensch möglichst viel arbeiten und Karriere machen will und die Zeit mit Kindern nicht als Spaß und als erfüllend angesehen, sondern sauertöpfisch als "Care-Arbeit" bezeichnet wird.