Nordkoreanischer Raketenabschuss: Kim Jong Un feuert gegen Trump
Einst prahlte der US-Präsident damit, er werde den Konflikt um Nordkoreas Atomwaffen regeln. Nun hat das Regime geantwortet.
Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums hat die nordkoreanische Armee im Nordwesten des Landes eine ballistische Rakete abgefeuert. Sie sei rund 500 Kilometer in Richtung Japanisches Meer (koreanisch: Ostmeer) geflogen. Dort ist sie dann ins Meer gestürzt. Japans Regierung zeigte sich zwar alarmiert, betonte jedoch, dass die Rakete nicht japanisches Hoheitsgebiet getroffen habe. Um welchen Raketentyp es sich handelte, wussten weder der Generalstab in Seoul noch die Regierung in Tokio zu beantworten. Das Regime in Pjöngjang bestätigte den Abschuss zunächst nicht.
Pjöngjang dürfte den Zeitpunkt des Abschusses dennoch nicht zufällig gewählt haben. Japans Premierminister Shinzo Abe ist derzeit zu Besuch bei Trump auf seinem Anwesen in Florida. Gemeinsam verurteilten sie von dort aus den Raketentest. Das Vorgehen Pjöngjangs sei „absolut nicht tolerierbar“, erklärte Abe. Trump betonte, die USA stünden zu „100 Prozent“ hinter Japan.
Das klang aus Trumps Mund vor einigen Monaten noch ganz anders. Im Gegensatz zu seiner Kontrahentin Hillary Clinton, die für weitere scharfe Sanktionen gegen das Regime eintrat, erklärte Trump im Wahlkampf, er halte es für möglich, mit Diktator Kim über dessen Atomwaffenprogramm ins Gespräch zu kommen. „Ich würde mit ihm reden, ich habe absolut kein Problem damit“, hatte er gesagt.
Den US-Verbündeten Japan und Südkorea wiederum gab er zu verstehen, dass sie auf uneingeschränkte US-Unterstützung nicht länger zählen sollten und drohte mit einem Truppenabzug aus Südkorea. Zugleich beschuldigte er vor allem China, sich nicht ausreichend zu engagieren.
Angst in Südkorea und Japan
Nordkoreas Regime zeigte sich über diesen Vorschlag geradezu entzückt. In der staatlichen Zeitung DPRK Today wurde Trump als „weiser Politiker“ und „weitsichtiger Präsidentschaftskandidat“ gehuldigt, der die Amerikaner von der atomaren Bedrohung befreien könne. Es zeige sich, dass Trump nicht der raue, seltsame und ignorante Kandidat sei, als der er beschrieben werde, hieß es dort weiter. Vor allem in Südkorea ist die Angst groß, die USA könnten sich erstmals seit mehr als 60 Jahren aus der Region zurückziehen und die Halbinsel dem brutalen Regime im Norden überlassen.
Auch in Japan wächst die Angst vor einem nordkoreanischen Nuklearschlag. Das Inselreich ist seit seiner Niederlage im Zweiten Weltkrieg per Verfassung in seiner Rüstung eingeschränkt und bei der Landesverteidigung von den USA abhängig. Unter Abe, der die Verfassung ändern will, rüstet Japan bereits stark auf. Dass Trump nun gegenüber Japan doch seine Unterstützung erklärt, dürfte die Ängste in der Region nur kaum lindern. Dafür gilt Trump auch in Fernost als zu sprunghaft und wenig berechenbar.
Militärexperten in Japan, Südkorea und den USA rätseln indes weiter fieberhaft, wie weit Nordkorea mit seinem Atomwaffenprogramm inzwischen ist. Wenige Wochen vor der US-Wahl im November hatte Nordkorea zwei Mal Mittelstreckenrakete abgefeuert. Bei beiden Malen handelte es sich um Raketen vom Typ Musudan. Einig sind sich die Experten, dass Nordkorea imstande ist, Mittelstreckenraketen relativ zielgenau abzuschießen. Wie schnell das stalinistisch geführte Land jedoch fähig sein wird, Langstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen zu bestücken, die auch Teile der USA erreichen könnten, ist unklar.
Zumindest zu Jahresbeginn sah Trump im nordkoreanischen Atomprogramm noch keine Gefahr für sein Land. „Nordkorea hat gerade verkündet, die Endphase der Entwicklung einer Atomwaffe erreicht zu haben, die Teile der USA erreichen kann. Das wird nicht passieren!“, gab er sich in einem seiner Twitter-Einträge zuversichtlich.
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