Neuverschuldung im Norden: Virus löst die Bremse
Wegen der Corona-Krise greift die Schuldenbremse in den norddeutschen Bundesländern nicht. Rechnungshöfe mahnen, auf Ausgabensteuerung zu achten.
![Gaby Schäfer, Präsidentin des schleswig-holsteinischen Rechnungshofes,sitzt in ihrem Büro. Gaby Schäfer, Präsidentin des schleswig-holsteinischen Rechnungshofes,sitzt in ihrem Büro.](https://taz.de/picture/4186588/14/113406392-1.jpeg)
Rechtlich möglich ist das, weil in der Notsituation die verbindliche Sparvorgabe ausgehebelt wird. Dagegen protestieren nicht einmal die Landesrechnungshöfe (LRH). Gleichzeitig mahnen sie, das Sparen nicht zu vergessen. Denn die kommenden Jahre werden hart, und parallel müssen die Bremsen wieder angezogen werden.
„Dramatisch“ nennt Sandra von Klaeden, Präsidentin des Rechnungshofes Niedersachsen, die Finanzlage der kommenden Jahre. Sehr wahrscheinlich gibt es weniger öffentliche Einnahmen, weil Betriebe insolvent werden, gleichzeitig wachsen die Ausgaben.
Da auch Mittel vom Bund oder aus der EU fehlen, dürften künftig weniger Projekte für Natur- und Klimaschutz aufgelegt werden – gleichzeitig müssen die Länder in diesen Bereichen mehr leisten, um die rechtlichen Vorgaben und die „gesellschaftliche Erwartungen“ zu erfüllen, wie es im Bericht des LRH heißt. Das Land müsse daher „effektiver und transparenter“ werden.
Effektiver und transparenter
Im Norden spannt Bremen den Kreditrahmen am weitesten: Bis zu 1,2 Milliarden Euro Neuverschuldung sind geplant, das ist bundesweit der höchste Betrag pro Einwohner*in. Allerdings ist der kleine Stadtstaat mit seinen zahlreichen Firmen stärker belastet als Flächenländer.
„Hilfen von Bund und Ländern sind derzeit alternativlos“, sagt Gaby Schäfer, Präsidentin des LRH in Kiel. „Wenn die Wirtschaft durch staatliche Maßnahmen blockiert wird, dann muss sie auch von staatlicher Seite unterstützt werden.“
Ihr Team hat Zahlen über die geplanten Neuverschuldungen gesammelt. Demnach haben sich die Regierungen von Hamburg und Niedersachsen von ihren Parlamenten jeweils eine runde Milliarde möglicher Neuschulden genehmigen lassen. Schleswig-Holstein – das seit Jahren spitz rechnen muss, da es als eines der ersten Länder die Schuldenbremse verpflichtend einführte – will mit maximal 973 Millionen Corona-Extra-Euros auskommen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!