Neues Onlineportal gestartet: Antimuslimischen Rassismus melden
Ein Internetportal soll Diskriminierung und Übergriffe gegen Muslim:innen in Deutschland registrieren. Bisher ist die Dunkelziffer wohl hoch.
Laut Bundesinnenministerium wurden 2020 in Deutschland 1.026 islamfeindliche Straftaten erfasst. „Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs“, sagte die Projektleiterin der Claim-Allianz, Rima Hanano. Die Dunkelziffer werde von Experten und Expertinnen weitaus höher geschätzt. So würden viele Vorfälle von Behörden nicht als „islamfeindlich“ eingestuft oder von Betroffenen gar nicht erst zur Anzeige gebracht.
„Wir haben es bei antimuslimischem Rassismus keineswegs mit einem Randphänomen zu tun. Ausgrenzungen, menschenfeindliche Bedrohungen oder Beleidigungen sind für viele Menschen eine alltägliche Erfahrung“, sagte Hanano. Als Beispiele wurden physische und psychische Übergriffe und Diskriminierungen im Bildungsbereich, im Gesundheitswesen, auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und im öffentlichen Raum genannt.
Eva Andrades, Geschäftsführerin des Antidiskriminierungsverbandes Deutschland (ADVD), berichtete von einer stetigen Zunahme von Beschwerden wegen rassistischer Diskriminierungen. „Das betrifft antimuslimischen Rassismus. Das betrifft aber auch andere Formen von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Anti-Schwarzen-Rassismus und jetzt ganz aktuell antiasiatischen Rassismus im Zuge der Coronapandemie.“ Diese Vorfälle hätten eines gemeinsam: „Sie verletzen die Menschenwürde. Sie verhindern Teilhabe. Und sie führen dazu, dass das Gleichheitsgebot, was wir eigentlich in unserer Gesellschaft haben, nicht zum Tragen kommen kann“, sagte Andrades.
Ziel des neuen Meldeportals für antimuslimischen Rassismus ist den Angaben zufolge die Schaffung einer Datengrundlage nach einheitlichen Indikatoren. Vorfälle können zum Start des Registers zunächst nur in Deutsch gemeldet werden. In Kürze soll das Angebot auch auf Englisch, Arabisch, Türkisch, Kurdisch und weitere Sprachen erweitert werden.
Betroffene sollen über das Portal zudem leichter eine Beratung oder Unterstützungsangebote vermittelt bekommen. Denn bislang wüssten diese oft nicht, an wen sie sich richten können. Ziel der systematischen Erfassung antimuslimischer Vorfälle sei zudem, „dass strukturelle Diskriminierung beseitigt wird“, betonte Andrades.
Anlass für den Start des neuen Melderegisters ist auch die am Donnerstag beginnende Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus, die bis zum 1. Juli läuft. Am 1. Juli 2009 wurde Marwa El-Sherbini im Landgericht Dresden ermordet, als sie nach einer Zeugenaussage das Gebäude verlassen wollte. Der Mord an der schwangeren, 32-jährigen Pharmazeutin aus Ägypten wurde auch international zum Beispiel dafür, welche Folgen Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus haben können.
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