Neuer Seenotrettungseinsatz: „Sea-Watch 4“ ist auf dem Weg
Sea-Watch und Ärzte ohne Grenzen schicken ein neues Rettungsschiff ins Mittelmeer. Das Geld dafür kommt aus einem breiten zivilen Bündnis.
Mehrere Schiffe verschiedener NGOs waren in den vergangenen Monaten in Italien und Malta am Auslaufen gehindert oder festgesetzt worden – wegen angeblicher Mängel bei der Registrierung oder Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften. Auch wurden kaum erfüllbare Auflagen gestellt, sodass die Schiffe faktisch handlungsunfähig sind.
„Seit Wochen werden zivile Schiffe unter absurden Vorwürfen vom Retten abgehalten, während Menschen im Mittelmeer um ihr Leben kämpfen“, sagte Chris Grodotzki von Sea-Watch. Alleine in den vergangenen sechs Wochen hätte ihr Aufklärungsflugzeug „im zentralen Mittelmeer über 1.500 Personen in Seenot dokumentiert“, so Sea Watch.
Die „Sea-Watch 4“ ist das erste Kooperationsprojekt der gleichnamigen NGO mit Ärzte ohne Grenzen. Diese hatten im April ihre bisherige Zusammenarbeit mit der Organisation SOS Méditerranée beendet. Es hatte unterschiedliche Auffassungen darüber gegeben, inwiefern Rettungseinsätze während der Coronakrise möglich sind. Mehrfach war Schiffen mit Geretteten unter Verweis auf die Pandemie das Anlegen in europäischen Häfen versagt worden.
Ermöglicht wurden der Kauf und der Umbau des Schiffes durch Spenden des breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses United4Rescue. Dieses war im November 2019 auf Initiative von etwa 40 Partnern aus Kirchen, Kommunen, Vereinen und Initiativen gestartet. Inzwischen sind dort mehr als 550 zivilgesellschaftliche Organisationen vertreten. Unterstützt werden auch andere Seenotrettungsorganisationen.
Die Lage vor der libyschen Küste sei weiterhin „dramatisch“, sagte Michael Schickwart vom Verein Uninted4Rescue. „Deshalb sind wir froh, dass unser Schiff endlich auf dem Weg ins Einsatzgebiet ist, um Menschen aus Seenot zu retten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis