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Neuer Job für Ex-Bundespräsident WulffDie Sache mit dem Modelabel

Wie er es auch anstellt, irgendwas ist immer. Nach Stress um einen Hauskredit und Ehewirbel soll er nun einen fragwürdigen Posten anstreben.

Christian Wulff im Juni 2017 Foto: dpa

Vielleicht ist das ein besonderer Coup in eigener Sache. Also nicht politisch oder finanziell, nein schlichtweg modisch. Christian Wulff, um den es hier geht, ist nicht bekannt für aufregenden Haute-Couture-Firlefanz. Man kennt den Ex-Bundespräsidenten und früheren CDU-Ministerpräsident von Niedersachsen vor allem im Anzug. Davon hat er ganz offensichtlich mehrere, in Grau, Blau, Schwarz. Dazu jede Menge Krawatten, in Dunkelblau und Weinrot, rot-weiß gestreift, hellblau-schwarz gestreift. Für den Konzertsaal bindet er sich gern mal eine Fliege um. Wenn er locker rüberkommen will, zieht er einen hellblauen Pullover übers hellblaue Hemd.

Ob das jetzt alles ganz anders wird und er sich – ganz hip – Kurzsocken anzieht und eine Jeans bis unter die Wade hochkrempelt, um Knöchel zu zeigen, wissen wir nicht. Was wir aber wissen, ist, dass der studierte Jurist bei einem Modelabel als Prokurist angeheuert hat. Das jedenfalls vermeldet Bild am Sonntag.

Was wir auch nicht wissen, ist, ob er sich das alles gut überlegt hat. Gerade hatte sich der Tumult um den 58-Jährigen gelegt, der nach Vorwürfen unter anderem um einen privaten Hauskredit 2012 als Bundespräsident zurückgetreten war. Auch seine Frau Bettina, die sich nach dem Skandal von ihm nicht nur getrennt, sondern noch mit einem Buch nachgetreten hatte, ist zu ihm zurückgekehrt. Alles prima also. Und nun kommt Yargici.

Das ist nicht irgendein Modelabel, sondern ein türkisches. Wie kann man in Zeiten heftigster Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei, in der JournalistInnen und MenschenrechtsaktivistInnen mit fadenscheinigen Begründungen verhaftet werden, für ein türkisches Unternehmen arbeiten? Es soll Wulffs eigene Idee gewesen sein, versichert der Geschäftsführer von Yargici Deutschland.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Ehrensold. 236.000 Euro soll Wulff laut BamS als Pension erhalten. Eine Summe, die extra so hoch sei, damit „ehemalige Staatsoberhäupter nicht gezwungen sind, sich etwas dazuverdienen zu müssen“, wie SPD-Vize Ralf Stegner kritisierte. Wie der Christian es auch anstellt – irgendwas ist immer.

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11 Kommentare

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  • Mann sollte nicht vergessen, dass ihn die Linken und die Presse ohne Rechtsgrundlage aus dem Amt gejagt haben. Jetzt geht er arbeiten. Was gibt es ehrenvolleres?

    Ist es Neid? Worauf begründet sich Vorwurf?

    • @Münchner:

      Tja - Woruuf - Gründet sich -

      Vorwuff?!

       

      Genau darauf.

      "Is seine Tatoo-Perle als Escort-Baby gegangen?" -

      "Aber klar - Krischan Wuff hat doch noch nie für was bezahlt! &

      Auf Norderney de Jung bei nette Frauens bis kurz vor Rente - für lau Sinekure abgegriffen - de Schmierlapp! &

      Im Anwaltsbüro Hand aufgehalten & auch keinen müden Hering vom Teller gezogen. So geit dat. " -

      O-Ton - Undankbaren Volkers Stimme.

      "Neid"? Mach Bosse!

      Da mähtste nix.

      Normal.

    • @Münchner:

      Wie krass ist das den?! Anklänge eines "Kauft nichts bei Türken" Boykotts in der taz?

    • @Münchner:

      Die Linken?

      Er wurde von seinen eigenen Leuten fallengelassen und von der definitiv nicht linksverdächtigen Springerpresse als Präsident unmöglich gemacht.

       

      Die Neider, die dem Wulff den Ehrensold und dem Schröder seinen Gazprom-Job nicht gönen, sind verblendet, denn an anderer Stelle wird in ganz anderen Größenordungen gekungelt und abgesahnt.

      • @Khaled Chaabouté:

        Letzteres gerade bei diesem sauberen Herrn - komplett korrekt - kerr!

         

        kurz - Portokassenjünglingmentalität -

        Nennt sich dess - Abgreifseifiges!

        Na Mahlzeit - wa!

  • Hätte er mal bei Thor-Steinar angeheuert, die gehören einem Araber. Ich seh schon die Werbung vor mir:

    Thor-Steinar Schriftzug, Wulffs lächelndes Gesicht und drunter "Der Islam gehört zu Deutschland"...wobei...das hätt wohl auch Ärger gegeben...

  • Man sollte den "Ehrensold" vielleicht an ehrenvolles Verhalten binden.

     

    Davon abgesehen halte ich nicht jedes türkische Label schon deshalb für unehrenvoll, nur weil es türkisch ist. Vielleicht sollte da mal eine Tageszeitung genauer hinsehen, dafür liest man sie ja.

    • @Mustardman:

      Was ist daran nicht "ehrenvoll" wenn jemand trotz Vollversorgung des Staates einen Job hat.

       

      Der Ehrensold soll dazu dienen, dass ein Politiker nach dem Ende seiner politischen Laufbahn nicht arbeiten muss.

      Nicht, dass er nicht arbeiten darf.

  • 3G
    39167 (Profil gelöscht)

    Diese Ex sind sich für nichts zu schade, wirklich für nix!

  • dieoberabstauber in berlin mit ihren fetten nebenjobs dicken versorgungsbezügen regen sich über eine solche bagatelle auf

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...soweit ich mitbekommen habe, baut Siemens in der Türkei fleissig Turbinen. "Wie kann man in Zeiten heftigster Spannungen ..." blablabla