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Neue Zahlen zu rechter GewaltMehr Gewalt gegen Geflüchtete

Im dritten Quartal 2025 registrierten die Behörden fast 200 Angriffe auf Asylsuchende. In Magdeburg fuhr ein Mann ein syrisches Kleinkind an.

Mehr rechte Angriffe auf Geflüchtete in Deutschland Foto: Carsten Rehder/dpa
Frederik Eikmanns

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Frederik Eikmanns aus Berlin

Im dritten Quartal 2025 gab es deutlich mehr Angriffe auf Geflüchtete. Insgesamt 198 solcher politisch motivierten Straftaten registrierten die Behörden, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Clara Bünger hervorgeht. Sowohl im Vorjahreszeitraum als auch im vorangegangen Quartal 2025 waren es rund ein Viertel weniger. Bünger sagte der taz: „Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Politik der Bundesregierung, Geflüchtete als Problem zu markieren, sie per Gesetz auszugrenzen und abzuschieben, und dem, was Rechtsextreme tun.“

Bei rund 50 der Angriffe kam es zu physischer Gewalt, insgesamt wurden 21 Personen verletzt, darunter auch vier Kinder. In drei der Fälle wird den Tätern versuchter Totschlag vorgeworfen. Besonders sticht dabei eine Tat in Magdeburg im Juli hervor, bei der ein Mann absichtlich ein syrisches Kleinkind angefahren haben soll. Zuvor soll der 61-Jährige mehrere Personen rassistisch beleidigt haben, er soll außerdem bereits früher mit rechten Zwischenfällen aufgefallen sein.

Aus dem Schreiben der Bundesregierung geht ebenfalls hervor, dass die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte im Vergleich zum zweiten Quartal 2025 etwas sank. Statt wie damals 26, waren es nur mehr 22 registrierte Taten. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass sich die Zahlen durch Nachmeldungen der Behörden deutlich erhöhen. Die Behörden erkennen auch längst nicht alle Fälle politischer Gewalt auch als solche an. Allerdings geben die zunächst gemeldeten Zahlen durchaus einen Anhaltspunkt für die Gesamtentwicklung.

Die Linken-Abgeordnete Bünger macht auch die schwarz-rote Bundesregierung für die Gewalt gegen Geflüchtete und ihre Unterkünfte verantwortlich. Rechtsextreme fühlten sich „durch die staatliche Politik ermächtigt, Geflüchtete zu beleidigen, sie anzugreifen und schlimmstenfalls zu töten“. Nur nachträglich die Täter zu verfolgen reiche nicht aus, es sei vielmehr „von zentraler Bedeutung, das Schüren von Rassismus in den Parlamenten und von den Regierungsbänken aus zu beenden.“

In den letzten Wochen hatten Unionspolitiker*innen gleich mehrfach rassistische Debatten losgetreten. So etwa Bundeskanzler Merz, der sich über das "Stadtbild" in Deutschland ausgelassen und dieses in Zusammenhang mit Migrant*innen gesetzt hatte. Abhilfe könnten Abschiebungen schaffen, insinuierte er. Außerdem setzt die Bundesregierung mit der sogenannten "Asylwende" auf einen scharfen Abschottungskurs und lässt Asylsuchende an den deutschen Grenzen zurückweisen.

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