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Neue Technologien in Zeiten von Corona3-D-Druck für alle

Gastkommentar von Katalin Gennburg

Die Pandemie sollte uns lehren, smarte Technik endlich zu Selbstermächtigung und Teilhabe zu führen.

Knochenersatzteile aus dem 3-D-Drucker Foto: Arvid Müller/imago

D ie Stunde der Pandemie ist auch die Stunde der freien Softwarentwicklung und der offenen Produktionswerkstätten mit Technologien zur freien Benutzung. Vergangene Woche rief die Europäische Kommission dazu auf, kleine Produktionskapazitäten für den 3-D-Druck von medizinischem Equipment zu mobilisieren. All jene, die sich zu Hause bislang Feinstaubmessgeräte drucken oder eigene Roboter im 3-D-Drucker des befreundeten Hackspaces oder FabLabs bauen, sind nun aufgerufen, mitzutun gegen die Coronapandemie.

Katalin Gennburg

ist Sprecherin für Stadtentwicklung, Tourismus und Smart City der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus

Schon vor dem Aufruf der EU-Kommission war ein Artikel über einige Ingenieure in Italien erschienen, die halfen, als in einem Krankenhaus die Ventile für die Beatmungsgeräte ausgingen. Die überlebenswichtigen Geräte, die aufgrund der Pandemie auf dem freien Markt nicht mehr zu bekommen waren, wurden von den Tüftler*innen kurzerhand selbst produziert: mit 3-D-Druckern.

Was sie zuvor davon abgehalten hatte, war wohl auch die Tatsache, dass unser Wissen von Macht- und Verwertungsmechanismen abhängig ist. Das „Eigentum an Wissen“ veranlasste den Hersteller der Beatmungsgeräte dann auch dazu, diesen Lebensrettern mit einer patentrechtlichen Klage zu drohen.

Es geht um Vergesellschaftung

Seit Jahren machen Programmierer*innen darauf aufmerksam, wie man mit freier Software und dem Zugang zu Technologien dafür sorgen könnte, dass teure Produkte lizenzfrei nachgebaut werden können.

Einfach gesagt: Es geht um die Vergesellschaftung von verfügbaren Technologien und um die Nutzbarmachung von Wissen, wie diese gesellschaftlich und solidarisch einsetzbar sind.

Jetzt ist die Zeit für solidarische Kooperationen mit diesen Techies! Sie müssen jetzt zu Wort kommen, Produktionskapazitäten und politische Unterstützung erhalten, damit smarte Technologien endlich zu gesellschaftlicher Selbstermächtigung und Teilhabe führen und das vorhandene Wissen statt für Profite und Patente für Lebensrettung genutzt wird.

Anmerkung der Verfasserin: Zum Zeitpunkt des Verfassens berichteten mehrere internationale Medien davon, dass den beiden im Text genannten italienischen Entwicklern eine patentrechtliche Klage drohe. Die Entwickler sowie das gemeinte Unternehmen stellten dies nun richtig: Das Unternehmen verfolge nicht die Absicht, eine patentrechtliche Klage zu bemühen. Lediglich die Design-Daten hätten seitens des Unternehmens nicht zur Verfügung gestellt werden können.

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4 Kommentare

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  • "...gesellschaftliche Selbstermächtigung.."... und alles ist gut?

    Wie sieht es aus mit Texten, Bildern und Musik? Da verteidigt die TAZ gerne die Urheberrechte.

    Urheberrechte und Patente sind sinnvoll. Auch wenn in gesamtgesellschaftlichen Notzeiten davon abgewichen wird.

  • "Das „Eigentum an Wissen“ veranlasste den Hersteller der Beatmungsgeräte dann auch dazu, diesen Lebensrettern mit einer patentrechtlichen Klage zu drohen."



    Ist das so? Der von Euch auch an anderer Stelle verlinkte Artikel www.theverge.com/2...-valves-treatments vermeldet seit einer Woche, dass die beiden das dementiert hätten.



    Bei aller berechtigter Kritik an kapitalistischen Mechanismen sollte man sich nicht dazu hinreissen lassen, nützliche Unwahrheiten zu verbreiten.

  • Die Erfahrungen mit den Atemschutz zeigt, dass Nähmaschinen sehr viel effektiver sind als 3-D Drucker. Deshalb: Lernt Nähmaschine! Das hat zudem einen Mehrwert über Corona hinaus.