Neue Regierung in Großbritannien: Ein Extraminister für den Brexit
Premierministerin Theresa May hat ihre Kabinettsmitglieder benannt. Das sind die Ministerinnen und Minister im Überblick.
Eine Gewinnerin ist die vorherige Ministerin für internationale Angelegenheiten Justine Greening. Sie gilt als nahe Vertraute Mays. Als Belohnung erhält sie das Bildungsministerium, das eine andere Frau, Nicy Morgan, abgeben musste. Es wird gemunkelt, dass May unter Umständen mit Hilfe Greenings traditionelle Grammar Schools weiter verbreiten will.
Auch Justizminister Michael Gove musste sich verabschieden. Er hatte Theresa May persönlich angegriffen, als er behauptete, die Islamisierung von Schulen in Birmingham gehe auf Mays Rolle als Innenministerin zurück. Er hatte bedeutende Reformen im Straf- und Justizsystem in Angriff nehmen wollen. Nun ist es fragwürdig, ob seine Amtsnachfolgerin, Liz Truss, bis jetzt Umweltministerin, diese Reformen weiterführen wird.
Weltweit belächelt und kritisiert wird die Ernennung des erklärten Brexit-Verfechters Boris Johnson zum Außenminister. Die schräge Art des ehemaligen Londoner Bürgermeister hat bereits für einige internationale diplomatische Verstimmungen gesorgt. So beschrieb er Barack Obama als „Teilkenianer, der aufgrund seiner Vorfahren eine negative Einstellung gegenüber dem britischen Empire hätte“.
Kein Amt für Osborne
Ihm unterstehenden die beiden Brexit-Anhänger David Davis als Minister für den Austritt aus der EU und Liam Fox, der aus dem Verteidigungsministerium in das Ministerium für Internationalen Handel wechselt. Der ultrakonservative Fox war, wie David Davis, einstiger Kandidat für die Parteispitze.
Der einstige Geschäftsmann und Verteidigungsminister Phillip Hammond wurde zum Finanzminister ernannt und löst damit den Vater der Austeritätspolitik unter Cameron, George Osborne, ab. Der ging leer aus.
Theresa Mays eigener ehemaliger Job der Innenministerin geht an die ehemalige Energieministerin Amber Rudd. Rudd hatte sich einst einen Namen bei Kampagnen für Fischereirechte in Hastings gemacht. Einige hinterfragen ihre Kompetenz für dieses Amt, das auch Sicherheitsfragen umfasst.
Neuer Transportminister wird Chris Grayling. Er wird eine Entscheidung über den Ausbau der beiden Londoner Großflughäfen Heathrow und Gatwick sowei einem Hochgeschwindigkeitsnetz für die Eisenbahn treffen müssen. Die Liste komplettieren Michael Fallon (Verteidigung), Patrick McLaughlin (Parteivorsitz), Baronin Evans (Parteiführerin im House of Lords sowie Gavin Williamson als neuer Fraktionsvorsitzender.
Wütende Ärzteschaft
Gesundheitsminister Jeremy Hunt darf sein Amt behalten. Er hatte sich den Zorn angehender Ärzte zugezogen, weil er versucht hatte, die Forderungen der Ärztegewerkschaft zu torpedieren.
Die Ernennungen zeigen deutlich, das May eine totale Neuausrichtung der Regierung anstrebt. Es ist eine Verabschiedung von der strikten Sparpolitik. May hatte sowohl in ihrer Wahlrede am Montag als auch in ihrer Ansprache nach Amtsannahme am Mittwoch versprochen, dass ihre Regierung sich neben dem Brexit auch für sozial Schwache einsetzen werde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies