Neue Musik aus Berlin: Westwind im Osten
Songs voller Sehnsucht, Lebens- und Liebeslust: Auf dem Amiga-Sampler „hallo 22“ gibt es Funk, Soul und Jazz aus der DDR der 70er und 80er zu entdecken.
![Schwarz-weiße Aufnahme: Der Musiker Manfred Krug steht mit Anzug und Krawatte auf der Bühne an einem Mikrophonständer, der auf die Klarinette gerichtet ist, in die der Komponist Günther Fischer links neben ihm hinein bläst Schwarz-weiße Aufnahme: Der Musiker Manfred Krug steht mit Anzug und Krawatte auf der Bühne an einem Mikrophonständer, der auf die Klarinette gerichtet ist, in die der Komponist Günther Fischer links neben ihm hinein bläst](https://taz.de/picture/5864417/14/M.Krug-G.Fischer-Herbert-Schulze-1.jpg)
Uh-ba-ba-ba-dip-dip-dip-dip-do“: Spätestens, als Manfred Krug in „Wenn’s draußen grün wird“ zum Scat-Gesang ansetzt und diesen geschmeidig mit deutschem Gesang verbindet, erinnert man sich daran, wie viel Sehnsucht, wie viel Lebens- und Liebeslust im Sound der DDR in den frühen 1970er Jahren steckte.
Der Song fand sich seinerzeit auf der Amiga-Veröffentlichung „Ein Hauch Von Frühling“ (1972), der Titel passt in mehrfacher Hinsicht zur damaligen Zeit im Osten. Musikalisch wehte Westwind, Gruppen und Musiker wie Panta Rhei oder Electra ließen sich vor allem von Rock, Funk, Jazz und Pop aus den USA inspirieren. Anfang der Siebziger gab es überdies kurzzeitig Hoffnungen auf einen politischen Frühling, die später aber zerschlagen werden sollten.
Ein neuer Amiga-Sampler, „hallo 22“, widmet sich den Siebzigern und frühen Achtzigern in der DDR, kompiliert haben ihn der HipHop-/Soul-/Jazzmusiker Max Herre und der Rapper/Produzent Dexter. Nicht nur Manfred Krug beweist hier, wie beweglich die Musikszene des Ostens damals war, etliche weitere Songs dieses Albums machen die Hüften biegsam:
Das Ost-Berliner Joco Dev Sextett spielt in „Stapellauf“ räudigen Blues und Rock, Angelika Manns Song „Kutte“ ist ein Rock’n’Roll-Song mit formidabler Berliner Schnauze, und „Die Allee“ vom Horst Krueger Septett swingt lässig und gediegen vor sich hin. Natürlich lernt man Künstler:innen aus der gesamten DDR kennen, aber das damalige Ost-Berlin ist allein deshalb gut vertreten, weil die Hauptstadt ein wichtiger Nukleus der Szene war.
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