Neue KMK-Präsidentin Günther-Wünsch: Mutige Reformen nötig
Der Kompromiss beim Startchancen-Programm ist sozial ungerecht. Die neue KMK-Präsidentin aus Berlin könnte das ändern.
A m heutigen Freitag wählt die Kultusministerkonferenz (KMK) schon zum zweiten Mal in diesem Jahr eine neue Präsidentin: die Berliner CDU-Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch, der die Wahlpanne in der Hauptstadt gleich zwei Ämter beschert hat. Über ihre Pläne für Berlin ist einiges bekannt. Was sie aber mit ihrer KMK-Präsidentschaft plant, noch nicht. Klar ist nur: Sie erbt einen schwelenden Bund-Länder-Konflikt, der aktuell beim Startchancenprogramm zu eskalieren droht. Es geht – wie eigentlich immer im Bildungsföderalismus – ums Geld. Aber nicht nur.
Die Ampel möchte 4.000 Brennpunktschulen für zehn Jahre unterstützen. Es geht also um zehntausende benachteiligte Schüler:innen, die kaum eine Chance haben, es auf ein Gymnasium – geschweige denn auf eine Uni – zu schaffen. Damit sich das endlich ändert, müssen die geplanten Startchancen-Milliarden auch dort landen, wo sie dringend benötigt werden.
Der Bund hat hierfür ein gutes Konzept vorgelegt. Jetzt liegt es an den Ländern, ihre bizarre Blockadehaltung aufzugeben. Bisher nämlich wollen die Länder nur 5 Prozent der Gelder nach sozialen Kriterien verteilen. Der Rest soll – wie schon in der Vergangenheit – nach dem Prinzip Gießkanne verteilt werden. Das aber wäre fatal: So nämlich würden vergleichsweise gut aufgestellte Schulen in Bayern oder Baden-Württemberg die zusätzlichen Gelder erhalten, die dringender in Bremen, Nordrhein-Westfalen oder Berlin benötigt würden.
Günther-Wünschs Vorgängerin hielt diesen „Kompromiss“ für eine gute Formel. Oder zumindest für den kleinsten Nenner, dem alle 16 Länder zustimmen können. Das aber darf nicht der Maßstab sein. Meint die neue KMK-Präsidentin es ernst mit der sozialen Gerechtigkeit, nimmt sie ihre Amtskolleg:innen in die Pflicht – oder weicht vom Konsensprinzip der KMK ab. Lieber 12 oder 14 Länder, die es ernst meinen mit Chancengerechtigkeit, als Milliarden ziellos zu verschleudern. Das würde der neuen KMK-Präsidentin dne Ruf als mutige Reformerin einbringen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart