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Neue „Jim Knopf“-JubiläumsausgabeFürn Ärmel

Michael Ende hat eine antirassistische Erzählung geschrieben – die dennoch voller Stereotype ist. Auch nach 55 Jahren darf das N-Wort bleiben.

Ein dreckiger Lokomotivführer sieht einem schwarzen Jungen nicht wirklich ähnlich Foto: dpa

Berlin taz | Herr Ärmel darf also weiter „Neger“ sagen. Der Thienemann Verlag behält das zweifellos schon immer rassistische Wort in der neuen Jubiläumsausgabe von „Jim Knopf“ bei. Denn Michael Ende ist leider tot und kann sich nicht zu seiner Wortwahl äußern, heißt es vom Verlag, das Wort komme ohnehin nur einmal vor und nur um den untertänigen Bildungsbürger Herrn Ärmel, dessen Existenz aus Spazierengehen und Regiertwerden besteht, als „Besserwisser“ zu markieren. Lassen wir das mal kurz gelten.

Damit keine Zweifel aufkommen: Michael Ende hat eine antirassistische, antiklassistische und antifaschistische Erzählung geschrieben, in der er dem damals vor 15 Jahren besiegten Nazideutschland noch eins mitgibt und zugleich bis in die heutige Zeit aktuell bleibt.

Brutale „reinrassige Drachen“ verstoßen einen „Halbdrachen“, weil seine Mutter Afrikanerin ist, und wollen ihn später auch noch als „Verräter“ auffressen. Unmenschliche Bürokraten erklären zwei papierlosen schwarzen Bootsflüchtlingen, dass sie „amtlich gesehen“ gar nicht existieren und wollen sie hinrichten. Und zum Ende der Erzählung macht Jim Knopf aus seinem wiedergefundenen Reich ein Multikulti-Superwunderland, in dem Kinder aus der gesamten Welt friedlich spielend miteinander leben und Lokomotive fahren können.

Es ist Endes Verdienst, dass er dem weißen deutschen Bildungsbürgertum schon 1960 einen kompetenten, typisch deutschen Jungen als Protagonisten gab, der zufällig schwarz ist – diesem Bürgertum, das zuvor willig die pseudowissenschaftlichen Beweise für die Unterlegenheit von Schwarzen und die Mittel für Völkermorde geliefert hatte.

Waschen ist nicht überflüssig

Das ist zugleich Endes Problem: Sein Publikum ist weiß, er selbst auch und er kennt offensichtlich keinen dunkelhäutigen Kinder. Das Baby Jim erschrickt vor dem schwarzen Gesicht von Lukas dem Lokomotivführer, weil es ja noch nicht weiß, „dass er selber auch ein schwarzes Gesicht hatte“ – als wäre es selbstverständlich für Babys, dass Menschen weiße Gesichter haben.

Lukas’ Gesicht ist aber auch nicht wirklich schwarz, sondern dreckig von Ruß, der nicht mehr abgeht, obwohl er sich mit einer speziellen Lokomotivführerseife wäscht. Die Gleichsetzung von Schwarzsein und dreckig sein ist ein tief sitzendes rassistisches Motiv, das Ende gleich wieder bedient, als Jim Waschen für überflüssig deklariert, weil man den Dreck an seiner Haut ja nicht sehe.

Schließlich liefert Jim selbst die Gleichsetzung als Argument, warum er den angesehensten Beruf der Fantasiewelt anstrebt: Es sei nämlich für Lokomotivführer ganz praktisch „schwarze Haut zu haben“, erwidert er, als der Scheinriese Herr Tur Tur authentisch vorurteilsfrei fragt: „Warum sollte man nicht schwarz sein?“

Dabei bleibt es nicht. Das Land Mandala beschreibt Michael Ende in einer Reihe von Fernost-Exotismen: Es gibt Porzellanbrücken, die Menschen haben gelbe Haut und essen Wespennester in Schlangenhaut. Er baut sogar plumpe Chinesenwitze ein: Der mörderische Oberbonze heißt Pi Pa Po und der winzige, aber hyperaktive Kochsohn heißt Ping Pong. Nur kurz wendet Ende den Blick, indem er Ping Pong sich vor Käse als „verschimmelte Milch“ ekeln lässt.

Auch bei der Darstellung von Frauen nutzt Ende fast ausschließlich Stereotype: Die vier weiblichen Hauptfiguren sind die bösartige Drachenlehrerin Frau Malzahn, die strickende und Guglhupf backende Haus- und Kauffrau Waas, die betont zierliche Prinzessin Li Si und die Meerjungfrau Sursulapitschi, die vor allem Heiraten möchte.

Was tun mit dem N-Wort?

Mag sein, dass das weiße Bürgertum vor 55 Jahren keine Ahnung vom Rassismus des N-Wortes hatte, ähnlich wie das heutige beim Wort „Schwarzafrikaner“. Noch heute ist es auch zu plumpen Chinesenwitzen fähig, wie eine kürzlich erschienene FAZ-Bildunterschrift zeigt, die Chinesen „Jubel, Tlubel, Heitelkeit“ zuschreibt. Dass Herr Ärmel das N-Wort auch heute noch in den Mund nimmt, outet ihn nach Jahrzehnten afrodeutschem Aktivismus nicht als „Besserwisser“, sondern als stinknormalen Rassisten.

Die Jubiläumsausgaben erscheinen in neuer Rechtschreibung. Ungefragt, denn die entstand ja erst ein Jahr nach Endes Tod

Der Thienemann Verlag muss laufend entscheiden, ob er Kindern und ihren Vorleser_Innen ein möglichst diskriminierungsfreies Erlebnis bietet, oder sich an den ursprünglichen Autorentext klammert. Er hat entschieden, weder das eine noch das andere zu tun, denn die Jubiläumsausgaben erscheinen in neuer Rechtschreibung. Unabgesprochen, denn die entstand ja erst ein Jahr nach Endes Tod.

Und so bleibt „Jim Knopf“ an das weiße Herr-Ärmel-Bürgertum gerichtet, das zwar leidenschaftlich darüber streiten kann, ob Rassismen denn wirklich welche sind, aber kein Eszett an der falschen Stelle toleriert.

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66 Kommentare

 / 
  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Im echten Leben braucht man überhaupt keine Bezeichnung für Hautfarben, außer als Kosmetiker.

     

    Aber Bücher zensieren?!

    Der feste Glaube, dass Kosmetik ernsthafte Probleme bekämpfen könnte, gepaart mit typisch kartoffeliger Blockwartmentalität.

     

    An unserem kapitalistischen Schutzwall wird um die Wette gestorben. In Deutschland morden Rechte vefassungsschutzkonform und im deutschen Gefängnis kann man als armer Neger schon mal verbrennen. Und das Schlimmste daran ist das "N-fucking-Wort", oder was?

    Ich geh bügeln...

    • @8545 (Profil gelöscht):

      en passant - Danke

       

      Knock out -

      Knochentrocken auf die

      Zwölf.

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Als Literaturwissenschaftler fände ich es durchaus interessant, wenn der Text "angepasst" würde - es würde Spannendes über unsere Gesellschaft widerspiegeln. Allerdings nur, wenn die Originalfassung verfügbar bliebe.

    • @12294 (Profil gelöscht):

      Na Sie sind mir ja ein ganz besonders

      Abgefeimter Ihrer Spezies ->

       

      Andere ans Arbeiten kriegen -

      Um sich um die Mühen der Ebene zu

      Drücken zu können - na Mahlzeit - &

      Helzrichren Gwücklunsch - &

      Alles Schlechte! - aber

       

      Das Projekt gibts schon - ja ja -

      Soo Schlauberger …- genau - Ben Akiba!

      "Zehn Tage - Die die Welt veränderten - by John Reed -

       

      Vorwort von W. I. Lenin und einem Vorwort von N. K. Krupskaja -

      Da werden Sie an den purgierten Auflagen - besitze allein drei dieser Sorte - direkt abgreifen können - was "Spannendes über unsere Gesellschaft (sich) widerspiegeln.…" würde.

      Das Original -> im Glassarg - & vor den

      Mauern des Kremls.

       

      Und - Nicht vergessen -> sich vor den

      Passenden Mauern begraben zu lassen -

      klar - Später mal;)

  • Eines der ersten Opfer rassistisch motivierter Gewalt war der Angolaner Amadeu Antonio Kiowa, der 1990 in Eberswalde von Rechtsradikalen totgeschlagen wurde.

    1993 veröffentlichte Konstantin Wecker Die Ballade von Antonio Amadeu Kiowa.

    Aus dem Text:

    (...)“Ja, den Amadeu, den Angolaner, den habns

    daschlagn, datreten, weil er Neger war, weils ihrn Spaß

    haben wollten, und drei Polizisten sind dabeigstanden

    und wollten "mit dieser Gruppe nicht in Konflikt

    geraten". Siehst as jetzt, wia weit ma wieder san?

    "Deutschland den Deutschen", grölts durch

    Eberswalde, und mit Baseballschlägern und Messern

    gehts den Negern an den Kragen. Die laufen um ihr

    Leben, Willy, aber oan dawischns no, und Eberswalde

    schweigt dazu, denn a bisserl lästig war'ns halt doch,

    die vielen Neger, und dann kreisen sie den Amadeu

    ein und schubsen ihn herum, ja ma wird doch an so an

    Neger noch a bissen schubsen dürfa, und der Antonio

    Amadeu Kiowa versteht die Welt nicht mehr und zittert

    und schreit, und Eberswalde schweigt dazu, aber

    Deutschland gehört nun mal den Deutschen. Klar, sie

    haben sich's ja alle verdient, ein sauberes, ein reiches

    Land, und dann ziehen sich die Glatzen Kapuzen übern

    Kopf und binden sich Tücher vors Gesicht, wie im

    richtigen Kino, und dann springen sie dem Amadeu mit

    ihren schweren Stiefeln ins Gesicht, immer und immer

    wieder. Willy, mein Gott, Willy, mir kanntn di wieder so

    braucha, wir alle braucha doch oan wies du oana bist,

    Willy, da muaß doch was gscheng, da müaß ma doch

    was doa, alle miteinander:

    Gestern habns an Amadeu daschlagn,

    aber heit, aber heit, aber heit,

    heit halt ma zsamm.“(...)

  • Jim Knopf ist 1960 erschienen. Ende war Deserteur und Mitglied der Widerstandsorganisation Freiheitsaktion Bayern . Jim Knopf ist ja als schwarzer Junge der Held der Geschichte, klug, mutig und auch sonst nur mit besten Eigenschaften, der sich zum Schluss mit der Prinzessin Li Si verlobt. Das Schild vor dem finsteren Kummerland

    ! Achtung !

    Der Eintritt ist

    nicht reinrassigen Drachen

    bei Todesstrafe verboten

    und die Verhältnisse in Kummerland ist wohl problemlos als Abrechnung Endes mit der Nazi-Diktatur interpretierbar. Ende irgenwelchen Rassismus vorzuwerfen ist einfach lächerlich, da er mit dem N-Wort eine seinerzeitige gebräuchliche und keineswegs nur von Rassisten genutztes Wort verwendet hatte. Erst ab Mitte der 70er Jahre fanden sich in deutschen Wörterbüchern, zunächst vereinzelte Hinweise auf eine abwertende Bedeutung.

    Ich bin 1966 geboren und in Frankfurt, genauer gesagt im Nordend aufgewachsen, was quasi die Keimzelle der Alternativen Bewegung war. Ich bin auch ein bekennend multikultureller Mensch und dulde in meiner Nähe auch keinen Rassismus. Da recht viele Amerikaner in und um Frankfurt stationiert waren, gab es in meinem Freundeskreis, in der Schule oder beim Sport nicht wenige Kinder mit Afro-Amerikanischen Wurzeln. Das heute verpönte N-Wort war damals die korrekte und nicht-beleidigende Bezeichnung, im Gegensatz zum Ni-Wort oder einigen anderen Wörtern, was sicherlich an der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und später auch der Rede von Martin Luther King Jr. (I have a Dream) gelegen hat.

    • @DJ Boemerang:

      Danke für die feinen Details -

       

      & volle Zustimmung.

      Geschreddert hab ich mir erlaubt -

      Die wieder in vielfältiger Verpackung&Verkleidung

      Fröhliche Urständ feiernde -

      Blockwartmentalität - anzuführen; - dir

      Uns noch schwarze Pädagogik

      Bestrahlten - so übel in Erinnerung

      ist.

       

      kurz - Sicher gut gemeint -

      Ist eben doch schnell gern das

      Gegenteil von gut.

    • @DJ Boemerang:

      Gerade die Afro-Amerikaner haben den Begriff Negro nicht selten sehr selbstbewußt genutzt. Bis in Mitte der Neunziger findet man das Wort in antirassistischen Liedern oder auch Anti-Naziliedern, und zwar von Bands und Sängern, die sich immer jeglichem Rassismus entgegengestellt haben. Sicherlich würde das N-Wort dort heute nicht mehr vorkommen, woran man dann allerdings sehen kann, daß das N-Wort noch vor einigen Jahren eben nicht automatisch abwertend war, sondern eine neutrale Bezeichnung.

       

      Am 13.12.1992 fand in der Messehalle Frankfurt ein Konzert im Rahmen der antirassistischen Kampagne Heute die! Morgen du! Statt.

      Stefan Remmler hatte dort zum ersten mal den Song Mein Freund ist Neger gespielt, in dem es um Flüchtlinge jeder Hautfarbe geht.

      Die Toten Hosen haben dort das Anti-NaziLied Sascha … ein aufrechter Deutscher gespielt.

      Aus dem Text: (...)“Jetzt lässt er die Sau erst raus

      und geht zum Asylantenhaus,

      dort schmeißt er eine Scheibe ein,

      denn jeder Neger ist ein Schwein.

      Dann zündet er die Bude an,

      ein jeder tut halt, was er kann.

      Beim Thema "Deutsche Gründlichkeit",

      da weiß er voll Bescheid.“(…)

      • @DJ Boemerang:

        Bap haben dort gespielt, Wolfgang Niedecken hatte am 9.11.1992 die Kampagne gegen rechte Gewalt „Arsch huh, Zäng ussenander“ mitbegründet. Allerdings findet man das N-Wort in mehreren Liedern von Bap.

        Text aus dem Lied „Jupp“:(...)“Es wurde mancher Neger blaß, von dem, was unser Jupp - auch geistig - alles drauf hat.“(...)

        Text aus dem Lied „Amerika“: (...)“So sehen sie also aus die Kerle.

        Schau mal, einen Neger haben sie auch dabei!“(…).

        Text aus dem Lied „Time is cash, time is money“: (...)“Er mit Hula-Hula-Neger. Wett-Trink-Party: Er natürlich Sieger... .“(…).

        Udo Lindenberg war ebenfalls in Frankfurt, der 1979 in einem Interview Eric Burdon voller Hochachtung als „den weißen Neger“ bezeichnet hatte.

        Marius Müller Westernhagen hatte 1988 die Afro-Amerikanerin Romney Williams und 1992 den Song Neger veröffentlicht. 1977 veröffentlichte MMH das Lied mit Pfefferminz bin ich den Prinz; Textauszug:

        (...)“Neger die sind dunkel

        im Dunkeln läßt sich's munkeln.

        An der Macht da sind die Weißen

        darauf reimt sich sch...“(…)

        Rassismus kann ich da nicht entdecken, sondern eher das Gegentteil.

        Ganz logisch würde er den Text heute anders verfassen.

        Die Band HISS hatte 1997 das Anti-Nazi-Lied Negerpolka veröffentlicht, das 2001 2001 vom Cornelsen Verlag für eine Unterrichtseinheit gegen Fremdenhass in das Schulbuch Durchstarten aufgenommen wurde.

  • Bei solchen Debatten fange ich stets an zu grübeln, ob ich nun doch reaktionär geworden sei ... Doch im Ernst: Die Änderung historischer Texte in einem antirassistischen oder sonstwie emanzipatorischen Sinne halte ich für ausgemachten Unfug. Wir sollten den erwachsenen wie den kindlichen Lesern Urteilsfähigkeit zugestehen! Mein Sohn war im entsprechenden Alter von den Jim-Knopf-Geschichten (in unbereinigter Form) begeistert, gleichzeitig hatte er Kinder muslimischer Eltern in der Klasse, Mitspieler verschiedener Hautfarbe im Fußballverein - und seinen besten Freund im Haus, der von indianischen, afrikanischen und "weißen" Vorfahren abstammte. Die paar altbackenen Rassismen in Endes und Lindgrens Büchern konnten ihn da nicht "verderben" ... Immanuel Kant kann auch als schlimmer Rassist interpretiert werden. Den humanistischen Gehalt seiner Philosophie im Ganzen tastet das nicht an. Es wäre absurd, seine anthropologischen Schriften jetzt "bereinigen" zu wollen.

    • @Albrecht Pohlmann:

      Nicht zuletzt ist ja Jim Knopf eine Figur, die Kinder lieben und nicht etwa eine, die sie verachten.

  • @LALON SANDER

     

    Ach herm -

     

    Chef vom Dienst - &

    Boxer mit Glaskinn.

     

    In der Tat - das ist hart!

    Doch die Erfahrung lehrt -

    Letzteres kann - sich noch -

    Auswachsen.

    Viel Glück.

     

    Quarantaine du taz

     

    Bitte haben Sie Geduld und senden Sie ihn nicht mehrfach ab. - ok -

     

    mit F.K.Waechter - NÖ WIESO!

  • Hmm, der Artikel lässt mich etwas ratlos zurück.

     

    Wenn es tatsächlich nur um das N-Wort ginge, dass laut Text ja nur einmal vorkommt, dann wäre es wohl in der Tat kein allzugroßes Problem das zu ersetzen - wenn man es denn für nötig hält.

     

    Aber wenn ich es richtig verstehe sieht der Autor ja noch zahlreiche weitere Probleme von Jims Selbstwahrnehmung bis hin zur Beschreibung des Landes Mandala und seiner Einwohner.

     

    Gleichzeitig wird das Buch gelobt als "antirassistische, antiklassistische und antifaschistische Erzählung, [die] bis in die heutige Zeit aktuell bleibt".

     

    Was also, Herr Sander, wäre ihrer Meinung nach der korrekte Umgang des Verlages mit dem Buch gewesen?

  • Wenn Ende gewußt hätte, wie überhöht er wird, er hätte wohl noch mehr N-Wörter und Chinesenwitze eingebaut.

  • ff

     

    Nur - ja nur -

    Würde ich mir es immer ebenfalls verbitten - auch vs Reader Digest- & sonstigen ad usum delphini-Schrott -

    Daß an Büchern et al -

    Nachträglich rumgefummelt wird.

    ( Verschlimmbessern nenn ich das gern beim Zeichnen/Malen - gibts in der Musik auch - aber Hallo -> Heino u.ä.;((

    Ende Gelände.

     

    Denn - Es gibt schlicht keine menschliche Regung im Sinne von Anverwandlung von Welt -

    Die ohne ihren Kontext zu verstehen wäre.

    Genau diese wechselseitige Bezogenheit würde aber mittels - öh purgierender Ansinnen - von der geradezu atemberaubenden Anmaßung mal angesehen -Verändert/Verdreht/Verfälscht. Punkt.*

    Douglas Hofstadter/Emmanuel Sander

    gehen dem - wie schon H. in Goedel/Escher/Bach - in ihrem

    Die Analogie - nach.

     

    Und jetzt - Eric Dolphy featured by

    The John Coltrane Quintet 1961.

    & so hab ich denn meinen Freund

    James - das alte Besatzerkind -

    Denn doch wieder eingeladen;))

     

    * die bis heute andauernde

    Vermaxbrodung Kafkas - von der mir grad mein Jüngster - wie zu meiner Pennälerzeit gehabt - erneut angefressen berichtete -

    Sollte eigentlich als warnendes Beispiel reichen.

    Selber denken bringt weiter - &

    Ungefragte Gouvernanten in die Tonne treten macht den Rest.

    Thats it.

  • Sorry - hatte eigentlich keine Lust mehr auf diesen ausgemachten Unfug - aber

     

    Das - von der Autorin Eingerückte -

    "@JÄGER WOLFRAM Ja. Es lohnt sich, als mündiger Mensch auch Bücher, die man gerne liest, kritisch zu hinterfragen und zu kritisieren. Das muss das Vergnügen sie zu lesen nicht mindern, man muss nur die Ambivalenz aushalten können, dass ein geliebtes Buch auch problematische Seiten hat."

     

    Ja das - bläst -

    bewußt oder nicht - so prima allem übrigen so derart gekonnt das Licht aus -

    Daß alle sich wieder den gerade anstehenden Dingen Sachen Fragestellungen zuwenden können.

     

    So - wie angeführt - verfahre ich nämlich auch gern als Leser - Vorleser meiner Kids wie Enkel & in ner Grundschule usw usf - & so -

    Sind meine Eltern mit bäuerlicher wie bürgerlicher Sozialisation auch verfahren.

     

    ff - aber Hallo!

    • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
      @Lowandorder:

      Ist doch schön, dass Sie schon so verfahren. Dann wird der Artikel Ihnen vermutlich nicht viel neues gesagt haben, weil Sie es ja alles schon vorher wussten.

      • @Lalon Sander:

        Danke für die Blusen des Böhmen -;)

         

        Schön - wenn Sie im Gegenzug -

        Den zweiten Teil (ff - aber Hallo)

        einem - öh - vorsichtigen -

        Anverwandlungsversuch -

        unterziehen könnten.

         

        kurz - always at your service!¡

  • Ich erlaube mir zu widersprechen. Ein Wort hat keinen eigenen Charakter sondern nur den, den ihm der jeweilige Verwender gibt. Auch die Bedeutung ist zuweilen subjektiv.

     

    Wie Sie selbst zugestehen, gibt es sehr wohl eine gemeinsame Eigenschaft, nämlich die Hautfarbe, die das Wort "Neger" für alle Gemeinten umschreibt, so dass in dieser einen Bezeichung zwangsläufig keine rassistische Verallgemeinerung vorliegt. Der Rassismus beginnt erst, wenn der Bezeichnung weitere Bedeutungen zugemessen werden, die über die Hautfarbe hinausgehen und eben faktisch NICHT verallgemeinerbar sind (wie das sicherlich bei "Neger" in rauen Mengen passiert ist). Es ist leicht, in die Falle zu tappen, diese Feinheiten zu verwechseln und zu unterstellen, die ganzen (negativen) Zusatzwertungen, die man schon mit dem Wort assoziiert gesehen hat, würden zwangsläufig von Jedem geteilt, der es je verwendet hat. So eine Nomenklatur ist die Umgangssprache aber nicht, schon gar nicht über einen Zeitraum von Jahrzehnten gesehen.

     

    1960 sagte man zu Menschen bestimmter Physiognomie eben "Neger" - egal ob man damit nur die Hautfarbe meinte, auch eine geografische Herkunft assoziierte oder gar eine rassisches Hierarchieverständnis zum Ausdruck bringen wollte. Es gab noch nicht die Vielfalt, die die Nuancen abbilden kann, wie heute. Das mag auf eine geringere Sensibilität gegenüber Rassismus hindeuten, heißt aber nicht zwangsläuig, dass der Verwender eines solchen gängigen Begriffs zwangsläufig selbst Rassist war.

     

    Heute gehört es zum allgemeinen Sprachgefühl, das Wort nur noch zu benutzen, wenn man es rassistisch abwertend meint, weil Leute, die das nicht tun, absichtlich andere Worte nutzen, um sich von den Rassisten abzusetzen. Aber das heißt eben nicht, dass das Wort an sich inhärent rassistisch wäre - nur die (zusätzlichen) unterschwelligen Bedeutungen, die Einzelne ihm gegeben haben, sind es.

    • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
      @Normalo:

      Nee, N. hat nichts mit Hautfarbe zu tun.

       

      „Viele Weiße sind dunkelbrauner als viele Schwarze.“

      http://www.derbraunemob.info/faq/#f03

      • @Lalon Sander:

        selbstverständlich hat es mit der Hautfarbe zu tun. Sie hatten wohl in der Schule kein Latein.

         

        Zu Ihrem Link: dass es verschiedene Typen von Haut gibt und "braun" und "schwarz" ebenso verschieden sind wie "rosa" und "gelb", besagt gar nix. Für den Anfang zur Zeit von M.Ende lebenden Menschen waren die meisten Menschen in ihrem Umfeld "Weiße", auch wenn sie ev. verschiedene Hauttypen hatten und die wenigen dunkelhäutigen, die damals eher aus den USA kamen als aus Afrika, waren "Schwarze" oder eben "Neger". Im Fernsehen sah man diese öfter als in der Realität.

         

        Das Wort war rein beschreibend, nicht wertend. Und von der Generation der heute 70-jährigen (und älter) wird es auch noch genauso benutzt, nicht als Beleidigung.

      • @Lalon Sander:

        Rassismus wird nicht explizit durch ein Wort weitergetragen. Eliminiert man dieses, bleibt die Denkweise doch erhalten. Zähneknirschend wird man mit dem PC- Begriff den "Neger" ersetzen - mit gleichen negativen Vorzeichen. Symptome bekämpfen erscheint mir hier sinnlos, wenn die Ursache bleibt.

        Schön wär´s, wenn man Missstände auf diese Weise einfach wegwischen könnte.

        • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
          @lions:

          Da haben Sie recht: Indem man rassistische Sprache nicht mehr nutzt, wird Rassismus nicht beendet. Aber es ist ein guter erster Schritt.

           

          Es ist auch kein Argument dafür, rassistische Sprache weiter zu verwenden. Es sei den, man möchte sich gerne rassistisch äußern.

          • @Lalon Sander:

            Wenn jemand dieses Wort oder das andere (mit Z) nicht böse meint, nicht als rassistische Beleidigung, wenn jemand das Binnen-I weglässt, ohne Hintergedanken, Frauen also stets mitdenkt, dann wird er, wenn ihm BETROOFFENE sagen, dass sie das nicht so dolle finden, eher geneigt sein, seinen Sprachgebrauch zu ändern, als wenn man, zumal als NICHTBETROFFENER, ihm erstmal ein herzliches "Rassist!" (bzw. Sexist, Homophober usw) vor die Fresse knallt. Sowas mögen manche Leute nämlich gar nicht. Die werden dann uU eher trotzig. Sind die dann deshalb Rassisten?knallt. Meine bescheidene Meinung.

    • @Normalo:

      sehr gut erklärt. Man sollte sich einfach mal Leute der älteren Generation anhören, wie die selbstverständlich dieses Wort benutzen, oft sogar sehr wohlwollend sich gegen Rassismus aussprechend.

      Dass darunter eine Vielzahl von verschiedenen Menschen zusammengefasst wird, sagt sehr wenig aus, das gilt auch für Mann, Frau, sogar Mensch.

  • Interessante Auseinandersetzung.

    Bedenkenswert.

    ich glaube in dieser Zeit gab es viele Leute, die konnten sich bei Kinderbüchern nur eine Sammlung von Stereotypen vorstellen, weil das dann lustig sei.

    kindgerecht und so.

    Auch ein Stereotyp über das Wahrnehmen von Kindern.

    • @nzuli sana:

      Wie haben Sie selbst als Kind denn wahrgenommen? Mir scheint, daß viele "Erwachsene" das vergessen haben und glauben, sie hätten als Kind schon gleich wahrgenommen wie heute.

       

      Mir jedenfalls fiel damals beim Jim Knopf, Pippi oder Huckleberry das N-Wort gar nicht als irgendwie besonders auf und trotzdem weiß ich heute, daß Menschen aller Hautfarben dieselben Rechte zustehen.

  • Wegen Jim Knopf werden Asylheime angezündet. Weil da das N-Wort drinsteht und die heutigen Attentäter haben das als Kinder nicht von Pädagogen, Soziologen und Kinderpsychologen hinreichend intellektuell analysiert und differenziert bekommen. Da sieht man mal, was da rauskommt. Gar nicht auszudenken, was da erst Räuber Hotzenplotz für schreckliche Potenziale auszulösen vermag!

  • nee, diese Vorurteile. Unmöglich. Wenn ich schon das erste Bild sehe: Lokomotivführer sind dreckig, übergewichtig, Männer mittleren Alters. Behaart. Mislaunig.

    Ich hoffe, die GDL beschwert sich.

  • Wenn wir Deutschen so super moralisch einwandfrei sind wie unser political-korrekter Sprachgebrauch uns offiiziell offenbar ausweist, dann frage ich mich nur, woher trotzdem noch all die braune Sauce kommt, die aus unserer Mitte fließt, einen unterbelichteten unbelehrbar in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts konservativ stecken gebliebenen Teil von uns uns als Rassisten entlarvt, der dies dann auch noch verstecken möchte unter Schlagwörtern wie Meinungsfreiheit und "man wird doch wohl noch..."

     

    Benötigen wir wirklich immer noch die Zwangsbeglückung derer, die uns moralisierend Vorschriften machen zu müssen glauben, dass ein Wort per Erlass negativ auszulegen ist?

     

    Glauben Sie mir, der Schmutz liegt nicht hier. Suchen Sie nicht in der Literatur sondern in der Erziehung, den Familien, also bei sich selbst nach den Ursachen, unterstützen und fördern Sie eine respektierende Debattenkultur, die Verleumdung, psychischen Druck, Mobbing und verbale Gewalt ächtet und Menschenrechte wirklich achtet und wieder etwas ganz Einfaches lernt: Zuhören und Nachdenken.

  • 6G
    677 (Profil gelöscht)

    [...] Die Moderation: Kommentar entfernt.

  • 6G
    677 (Profil gelöscht)

    Nach dem Lesen des Artikels am Sonntag Nachmittag habe ich meine (leider heftig zerlesene) Originalausgabe abgestaubt und durchgeblättert. Sie stammt aus einer Zeit, in der ich selber noch gar nicht lesen konnte, weshalb ich meine Umgebung heftig mit Vorlesewünschen genervt habe.

     

    Ich werde sie in Ehren halten.

  • "Dabei bleibt es nicht. Das Land Mandala beschreibt Michael Ende in einer Reihe von Fernost-Exotismen: Es gibt Porzellanbrücken, die Menschen haben gelbe Haut und essen Wespennester in Schlangenhaut. Er baut sogar plumpe Chinesenwitze ein: Der mörderische Oberbonze heißt Pi Pa Po und der winzige, aber hyperaktive Kochsohn heißt Ping Pong. Nur kurz wendet Ende den Blick, indem er Ping Pong sich vor Käse als „verschimmelte Milch“ ekeln lässt."

     

    Das liegt daran, dass es in der Ur-Ausgabe auch tatsächlich um China ging. Ende hat es in späteren Auflagen in „Mandala" umbenannt. Ich hab es noch mit "China" gelesen.

     

    L. Sander ist ja bei der Recherche nicht mal bis zu Wikipedia vorgedrungen.

     

    Und diese ganzen Spitzfindigkeiten von Sander finde ich wirklich lächerlich. Es gibt kaum ein Kinderbuch, das sich so vehement für Toleranz, Mut, Gleichheit und den Blick hinter die Fassaden ausspricht und dabei derart beispielhaft ohne erhobenen Zeigefinger auskommt, weil erstens die Geschichte und zweitens die Sprache so fesselnd und zeitlos schön sind.

    • @Lars Behrens:

      Die simpsons sind ja auch gelb.

    • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
      @Lars Behrens:

      Was würde denn an meiner Kritik anders ausfallen, wenn ich davon ausgehen würde es gehe um "China" statt "Mandala"? Meinen Sie in China haben Menschen gelbe Haut, essen Wespennester oder heißen Ping Pong oder Pi Pa Po?

       

      Oder wollten Sie nur mal mit Ihrem Herr-Ärmel-Wissen angeben?

      • @Lalon Sander:

        Also wenn es hier einen altklugen Herrn Ärmel gibt, dann doch wohl Sie.

      • @Lalon Sander:

        [...] Kommentar entfernt. Die Moderation

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Mag sein, dass das weiße Bürgertum vor 55 Jahren keine Ahnung vom Rassismus des N-Wortes hatte".

     

    Mag nicht sein, denn das sogenannte N-Wort war nicht rassistisch. Leute wie Adorno oder mein Großvater haben es ganz selbstverständlich verwendet, wie auch wir selbst in den 60er Jahren und zwar ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass Neger etwa "minderwertiger Mensch" bedeutet haben könnte.

     

    Das bedeutete es damals nur, wenn man das Wort mit der Intention des Rassisten aussprach. Und das ist auch heute nicht anders.

     

    Und selbst in unserem Englisch-Lehrbuch in den 70er Jahren war noch vom "negro" die Rede und zwar nicht in abwertender Weise. Sollen wir jetzt auch Martin Luther King umschreiben, weil er das böse böse Wort auch verwendet hat oder am besten gleich einen Piepton in seine Reden einbauen?

     

    Wörter sind nicht böse, sondern die Menschen, die sie aussprechen und ihnen Sinn geben.

     

    Mag aber sein, dass der Autor diesen wesentlichen Unterschied nicht erkennen kann oder vor selbstgerechtem Übereifer nicht erkennen will.

     

    Wollte man die Idee hinter seinem Ansehen durchexerzieren, müssten wir stante pede zu einer wöchentlichen Bücherverbrennung übergehen, an deren Ende nichts mehr übrig wäre.

     

    PC ist in Wahrheit das Problem, als dessen Lösung sie sich ausgibt!

    • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
      @849 (Profil gelöscht):

      N. war schon immer rassistisch, weil schon die pauschal einheitliche Betitelung von Dutzenden bis Hunderten Völkern, die nichts miteinander gemeinsam haben außer (sehr grob gesehen) ihr Aussehen, diskriminierend ist.

       

      Das mag Leuten wie Adorno und Ihrem Großvater nicht bewusst gewesen sein. Möglicherweise wussten sie auch nicht besser, wie diese Menschen sich so nannten. Möglicherweise wollten Sie sich auch nicht rassistisch äußern, vielleicht waren sie gar Antrassisten. Das Wort, das sie verwendeten, hatte trotzdem seinen Ursprung in Rassismus, Kolonialismus, Sklaverei und Völkermord.

       

      Wenn ich sie "Arschloch" nennen würde und dazu sagen würde, das sei nicht beleidigend, sondern im Gegenteil freundlich gemeint, würde es trotzdem eine Beleidigung sein.

       

      Mehr Infos zur Geschichte des N-Wortes gibt es hier: http://www.derbraunemob.info/shared/download/warum_nicht.pdf

      • @Lalon Sander:

        "N. war schon immer rassistisch, weil schon die pauschal einheitliche Betitelung von Dutzenden bis Hunderten Völkern, die nichts miteinander gemeinsam haben außer (sehr grob gesehen) ihr Aussehen, diskriminierend ist." Stimmt nicht. Ist "Weiße" diskriminierend? Rassistisch? Ist "Jugendliche" und "Rentner" diskriminierend, weil es Altersdiskriminierung gibt? Darf man "Menschen" und "Tiere" sagen, werden da nicht hunderte Gruppen pauschal zusammengefasst, die -- im Fall der Tiere -- nicht mal ähnlich aussehen? Müsste man nicht immer eine Liste aller Individuen aufzählen statt eines Gruppennamens oder -merkmals? Ist "Kleinwagen" diskriminierend, weil es hunderte PKW-Modelle pauschalisiert, die nur grob gesehen ähnlich aussehen? Ist "Sportwagen" oder "SUV" rassistisch? Müsste man nicht stattdessen alle Marken, nein: alle einzelnen Kennzeichen vorlesen?

         

        Nur bei Gruppen, die benachteiligt werden, gilt das Wort, das den Grund der Benachteiligung benennt, als "diskriminierend". Ist es auch -- "diskriminieren" heißt "unterscheiden". Wo es Unterschiede gibt, müssen wir unterscheiden dürfen -- und dazu brauchen wir Wörter. Ohne Wörter können wir nicht über Erscheinungen, Merkmale, Dinge nachdenken. Ein Sprechverbot ist also nichts weniger als ein Denkverbot, und das ist mit das Gefährlichste, was es gibt.

         

        Was wir nicht tun dürfen, ist, Gruppen aufgrund eines Merkmals benachteiligen. Wenn diese Benachteiligung verschwindet, wird niemand mehr Anstoß an Bezeichnungen finden. Worte sind nicht rassistisch, Menschen sind es. Prügelt nicht den Sack, wenn ihr den Esel meint.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Lalon Sander:

        Interessant, was sich im Duden unter "Neger" finden lässt. Hier zunächst die aktuelle Online-Version (1), gefolgt von jener aus dem Jahr 1998 (2):

         

        (1) Die Bezeichnung Neger gilt im öffentlichen Sprachgebrauch als stark diskriminierend und wird deshalb meist vermieden. Als alternative Bezeichnungen fungieren Farbige[r] sowie Schwarze[r], wobei die Bezeichnung Schwarze[r] z. B. in Berichten über Südafrika vermehrt anzutreffen ist, wohl um eindeutiger auf die schwarze Bevölkerung (im Gegensatz zu den Indern etc.) Bezug nehmen zu können. In Deutschland lebende Menschen dunkler Hautfarbe haben die Ausweichbezeichnung Afrodeutsche[r] vorgeschlagen. Diese setzt sich immer mehr durch.

         

        (2) Der Ausdruck Neger für Farbiger oder Schwarzer gilt mittlerweile im öffentlichen Sprachgebrauch als abwertend und wird deshalb im Sinne der Political Correctness weitgehend vermieden. Daneben wird der Ausdruck jedoch von vielen meist unreflektiert oder unbewusst ohne eine diffamierende Absicht weiterhin verwendet. Als alternative Bezeichnungen fungieren Farbiger sowie Schwarzer, wobei gerade die Bezeichnung Schwarzer z. B. in Berichten über Südafrika vermehrt anzutreffen ist, wohl um eindeutiger auf die schwarze Bevölkerung (im Gegensatz zu den Indern etc.) Bezug nehmen zu können.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Lalon Sander:

        Und natürlich können Sie mich ein Arschloch nennen und wenn wir uns gegenüber säßen, könnte ich ja durchaus sehen, dass Sie es freundlich meinen und es nicht als Beleidigung auffassen. Wobei ich hinzufügen möchte, dass für mich Beleidigung ein ebenso anachronistisches Wort ist wie Landesverrat oder Ehre.

         

        Zudem empfinde ich generell das Pochen auf Empfindlichkeiten als den Versuch, Ohnmacht vorzuschützen, um sich Macht zu erschleichen.

         

        Weitaus schlimmer finde ich indes das Redeverbot, dem Sie mit ihrer Haltung das Wort reden. Ich finde es nämlich im Sinne des Diskurses gut, wenn die wahren Absichten in der Sprache zu Tage treten (dürfen). Wenn man das unterdrückt, wie wir es heute tun, kreieren wie eine Als-ob-Welt, in der alles gut ist, solange wir gewisse Sachen nicht sagen oder gewisse Begriffe nicht verwenden (das grenzt an Magie und Aberglauben).

         

        Aber das Gegenteil ist der Fall. Schließlich haben wir in der letzten Zeit (Pegida, Griechenland, Flüchtlinge) zur Kenntnis nehmen mussten, dass unser "deutsches Volk" wenig aus der Hitlerei und der auf sie folgenden angeblichen Aufarbeitung gelernt, sondern sich bisher bloß nicht getraut hat, das Maul aufzureißen und es vor Ressentiment überquillen zu lassen.

         

        Davor hat es jahrzehntelange Beschwörungen der Politik ganz offenbar nicht gefeit. Wie soll da die Diskreditierung einzelner (historischer) Benennungen irgendeine Wirkung erzielen? Das ist in meinen Augen bloße Tünche und Doublespeak und insofern eines jeden Diskurses Feind, in dem der Wortgebrauch ausgehandelt und nicht vor Beginn zum Zwecke des eigenen Vorteils diktiert wird.

         

        Ich halte deshalb diese sprachliche PC für gemeingefährlich und in höchstem Sinne demokratiefeindlich. Insofern passt sie allerdings bestens zur vermeintlichen Alternativlosigkeit einer Politik, die das Heft des Handelns längst an die außerparlamentarische Affirmation übergeben hat.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Lalon Sander:

        Das überzeugt mich überhaupt nicht. "Indianer" wäre demnach ebenso rassistisch wie "Weiber" chauvinistisch, nur weil diese Wörter eine Menge benennen, die sich durch ihr Aussehen von anderen Entitäten abhebt.

         

        Das Wissen um die Selbstbenennung einer solchen Gruppe ist auch nicht erforderlich. Andernfalls wäre selbst die Bezeichnung "Indígenas" rassistisch. Es sind dies Sammelbezeichnungen, die nur dann der Differenzierung bedürfen, wenn man denn differenzieren will oder muss. Für jene, die nicht weiter einsteigen wollen, bleibt nur die momentan gebräuchliche Benennung übrig (damals in unserem Falle "Neger"), es sei denn man will durch den Rekurs auf die alten - heute belasteten - Bezeichnungen provozieren oder sich als veritabler Rassist outen.

         

        Dessen unbenommen bleibt es für mich dabei, dass die Intention des Redenden über die Frage entscheidet, ob dieser ein Rassist ist, nicht das Wort, das er verwendet. Insofern halte ich die Rede von rassistischen Wörtern für baren Unsinn.

      • @Lalon Sander:

        (...)"But one hundred years later, the Negro still is not free. One hundred years later, the life of the Negro is still sadly crippled by the manacles of segregation and the chains of discrimination. One hundred years later, the Negro lives on a lonely island of poverty in the midst of a vast ocean of material prosperity. One hundred years later, the Negro is still languished in the corners of American society and finds himself an exile in his own land. And so we've come here today to dramatize a shameful condition."(...)

         

        Martin Luther King, Jr., I Have a Dream

         

        delivered 28 August 1963, at the Lincoln Memorial, Washington D.C.

        http://www.americanrhetoric.com/speeches/mlkihaveadream.htm

        • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
          @DJ Boemerang:

          Ach so, Martin Luther King hat "Negro" gesagt? Nein! Doch! Oh!

           

          Im ernst: Das ist ein super alter Talking Point und kein wirkliches Argument. Hätten Sie den Link im Kommentar davor beachtet, wäre das klar.

           

          Aber bei Talking Points geht es ja nicht wirklich um Argumente, stimmt's?

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Lalon Sander:

            Ich weiß zwar nicht, was ein Talking Point ist, aber ein Argument haben Sie auch nicht vorzuweisen. Wenn MLK "negro" gesagt hat und seine Nachfahren es nicht mehr verwenden, ist damit ein diachroner (sich historisch entwickelnder) Sprachgebrauch angesprochen, den Sie doch nicht ernsthaft verneinen wollen, indem Sie die Benennung "negro/Neger" per se für rassistisch halten?

             

            Aber selbst wenn die ursprüngliche Intention bei dieses Benennung eine rassistische war, hätten MLK und die Menschen in D in der betreffenden Zeit gar keine alternative Benennung zur Hand gehabt.

             

            Da hilft eben nur die Bewusstmachung und die Änderung der Sprache, was ja auch geschehen ist. Aber deshalb muss man doch jetzt nicht auch MLKs Reden zensieren oder Michael Endes Texte.

             

            Das von Ihnen verlinkte Dokument widerspricht im übrigen an keiner Stelle dem von DJBoemerang Zitierten, sondern stützt es sogar, indem es auf die Entwicklung des Gebrauchs in den USA verweist. Abgesehen davon ist es konfus und - was die linguistische Betrachtung betrifft - auch falsch.

            • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
              @849 (Profil gelöscht):

              Sie können hier gerne lange Aufsätze schreiben. Oder Sie können sich mal mit Rassismen und Sprache auseinandersetzen, indem Sie mal lesen was sowohl Betroffene als auch Wissenschaftler zum Thema zu sagen haben.

               

              Ein Einstiegspunkt wäre der Link, den ich bereits oben in einem Kommentar eingebaut habe. Der addressiert bereits den Großteil Fragen, die Sie haben.

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @Lalon Sander:

                Sie sind offenbar groß im Zensieren, aber schlecht im Argumentieren. Ihrem PDF können Sie entnehmen, dass sich der Sprachgebrauch ändert. Wieso sollte also daraus folgen, dass man historische Bücher "säubern" müsse?

                 

                Und der Hinweis darauf, was ich (selbst ehemals Wissenschaftler) zu tun habe, ist eine Frechheit. Zudem folgt er einem gängigen Diskreditierungsmuster, dass darin besteht, anderen Unkenntnis zu unterstellen, um selbst besser dazustehen. Erbärmlich!

                 

                Wenn Sie schon keine Argumente haben, dann üben Sie sich lieber im Stillschweigen, statt im Löschen.

                • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
                  @849 (Profil gelöscht):

                  Wer sagt denn, dass irgendwas "gesäubert" werden muss? Vielleicht lesen Sie doch einfach mal wieder den Artikel, um den es hier geht.

                   

                  Ich nenne jeden, der N. sagt einen stinknormalen Rassisten. Unwissen ist da heute keine Ausrede mehr.

                   

                  Und, nee, ich beginne nicht mehr jede Debatte bei null, sondern setze voraus, dass engagierte Kommentierer wie Sie sich schon mal ein bisschen mit dem Thema beschäftigt haben.

                  • 8G
                    849 (Profil gelöscht)
                    @Lalon Sander:

                    Schön, dass wir einer Meinung sind, dass nichts gesäubert werden muss!

                     

                    Wenn Sie jeden, der Neger sagt, einen Rassisten nennen, begehen Sie eben jenen Fehler, den Sie jenen vorhalten, die das Wort einst in unseren Sprachgebraucht eingeführt haben: sie differenzieren nicht, sondern pauschalisieren. Es interessiert Sie dann nicht das Individuum, dessen Befindlichkeit Ihnen doch angeblich am Herzen liegt, sondern die Macht Ihrer Meinung, die Sie absolut setzen.

                     

                    Es gibt auch heute noch Sprechakte, in der das Wort Neger verwendet wird, ohne dass es rassistisch gemeint ist. Auch Sie selbst werden dieses Wort sicher schon ausgesprochen haben. Nehmen Sie doch mal dazu Stellung, inwiefern ein Wort rassistisch sein kann, unabhängig von der Person, die es ausspricht. Sie haben dabei nur die Möglichkeit, mit dem Ursprung zu kommen, aber um den allein kann es nicht gehen, wenn man eine linguistisch differenzierte Analyse anstrengen und den Sprecher als Menschen (Individuum) betrachten möchte. Tun Sie dies nicht, machen Sie genau das, was Sie den wirklichen Rassisten vorhalten.

                     

                    Ferner sind Sie bisher in keinen Diskurs eingetreten, sondern haben lediglich versucht, sich als vermeintlich Wissender im Rekurs auf externes Wissen einen Vorteil zu verschaffen. Das ist intellektuell unredlich.

                     

                    Sie lassen Argumente nicht gelten, weil Sie Recht haben müssen. Deswegen haben Sie auch eine ganze Anzahl Kommentare hier gelöscht, die in keiner Weise den Regularien der TAZ widersprochen haben. Das lässt tief blicken.

          • @Lalon Sander:

            Hm ja, ein Talking Point, kein Argument. Ich dachte, es ginge Ihnen darum, dass das Wort als solches rassistisch sei.

             

            Und welchen Link meinen Sie?

  • [...] Die Moderation: Kommentar entfernt.

  • Hilfe, das Sommerloch...

  • Gut, dass der Verlag den Text nicht umgeschrieben hat. Schlecht, dass die taz immer noch meint, dass das Wort 'Neger' in einem alten Buch einen Aufsatz über politische Korrektheit wert ist.

    • @bouleazero:

      Das Wort an sich ist offensichtlich nicht Anlass für den Aufsatz, sondern die Neuauflage des Buches.

      Außerdem hat das hier nichts mit "politischer Korrektheit" zu tun, sondern damit, das Sprache mächtig ist und Wörter (ungewollte) Konnotationen haben können, die sich auf das Erleben der Welt sehr real auswirken.

      Beispiele: http://www.scilogs.de/sprachlog/sprache-diskriminiert/ http://www.perzept.de/maskulinum/drei.htm

      • @Max Daniels:

        ...weshalb sie (die Sprache) immer POLITISCH KORREKT einzusetzen ist, auf dass ihre Macht nicht politisch fehlgeleitet werde. Das wollen Sie doch sagen, oder?

         

        Wenn man Political Correctness vertritt, sollte man auch dazu stehen können. Es kann durchaus zuweilen gute Gründe dafür geben...

  • Oh je, das war aber jetzt DIE Abrechnung mit den ach so unkorrekten Buchautoren der letzen Jahrhunderte.

    .

    Ich wirklich scvhlimm was di da so zusammengeschrieben haben.

    .

    Das fängt bei von W. v.d Vogelweide an zieht sich durch Sigfried über Goethe bis Kempowski sogar bis in die TAZ die einen der letzten unkorrekten an die Welt/FAZ??? verloren hat.

    .

    Ist doch ein schönes Altersteilzeit Projekt für Journalisten in Rente:

    .

    Umschreiben der Literatur der letzen 500 Jahre auf den "heutigen Stand".

    .

    Vor allen Dingen eine "never end" Arbeit.

    .

    Alle paar Jahre ist der gesamte Buchkanon wieder dran.

    .

    Das das heute auch schon auf "Chefs vom Dienst" und Kinderbücher übergreift hat mich erschüttert.

    .

    Kinderbücher müssen korrekt sein, dürfen keine Sterotype beinhalten, nur positive Informationen rüberbringen..... aber leider sind die dann für die Kids strunzlangweilig!;-))

    .

    In Büchren wie Pipi L, Jim K, Tom S. &Huckelberry F. usw. die HEUTE gelesen werden, scheint da was drin zu stehen, was Kinder anzieht und was sie für sich selbst brauchen können. Die Kids werden auch ohne unsere "gutgemeinten" Ratschläge gross und dabei nicht zu Rassisten.

    .

    Kinder kommen, wenn die "blöden Eltern" nicht dazwischen Pfuschen weltweit ohne ansehen der Hautfarbe, der Religion usw. gut miteinander klar.

    .

    Versuch mal mit 5-10 Jahrigen überall. Wenn du da in die Knie gehst, noch die rudimäntäre Körpersprache kannst, nicht darauf bestehts alles mit dem Kopf zu machen... wirst du dich wie "Lalon im Wunderland" fühlen, so viel können dir Kinder zeigen, was du scvhon vergessen oder noch nier gesehen hast:-))

     

    Kopfschüttelnd Sikasuu

    .

    Ps. Aber immerhin lässt du M.Ende ja noch ein paar positive Gedanken.

    .

    Pps. Das Jungen, teilweise auch Mädchen (weltweit) so ca. ab/mit 10 Jahren oft eine "Wasser- besser Waschphobie" haben, kann man in jedem Ferienlager nachprüfen :-))

  • Was nun, Herr Sander? Lesen Sie Ihren Kindern den "Jim Knopf" vor oder nicht?

    • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
      @Jäger Wolfram:

      Ja. Es lohnt sich, als mündiger Mensch auch Bücher, die man gerne liest, kritisch zu hinterfragen und zu kritisieren. Das muss das Vergnügen sie zu lesen nicht mindern, man muss nur die Ambivalenz aushalten können, dass ein geliebtes Buch auch problematische Seiten hat.

  • Vielleicht sollte man, anstatt allen möglichen und unmöglichen Politkrimskrams reinzuinterpretieren, Jim Knopf einfach mal sein lassen, was es ist: Ein Kinderbuch.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Wie Recht Sie doch haben, lieber K-HDL! Nicht nur bei Jim Knopf. Dies gilt ebenso für viele andere Dinge. Das LASSEN scheint wahrlich nicht unser aller Stärke zu sein. (Und ehe jetzt wieder die Berufenen über mich herfallen: 'unser' SCHLIESST - natürlich - mich mit ein. Klar doch!)

  • Die Familie, aus der ich stamme, gehört nicht zum "Herr-Ärmel-Bürgertum". Ich habe nie einen Anlass gesehen, Endes Vita auswendig zu lernen oder die spitzfindigen Debatten intellektueller Ende-Forscher zu verfolgen. Dass andere Leute überzeugt sind, man müsste einfach wissen, was der "Vater" von Jim Knopf sich gedacht har bei der "Zeugung" seine "Sohnes", ist mir völlig egal. Nicht egal ist mir, ob Kinder Bücher lieben.

     

    Weil ich selbst Bücher liebe, würde ich, wäre ich Kinderbuchautor, wahrscheinlich keinen einzigen Gedanken an die werten Eltern der kleinen Rotznasen verschwenden, für die ich schreibe. Klar, die müssen die Bücher bezahlen. Aber mögen müssen sie die Kinder. Und weil es einen großen Teil des Reizes von Geschichten ausmacht, wenn man sich mit ihren Helden identifizieren kann, würde ich den Knirpsen selbst "aufs Maul" schauen, bevor ich anfange zu schreiben, nicht ihren Erziehungsberechtigten oder gar mir.

     

    Dass ich zugleich in Eltern-Köpfe blicken würde, wenn ich Kindermünder reden ließe, wäre eher unbeabsichtigt, ein Kollateralschaden, sozusagen. Und wenn ich beim "Aufs-Maul-Schauen"

     

    a) erfahren würde, dass sich viele Kinder nicht so gerne gewaschen lassen und sich fragen, ob sie wohl um die tägliche Portion Seife in den Augen herumkommen würden, wenn ihre Eltern den Dreck auf dem Gesicht nicht sehen könnten, weil das Gesicht nicht gar so blass ist, und

     

    b) dass es Erwachsene gibt, die sich ihre kindischen Überlegungen mangels einschlägiger Bekanntschaften nie so richtig abgewöhnen konnten,

     

    dann würde mich das wahrscheinlich vom Schreiben auch nicht abhalten.

     

    Leider scheinen viele Leute ausschließlich von sich auf Andere zu schließen. Dass sie was über Ende erfahren beim Lesen seiner Kinderbücher, ist ihnen völlig klar. Weil: Wären sie selber Autoren, müssten ihre Leser in allererster Linie sie bewundern bzw. lieben. Wahrscheinlich waschen sie sich deswegen so sorgfältig.