Neue Hiobsbotschaft für Wirtschaft: Produktion bricht überraschend ein
Die Produktion in Bereichen wie Bau oder Energieversorgung sinkt im Mai um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Die Ampel will gegensteuern.
„Die Industrieproduktion erhält einen neuen Dämpfer und fällt auf den niedrigsten Wert seit der Corona-Pandemie im Sommer 2020“, erklärte DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Melanie Vogelbach. Vor allem der Maschinenbau und die Automobilindustrie verzeichneten erhebliche Rückgänge. „Eine schlechte Auftragslage trifft auf ungünstige Rahmenbedingungen: Personalengpässe, nach wie vor hohe Kosten, beispielsweise für Energie, und bürokratische Hürden bremsen die Industrie aus“, so ihre Einschätzung.
Die Regierung will nun gegensteuern: Das Paket der Ampel zur Stärkung des Standorts Deutschland soll zu einer zusätzlichen Wirtschaftsleistung in Höhe von 26 Milliarden Euro führen. Das geht aus einem internen Papier zu den Beschlüssen der Koalition hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorlag: „Das Paket kann im nächsten Jahr zu einem zusätzlichen Wachstum von mehr als einem halben Prozent führen, das sind 26 Milliarden Euro zusätzliche Wirtschaftsleistung.“
Kein Wonnemonat für den Maschinenbau
Vorgesehen sind unter anderem Anreize für mehr Beschäftigung, damit etwa Langzeitarbeitslose kein Bürgergeld mehr beziehen müssen. Um Bürokratie abzubauen, sollen Praxis-Checks für alle Ministerien der Bundesregierung verbindlich werden. Zudem plant die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP bessere Abschreibungsbedingungen und eine stärkere Forschungsförderung. Sonderabschreibungen soll es für gewerblich genutzte Elektroautos geben.
Die Industrie macht derzeit eine ausgeprägte Auftragsflaute durch: Im Mai gingen die Bestellungen bereits den fünften Monat in Folge zurück: Sie sanken um 1,6 Prozent zum Vormonat. Die jüngsten Daten deuteten auf eine eher verhaltene Industriekonjunktur in den kommenden Monaten hin, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Laut LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch scheint eine Wende zum Besseren weiter entfernt denn je. Für die wichtigen Branchen Kraftfahrzeuge und Maschinenbau sei der Mai kein Wonnemonat gewesen. Einziger Lichtblick seien die energieintensiven Industrien, die ihrerseits aber zuvor besonders tief gefallen waren.
Mit Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürften seiner Ansicht nach selbst die niedrigen Erwartungen an die Konjunkturentwicklung im zweiten Quartal enttäuscht werden. „Deutschland erlebt das zweite Jahr Stagnation in Folge“, so Niklasch. Das Ifo-Institut, das zuletzt den zweiten Monat in Folge eine Eintrübung des Geschäftsklimas ermittelt hatte, rechnet mit einem sehr verhaltenen Wachstum im laufenden Jahr. Demnach dürfte das BIP um relativ magere 0,4 Prozent zulegen. Erst 2025 dürfte es demnach mit 1,5 Prozent kräftiger zulegen. Die Wirtschaft ist Anfang des Jahres dank steigender Exporte und Bauausgaben knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt. Das BIP legte zwischen Januar und März um 0,2 Prozent zu.
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