Neue Atomreaktoren in der Ukraine: Energie für eine strahlende Zukunft
Mit einem amerikanischen Partner will das Land zwei Atomreaktoren bauen. Man will unabhängig von Russland und klimaneutral Energie erzeugen.
Die geplanten Reaktoren sind vom Typ AP1000. Diese Reaktoren verfügen laut Westinghouse über „einzigartige passive Sicherheitssysteme“ und können manövrieren, das heißt, sie können ihre Leistung kurzfristig je nach Situation dem Bedarf anzupassen. „Die Vereinbarung mit den Partnern von Westinghouse eröffnet eine neue Etappe in der Entwicklung der Atomenergie der Ukraine“, zitiert Westinghouse Petro Kotin in einer Pressemitteilung. Und diese, so Kotin, bedeuteten für sein Land energetische Unabhängigkeit. Nun sei man „Lokomotive auf dem Weg Europas zur Klimaneutralität. Energoatom wird mit seinen amerikanischen Partnern den Weg für eine grüne Wende hin zu sauberer und erschwinglicher Energie bereiten“, so Kotin.
Kotin will noch mehr. Bis 2040 plane man den Bau von 14 Atomreaktoren mit einer Leistung von insgesamt 24 Gigawatt, erklärte er auf der Konferenz „Nukleare Chancen für die Entwicklung des Landes“ am Montag in Kiew. Derzeit beträgt die Leistung der 15 ukrainischen Atomreaktoren an vier Standorten, die gut 50 Prozent des in der Ukraine verbrauchten Stroms liefern, 13,8 Gigawatt.
Olexi Pasyuk, stellvertretender Direktor der ukrainischen Umweltorganisation Ökodia, kritisiert das Vorhaben. „Da versprechen uns zwei Firmen, die beide in Turbulenzen sind, eine strahlende Zukunft“, so Pasyuk. „2017 hat die Insolvenz von Westinghouse einem Riesen wie Toshiba, zu diesem Zeitpunkt Besitzer von Westinghouse, das Genick gebrochen“, so Pasyuk. Westinghouse schaffe es in den USA nicht, Projekte fertigzustellen und neue Kunden zu gewinnen.
Energoatom müsse in den nächsten Jahrzehnten die meisten Reaktoren abschalten, ohne ausreichend Geld dafür zu haben. „Mich beunruhigt, dass die ukrainische Regierung bereit ist, mit Milliarden für Investitionen zu bürgen, die angesichts fallender Preise erneuerbarer Energien und steigender Preise der Atomenergie auch wirtschaftlich wenig Sinn machen.“ Nun werde es noch länger dauern, bis die Ukraine auf Erneuerbare umsteige. Die Ukraine, die Tschernobyl erlebt habe, könne doch jetzt schon die Folgekosten der Atomenergie kaum schultern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Pistorius wird nicht SPD-Kanzlerkandidat
Boris Pistorius wählt Olaf Scholz