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Naturschutz für WiesenSieg für Schmetterlinge vor Europäischem Gerichtshof

Deutschland habe Wiesen mit vielen Tier- und Pflanzenarten ungenügend geschützt, so der EuGH. Naturschutzregeln für Bauern müssten verbindlich sein.

Solche Landschaften will die EU geschützt wissen: Blühende Bergwiese im Sommer Foto: NABU/CEWE/Edeltraut Rudolph

Berlin taz | Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat Deutschland verurteilt, weil es zu wenig zum Erhalt artenreicher Mähwiesen in Schutzgebieten getan habe. Die klagende EU-Kommission habe signifikante Flächenverluste bei den Mähwiesen im Flachland und in den Bergen „in einer erheblichen Anzahl“ von Gebieten des Natura-2000-Netzes nachgewiesen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung.

Die Bundesrepublik verstieß demnach gegen die Habitatrichtlinie der EU, indem „sie keine rechtlich verbindlichen Schutzmaßnahmen gegen Überdüngung und zu frühe Mahd“ auf diesen Wiesen erließ. Sollte Deutschland das nun nicht ändern, drohen Geldstrafen.

Insgesamt geht es laut dem Urteil um 97.000 Hektar, das entspricht rund 2 Prozent des derzeit landwirtschaftlich genutzten Grünlands in der Bundesrepublik. Bauern erzeugen dort vor allem Raufutter wie Gras für Rinder, um Milch und Fleisch zu produzieren. Dort leben aber auch besonders viele Kräuter, blühende Pflanzen und bedrohte Tierarten, etwa die Schmetterlinge Großer Feuerfalter und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Außerdem speichert Grünland deutlich mehr Kohlenstoff als Ackerland und trägt so zum Klimaschutz bei.

Doch allein von den beiden vom Urteil betroffenen Wiesentypen in Deutschland ging laut EU-Kommission seit 2006 rund die Hälfte der Fläche verloren. Diese Schätzung hält die Bundesregierung zwar für zu hoch, aber selbst die von ihr genannten niedrigeren Werte wären nach Meinung des EuGH zu schlecht. Unstrittig war in dem Verfahren die Ursache der Verluste: Die Wiesen werden zu viel gedüngt und zu früh gemäht.

Um das zu verhindern, seien keine speziellen Verbote notwendig, argumentierte Deutschland. Vereinbarungen mit den Bauern, Empfehlungen und unverbindliche Managementpläne würden reichen. Doch die Regierung habe nicht nachgewiesen, dass diese auch ­eingehalten werden, so das Gericht.

Die Kommission hatte Deutschland zudem auch vorgeworfen, keine aktualisierten Daten zu diesen Gebieten übermittelt zu haben. Dazu seien die Mitgliedsstaaten jedoch nicht verpflichtet, entschied der EuGH. Die deutschen Behörden hätten die Wiesen allerdings auch nicht genügend überwacht.

Der Naturschutzbund (Nabu), der das Verfahren durch eine Beschwerde bei der EU-Kommission ins Rollen gebracht hatte, fordert jetzt „einen durch den Bund koordinierten Aktionsplan Schutzgebiete mit verbindlichen und spezifischen Zielen und Maßnahmen für alle Natura 2000-Gebiete“. Das dafür nötige Geld müssten Bund und Länder bereitstellen. Die EU-Agrarsubventionen sollten genutzt werden, um Landwirte attraktiv dafür zu honorieren, das sie die Wiesen schützen.

Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger bezeichnete das Urteil als „Weckruf für den Naturschutz hierzulande, der weit über den konkreten Fall hinausgeht“. Denn laut Nabu könne die Gerichtsentscheidung auf andere Lebensraumtypen übertragen werden. Krüger wies darauf hin, dass der EuGH Deutschland bereits im September 2023 wegen Verstößen gegen EU-Recht in Schutzgebieten verurteilt hatte.

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7 Kommentare

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  • Es ärgert mich schon Tage lang, weil es Fachlich soooo falsch ist :



    Gras ist das was auf den Wiesen wächst, Raufutter ( Heu, Heulage ) ist das was daraus gemacht wird.

  • Die Entscheidung zur späten Mahd ist absolut richtig.



    Trotzdem hat für mich der NaBu seine Glaubwürdigkeit verloren, wegen seiner Befürwortung den Wolfes. Denn eine Folge der Wolfsrisse ist der Rückgang der nachhaltigen, kleinteiligen Weidewirtschaft, dies bedeutet ein Nein zum Tierwohl und zu den Weideökosystemen, die hier angesprochen werden. Also werden dadurch wertvolle Ökosysteme geopfert. Deswegen erwarte ich Solidarität mit Weidetierhaltern die ökologisch wirtschaften.



    Deswegen ist der NABU für mich unglaubwürdig. Seine Forderungen widersprechen sich.

    • @Daniela Vyas:

      Für mich wäre der NABU unglaubwürdig, würde er sich nicht für das Wildtier Wolf einsetzen. Es ist seine Aufgabe als Naturschutzbund. Für Nutztiere wie Schafe setzen sich - durch ihren perfiden Lobbyismus leider sehr erfolgreich - die Bauern- und Nutztierhalterverbände ein. Auch widersprechen sich die Forderungen des NABU nicht, denn er setzt sich für die Koexistenz von Wolf und Schafweidehaltung ein. Erscheint es Ihnen nicht absurd bei der Schafhaltung, die auf Ausbeutung und Tötung der Tiere hinausläuft, egal wie ökologisch sie ist, von Tierschutz zu schreiben, aber für ein Wildtier wie den Wolf sind Verfolgung und Tötung legitim? Der Wolf gehört zum Ökosystem Deutschlands, das Schaf nicht - und trotzdem hat kein einziger Naturschutzverband je gefordert, die Schafhaltung aufzugeben. Bei der Wolfsdebatte gibt es leider wenig Fakten und viel Populismus (leider auch in der taz), der die Sicht erheblich trübt. Daher sind Naturschutzorganisationen so wichtig, um nicht denjenigen das Feld zu überlassen, die meinen, nur die dem Menschen vermeindlich nützlichen Arten hätten ein Recht in Deutschland zu leben.

      • @Frau Sperling:

        Über ein paar Wölfe würde sich (fast) keiner Aufregen, aber über mit die größte Wolfspopulation in ganz Europa im dichtbesiedelten Deutschland, der Bestand wächst und wächst. Da finde ich berechtigte Kritik von betroffenen Landwirten ehrlicher als Weltfremde Anschauungen einer Staatlich Subventionierten NGO.

  • Prof. Werner Kunz hat dazu spannende Vorträge bei YouTube veröffentlicht.

    • @Otto Mohl:

      Stimmt, Verwaldung und Verbuschung ist der Horror. Siehe Grünerle.



      Extensiv arbeitende Landwirte, die ihre Tiere draussen weiden lassen, müssen unterstützt werden. Sie schützen vor Erosion und Waldbrände. Und haben eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung.



      Siehe auch die hochinteressante Blogs von Ilse Köhler- Rollefson.com

  • Um die Wiesen hier zu schützen, dürfen keinesfalls Grüne in den entsprechenden Ministerien sein. Die bringen da gar nichts, bzw. sabotieren Naturschutzpläne der EU.

    Wer es richtig gut macht in Deutschland ist die ÖDP.

    Eine kleine Naturschutzpartei mit hoher Effizienz.

    Z. B. dem Artenschutz-Volksentscheid "Rettet die Bienen!".

    Und das haben die Bayern gemacht. Doppelt so viel Stimmen für den Volksentscheid wie erforderlich.

    Seit Jahren warte ich darauf, dass die Grünen ähnliches mal für den Bund aufstellen.

    Wird bei denen nicht passieren auch wenn statt der bisher in den letzten 40 Jahren 80 Prozent der Vögel 100 Prozent geworden sind.

    www.stmuv.bayern.d...vielfalt/index.htm