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Nachrichten in der CoronakriseSpahn will Auffrischung für alle

Der Gesundheitsminister plädiert dafür, eine Drittimpfung für alle zu ermöglichen. Russland, Tschechien und Rumänien melden neue Höchstwerte.

Ersten Kliniken droht wegen Corona bereits wieder eine Überlastung Foto: dpa

Gesundheitsminister will Drittimpfung allen anbieten

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will allen Bürgerinnen und Bürgern ungeachtet ihres Alters eine Auffrischimpfung gegen das Coronavirus ermöglichen. Diese Impfung solle „grundsätzlich allen Personen angeboten werden, die diese nach Ablauf von sechs Monaten nach Abschluss der ersten Impfserie wünschen“, heißt es in einem Entwurf von Spahns Ministerium für die bevorstehende Gesundheitsministerkonferenz mit den Ländern.

Die Auffrischimpfungen könnten „im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten und nach ärztlicher Beurteilung und Entscheidung“ erfolgen, heißt es in dem Entwurf. Schwerpunktmäßig sollten diese Impfungen besonders gefährdeten Menschen angeboten werden – „wobei vor allem Alten- und Pflegeheime in den Fokus zu nehmen“ seien.

Nach Spahns Vorstellungen sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) der Länder sowie die an der Impfkampagne beteiligten Ärztinnen und Ärzte aktiv über die Empfehlung und das Angebot von Auffrischimpfungen informieren. Die Länder sollten insbesondere „alle über 60-jährigen Bürgerinnen und Bürger über die Empfehlung zur Auffrischimpfung informieren“. Die Vorlage aus dem Ministerium bekräftigt zudem Spahns Forderung, dass die Länder die Impfzentren für die Auffrischimpfungen „wieder aktivieren“.

Nach Angaben des Ministeriums werden inzwischen „bis zu über 100.000 Auffrischimpfungen täglich verabreicht“. Die Gesundheitsministerkonferenz ist für Ende der Woche anvisiert. Die Vorlage aus dem Ministerium ist auf Freitag datiert. (afp)

Impfquote steigt auf 67 Prozent

Mehr als 55 Millionen Menschen in Deutschland sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Dienstag hervor. Jedoch gibt es weiterhin erhebliche regionale Unterschiede: Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen mit 81,1 Prozent den höchsten Anteil Erstgeimpfter. 14 weitere Bundesländer haben die 60-Prozent-Marke geschafft, lediglich Sachsen steht mit 59 Prozent unter dieser Marke. Bremen zählt mit 78,3 Prozent ebenfalls den höchsten Anteil an vollständig geimpften Einwohnern. Sachsen ist hier mit 56,8 Prozent am Ende der Rangliste. (dpa)

Debatte über Drittimpfung

Nach Ansicht des Chefs der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, müssen bis Ende Dezember 15 Millionen Menschen in Deutschland eine Booster-Impfung verabreicht bekommen. „Das ist machbar“, sagt Gassen in Berlin. Die Arztpraxen in Deutschland seien dazu in der Lage. Allerdings: „Dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen.“ Es sei nicht hilfreich, wenn diese durch die Politik alle paar Wochen geändert würden. Die betreffenden Personen müssten in einem geordneten Verfahren angeschrieben werden.

Der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, betont hingegen, dass die Grundimmunisierung der Menschen wichtiger ist als Nachimpfungen. Es gebe 30 Prozent der Gebiete in Deutschland, in denen die Quote bei den Erstimpfungen viel zu niedrig sei, sagt Mertens. Erst einmal sollten die geschützt werden, die die Impfung am dringendsten benötigten. (rtr)

Neue Höchstwerte auch in Rumänien

In Rumänien sind binnen 24 Stunden 591 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Das ist ein Rekordwert, wie offizielle Daten zeigen. Bislang starben 48.664 Menschen nachgewiesenermaßen mit oder an dem Coronavirus. In Rumänien sind nur rund 37 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft, damit bekleidet das Land den vorletzten Platz in der EU. (rtr)

Todeszahlen in Russland auf neuem Höchststand

In Russland registrieren die Gesundheitsbehörden 1.178 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus – so viele wie noch nie binnen eines Tages. Mit weit über 470.000 Toten verzeichnet Russland nach den USA und Brasilien die höchsten Todeszahlen weltweit. Außerdem wurden 39.008 Neuinfektionen nachgewiesen, knapp 5.800 allein in Moskau. (rtr)

Fallzahlen in Tschechien in einer Woche mehr als verdoppelt

In Tschechien steigen die Coronazahlen weiter kräftig an. Die Behörden melden mit 7.591 Coronaneuinfektionen den höchsten Wert binnen eines Tages seit Ende März, wie der Sender Czech Radio am Dienstag berichtet. Vor einer Woche waren es gut 3.300 weniger. In dem Land mit rund 10,7 Millionen Einwohnern wurden zuletzt 1.813 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern behandelt, 284 davon auf Intensivstationen. Knapp 6,1 Millionen Bürger und damit rund 57 Prozent der Bevölkerung waren am Montag vollständig geimpft. (rtr)

Staatsanwalt ermittelt wegen Corona-Ausbruch

Die Staatsanwaltschaft Kiel hat im Zusammenhang mit einem Corona-Ausbruch und dem Tod von Bewohnern in einem Norderstedter Altenpflegeheim ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren eingeleitet. In dem Verfahren werde unter anderem die Todesursache geklärt und zugleich geprüft, ob strafrechtlich relevante Verantwortlichkeiten vorliegen, sagte Oberstaatsanwalt Axel Bieler am Dienstag. Es gebe derzeit keine konkrete Person, gegen die Ermittlungen laufen.

Nach dem Corona-Ausbruch in dem Altenpflegeheim sind nach Angaben des Kreises Segeberg sechs Menschen aus der Einrichtung an oder mit Covid-19 gestorben. Insgesamt seien 68 Senioren in der Pflegeeinrichtung positiv getestet worden. Zwei von ihnen werden aktuell im Krankenhaus behandelt. Außerdem wurden 22 Mitarbeiter positiv getestet. Von ihnen muss keiner im Krankenhaus behandelt werden. (dpa)

Inzidenz sinkt wegen fehlender Feiertagsmeldungen

Das Robert Koch-Institut hat am Dienstag 10.813 Coronaneuinfektionen gemeldet. Das sind 340 mehr als vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Ansteckungen pro 100.000 Einwohner ging leicht auf 153,7 zurück von 154,8 am Vortag, vor einer Woche lag sie bei 113.

Allerdings sind die Zahlen nur bedingt vergleichbar, weil am Montag in vielen Teilen Deutschlands Feiertag war. Über das verlängerte Wochenende wird erfahrungsgemäß weniger getestet und es werden weniger Daten von den Gesundheitsämtern an das RKI gemeldet. Innerhalb eines Tages wurden zudem 81 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus registriert. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 95.833. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 4,61 Millionen Coronatests positiv aus.

Die regionale Entwicklung ist weiter sehr unterschiedlich. Thüringen (306,5), Sachsen (284,4) und Bayern (248,9) weisen sehr hohe Inzidenzen auf – in Schleswig-Holstein liegt der Wert dagegen mit 70,6 deutlich niedriger. In Bayern gibt es allein drei Landkreise mit einer Inzidenz von über 600. Am Montag war die Zahl der Corona-Intensivpatienten in Krankenhäusern deutschlandweit über die Marke von 2.000 gestiegen. Einige Kliniken kommen bereits wieder an die Grenzen ihrer Kapazität. (rtr/taz)

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Wüst für schnelle Bund-Länder-Runde

Der neue Regierungschef von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU), hat sich als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz angesichts steigender Coronazahlen für eine rasche Bund-Länder-Runde ausgesprochen. „Ein Treffen in der kommenden Woche erscheint sachgerecht, was Tempo und Gründlichkeit der Vorbereitung betrifft“, sagte Wüst. „Der starke Anstieg der Infektionen erfordert konzentrierte Wachsamkeit und entschlossenes Handeln Aller bei der Impfstrategie“, ergänzte Wüst. „Die Pandemie der Ungeimpften kann schnell zu mehr und mehr Impfdurchbrüchen führen.“ (dpa)

Industriepräsident will 3G am Arbeitsplatz

Industriepräsident Siegfried Russwurm hat Bund und Länder aufgefordert, deutlich mehr gegen die rasant steigende Zahl von Coronaneuinfektionen zu tun. „Die Politik droht den gleichen Fehler zu machen wie im Herbst vorigen Jahres, als die Politik vor konsequenten und zentral wirksamen Maßnahmen zurückschreckte“, sagte Russwurm der Deutschen Presse-Agentur. Er machte deutlich, eine Option könne auch eine 3G-Regel am Arbeitsplatz sein – das würde einen Zugang nur noch für Genesene, Geimpfte und Getestete bedeuten.

„Bund und Länder müssen rasch gemeinsam eine klare bundesgesetzliche Grundlage schaffen, damit die Unternehmen in den kommenden Wochen Schutzmaßnahmen auf 3G-Basis nachvollziehbar und planvoll für ihre Mitarbeitenden anwenden können“, sagte Russwurm. „So lassen sich Arbeitsabläufe wieder weitestgehend normalisieren, die Beschäftigten von belastenden Hygienevorgaben befreien, und kreative Zusammenarbeit wird wieder uneingeschränkt möglich.“ (dpa)

Testpflicht für Klinikbesucher gefordert

Nach dem Anstieg der Corona-Infektionszahlen fordert der Sozialverband VdK eine Testpflicht für alle Besucher und Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. „Eine solche Pflicht ist unabhängig vom Impfstatus dringend notwendig“, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele einer Mitteilung zufolge am Dienstag in Berlin. „Die Zahl der Infizierten steigt gerade deutschlandweit wieder, gleichzeitig können auch Geimpfte und Genesene das Virus übertragen. Es muss darum jetzt schnell gehandelt werden.“ Es stünden Menschenleben auf dem Spiel. (dpa)

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5 Kommentare

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  • Das Hauptproblem ist doch, dass viele noch gar nicht geimpft sind. Sie können mit Appellen und Argumenten kaum erreicht werden.

    Vielleicht gelingt es mit Bildern. Eine schöne Grafik zu Impfquote und Infektionszahlen ist auf



    www.kilometer-meilen.de/Covid.html

  • Vielleicht sollte man in Rumänien mal die Rolle der orthodoxen Kirche bzw. etlicher ihrer Priester, die gegen Impfungen agitieren, untersuchen ...

  • Boosterimpfungen sind das Unsolidarischste was hier seit Pandemiebeginn läuft. Während die Moralkeule gegen Ungeimpfte geschwungen wird. All die Länder die nicht mal auf 10 Prozent Geimpfte kommen bedanken sich. Wann kapiert ihr Politiker, dass die Pandemie global ist und Wohlstandsschutz hier Tote woanders zur Folge hat?

    • @TV:

      Bei Jüngeren wird eine Booster-Impfung prinzipiell eh nicht benötigt, Ü70 macht offensichtlich Sinn, da die Impfung meist lange zurückliegt und im Alter immer weniger Abwehrreaktion gebildet wird. Ü60 macht möglicherweise dann im nächsten Herbst Sinn, für gesunde Menschen im mittleren Alter verhält es sich perspektivisch dann wohl eher so wie bei der Grippeimpfung.

      • @Co-Bold:

        Das ist falsch. Die Auffrischungsimpfung braucht fast jeder.

        Nach aktueller Studienlage brauchen alle die mit Johnson&Johnson, Astrazeneca und Biontech geimpft wurden nach 6-10 Monaten eine Auffrischungsimpfung, weil dann der Antikörperspiegel zu stark abgesunken ist. Lediglich wer mit Moderna geimpft wurde, hat auch nach diesen 6-10 Monaten noch einen guten Immunschutz, weil Moderna deutlich mehr Antikörper erzeugt.

        kurier.at/wissen/g...a-noetig/401767791