piwik no script img

+++Nachrichten im Ukraine-Krieg+++Artilleriemunition für die Ukraine

Dank einer tschechischen Initiative kann die Ukraine mit 800.000 neuen Artilleriegeschossen rechnen. Auch Deutschland beteiligt sich finanziell.

Awdijiwka: Ukrainische Soldaten feuern mit einer Panzerhaubitze vom Typ Caesar auf russische Stellungen, Archivbild, Dezember 2022

Deutschland unterstützt Munitionskauf für Ukraine

Deutschland unterstützt die tschechische Initiative zum Ankauf von Munition für die Ukraine im Ausland mit einem dreistelligen Millionenbetrag. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin mit. Er sprach von einer „sehr guten Initiative“. Tschechien will damit dazu beitragen, den Mangel vor allem an Artilleriemunition in der Ukraine zu überwinden.

Durch die Initiative werde „ermöglicht, dass wir Munition außerhalb Europas beschaffen können“, sagte Hebestreit. „Es wird ein dreistelliger Millionenbetrag aufgebracht, mit dem wir das unterstützen werden“. Zum genauen Umfang des deutschen Beitrags wollte sich Hebestreit auf Anfrage darüber hinaus nicht festlegen. Auch zu den Herkunftsländern der Munition gab es keine Angaben.

Mit Hilfe der Initiative sei es gelungen, Blockaden bei der Beschaffung von Artilleriemunition im Ausland zu durchbrechen, betonte der Regierungssprecher. Zugleich werde weiter von unterschiedlichen Staaten versucht, aus den eigenen Vorräten „noch das letzte herauszuholen“, um die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg zu unterstützen. Außerdem würden einige Staaten auf ihnen zugesagte Munitionslieferungen zugunsten der Ukraine verzichten.

Die tschechische Regierung hatte ihren Vorstoß bereits vor einigen Wochen gestartet. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz Mitte Februar rief der tschechische Präsident Petr Pavel dazu auf, „so innovativ wie die ukrainischen Soldaten an der Front“ zu sein. Er forderte, gemeinsam „Munition und Ausrüstung überall auf der Welt“ zu kaufen.

Zusammen mit anderen Nato-Ländern, darunter Dänemark und Kanada, habe Tschechien „eine halbe Million Schuss Munition des Kalibers 155 und 300.000 Schuss Munition des Kalibers 122“ ausfindig gemacht, die „innerhalb weniger Wochen“ an die Ukraine geliefert werden könnten, sagte Pavel damals weiter – vorausgesetzt, dass genug Geld dafür zur Verfügung gestellt werde.

Hebestreit wies darauf hin, dass deswegen auch schon länger Gespräche über eine deutsche Beteiligung geführt worden seien. Tschechien selbst beteiligt sich ebenfalls finanziell an dem Ankaufprojekt. Die EU hatte der Ukraine ursprünglich versprochen, bis März eine Million Schuss Artilleriemunition zu liefern, dies aber nicht eingehalten. Munitionsmangel ist derzeit eines der Hauptprobleme für die ukrainischen Streitkräfte. (afp)

Tschechien treibt 800.000 Artilleriegeschosse auf

Der tschechische Präsident und frühere Nato-General Petr Pavel hatte im Februar bei der Münchner Sicherheitskonferenz gesagt, man habe im Ausland rund eine halbe Million Schuss vom Kaliber 155 mm und 300.000 Schuss vom Kaliber 122 mm aufgetan. Sie könnten binnen weniger Wochen geliefert werden, wenn die Finanzierung gesichert sei. Spekulationen zufolge könnte die Munition aus Ländern wie Südkorea, Südafrika und der Türkei stammen.

Die tschechische Initiative gilt als Reaktion darauf, dass ein EU-Plan zur Lieferung von einer Million Schuss an die Ukraine ins Stocken geraten ist. Vor Frankreich hatten unter anderem die Niederlande, Belgien, Kanada, Dänemark und Litauen Geld zugesagt. Die Initiative sehe vor, Munition überall dort zu suchen, wo sie verfügbar ist, erläuterte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Das Projekt könne bilateral oder auch über die sogenannte Europäische Friedensfazilität finanziert werden – Letzteres hatte Frankreich bisher abgelehnt.

Die Europäische Friedensfazilität ist ein EU-Finanzierungsinstrument, das vor Beginn des Ukrainekriegs zur militärischen Unterstützung von Partnerländern geschaffen worden ist. (dpa)

Ukrainische Drohnenangriffe auf Russland

In der westrussischen Region Kursk ist nach einem ukrainischen Drohnenangriff offiziellen Angaben zufolge ein Ölreservoir in einem Bergbaukombinat in Brand geraten. Verletzte gebe es nicht, die Feuerwehr bekämpfe den Brand, teilte der Kursker Gouverneur Roman Starowoit am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Fabrik in der Stadt Schelesnogorsk zur Produktion von Roheisen gehört zur Holding Metalloinvest des Oligarchen Alischer Usmanow und steht auf den internationalen Sanktionslisten. Nach Unternehmensangaben hat das Feuer keinen Einfluss auf die weitere Arbeit der Fabrik.

Neben der Region Kursk haben auch die benachbarten russischen Gebiete Woronesch und Belgorod ukrainische Drohnenangriffe gemeldet. Offiziellen Angaben zufolge wurden die Drohnen von der Flugabwehr abgefangen.

Russland hat vor mehr als zwei Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet und beschießt immer wieder das Territorium des Nachbarlands. In der Nacht zum Mittwoch wurden 42 Drohnen gegen die Ukraine gestartet, von denen nach Angaben aus Kyjiw 38 abgefangen wurden. Zunehmend klagen auch westrussische Regionen in der Nähe zur Grenze über ukrainischen Beschuss. So geriet am Dienstag in der Region Belgorod ein Tanklager in Brand. Die Opfer und Schäden stehen aber in keinem Verhältnis zu den von Russland angerichteten Zerstörungen. (dpa)

Macron warnt vor „Geist der Niederlage“

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron warnte in Prag vor einem allzu defensiven Blick auf den russischen Angriffskrieg. „Wenn wir jeden Tag erklären, was unsere Grenzen gegenüber jemandem sind, der gar keine hat und diesen Krieg angezettelt hat, kann ich Ihnen schon sagen, dass der Geist der Niederlage sich einschleift“, sagte der französische Staatschef. „Ich glaube, es ist absolut notwendig, dass wir erklären, dass wir uns selbst keine Einschränkungen setzen werden“, verteidigte Macron seine umstrittene Aussage der letzten Woche, den Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine nicht auszuschließen.

Er betonte aber auch erneut, dass er keine Eskalation wünsche. Der Vorstellung von Bodentruppen aus Nato-Ländern in der Ukraine hatte vor allem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) scharf widersprochen. Diese Unstimmigkeit dürfte auch bei dem Treffen zwischen Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock und ihrem französischen Amtskollegen Stéphan Séjourné in Paris eine Rolle gespielt haben. Baerbock schrieb im Anschluss an die Zusammenkunft auf dem Portal X (früher Twitter): „Geschlossen und entschlossen: Gemeinsam sind wir stark.“ (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Die Aussage von Macron kann man nur unterstreichen. Es zeigt sich ein Weitblick im Denken, welcher Scholz zu 100 % abgeht.

    Die in London geäußert kurz und prägnante Zusammenfassung der falsche Mann, im falschen Job zur falschen Zeit beschreibt das Dilemma mehr als nur treffend.

  • Könnten die, die zu zweit mehrstöckige Einfamilienhäuser bewohnen, vielleicht ein ... Geschoss abgeben?

  • Es ist eine Bankrotterklärung für Scholz und Macron, daß es dazu einer tschechischen Initiative bedarf. In jeder Sonntagsrede wird betont, wie wichtig angeblich der "deutsch-französische Motor" für Europa sei, aber wenn es drauf ankommt, müssen andere die Kastanien aus dem Feuer holen.

  • Na, da verdient sich irgendjemand gerade eine goldene Nase. Und wir zahlen wahrscheinlich kritiklos jeden geforderten Preis. Ist ja für die Gute Sache. Und, mal zur Erinnerung: Deutschland hat 160.000 Tonnen Munition der NVA vernichten lassen, weil man die ja nie mehr brauchen würde... Ssoviel zur Weitsicht von CDU, SPD und auch der Grünen, die diese Aktion ja voll und ganz unterstützt hatten ("Frieden schaffen ohne Waffen" usw)

    • @Gerald Müller:

      Wenn es die Munition der NVA heute noch gäbe, wäre die mindestens 35 Jahre alt, zum großen Teil eher 40 oder 50 Jahre. Damit zu schiessen, gefährdet den Schützen u.U. mehr wie das Zielobjekt.



      Zwar ist Munition kein Obst, das schnell verdirbt, aber "ewig" sind Pulver, Zünder und Explosivstoffe auch nicht haltbar.



      Das ist einer der Nachteile von Militärwaffen und -Munition: In Friedenszeiten werden sie nicht gebraucht und müssen regelmässig teuer entsorgt werden, und Ersatz ist erst recht teuer. Aber in Krisen- oder Kriegszeiten "auf die Schnelle" Kanonen und Granaten herstellen, geht auch nicht, da es dafür weder die Fabriken noch die Fabrikarbeiter gibt.

      • @Offebacher:

        Vielleicht muss man Munitionsfabriken genauso als im Frieden unnütze Assets betrachten wie Kriegsflotten, mechanisierte Brigaden oder Kampfflugzeuge. Sie kosten nur viel Geld. Aber zu Kriegszeiten muss man sie schnell in Betrieb nehmen können . Genauso wie Reservisten plötzlich Soldaten werden, braucht man Fabriksoldaten dafür.

    • @Gerald Müller:

      Sein Sie bitte einmal ehrlich, als die SU damals zerfallen ist wer hätte sich damals denken können dass einmal eine ehemalige SU- Teilrepublik versuchen würde Teile einer anderen zu annektieren?



      Und hätte man eine Person die das vorhersagt dafür gelobt oder in einem gepolsteten Raum ohne Fenster sicher verwahrt?

      Hinterher sind wir immer alle schlauer und es war alles vorhersehbar...nicht.

      • @Waagschale:

        "wer hätte sich damals denken können dass einmal eine ehemalige SU- Teilrepublik versuchen würde Teile einer anderen zu annektieren?" Das hätte man sich schon denken können hätte man in Moldawien, Geprgien, Tschetschenien etc aufgepasst. Die Rückkehr des Imperialen Habitus in Russland nicht ignoriert. Spätestens seit Anfangder 2000er Jahren hätte man es wissen können.

  • Super! Jetzt aber schnell an die Front mit dem Material.

  • Liefern, was geht. Zusammenhalt demonstrieren. Stärke zeigen. Endlich!