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Nachhilfe in SexualkundeWenn Heteros von Homos lernen

Seit Tausende gegen Schulpläne zur „sexuellen Vielfalt“ protestierten, ist klar: Deutschland braucht dringend Nachhilfe. Hier kommt sie.

Schüler eines Baden-Württemberger Gymnasiums tragen beim Aktionstag für sexuelle Vielfalt bunte Röcke. Bild: dpa

Wie wäre das, wenn jeder irgendwann in seinem Leben ein Coming-Out feiert - nicht nur Schwule oder Lesben? Schließlich hat jeder Mensch Angewohnheiten oder Verhaltensweisen, die von der Norm abweichen.

In der Titelgeschichte der taz.am wochenende vom 09./10. August 2014 schlägt sonntaz-Autor Martin Reichert genau das vor: ein Coming-out für alle. „Denken Sie darüber nach, ob Sie sich für gewisse Aspekte ihrer Persönlichkeit schämen", empfiehlt er. „Gibt es Vorlieben, über die sie mit niemandem reden können? Vielleicht stehen sie auf Fußsex? Oder auf Gegenstände?".

Die eigenen schambehaften Spleens nicht mehr zu unterdrücken und stattdessen der eigenen Familie mitzuteilen, berge schließlich ein großes Potential zur Befreiung des Selbst. Von der Angst, anders zu sein, blöd angestarrt zu werden oder nicht mehr dazuzugehören.

Es gibt vieles, glaubt Reichert, was Heteros von Homos lernen können. Die besorgten, rund 100.000 Baden-Württemberger Eltern, die die Thematisierung von Homosexualität im Lehrplan fürchten, regen sich also völlig zu Unrecht auf.

taz.am wochenende

Warum es toll ist, ein Objekt zu sein - und was Heterosexuelle sonst noch von Schwulen und Lesben lernen können, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 9./10. August 2014. Außerdem: Eine Ausbilderin bei den UN-Blauhelmen erzählt von der inneren Zerrissenheit der Militärs. Und: So klappt's auch mit dem Schmiergeld. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Weiter Weg zur Utopie

Vermutlich wissen viele von ihnen noch nicht, dass Homosexualität seit 1992 keine Krankheit mehr ist. Damals entfernte die WHO die gleichgeschlechtliche Liebe aus der „International Classification of Diseases". Seitdem hat sich zwar viel getan, aber die Diskussionen in Baden-Württemberger zeigen, dass es bis zur Utopie einer befreiten, egalitären Gesellschaft noch ein weiter Weg ist.

In der taz.am wochenende formuliert Martin Reichert deshalb sieben Sexualkunde-Lernziele für Heteros, mit Hausaufgaben und Sätzen zum Merken. Gerade vom ungezwungeneren Umgang mit Sex könnten viele Heteros lernen - und verklemmten Menschen neue Möglichkeiten des Seins eröffnen. So sollten Männer sich endlich als Objekt der Begierde anerkennen - und die Angst davor verlieren, als schwul zu gelten, sobald sie bewusst ihre Körper einsetzen.

Dass man auch ohne Schulunterricht von Homosexuellen lernen kann, berichten in der Titelgeschichte „Hefte raus, lockermachen!" der taz.am wochenende vier Heteros.

Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit

Kirill etwa, der als einziger heterosexueller Barkeeper in einer Schwulenbar arbeitet, schätzt vor allem die schärfere Selbstwahrnehmung, die er durch die Beobachtung homosexueller Lebenswelten erworben hat. Denn Schwule müssen selbst im vergleichsweise toleranten Deutschland „immer noch für das kämpfen, was für andere selbstverständlich ist." Zu wissen, dass die eigene Freiheit eine Errungenschaft ist anstatt sich auf der eigenen Normalität auszuruhen, findet Kirill sehr wichtig.

taz-Autorin und L-Mag-Kolumnistin Margarete Stokowski erzählt, wie sie von der gesellschaftlichen Avantgarde der Schwulen und Lesben lernte „dass "Familie" nicht heißen muss, dass man miteinander verwandt ist oder irgendwas mit Kinderkriegen zu tun hat". Oder, dass Sex mit einer Frau zwischen zwei Minuten und Im-Prinzip-zwei-Wochen dauern kann.

Was haben Sie von Homosexuellen gelernt?

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48 Kommentare

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  • was hab ich von homosexuellen (und trans/queer/inter/bi/pan-menschen) gelernt?

    dass die variationen der sexualitäten und sexuellen identitäten überhaupt nichts mit scham zu tun haben darf. auch wenn es in unserer gesellschaft schwierig ist, außerhalb des heteromainstreams selbstbewusst aufzutreten, habe ich doch die persönliche erfahrung gemacht, dass genau diese menschen außerhalb des heteromainstreams genau das tun: zu sagen, so bin ich halt, das gehört zu meiner identität, und ich bin genauso toll wie jeder andere auch.

     

    der/die autorIn hat es sicher nett und zuvorkommend gemeint mit dem vorschlag, man solle sich doch für etwas outen, wofür man sich schämt. aber die sexuelle orientierung/identität mit einem fußfetisch (den ich meinen eltern garantiert nicht erzählen würde) zu vergleichen, finde ich eine absolute frechheit.

  • Ist ja klar, dass die Wahrheit und die Realität unerwünscht ist und gelöscht werden muss.

    • @Be G:

      einfach mal umformulieren

  • Kommentar gelöscht. Bitte halten Sie sich an die Nettiquette.
  • Hey, wie weit soll´s gehn. Reicht es nicht völlig aus, seine sex. "Macken" und Devotionalien vorm Intimpartner auszubreiten, anstatt diese in aller Öffentlichkeit preiszugeben. Mir kommt´s vor, als ist es eine Kampagne der Heteros mit neidischem Blick auf anderes sexuell Ausgerichtete, die doch zumeist nur ihre andere Ausrichtung proklamieren und nicht ihr Handling im Sex.

    Coming-out zur sexuell geschlechtl. Orientierung trägt existenziellen Charakter, das zum Fussfetischisten ist ein überflüssiges Hose-Runterlassen, das zum allgemeinen Verständnis für die Person nichts beiträgt, außer der sich Outende ist ein Exhibitionist.

    Mist, ich bin eine Hetero; ich muss mal irgendwas finden, schräg rüberzukommen, oder was ?

  • Was daran wieder mal ziemlich ärgerlich ist folgendes: Es gibt beim Thema Geschlecht nicht nur homosexuelle Menschen, sondern auch bisexuelle. Nimmt man die geschlechtlichen Variationen dazu, die per se vorhanden sind... wie z.B. Mädchen, die mit vermännlichten Körpermerkmalen geboren werden / Jungs, bei denen die Vermännlichung ausblieb, dann müsste man bereits auch schon von transsexuellen Menschen schreiben. Nimmt man Menschen dazu, die irgendwie zwischen den Geschlechtern zu verorten sind, müsste man auch intersexuelle Menschen miteinbeziehen.

     

    Gerade im Bildungsplan in Baden-Württemberg werden die unterschiedlichen geschlechtlichen Ebenen berücksichtigt. Es geht sowohl um Homosexualität (LS), um Bisexualität (B), Transgender (T), um Transsexualiät (T), um Intersexualität (I) und Queer.

  • "Die eigenen schambehaften Spleens nicht mehr zu unterdrücken und stattdessen der eigenen Familie mitzuteilen, berge schließlich ein großes Potential zur Befreiung des Selbst. Von der Angst, anders zu sein, blöd angestarrt zu werden oder nicht mehr dazuzugehören. "

    Dummerweise werden die eigenen Spleens genau deswegen verheimlicht.

    Weil man beim Preisgeben sofort angestarrt wird und nicht mehr dazugehört. So funktioniert unsere Gesellschaft. Und deshalb werden auch diejenigen, die sich outen und ihr Anders sein gar noch als ihr gutes Recht und völlig normal verstanden wissen wollen, auch sofort angegriffen.

  • "Sie hören sich beim Thema Sex so verklemmt an, -halten Sie ihn für eine dreckige Sache?"

     

    "Wenn man ihn richtig macht schon."

    (Wodody Allen)

    • @H.-G.-S:

      Ich dachte, der Spruch war von Peter Ustinov.

      • @HP Remmler:

        Ich kenn ihn jedenfalls aus einem dieser New-Yorker Stadtneurotiker-Filmen

        von Woody Allen.

  • Sex wird völlig überbewertet. Entweder man hat ihn, oder man kann ihn getrost vergessen, ohne dass etwas fehlen würde.

    • @Rainer B.:

      Also ist das auf Ihrem Foto da, wohl eher kein Bonobo.

      • @H.-G.-S:

        Der Affe sagt dazu nix. Er genießt und schweigt.

        • @Rainer B.:

          Die taz hat hier zwei vormalige, total harmlose Kurzkommunikationen entfernt. Die bei der taz dort, scheinen technisch mehr und mehr überstrapaziert zu werden.

          • @H.-G.-S:

            Meine erste Antwort von gestern abend auf Ihre Anmerkung wurde auch nicht veröffentlicht. Wie soll man auch etwas richtig zensieren, was man gar nicht verstanden hat?

  • Ich glaube, was viele nicht verstehen (wollen) ist, daß es nicht um einen Sexualkundeunterricht im klassichen Sinne geht, sondern um unbewußte Aufklärung. Es soll doch - gerade in der Grundschule - nicht direkt über Sexualität gesprochen werden. Vielmehr sollen Schüler indirekt mit sexueller Vielfalt konfrontiert werden. Dies geht z.B., indem man Aufgaben vielfältig formuliert. So soll in Mathe berechnet werden, wieviele Torten Max und Paul für ihre Hochzeit benötigen etc. Kinder sollen lernen, daß Vielfalt unsere Welt ausmacht, daß Minderheiten sie bereichern, daß jeder stolz auf sich selbst sein kann und sich vor nichts schämen muß, weil er oder sie anders denkt.

    Im Übrigen hatte ich Sexualkundeunterricht in der 3. Klasse auch schon, und es hat mich in meiner Entwicklung nicht negativ beeinflußt. Allerdings habe ich nie etwas im Unterricht über Sexualität jenseits der Heteronormativität gehört, was nicht nur schade sondern zugleich Schande ist...

    • @Seva Stepanovic:

      Wow! Was’n-das’n: "unbewußte Aufklärung" !?

      Im Übrigen: Jeder von ihnen ("Max und Paul") b’nötigt eine Torte, richtig ?

    • @Seva Stepanovic:

      Was viele nicht verstehen, ist dass es nicht um Sex geht. Der ist bei Homosexuellen wie bei Heterosexuellen im wesentlichen gleich gestrickt. Es geht um das Thema Gewalt und Intoleranz. Um alltägliche Brutälitäten, Todesstrafen usw. Homosexualität ist nicht das Thema es sind die Themen Homophobie, Todesstrafen, Vergewaltigungen Missbrauch ...

      • @Arcy Shtoink: Kommentar gelöscht. Bitte halten Sie sich an die Nettiquette.
  • „'Denken Sie darüber nach, ob Sie sich für gewisse Aspekte ihrer Persönlichkeit schämen', empfiehlt er. 'Gibt es Vorlieben, über die sie mit niemandem reden können? Vielleicht stehen sie auf Fußsex? Oder auf Gegenstände?' "

     

    Klasse Idee!

    Denken sie doch mal nach, Mensch. Es muss doch was geben, weswegen sie sich schämen sollten. Sie können doch nicht einfach ein freier Mensch sein, der mit sich im Reinen ist. Sie MÜSSEN sich doch schämen wegen irgendwas.

    Und dann bitte, wenn sie eine solche Peinlichkeit gefunden haben, dann machen sie das überall bekannt. Bei jedem, egal, ob er es wissen will oder nicht.

     

    Der Autor hat doch wohl nicht alle beisammen. Es sollte Ziel einer Gesellschaft sein, dass man sich selbstbestimmen kann in seiner Sexualität und auch in anderen Lebensbereichen.

    Wahrscheinlich ist es der Wunsch in unserem System, dass jeder eine Stelle haben sollte, die er als etwas Verletztliches bei sich betrachtet. Das macht es der Gesellschaft dann einfacher, ihn für die normalen Lebensbereiche in der kapitalistischen Verwertung zu integrieren. Das klappt bei den Schwulen und Lesben ja auch ganz gut. Mir fällt kaum noch jemand ein, der sich nicht ins System hat vollends integrieren lassen. Das erinnert an Selbstbezichtigungen aus dem Mittelalter, wenn jeder was finden soll, was er outen kann.

     

    Btw halte ich es eher mit Max Goldr, der auch meint, dass zumindest öffentliche Outings nicht gerade angenehm sind.

    Ich kann mir auch was schöneres vorstellen, als Aussagen darüber, die in meinem Unterbewusstsein Vorstellungen von Peter Altmaier und Guido Westerwelle beim Analverkehr entstehen lassen.

    • @Age Krüger:

      Hallo,

       

      ich muss sagen, dass ich die Idee extrem gut finde.

      Ich stehe auf Windeln. Mich macht das total an welche zu tragen. Ich habe mir das nie rausgesucht, das konnte ich nur akzeptieren und das hat ziemlich lange gedauert. Sehr lange habe ich darunter gelitten. Weil ich eben anders bin und aus der Norm falle.

      Auf der einen Seite habe ich viele sehr gute Freunde, bin beliebt bei der Arbeit, erfolgreich im Studium, bin in einer festen Beziehung, sehe nicht so schlecht aus und hatte schon viele Flirts und Dates mit vielen hübschen Frauen und auf der anderen Seite finde ich es herrlich kuschlige Windeln zu tragen und darf z.B. im Internet Beiträge von "Nicht-Windelliebhabern" lesen, die unsereins (es gibt viele von uns. Frauen wie Männer) als krank bezeichnen, uns niedermachen und uns zum Psychater schicken.

      Da denke ich manchmal, ob sich evtl. so ein Homosexueller in den 50ern gefühlt haben muss, der sich geoutet hat und mit dem dann umgegangen worden ist, als wäre er krank und hätte eine Störung, die geheilt werden könne.

      Ich habe es da ein bisschen leichter. Outen muss ich mich nicht unbedingt. In der Regel sieht niemand, dass man eine Windel unter der Hose trägt. Aber immer wenn ich jemanden treffe, der selber etwas hat, das ihn von der Norm unterscheidet, dann kann ich der Person mit vollem Respekt begegnen. Ohne sie in meinem Kopf herabzustufen. Weil ich nicht besser oder schlechter als irgendjemand bin. Ich musste selbst hart kämpfen, um mich zu akzeptieren, jetzt ist es eine Leichtigkeit andere mit ihren Eigenarten zu akzeptieren.

       

      P.S.: Natürlich muss man nicht unbedingt einen Splin haben, um andere Menschen akzeptieren und respektieren zu können.

      Dies ist nur eine eigene Sicht und Reaktion auf den Vorschlag des Artikels, sich mit sich selbst zu beschäftigen und zu schauen, ob man etwas hat wofür man sich schämt. :)

      • @Eddditorr:

        Wie muss sich früher, in den fünfzigern, erst ein dunkelhäutiger Homosexueller gefühlt haben, der auf Windeln steht?

        Der war richtig arm dran.

        Übrigens - mein achtzigjähriger Nachbar trägt auch Windeln, erst jetzt ist mir klar geworden, was das bedeutet. Ja, im hohen Alter hat er es noch geschafft, zu seinen Bedürfnissen zu stehen - das ist doch toll.

  • Schade, dass die Rezension von Micha Brumlik zum Buch „Vögeln ist schön!“ von Ulrike Heider aus der paper-taz vom 2.8. nicht online gestellt wurde. Sonst wüssten mehr Menschen, dass Sex längst zu einem Produkt marktwirtschaftlicher Gesellschaftsordnung „verkommen“ ist.

     

    Wer annimmt, ein coming out sexueller Präferenzen und „Liebhabereien“ führe zu Befreiung, wird das nur so lange glauben, bis etwas zu Mainstream erkoren wird und dadurch neuer „Konsumzwang“, Wettbewerb und Leistungsdruck entsteht.

  • Ich habe von Homosexuellen genauso viel oder wenig wie von anderen Menschen gelernt.

    Nur: Für mich sind alle gleich. ich beurteile Menschen nicht danach mit wem oder was sie welchen Sex haben.

    Was ich nicht brauche sind Menschen die sich nur über ihre Sexualität definieren. Und darunter fallen viele. Nicht nur Schwule die ihr Schwulsein wie eine Monstranz vor sich hertragen sondern beispielsweise auch diejenigen die Männer die meinen sie müssen einen ständig, überall und pausenlos über ihre neuesten Bettgefährtinnen unterrichten. Und keinerlei andere Gesprächsthemen haben als Frauen.

  • "Gerade vom ungezwungeneren Umgang mit Sex könnten viele Heteros lernen - und verklemmten Menschen neue Möglichkeiten des Seins eröffnen."

    Ah ja, homosexuelle Menschen sind ja auch nie verklemmt und leben generell ihre Sexualität immer völlig frei und ungezwungen vorbildlich aus.

    Jetzt fehlt noch der Hinweis, das Homosexualität per se etwas fortschrittliches ist, und Homosexuelle grundsätzlich "auf der richtigen Seite" stehen - also so etwas wie eine moralische Elite sind.

  • Ich finde es großartig, dass beim ersten Durchlesen ja wohl alle Kommentare auf die Frage " Was haben Sie von Homosexuellen gelernt" keine Antwort haben.

    Was sagt das über eine Demokratie aus? Wenn ich nicht glaube, von Menschen noch etwas lernen zu können, mich also nicht mit diesen auseinandersetze, wie will ich dann von Freiheit sprechen, wenn mir die Grundsätze der Demokratie fremd sind?

    Und dann ist es egal, was die literarischen Eliten glauben welche Schubladen sie jetzt wieder gefunden haben, welche Absichten sie nun wieder meinen, zu durchschauen... sie werden immer fremd am anderen Ufer stehen und dafür fleißig Gründe finden.

    Aber zurück zur Frage: was habe ich durch Homosexualität gelernt? Das LIEBE mit Sexualität nichts zu tun hat!

     

    Ich hoffe, Sie (als taz) finden noch mehr Antworten, die Sie Ihren Lesern bei Gelegenheit um die Ohren schlagen können :) Viele Grüße

    • @Karl Klösschen:

      " Was haben Sie von Homosexuellen gelernt"

       

      Ich bin leider noch in einer Zeit groß geworden, als sich die Kindergärtner, Lehrer und sonstige Sozialisatoren nicht direkt mit ihrer gerade angenommenen sexuellen Identität vorgestellt haben, daher weiß ich das nicht so genau, welchen Anteil Homosexuelle an meiner Sozialisation haben.

  • Das Thema hat nun wirklich schon Schimmel angesetzt. Es geht doch gar nicht um Befreiung von Tabus, sondern die Gegner des Bildungsplans verfolgen eine ganz andere Absicht. Dazu eignet sich die Homosexualität sehr gut. Ebenso, wie die Politik die Kinderpornografie beschwört um in Deutschland Grundrechte zu beseitigen, so wollen die Gegner einfach ihren geliebten Filbinger-Staat wieder zurück haben. "Was damals Recht war, kann ja heute nicht unrecht sein".

     

    Es ist ein Machtkampf, den reaktionäre Kreise ausfechten wollen um eine BRD wieder zu errichten, in der die Mentalität der Altnazis wieder Volksempfinden ist. Dazu gehören viele Dinge, die das Leben einfacher machen. Zum Beispiel die Frau am Herd, die Jagd auf Ausländer, Homosexuelle, Hartzer und Kommunisten, bzw. was man darunter versteht.

     

    Der Spiegel nennt das Wutbürger, es sind die entfesselten Kleinbürger, ein Muckertum, was sich durch die Volksparteien vernachlässigt fühlt.

     

    Das Gefasel von sexueller Befreiung erinnert an die späten 60er Jahre. Das war eine Modeerscheinung - mehr nicht. Befreit sind die Deutschen noch lange nicht - oder wollen sie es überhaupt sein? Immerhin bedurfte es des Anschlusses der DDR an die BRD um die Strafbarkeit des §175 StGB abzuschaffen. Das waren auch nur formaljuristische Gründe.

     

    Hätten die Herrschenden nicht begonnen über die Instrumentalisierung der Sexualität ein politisches Vakuum aufzufüllen, so würden diese Wutbürger sich einen anderen Anlass suchen. Die Demonstrationen gäbe es auch dann - nur mit einem anderen Thema.

    • @achterhoeker:

      @ Achterhoeker:

      Und schon ist die Nazi Keule wieder da. Es ist nur noch unverschämt wie Menschen mit anderer Meinung abqualifiziert werden Es zeigt aber auch sehr schön, wie totalitär das Denken mancher angeblich toleranter und weltoffener Menschen ist.

      Sie haben keinerlei Argumente, aber eine Menge Beschimpfungen. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie eine Gesellschaft aussieht in der Menschen wie Sie das Sagen haben.

      Ist Stalin eines Ihrer Vorbilder?

    • @achterhoeker:

      Genau, wer es nicht gut findet, wenn Kinder ab der ersten Klasse mit den Themen der sexuellen Ausrichtungen konfrontiert werden, der will auch Jagd auf Ausländer machen und die Nazi-zeit zurück.

      .

      Oh Moment - habe leider Ihre Satire zu spät erkannt.

  • Homosexualität ist dann normal, wenn keiner mehr darüber reden muss, sondern es egal ist, wie man tickt.

    • @Cededa Trpimirović:

      Das stimmt zwar, aber es ist ein ebenso notwendiger Bestandteil der Normalität, dass man darüber reden *kann*. Und zwar in jedem Alter, auf eine dem Alter angemessene Weise.

  • "Die besorgten, rund 100.000 Baden-Württemberger Eltern, die die Thematisierung von Homosexualität im Lehrplan fürchten,...Vermutlich wissen viele von ihnen noch nicht, dass Homosexualität seit 1992 keine Krankheit mehr ist..."

    Warum diese Selbsterhöhung und Selbstbeweihräucherung, und dieses Lächerlichmachen der Menschen, die die Petition unterzeichnet haben?

    Diese Menschen haben erwiesenermaßen nichts gegen die Thematisierung von Homosexualität im Lehrplan, und das Homosexualität keinei Krankheit ist, wissen sie ebenso schon seit langem. Diese Menschen wenden sich dagegen, das Schüler bereits ab der ersten Klasse

    mit den Themen der Sexualität, u.a. auch Homosexualität, bekannt gemacht werden, sie sind dafür, mit den Themen bis zu einem bestimmten Alter zu warten. Im Übrigen ist u.a. die Homosexualität längst Thema im Unterricht in B.W., wie vermutlich in allen anderen Bundesländern auch, nur eben erst ab einem bestimmten Alter. Und was soll das, ständig mit der "Homophob-Keule" zu kommen, wenn Eltern dagegen sind, das ihre Kinder bereits mit sechs und sieben Jahren in jedem Unterrichtsfach mit Informationen über sexuelle Ausrichtungen konfrontiert werden? Diese Selbstüberhöhung ist einfach nur lächerlich.

    • @Bernado:

      also ab davon, dass das Thema verfehlt - setzen sechs - ist doch die andere Frage, warum wir kinder von der ersten Stunden mit mehr als einer Sprache beglückwünschen wollen, ihnen die Offenheit ihrer Sexualität aber als Dogma bis zur4. Klasse verbieten wollen? welchen Sinn sollen die 3 Jahre machen?? welchen Sinn soll dieses puritanische am Körper überhaupt haben???

      und das ist auch keine "Gutmenschen" Reaktion mit der "homophob" Keule - und was es da noch an negativ Euphemismen im Umlauf gibt...

      Es ist schlicht die Frage: was glauben wir denn, mit der Erfindung der Unterhose für Männer und Frauen tatsächlich erreicht zu haben in der Entwicklung, dass wir diese nicht wieder ausziehen können - vor unseren Kindern?

      • @Karl Klösschen:

        Sorry, aber Ihre Einlassungen erinnern doch sehr an diese unseligen Extremisten in den Reihen der Grün-Alternativen, die Sex mit Kindern ab 14 Jahren forderten bzw. ihn auch in abgeschotteten Kommunden auch praktizierten (z.B. Otto-Mühl-Kommune). Übrigens: Wer weiß, was aus dieser Forschungsarbeit geworden ist, die die Grünen vor einem Jahr dem Sozialwissenschaftler Walter Franz in Göttingen übertragen hat? Man hört so gar nichts mehr...

      • @Karl Klösschen:

        Sexualunterricht ab der 4. Klasse ist auch zu früh.

        Kinder leben hierzulande eh schon in einer medial sexualisierten Welt, mit eher negativen Frauenbildern usw...

        Man solte das thema in der 5./6. Klasse angehen und aufklären.

        • @schnurm:

          Gerade weil es diesen medial sexualisierten Kontext gibt, ist es notwendig, Sexualität anzusprechen, denn die medialen Darstellungen haben ja durchaus bedenkliche Aspekte: Sensationsmache, Objektifizierung, verzerrende Darstellungen. Auch ohne diesen Kontext halte ich es für richtig, in jedem Alter über Sexualität zu sprechen, denn Kinder nehmen Aspekte der Sexualität sicher schon im Alter des ersten Schuljahres wahr. Sexualität ist ja weit mehr als Sex, sie drückt sich in menschlichen Verhaltensweisen aus, die Kinder durchaus wahrnehmen. Deshalb halte ich es für richtig, darauf hinzuweisen, dass menschliche Beziehungen eine größere Bandbreite haben, dass auch es auch Liebe zwischen zwei Frauen oder zwei Männern gibt.

          • @SeL:

            @SEL:

            Und glauben Sie nicht, daß auch wir Eltern das können?

            Meinen Sie nicht, daß wir auch schon mit einem Grundschulkind darüber sprechen können was ficken heißt wenn es heimkommt und das Wort aufgeschnappt hat?

            Wir Eltern sind ja nicht völlig verblödet!

            • @ Albjaga:

              „Wir Eltern“ – wie die Sexualität ist auch die Qualität der Erziehung weitaus heterogener, als es manchmal dargestellt wird. Da finde ich es schon wertvoll, wenn im Schulunterricht eine gewisse Gemeinsamkeit vermittelt wird – nicht im Sinne der Erziehung eines Einheitsmenschen, sondern durch die Darstellung bestimmter grundlegender Tatsachen und Werte. Was die Kinder daraus machen, können sie sich nach wie vor selbst aussuchen, hier behalten auch die Eltern einen ganz entscheidenden Einfluss.

              • @SeL:

                @SEL:

                aber genau um diese Gemeinsamkeit geht es. Es gibt eben unterschiedliche Meinungen darüber. Und eine Menge Eltern fragt sich ob das was die Regierung möchte nicht etwas zu weit geht. und eine Diskussion darüber muß ohne Beschimpfungen möglich sein.

                Man hat nicht automatisch was gegen Schwule wenn man der Meinung ist, daß Manche Themen ruhig später oder in kleinerem Umfang kommen dürfen. Und unser MP Kretschmann behauptet ja auch andauernd er möchte eine Politik des Gehörtwerdens.

                Allerdings ist das ganz schnell vorbei wenn die Menschen eine andere Meinung haben als er.

                • @ Albjaga:

                  Ich stimme zu, dass man unterschiedliche Meinungen über den richtigen Zeitpunkt haben kann. Aber meine Meinung ist da ganz entschieden für einen frühen Zeitpunkt, denn Vorstellungen über Sexualität (im weiteren Sinne, also nicht gleichzusetzen mit sexueller Aktivität) und darüber, was „normal“ ist, entstehen früh.

                  • @SeL:

                    Ich weiß nicht ob Sie Kinder haben, ich habe.

                    und Leute die sich mit ihren eigenen Kindern beschäftigen und sie nicht den ganzen Tag fremd betreuen lassen bekommen schon ganz gut mit was die Kinder bewegt.

                    Ich weiß auch nicht was sie unter früh verstehen, aber die ersten Grundschuljahre interessiert vor allem Jungs das Thema nur sehr spärlich.

                    Also nochmal, lassen Sie uns Eltern die wichtigen Dinge selbst entscheiden.

                    • @ Albjaga:

                      Nochmal: ich spreche nicht von Sex, sondern von Sexualität im weiteren Sinne, also menschliche Liebe, Zusammenleben. Dazu haben Kinder auch in den ersten Grundschuljahren schon Wahrnehmungen. Das habe ich auch ohne eigene Kinder schon beobachten können.

    • @Bernado:

      In meinem Schulunterricht (=Abi 2007) war Homosexualität nie ein Thema. Es kam quasi nicht vor, auch nicht als eine Option unter vielen. Und das finde ich rückwirkend betrachtet bedauerlich. Ich stimme Ihnen aber zu, dass Sexualität nicht gleich ab der ersten Klasse beleuchtet werden muss.

      • @Charlotte Hintzmann:

        Wenn Sie da zustimmen, sind Sie nach Meinung des Autors homophob, FRau Hintzmann.

  • Die Behauptung, jeder Mensch habe Angewohnheiten und Verhaltensweisen die von der Norm abweisen, steht völlig unbewiesen im Raum! Was ist bitte die Norm? Weichen die 5% Homosexuellen in Deutschland von der Norm ab oder gehört es zur Norm, dass 5% der Deutschen Männer homosexuell sind?

     

    Sind 100 000 Baden-Württemberger homophob, verklemmt und von vorgestern, wenn sie nicht wollen, dass ihren Kindern in der Schule erzählt wird es gäbe überhaupt keinen Unterschied zwischen homosexuellen und heterosexuellen Paaren?

     

    Was darf ich unter der gesellschaftlichen Avantgarde der Schwulen und Lesben verstehen? Kennen die sich in der Gesellschaft besser aus oder sind sie für die Gesellschaft wichtiger als eine Mehrzahl von 90% Heterosexueller Deutscher?

     

    Den Artikel kann man getrost in die Tonne kloppen!

    • @Holzschnitt:

      Dass den Kindern in der Schule erzählt werden soll, „es gebe überhaupt keinen Unterschied“, ist doch eine völlig aus der Luft gegriffene Behauptung.