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Nachfolge gesucht für von der LeyenSchade, dass er ein Mann ist

Tobias Schulze
Kommentar von Tobias Schulze

Favorit für die Nachfolge Ursula von der Leyens im Verteidigungsministerium ist Peter Tauber. Eigentlich wäre er dafür auch geeignet.

Peter Tauber gilt als Favorit für den Posten als Verteidigungsminister Foto: dpa

A m Montag hat Ursula von der Leyen per Tagesbefehl an die Bundeswehr verkündet, dass sie als Verteidigungsministerin zurücktritt. Dürften die SoldatInnen selbst darüber abstimmen, wer auf die CDU-Politikerin folgt, wäre das Ergebnis wohl eindeutig: Peter Tauber, als Staatssekretär ohnehin schon im Ministerium, ist in der Armee extrem beliebt. Viele in der Bundeswehr wünschen sich den Hessen als neuen Chef – vor allem deshalb, weil er einer von ihnen ist. Tauber hat selbst gedient, ist Hauptmann der Reserve und gelegentlich in Uniform unterwegs: Unter SoldatInnen gilt das als Qualitätsmerkmal.

Und damit liegen sie falsch. Die schlechteste Wahl wäre Tauber zwar wirklich nicht. Das liegt aber nicht daran, dass er mal gelernt hat, ordentlich zu marschieren und zu schießen.

Hinter dem Wunsch verstecken sich zwei falsche Annahmen. Die erste: Wer das Verteidigungsministerium führe, müsse die Interessen der SoldatInnen vertreten. Er dürfe Verfehlungen der Armee nicht zu harsch kritisieren – auf keinen Fall so, wie es von der Leyen tat, als sie der Bundeswehr wegen des laschen Umgangs mit Rechtsextremen ein Haltungsproblem vorwarf.

Tatsächlich ist der Verteidigungsminister aber Verteidigungsminister der Bundesrepublik und nicht Verteidigungsminister der Bundeswehr. Er sollte die Interessen der SoldatInnen zwar berücksichtigen, aber nicht über andere stellen. Das Verteidigungsministerium ist nicht der Bundeswehrverband.

Die zweite falsche Annahme: Nur wer selbst gedient hat, kann die Bundeswehr verstehen und politisch führen. Wenn dem tatsächlich so wäre, hätten wir ein Problem. In der Demokratie darf das Militär keinen Staat im Staat bilden. Es ist der Politik unterstellt – und muss deshalb so verfasst ein, dass ein ziviler Politiker es durchdringen kann. Fachkenntnisse sind natürlich von Vorteil, wie in allen Ressorts. Aber man muss nicht im Schützengraben gelegen haben, um Ahnung von Sicherheitspolitik zu bekommen.

Was stattdessen für Tauber spricht? Seine Haltung gegenüber Rechtsextremen ist für CDU-Verhältnisse sehr klar. Er könnte also dafür sorgen, dass die Bundeswehr im Umgang mit Neonazis endlich eine klare Linie findet. Relativ liberal ist Tauber hingegen in der Gesellschaftspolitik, er befürwortete zum Beispiel die Ehe für alle. Er könnte also von der Leyens Bemühungen fortführen, die Bundeswehr diverser zu machen. Schade nur, dass er ein Mann ist: Bekäme von der Leyen eine Nachfolgerin, würden sich vielleicht auch noch die Letzten in der Bundeswehr daran gewöhnen, dass auch Frauen Befehle geben.

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Tobias Schulze
Parlamentskorrespondent
Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.
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13 Kommentare

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  • Tauber liberal in der Gesellschaftspolitik?



    www.spiegel.de/pol...sein-a-940359.html



    Und da gab es ja auch noch Mobbingvorwürfe:



    www.fr.de/politik/...-cdu-11098209.html

  • Unterstellt Tauber Sexismus am Arbeitsplatz

  • Warum nicht Kossendey? Der kennt sich wie kein Zweiter aus in der Bundeswehr und geniesst das volle Vertrauend der Truppe. Außerdem wird es Zeit für jemanden aus Niedersachsen.

    Peter Tauber ist nach seinen sexistischen und unbeherrschten Ausfällen ein rotes Tuch.

  • Schade, dass er ein Mann ist - Ach was!

  • Eigentlich ist es ziemlich egal, ob ein Mann wie Tauber oder eine Frau dem Nazigeneral Rommel per twitter gedenkt. Solange die Öffentlichkeit damit einverstanden zu sein scheint, dass die Bundeswehr Deutschland am Hindukusch verteidigen soll, haben wir insgesamt ein Problem mit unserem Militarismus, der sich offensichtlich besonders in der sogen. Mitte der Gesellschaft breit macht.

  • Was passiert eigentlich mit der Dame, wenn Sie in Brüssel scheitert? Sind wir sie dann los, oder wird schnell ein neuer Posten für sie freigemacht?

  • Man sollte eher Name und Anspruch des Ministeriums ändern. In der letzten DDR-Regierung firmierte Rainer Eppelmann als "Minister für Abrüstung und Verteidigung".

  • "Schade, dass er ein Mann ist"

    Ja das ist ein Problem für Herr Tauber.

    Sollte Herr Schulze mal die Bundespressekonferenz gestern um 11:30 Uhr verfolgt haben, dort wurde exakt dieses Thema angesprochen.

    "Frage: Herr Seibert, da Sie daran arbeiten, dass Frau von der Leyen gewählt wird, müssen Sie eigentlich auch darauf hoffen, dass eine Neubesetzung im Amt des Verteidigungsministers beziehungsweise der Verteidigungsministerin stattfinden kann. Das ist ja die logische Konsequenz.

    Wird für diesen von Ihnen erhofften Fall, dass eine Neubesetzung stattfindet, die Kanzlerin Wert darauf legen, dass die Genderverteilung im Kabinett erhalten bleibt, dass also auch nach einer Neubesetzung, auf die Sie eigentlich hoffen müssen, genauso viele Männer wie Frauen Ministerposten bekleiden?

    StS Seibert: Auf eine Anfrage danach in der vergangenen Woche haben wir schon gesagt, dass die Bundeskanzlerin zu ihren zu diesem Thema gemachten früheren Aussagen steht.

    Ansonsten verweise ich darauf, dass Dienstagabend das Europäische Parlament entscheidet und man dann weitersehen wird.

    Zusatzfrage: Die Aussage ist mir vergangene Woche entgangen. Ich bitte um Vergebung.

    An der Genderparität oder Genderverteilung wird festgehalten?

    StS Seibert: Ich habe es gesagt: Die Bundeskanzlerin steht zu ihren Aussagen."

    Nun ist Herr Tauber keine Frau und seine Nominierung würde die Genderverteilung ändern. Wenn die Kanzlerin zu ihrem Wort steht, kann er es nicht werden.

  • ... und genau die Überschrift spiegelt die janusköpfigkeit der Gleichberechtigung wieder, bzw. wie sie momentan ausgeübt wird:



    Wenn es wirklich Gleichbereichtigung gäbe, könnte man den letzten Satz weglassen.



    Aber so scheint die es Sicht des Author zu sein, daß wenn eine Frau den Posten verlässt, kann sie keinesfalls durch einen Mann ersetz werden?

    • @F. Tee:

      Finde ich auch grenzwertig. Man sollte immer den Test machen, wie es klingt, wenn man ein anderes Geschlecht wählt, bevor man so etwas schreibt. "Leider eine Frau" hätte zurecht einen Aufschrei provoziert und entgegengesetzte Ungleichbehandlung ist doch wieder nur Ungleichbehandlung.

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