Nach der Tötung General Mussawis: Kriegseintritt Irans gefährlich nah
In Syrien wurde ein hochrangiger iranischer General getötet. Die Revolutionsgarden schwören Rache gegen Israel.
General Rasi Mussawi wurde am Montag bei einem Raketenangriff des „zionistischen Regimes“ in einem südlichen Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus getötet, meldete die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna. Irans Botschafter in Syrien, Hossein Akbari, sagte, Mussawis Haus sei von drei Raketen getroffen und zerstört worden. Die unabhängige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte dagegen, Mussawi sei auf einem Bauernhof getötet worden. Israel hat den Angriff wie üblich weder bestätigt noch dementiert.
Irans Revolutionsgarden bezeichneten Mussawi als „Logistikchef der Widerstandsachse“ – in Syrien haben Irans Revolutionsgarden, von ihnen geführte Milizen sowie die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah mit Luftunterstützung durch Russland eine entscheidende Rolle beim Sieg des Diktators Baschar al-Assad im syrischen Bürgerkrieg gespielt. Mussawi war laut Irna in Syrien einer der „erfahrensten Berater“ der Al-Kuds-Brigaden, des für Auslandseinsätze zuständigen Arms der Revolutionsgarden.
Laut Experten war er seit 2018 in Syrien stationiert und diente auch als „rechte Hand“ des 2020 bei einem US-Angriff im Irak getöteten iranischen Generals Kassem Soleimani, Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden. Dessen Tod jährt sich am 3. Januar zum vierten Mal. Seine gezielte Ermordung auf Befehl des damaligen US-Präsidenten Donald Trump hatte Iran und die USA an den Rand eines Kriegs gebracht. Mussawi ist das ranghöchste iranische Todesopfer im Auslandseinsatz seit Soleimani.
Die „7 Fronten“ Israels
Israel fliegt regelmäßig mit Duldung Russlands nächtliche Luftangriffe auf iranische Ziele in Syrien und hat dabei nach Angaben des iranischen Journalisten Amir Taheri bislang rund 4.000 iranische Kämpfer oder deren afghanische, pakistanische und irakische Söldner getötet. Die gezielte Tötung eines Generals bei Tageslicht stellt eine Eskalation dar. Israels Verteidigungsminister Joav Gallant sagte am Dienstag im Verteidigungsausschusses des israelischen Parlaments, dass Israel an sieben Fronten kämpfe: Gazastreifen, Westjordanland, Libanon, Syrien, Irak, Jemen und Iran.
Diese Eskalation könnte nun auch die USA tiefer in den Nahostkrieg hineinziehen. „Wir wollen den Konflikt in der Region nicht eskalieren lassen, sind aber entschlossen und bereit, weitere notwendige Maßnahmen zum Schutz unserer Leute und Einrichtungen zu ergreifen“, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Montagabend, nachdem das US-Militär mit Präzisionsangriffen auf eine Serie von Angriffen iranisch unterstützter irakischer Milizen gegen US-Stützpunkte im Irak reagierte.
Die USA bereiten auch eine internationale Marineoperation gegen die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen in Jemen vor. Ihr durch iranische Aufklärung ermöglichter Beschuss ziviler Frachter im Roten Meer hat eine der wichtigsten Seehandelsrouten der Welt praktisch lahmgelegt. Die kurz vor Weihnachten präsentierte „Operation Prosperity Guardian“ läuft allerdings mit Schwierigkeiten an, da Frankreich, Spanien und Italien ihre Kriegsschiffe nicht unter US-Kommando stellen wollen.
Deswegen prüft der EU-Chefaußenpolitiker Josip Borrell jetzt eine Ausweitung des Mandats der bereits existierenden EU-Mission „Atalanta“ zur Bekämpfung von Piraten vor Somalia. Auch Indien will nach einem mutmaßlich iranischen Drohnenangriff auf ein Handelsschiff vor seiner Küste drei Kriegsschiffe ins Arabische Meer schicken.
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