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Nach Recherchen zum Klaasohm-FestAb jetzt Party ohne Prügel

Künftig wird beim Borkumer Fest auf das Schlagen von Frauen verzichtet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen einen Täter und gegen die Polizei.

Wie lustig: Ein Klaasohm haut mit einem Kuhhorn einer jungen Frau auf den Hintern Foto: David Hecker/ddp

Er gilt als höchster Feiertag auf Borkum: Seit über einem Jahrhundert wird das Klaasohm-Fest am 5. Dezember gefeiert. An diesem Tag verkleiden sich sieben Männer als winterliche Fabelwesen, geschmückt mit Tierpelzen und Möwenfedern. Ihr Ziel: Frauen mit Kuhhörnern auf den Po hauen. Abends versammeln sich Tausende in der Innenstadt, kehren in Kneipen ein und treffen sich nach der Frauenjagd an der Litfaßsäule im Ortskern. Auf Borkums Straßen verkleiden sich junge Frauen mit dicken Pullis und Rufhörnern, um unter den Männern nicht aufzufallen, und begeben sich waghalsig in die Katz-und-Maus-Jagd. Borkumer*innen, die auf dem Festland wohnen, kehren extra für Klaasohm in die alte Heimat zurück. Ansonsten blieben sie dabei gerne unter sich.

Doch in diesem Jahr wird das Fest etwas anders ausfallen. Nach NDR-Recherchen und bundesweiter Empörung gelobt der veranstaltende Verein, Borkumer Jungens (VBJ), die Gewalt gegen Frauen nun zu unterlassen. „Wir als Gemeinschaft haben uns klar dazu entschieden, diesen Aspekt der Tradition hinter uns zu lassen.“ Man wolle sich nun auf das festlegen, was das Fest wirklich ausmacht: „den Zusammenhalt der Insulanerinnen und Insulaner“, teilte der Verein mit.

Angeblich hätte es bereits vor zwei Jahren erste Bestrebungen gegeben, das Schlagen mit dem Kuhhorn zu unterlassen, räumt der Verein Tage nach der Veröffentlichung des „Panorama“-Films ein. Doch offenbar konnte der Verein das Schlagverbot in den vergangenen Jahren nicht durchsetzen.

Juristische Konsequenzen

Jetzt hat das Ganze auch juristische Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Aurich teilte der taz auf Anfrage mit, nun in einem „Verfahren gegen unbekannte Täterschaft im Zusammenhang mit dem VBJ wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung“ zu ermitteln. Eigentlich müssen Behörden und Beamte des Polizeidienstes Straftaten ermitteln, dafür braucht es auch keine Anzeigen von mutmaßlichen Opfern. Die Polizei Borkum muss von Amts wegen ermitteln, weil das Schlagen mit dem Kuhhorn als Traditionspraxis der Polizeistation auf der Insel wohl bekannt ist. Falls die Polizei nicht ermittelt, stellt es nach Paragraf 258 StGB eine Strafvereitelung – nach Paragraf 258 a gar eine Strafvereitelung im Amt – dar. Die Freiheitsstrafe dafür beläuft sich auf sechs Monate bis zu fünf Jahre.

Da die Schläge mit dem Kuhhorn starke Verletzungen verursachen können, kann diese Praxis als gefährliche Körperverletzung gesehen werden, die erst nach 10 Jahren verjährt. Die Polizei auf Borkum muss also alle Klaasohm-Feste der vergangenen Jahrzehnte aufarbeiten, was für die kleine Inselpolizei, die der Polizei Leer/Emden unterstellt ist, eine Mammutaufgabe wird. Ein Verfahren gegen den Bürgermeister, Jürgen Akkermann (parteilos), ebenfalls wegen Strafvereitelung im Amt, werde noch geprüft. Es ist der Versuch einer Aufklärung dieser historisch gewachsenen Gewalt gegen Frauen.

Akkermann warnt nun davor, „nicht die ganze Insel unter Generalverdacht zu stellen“, und legt mit dem Borkumer Stadtrat für den heutigen Klaasohm-Tag ein Sicherheitskonzept vor. Tatsächlich hatten „Strg_f“ und „Panorama“ mehrfach versucht, mit dem Bürgermeister und dem VBJ über Klaasohm zu sprechen. Die Polizei wolle nun eine „Nulltoleranzlinie“ gegen den Klaasohm fahren. Vom Verein sollen Ordnerinnen eingesetzt und auch Schutzräume für Frauen eingerichtet werden.

Hämatome vom Steiß bis zum Knie

Auf dem Festland hat man weniger Verständnis für Borkums höchsten Feiertag. Inzwischen meldete sich Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) zu Wort: „Die Berichterstattung über das Klaasohm-Fest auf Borkum zeigt, dass längst nicht alle betroffenen Frauen mit diesem gewalttätigen Brauch einverstanden waren und es ihnen dennoch nicht leichtgefallen ist, das auch so zu artikulieren“, sagte sie der dpa. Es sei „folgerichtig und überfällig, dass die Veranstalter angekündigt haben, diesen Teil des Festes abschaffen zu wollen“. Bürgermeister Akkermann beteuert in einem Interview mit der Ostfriesen.tv-Redaktion, dass das Schlagen „nie den Hauptteil der Tradition“ ausgemacht habe.

Woher diese brutale Tradition kommt, lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären

Mittlerweile gibt es viel Widerspruch gegen die Aussage des Bürgermeisters, vor allem von Borkumerinnen. „Ich hatte vom Steißbein bis zur Kniekehle alles voller Hämatome“, berichtet eine Borkumerin in der NDR-Reportage anonym über ihre erste Begegnung mit dem Klaasohm-Fest. Frauen, die vom Klaasohm erwischt werden, fühlen sich hinterher alleingelassen. „Die lassen hinterher einen einfach so stehen und fragen nicht einmal, wie es dir geht“, sagt eine andere Borkumerin. Auch ein ehemaliger Klaasohm kommt in der Reportage zu Wort. Bei der Frauenjagd komme es immer zu Zwang. Und wenn sich eine Frau zu sehr wehrt, „muss halt ein Mann mehr festhalten. Man kann sich dem nicht entziehen“, sagt er.

Das Klaasohm-Fest wird organisiert von dem gemeinnützigen Verein Borkumer Jungens e. V. 1830. Aus ihren Reihen von unverheirateten Männern werden die Klaasohme ausgesucht. Klaasohm kann werden, wer mindestens zehn Jahre auf Borkum lebt.

Woher diese brutale Tradition kommt, lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären. Auf Borkum erzählt man sich, dass das Klaasohm-Fest eine alte Walfängertradition sei. Der Legende nach waren die Männer über Monate auf Walfang weit von zu Hause und mussten bei ihrer Rückkehr feststellen, dass die Frauen auf Borkum nun das Sagen hatten. Um sie wieder zurück ins Glied zu prügeln, wurde Klaasohm geschaffen.

Bei all der medialen Aufmerksamkeit ist davon auszugehen, dass das Klaasohm-Fest in diesem Jahr tatsächlich weniger gewalttätig wird. Doch es ist nicht die einzige Wintertradition, die auf Gewalt gegen Frauen baut. Ein weiteres Beispiel ist das Sunneeklaas-Fest auf der niederländischen Insel Ameland. Dort ziehen Männer vermummt durch die Straßen, während für Frauen wiederum eine Art Ausgangssperre gilt.

Yasemin Fusco ist freie Journalistin und hat „Strg_f“ und „Panorama“ bei den Recherchen für die Reportage „Das Schweigen der Insel – Wenn Borkum Klaasohm feiert“ unterstützt. Als Borkumerin ist sie mit Klaasohm aufgewachsen.

Hinweis: In einer vorherigen Version stand, dass das Schlagen mit dem Kuhhorn als „schwere Körperverletzung“ gesehen werden kann. Es muss allerdings „gefährliche Körperverletzung“ heißen. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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31 Kommentare

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  • Ja, die Erregung ist berechtigt, denn jegliche Form von "Hexenjagd" ist zu verurteilen. - Dann hoffe ich doch, dass der Brauch bei Weiberfastnacht, wo als Hexen verkleidete Frauen Jagd auf Männer machen, um ihnen die Krawatten abzuschneiden oder - sofern diese keine haben - ihnen gewaltsam die Gesichter mit Lippenstift vollzuschmieren - AUCH ABGESCHAFFT wird.

  • Hab mir selbst mal die Videos angesehen. Wenn es nur eine leichter symbolischer Schlag wäre, hätte ich kein Problem mit. Das, was man da aber sieht, ist schockierend brutal. Das ist gefährliche Körperverletzung und gehört abgeschafft. Und wenn einige Frauen sich wirklich derart ihren Hintern versohlen lassen wollen, kann man dafür deutlich gekennzeichnete Bereiche schaffen. Wer außerhalb dieser Bereiche prügelt, dem soll Polizei und Justiz auf den Hals gehetzt werden.

  • Der Lila Podcast kritisierte den Klaasohm in einer Reihe weltweiter mysogener Bräuche (u. a. Brautraub) bereits im Jahr 2019.

    Erst nach einem Shitstorm im Internet auf Kritik an dem Missbrauch auf Borkum zu regieren, wirft Fragen nicht nur an den Männerverein auf, sondern auch an all jene (Polizei, Justiz, Parteien, Vereine, Zivilgesellschaft), die bei dem Brauch zu- oder wegschauten, ihn kannten.



    Auch sollte diskutiert werden, in wie weit die Tatsache, dass Borkum weit vor den Nazis eine Hochburg des Antisemitismus war, eine Rolle spielen könnte. Eine jüdische Reisegruppe musste z. B. separiert im Hotel essen. Hotel-Begründung: Die Strömung der Zeit.

    Podcast

    forum.eu/feminismu...n-behandelt-werden

    Inhaltsbeschreibung Lila Podcast

    In der Slowakei werden junge Frauen zu Ostern mit eiskaltem Wasser überschüttet, auf Borkum werden sie zu Nikolaus gejagt und verhauen, in Indien werden sie zwangsverheiratet, um nach einer Vergewaltigung ihre “Ehre” wiederherzustellen, in Australien wird jungen Studentinnen in die Shampoo-Flasche onaniert, und die Tradition der Brautraubs hat eine Geschichte, die nicht nur Katrin die Sprache verschlägt.

  • Rotiert schon wieder die Propagandamaschine ?

    Die Banken schleppen hier milliardenfach Steuergelder aus dem Land und die StA'en ermitteln werden gefährlicher Körperverletzung weil auf Borkum ein zweifelhafter Brauch gepflegt wird.

    Lange nicht so gelacht.

    Bin mal gespannt, was in der Foltercausa in der Augsburger JVA rauskommt ... das scheint ja auch ein alter Brauch zu sein ...

  • Wenn in Deutschland SM-Partys erlaubt sind, dann wird man wohl doch auch dieses Fest irgendwie rechtssicher organisieren können. Vielleicht hat man das auch untersucht und den Organisatoren war der Aufwand zu groß. Solange dann niemand, v.a. natürlich die Frauen, gezwungen wird dorthin zu gehen.

    • @FancyBeard:

      Scheint mir auch vergleichbar zu sein. Wenn es jemandem Spaß macht, sich auf den Hintern hauen zu lassen, na dann….Einwilligung nach § 228 StGB. Schwer nachvollziehbar, aber auch Blödsinn ist erlaubt, solange er nicht gegen die guten Sitten verstößt.



      Natürlich bleiben Taten, wo Männer ihr frauenhassendes Mütchen kühlen müssen weiter verboten, vor allem wenn es eben ohne Einwilligung erfolgt.

    • @FancyBeard:

      Was sie in geschlossenen Gesellschaften einvernehmlich machen ist ihre Sache und sowas kann man gar nicht verbieten wenn man bei einer freien Staatsführung bleiben will.



      Wie sie das mit einen Volksfest bzw Inselfest das ja per Definition in der Öffentlichkeit stattfindet umsetzen wollen ist fraglich.



      Den letzten Satz hätten sie sich sparen können. Das Geschlecht spielt bei Körperverletzung keine Rolle, dasselbe bei Zwang.

  • Auch im Süden nicht unbekannt:



    Gewalt als Bestandteil von sogenanntem Brauchtum.



    www.fr.de/panorama...laus-93445485.html



    Wer sich an den Kopf fasst, ist schon auf dem richtigen Weg.



    Latent ist die Wirkung allemal, wenn derartige, auch ggf nur kleine Exzesse widerspruchslos bleiben oder verharmlost werden.



    Glaubwürdig sind Proteste gegen Diskriminierung im Ausland dann auch nur eingeschränkt, wenn hier und heute als Kontext von "mitigierter Misogynie" zur Debatte stehende fehlmotivierte "Brauchtumspflege" unkritisch tradiert wird.

  • Borkum einfach als Urlaubsinsel streichen - fertig.

  • Auf was für Zeug die Leute kommen...

  • Mehr als unschönes Beispiel für antiquierte Brauchtumspflege, und unangemessenen Umgang damit, beides gehört Abgestellt, und diese Praxis entsorgt. Gleiches gilt für die Umtriebe auf Ameland, und andere, welche hier keine Erwähnung finden.



    Ebenso gehört das ernsthaft, und juristisch, Aufgearbeitet.

  • Als ich das erste Mal davon las, dachte ich, wieder ein "harmloser" Brauch, der kaputt gemacht wird. Nachdem ich aber die (wenigen) Videos gesehen habe, die die Schläge zeigen und man wohl jegliche Videoaufnahme verhindert, sieht das nicht mehr harmlos und spaßig aus. Ich verstehe die Borkumer nicht, die ihre Mädchen, dem aussetzen. Meine Tochter wollte ich da nicht hinschicken - da dies keine "Neckerei" oder ähnliches ist, sondern Gewalt.

    • @Strolch:

      Mir ging es so ähnlich. Ich meine, es hätte viele Möglichkeiten gegeben, das als "Neckerei" zu machen. Kuhhorn dick in Schaumstoff packen oder durch eine Art "Kuhhornluftballon" ersetzen. Dann jagen die Klaasohms alle Geschlechter. Und schon wäre die Sache harmlos. Hätte man ja die letzten Jahrzehnte machen können.

    • @Strolch:

      Mir ging es genauso. Ich dachte, da übertreibt man mal wieder etwas mit der politischen Korrektheit. Aber zu sehen, wieder geschlagen wird… Mehrfach mit voller Kraft und danach dasselbe noch mal von den andern. Und das auch noch mit einem festen Gegenstand. Wie man auch nur ansatzweise auf die Idee kommen könnte, dass das akzeptabel sein könnte, verschließt sich mir.

  • Eine Person mit einem Kuhhorn zu schlagen ist keine schwere Körperverletzung nach 226 StGB, sondern wenn dann eine gefährliche Körperverletzung nach 223 I N. 2 Alt. 2 StGB (gefährliches Werkzeug). Eine schwere Körperverletzung setzt den Eintritt einer schweren Folge wie z.B. den Verlust eines wichtigen Gliedes oder Verlust des Sehvermögens voraus.

    • @Myra13:

      Formal juritisch vielleicht richtig. Letzlich ist es aber egal ob gegen Frauen eine gefährliche Körperverletzung als Brauch begangen wird oder eine schwere. Beides ist einfach nur indiskutabel.

  • Es gibt einfach Bräuche, die sollten schnellstmöglichst den Vergessen anheimfallen.

  • "Bereits Ende des 19. Jahrhunderts kam es auf Borkum zu Beleidigungen und Verfolgungen jüdischer Gäste, teilweise auch von Personen, die lediglich für jüdisch gehalten wurden.



    1897 hob ein Inselführer als Vorzug der Insel hervor, dass diese „judenrein“ sei.



    Die Häuser zierten zunehmend antisemitische Schilder, in sämtlichen Hotels hing ein „Fahrplan zwischen Borkum und Jerusalem“ („Retourkarten werden nicht ausgegeben“), in der Zeitung fanden sich antisemitische Inserate und die Geschäfte der Insel handelten mit entsprechenden Postkarten".

    Quelle Blog Alltagskultur

    Als jüdische Gäste in einem Hotel an einem abgesonderten Tisch speisen mussten, sagte der Wirt zu ihnen: Er könne nichts dagegen machen, es sei "die Strömung der Zeit".

    Quelle: Verein zur Abwehr des Antisemitismus

    Zurecht beklagt eine Autorin der Frankfurter Rundschau in Zusammenhang mit dem Klaasohm-Fest zunehmende rassistische Strömungen und Frauenhass und prangert staatliche Kürzungen in der Demokratiearbeit an.

    Liegt es an der "Strömung der Zeit", dass ein zutiefst frauenfeindlicher Brauch auf Borkum kein Handeln der Borkumer Parteien, Sportvereine, Polizei, der Feuerwehr und Kurgästen hervorrief?

  • Wenn an Eingang darauf hingewiesen würde, dass hier legal auf den Hintern gehauen wird, wäre es eine konsensuale Sado-Maso-Veranstaltung und als solche auch nicht mehr frauenfeindlich.



    Vielleicht kann man ja einen S/M-Abend einführen und die anderen Tage eben etwas spaßbefreiter.

    • @meerwind7:

      Evtl. gibt s dann das Problem, das sich dennoch „traditionsbedingt“ primär ein Überschuss an Männern einfindet, welcher andere einfach nur Grün und Blau schlagen will, und/oder sich noch „anders“ übergriffig verhalten möchte.

  • Ich kapiere manche Leute nicht. Man hätte das Fest schon lange entschärfen können, etwa, indem das echte Kuhhorn durch ein luftgefülltes Plastikteil ersetzen können. Und dann könnten die Klaasohms ja Männer und Frauen jagen - und sich aus beiden rekrutieren- und so wird aus einem brutalen Brauch wieder ein harmloser Spaß. Warum man nicht schon lange auf die Idee kam? Keine Ahnung...

  • Da muss man sich schon wundern.



    Vor allem darüber, dass anscheinend viele Frauen internationalisiert zu haben scheinen, dass es völlig in Ordnung ist, wenn man sie selbst, ihre Schwestern, Freundinnen und Töchter schlägt.



    Besonders schockierend: Die Burschen ziehen richtig durch, das sieht man im Film. Und wenn eine die ganze Woche lang humpelt, sind sie auch noch besonders stolz. (Da muss man jetzt nichts mehr dazu sagen, oder?



    Ich würde jeden Freund, Bruder oder Vater verstehen, der danach zur Selbstjustiz greift.)



    Es ist ja nicht so, als ob wir im Süden keine solchen Bräuche hätten. Ich war auch schon als Krampus unterwegs. Aber man haut eben nicht nur die Frauen. Eigentlich sollte es viel Schauspielerei und eher nur angedeutete „Schläge“ sein. Spielerisch eben. Erst dann kann es für mich als Spaß gelten, den man bei leichtem Grusel genießen kann…

    • @Helene10:

      Meine Frau berichtet (zumindest von vor 20 Jahren) anderes vom Fasching im Süden. Die Rußhexen (meist Männer trotz "Hexe" im Namen), die einen beschmieren und begrapschen. Je mehr Provinz, umso unlustiger.

      • @Strolch:

        Es geht noch verrückter. Als ich neu in Baden war, musste ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass einige Hexenzünfte bei einem Fasnetumzug auf kleinen Wagen diese Verpackungshilfen für Weihnachtsbäume mitführten. Der Zweck wurde schnell klar. Hexen (Kerle in Hexentracht) fingen junge Frauen und Mädchen und stopften sie in das Gerät, um sie in Netze zu verpacken.

        Das Erstaunliche daran? Meine Kolleginnen fanden das ganz normal...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Und bei der Hexentracht ist eine gruselige Maske Bestandteil des Kostüms. Sprich man kann später nicht mal sagen, wer es war...

          Fairerwaise muss man sagen, dass dies wenige Menschen sind, die dies so ausnutzen. Aber die wenigen machen den Spaß kaputt und da müssten m.E. die Veranstalter darauf reagieren, aber wie Helene10 sagte, dann ist man die "Spaßbremse".

      • @Strolch:

        Scheint so!



        Was mich so empört, ist, dass solche Kreaturen ihr widerwärtiges Verhalten unter dem Deckmäntelchen des Brauchtums ausleben. Und jeder, der dann was dagegen sagt, gilt als Nestbeschutzer oder eine Zicke, die eben keinen Spaß versteht…

  • Tja, wenn um sog. "Traditionen" geht, setzt der meist männliche Verstand auch schon mal gerne aus - und lässt die Gewalt gegenüber Frauen einfach weiter passieren.

    Ich bin gespannt, was als nächstes auffliegt in diesem Land, dass sich den Menschenrechten zumindest offiziell immer sehr verpflichtet fühlt.

    • @Macsico:

      Traditionen und Verstand... ein problematisches Verhältnis weltweit.

  • Nichts, aber auch rein gar nichts rechtfertigt diese "Tradition". Dass nun rechtliche Schritte unternommen werden ist selbstvetständlich und zeigt hoffentlich den Borkumern die notwendigen Konsequenzen ihrer völligen Verirrung auf.