Nach Rassismusvorwürfen: Richter aus Asylverfahren abgezogen
Ein Geraer Verwaltungsrichter soll sich in Onlinepostings rassistisch geäußert haben – was er bestreitet. Nun aber reagiert sein Arbeitgeber.
Nachdem zuerst die taz über die Postings berichtet hatte und dann auch der MDR und Legal Tribune Online, hatte das Verwaltungsgericht den Fall geprüft. Das Präsidium entschied als Akutmaßnahme, dass Fuchs nun der dritten Kammer des Gerichts zugewiesen wird, sagte Gerichtspräsident Michael Obhues. Diese Kammer betreut keine Asylverfahren, sondern Fälle aus dem Wirtschafts-, Telekommunikations- und Straßenrecht. Weitere dienstliche Konsequenzen könnten folgen. Denn die Überprüfung sei noch nicht abgeschlossen, erklärte Obhues.
Fuchs hatte nach Vorhalt der Postings bestritten, dass diese von ihm seien. „Die vulgäre Wortwahl ist definitiv nicht meine“, sagte er der taz. Und schob nach: „Ich werde dies zum Anlass nehmen, dieses Portal für mich zu löschen.“ Der letzte Satz konnte so verstanden werden, dass Fuchs doch auf dem Portal aktiv war. Denn wie sonst sollte er dieses Portal „für mich löschen“?
Und auch biografische Daten Bengts legen nahe, dass er „BeFuchs287“ war. So bat der User 2021 andere Korporierte, bei einem Gründerwettbewerb für den Pitch seiner Frau zu stimmen. In einer Gruppe warnte „Bengt-Christian Fuchs“ Lehrkräfte, seinen Kindern nahezubringen, dass „homo- oder transsexuelle Veranlagungen einem heterosexuellen Dasein gegenüber als gleichberechtigt und normal zu beurteilen“ seien.
Kaum erfolgreiche Asylverfahren an dem Gericht
Bereits zuvor waren sowohl das Gericht als auch Richter Fuchs wegen Entscheidungen in Asylverfahren in die öffentliche Kritik geraten – auch hierüber hatte die taz berichtet. Eine Antwort der Bundesregierung auf eine Linken-Anfrage hatte aufgezeigt, dass an dem Gericht die Chance auf eine erfolgreiche Asylklage gering ist. Eine darauf folgende Strafanzeige des Flüchtlingsrats Thüringen blieb ohne Folgen. Fuchs wehrte die Kritik als „Kampagne“ ab.
Die Postings haben aber nun offensichtlich bei dem Gericht Zweifel an der Unabhängigkeit des Richters aufkommen lassen. Die Zitate des Users hatte die Autonome Antifa Freiburg in dem Forum „TriMaZu“ und in weiteren Foren entdeckt. An die 15.000 Korporierte hatten sich bei der Plattform registriert. Rund 1,5 Millionen Beiträge verfassten die Mitglieder. Später zog TraMiZu zu Facebook um.
Nach dem Bericht der taz und der anderen Medien hatte Gerichtspräsident Obhues die Überprüfung der Vorwürfe angekündigt. Eine Entscheidung war eigentlich erst für Ende der Woche angekündigt. Aber die Faktenlage war dann wohl doch zu deutlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Streit in der SPD über Kanzlerkandidatur
Die Verunsicherung
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen