Nach Neonazi-Randale in Leipzig: Bislang 100 Rechte angeklagt
Fast genau vor zwei Jahren randalierten knapp 200 Neonazis im Leipziger Stadtteil Connewitz. Nun sind 100 Personen angeklagt: weil es so viele sind, jeweils zu zweit.
Insgesamt wurden laut Friedrich 51 Anklagen erhoben, die auf verschiedene Abteilungen des Leipziger Amtsgerichts verteilt wurden. Für die nächsten Wochen sei damit zu rechnen, dass auch die Ermittlungsverfahren gegen die verbliebenen 105 Beschuldigten abgeschlossen würden, erklärte die Staatsanwältin. Weitere elf Fälle seien an die Generalstaatsanwaltschaft Dresden abgegeben worden.
In dem linksgeprägten Leipziger Stadtteil Connewitz hatten vor zwei Jahren mehr als 200 Randalierer gut 20 Geschäfte demoliert, Feuerwerkskörper gezündet und versucht, Barrikaden zu errichten. Dabei wurden fünf Polizisten verletzt, ein Dachstuhl geriet in Flammen.
Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums waren mehrere Dutzend bekannte Rechtsradikale und Hooligans unter den Randalierern. Die meisten davon seien aus Dresden und Leipzig gekommen. Rund ein Fünftel reiste aus anderen Bundesländern an, darunter Thüringen, Berlin, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. Die Polizei hatte nach den Ausschreitungen 215 Randalierer festgenommen.
Laut Staatsanwältin Friedrich wurden insgesamt 216 Ermittlungsverfahren geführt. Deren Dauer war wiederholt kritisiert worden. Friedrich verwies auf die sehr aufwendige Ermittlungsarbeit. Es sei „Anspruch der Ermittlungsbehörden, für eine möglichst umfassende Aufklärung des Sachverhalts Sorge zu tragen“, sagte sie dem epd. Dafür sei in jedem Einzelfall eine gründliche Prüfung nötig gewesen. Die „bloße Anwesenheit in einem Aufzug, aus dem heraus Straftaten begangen werden“, reiche zur Begründung einer Strafbarkeit nicht aus, betonte die Staatsanwältin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Doku über deutsche Entertainer-Ikone
Das deutsche Trauma weggelacht
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Syrische Geflüchtete in Deutschland
Asylrecht und Ordnungsrufe
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Schwarz-Grün als Option nach der Wahl
Söder, sei still!