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Nach Karlsruher Urteil zum KlimaschutzgesetzUnion legt Umwelt-Turbo ein

Innerhalb einer Woche vollzieht die CDU/CSU eine Kehrtwende in Sachen Klimapolitik. Die Konservativen stehen unter Druck.

Protest 2019 gegen die Tatenlosigkeit der CDU bei der Klimapolitik vor dem Kanzleramt in Berlin Foto: Fritz Engel/Zenit

Als die Bombe einschlägt, sitzt CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier bei der „13. Deutsch-Russischen Rohstoff-Konferenz“ vor einem Bildschirm, Umweltministerin Svenja Schulze stellt JournalistInnen in Berlin eine Studie über das Umweltbewusstsein der Deutschen vor und die Klimaexperten der Unionsfraktion, Andreas Jung und Anja Weisgerber, reden in Konstanz und Schweinfurt gerade mit ihren Lokalzeitungen.

Das Bundesverfassungsgericht, so melden es die Nachrichtenagenturen an diesem Donnerstag, den 29. April, erklärt Teile des Klimaschutzgesetzes (KSG) für verfassungswidrig. Es beginnt eine Woche, die die deutsche Klimapolitik in eine neue Umlaufbahn befördert. Und in der jahrelange Blockaden in der CDU/CSU plötzlich wegschmelzen wie Gletscher im Hochsommer.

Als sie die Nachrichten sehen, wissen die PolitikerInnen: Da öffnet sich völlig unerwartet eine Tür. „Da müssen wir durchgehen“, ist der Gedanke im Umweltministerium. Noch am Donnerstag wird ein Stab zusammengetrommelt, um ein neues KSG zu formulieren. Altmaier begrüßt auf Twitter das Urteil als „epochal für Klimaschutz & Rechte der jungen Menschen“, er will den Ton setzen. Auch bei Jung und Weisgerber klingen die Telefone: Die Fraktionschefs fordern ein Konzept, die Parteichefs rufen nach Aktion. Armin Laschet fordert „Ambition, Anstrengung, Aufbruch“, Markus Söder sieht die Union als „Schrittmacher“.

Das wird sie tatsächlich. Nach einem harten Wochenende stehen am Montagvormittag Armin Laschet und Andreas Jung in der Berliner CDU-Zentrale vor der Presse. Laschet, der noch vor seiner Wahl zum CDU-Chef davor warnte, die deutsche Industrie durch „überzogene Klimaschutzmaßnahmen zu ruinieren“, verkündet weitreichende Ökoziele: Verschärfung des Klimaziels 2030 von minus 55 auf 65 Prozent, höhere CO2-Preise, Klimaneutralität „deutlich vor 2050“. Bislang waren solche Ziele für die Union Folterinstrumente aus dem Werkzeugkasten der Grünen. Ein Deutschland, das keine Treibhausgase mehr ausstößt, war eine ferne Vision.

Tenor: Auch die CDU kann Klimapolitik

Jetzt wird es ganz konkret. Dafür hat die Union Jung. Der Fraktionsvize vom Bodensee ist einer der ganz wenigen Unionspolitiker, die bei Ökofragen sattelfest sind. Bisher wurde seine Stimme in der Fraktion kaum gehört, aber 2019 – als der Youtuber Rezo die Union wegen ihrer Klimapolitik zur politischen „Zerstörung“ freigab – schrieb er für die Parteichefin Kramp-Karrenbauer das Konzept für eine „grüne Null“. Tenor: Auch die CDU kann Klimapolitik, mit neuen Technologien, Investi­tionen und einer Steuerreform.

Nun sagt Andreas Jung mit der Rückendeckung des CDU-Präsidiums, man müsse das Klimaziel ohnehin anheben, weil man es in der EU beschlossen habe. „Das ist eine Chance, die wir ambitioniert und beherzt angehen sollten.“ Klimaschutz soll nicht mehr wehtun, sondern Spaß machen und Geld bringen, das ist die Losung.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Dann geht es Schlag auf Schlag. Am Dienstag beraten die Fraktionen von SPD und Union, am Mittwoch präsentiert das Umweltministerium dem Kanzleramt einen Gesetzentwurf, in dem das neue Ziel „Klimaneutralität 2045“ steht, am Donnerstag rühmt sich damit Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Weltgemeinschaft beim „Petersberger Klimadialog“. In einer Woche haben CDU und CSU Positionen in der Klimapolitik bezogen, die bislang als verseuchtes Terrain galten.

Bis zum 29. April galt noch die Marschrichtung: Abwarten, was im Sommer die EU vorlegt. Plötzlich müssen die ChristdemokratInnen den Umwelt-Turbo einschalten. In dieser Woche stellt sich bei der Konrad-Adenauer-Stiftung ein neuer Klimathinktank vor, unions- und wirtschaftsnah: „Epico KlimaInnovation“ lädt zu einem „Policy Accelerator“ – einem Politikbeschleuniger.

Doch nicht mehr nur Ökogedöns

Plötzlich finden die Stimmen Gehör, die sonst vor allem in der Bundestagsfraktion nur als Ökogedöns abgetan wurden. Seit ein paar Wochen gibt es die „KlimaUnion“, wo vor allem junge konservative PolitikerInnen der zweiten und dritten Reihe die Regierung in bester „Fridays for Future“-Manier vor sich hertreiben, etwa indem sie Klimaneutralität schon 2040 fordern.

„Ich wehre mich gegen diese Vorstellung, die Union hätte keine Umweltkompetenz“, sagt Anja Weisgerber. „Wir waren nicht blank bei dem Thema: Wir haben den CO2-Preis eingeführt, im Konjunkturprogramm 40 Milliarden für Klimaschutz gesichert und beim EEG nachgebessert.“ Für sie ist der Ökoschwenk der Partei „eine konsequente Fortsetzung unserer Politik“.

Andreas Jung sagt: „Für uns als Rechtsstaatspartei ist nach der Entscheidung des Verfassungsgerichts doch klar: Es ist unser Gesetz, das da nachgebessert werden muss – und dann müssen wir das jetzt auch tun, noch vor der Wahl.“ Und gegen die EU-Vorschriften, unter einer CDU-Kanzlerin durchgesetzt und von einer CDU-Kommissarin Ursula von der Leyen vorangetrieben, könne und wolle sich die Partei nicht wehren.

Zudem haben die Bremser in Partei und Fraktion an Macht verloren. Die Abgeordneten Georg Nüßlein und Joachim Pfeiffer, lange Kritiker der Energiewende, sind nach Maskendeal- und Nebenjob-Affäre aus dem Rennen. Die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Marie-Luise Dött, kann am Tag nach dem Urteil im ARD-Morgenmagazin keinen triftigen Grund nennen, warum das Urteil nicht umzusetzen sei. Friedrich Merz warnt erst vor einem „gesetzgeberischen Schnellschuss“, wird aber von Laschet gekontert: Das sei „kein Schnellschuss, sondern ein lang durchdachtes Konzept“.

Der berüchtigte Wirtschaftsflügel wagt keinen Aufstand

In der Fraktion gibt es Nachfragen, ob diese „Riesen-Herausforderung“ nicht die Wirtschaft überlaste. Der berüchtigte Wirtschaftsflügel in der Union, seit Jahrzehnten von Umweltpolitikern, Ministerialbeamten und Kanzleramt gefürchtet, wirkt überrumpelt, wagt keinen Aufstand – vielleicht, weil auch große Teile der Wirtschaft längst Richtung Klimaschutz unterwegs sind.

Jung und Weisgerber haben auch strategisches Glück. Zwei Tage, bevor das Verfassungsgericht sein Urteil verkündet, stellen die Thinktanks Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und Stiftung Klimaneutralität eine Studie vor, die ihnen als Grundlage dient: „Klimaneutrales Deutschland 2045“.

Die Untersuchung rechnet vor, wie der Pfad zu diesem gelingen könnte: mit etwa dreimal so schnellem Ausbau von erneuerbaren Energien, einem Ende neuer Verbrennungsmotoren ab 2032, noch mehr Wasserstoff in der Industrie, doppelt so schneller Sanierung von Gebäuden, 14 Millionen Elektroautos bis 2030 und mit deutlich weniger Rindern und Schweinen. Das Szenario spart nicht nur eine Milliarde Tonnen CO2, sondern setzt auf technische Lösungen und sei machbar ohne „weitergehende Verhaltensänderungen in Form von Konsumeinschränkungen“.

Der Sound, um grün zu werden

Das ist der Sound, den die Union braucht, um grün zu werden. Wie erreicht man diese Ziele? Dafür braucht es Kompromisse für den schnelleren Ausbau der Erneuerbaren. Die Union plädiert vor allem für einen höheren CO2-Preis im Verkehr und beim Heizen, die SPD sträubt sich, weil sie soziale Härten fürchtet.

Ein Vorschlag der Agora Energiewende baut auch hier eine Brücke: Wenn die Regierung den CO2-Preis, wie von der CSU vorgeschlagen, für 2022 auf 45 statt 30 Euro anhebt und den Strompreis senkt, könnte ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr etwa 100 Euro Stromkosten sparen. Benzin würde dagegen um 13 Cent, Diesel und Heizöl um 14 Cent pro Liter teurer, zeigt die Rechnung. Ökostrom würde ent-, fossile Brennstoffe belastet.

Noch ist unklar, wie das neue Klimaschutzgesetz durch Regierung und Parlament kommt. Noch ist unsicher, ob diese Koalition sich über den Sommer und mitten im Wahlkampf noch zu solchen Maßnahmen zusammenrauft, die das extrem ehrgeizige Ziel „Klimaneutralität 2045“ halbwegs erreichbar machen. Doch was der Union bleibt, ist der Druck.

Sie sind Antreiber, aber auch Getriebene. Eine Kehrtwende, die bei der Abschaffung der Wehrpflicht Jahre und beim Atomausstieg Monate dauerte, haben die Konservativen diesmal in einer Woche vollzogen. Ohne diese Flucht nach vorn böten sie den Grünen im Wahlkampf eine offene Flanke – mit einer Klimapolitik, die laut Bundesverfassungsgericht gegen das Grundgesetz verstößt und die Freiheitsrechte der kommenden Generation missachtet.

Und der Druck wächst. In den Wahlumfragen des aktuellen ARD- „Deutschlandtrends“ liegt die Union mit 23 Prozent das erste Mal seit zwei Jahren wieder hinter den Grünen.

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24 Kommentare

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  • & heiter geht’s weiter -



    Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - klärt auf:

    “ Wonneproppen im Wonnemonat: taz.de/Nach-Karlsr...bb_message_4122158



    "Seien wir froh und dankbar, dass sie dazulernen. So Einsichten und Mut zur Korrektur erlebt man in der Linken nicht."







    Jau. Die Schwarzen "lernen dazu". Das ist ihr Wesenskern, alles Gute an sich zu ziehen. Egal, wo sie es finden (ideel und materialistisch). Bei Linken und Grünen (sic!) kommt das nicht vor - weil die selbst die guten Ideen entwickeln und das Materielle mit iher Hände Arbeit herstellen. [nur teilironisch]“

    kurz - “Aus anderer Leuts Leder - is gut Riemen schneiden!“ Volkers Mund 👄



    (Mittelalterlich bereits verbürgt & auch nur teilironisch - aber Wollnichwoll!;))

    • @Lowandorder:

      Na Servus

      Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - ergänzt:

      “Ausgeträumt -

      Ausgeträumt. Auch hier gilt: Do it like Angela.



      Die Schwarzen werden die besseren Grünen sein. Sie werden die"Energiewende" zu ihrem Thema machen. "Energiewende" ist Wirtschaft. Laschet, der Fuchs hat das begriffen. Und wenn die Wähler*innen das auch begriffen haben, werden sie die "Wirtschaftspartei" wählen.



      Wer braucht dann noch Grüne?“

      kurz - Gute eine eine Frage

      unterm——— & EU? Paßt dazu —-Weggefährte vor Jahren:



      “Die Kommission mußt du dir vorstellen wie das



      Stein-Hardenbergsche-Reformkabinett:



      Hochintelligent Hocheffektiv & Hochökologisch!



      Weil - Sie wissen - Da kannste ganz viel Geld mit verdienen!



      & (Däh) - 😱 -



      KOMPLETT UNDEMOKRATISCH •

      Na Mahlzeit - 🤑 🤑 🤑 -

  • "Klimaschutzgesetz: Union legt Umwelt-Turbo ein"

    Was ich nicht verstehe.



    1. Die SPD ist ebenfalls in der Regierung, stellt sogar die Umweltministerin.



    2. Wir haben diverse Bundesländer mit unterschiedlichen Koalitionen bis hin zu RRG.

    Ist es nun allein die CDU, die auf das Urteil reagiert, während sich die anderen Parteien bequem nach hinten lehnen und genau die gleiche Politik wie zuvor fortführen?

    • @Rudolf Fissner:

      Ist ein Bundesthema, würden die Landesregierungen dies alleine für sich machen, hätten wir ein ähnliches Vorgehen der Blockierer wie schon beim Mietendeckel für Berlin.

      Und solange die CDU sich nicht bewegt, solange will die SPD auch nicht weiter Forderungen stellen. Man könnte ja auch andere Themen blockieren, aber dafür ist die SPD dann doch schon zu wirtschaftshörig.

    • @Rudolf Fissner:

      Die SPD und die Umweltministerin Schulze waren keine blocker im Gegensatz zur Union. Die SPD wollte schon lange mehr klimafreundlichkeit, aber der koalitionspartner war net einverstanden, deshalb wird hier vor allem auf die Union geschaut.



      Zu 2tens: die Landesregierungen haben bei zb bildung das Sagen oder bei der Besteuerung von sportwetten und bier, bei den hier genannten sachen jedoch muss vieles bundesweit geregelt werden. Die eher linken Landesregierungen sind aber alle proklimaschutz

  • Die Reduktionsziele der Bundesregierung von -70% 2030 und -75% 2040 nach dem knapp erreichten Zeil von -40% für 2020 wären mit 5,5% p.a. Reduzierung bis 2030 und 11% p.a. von 2030 bis 2040 gerade erreichbar. Also wird weiterhin der Großteil der Last in die Zukunft geschoben.

    Die Grünen sind mit einem Gesetzentwurf für eine Mini-Anhebung der Ausbauzhlen für erneuerbare Energien, hauptsächlich für 2024 und 2025, auch nicht viel besser aufgestellt. Gleichzeitig Atomausstieg, Kohleausstieg, kein Antieg der Gaseinkäufe beim Agressor Putind und dann trotzdem kein massiver Ausbau der erneuerbarn geht aber insgesamt nicht zusammen.

  • jetzt können die Grünen noch einmal einen vorläufigen Baustopp für alle Straßenbauprojekte in den Bundestag einbringen. Mal sehen ob die CDU jetzt einschwenkt und A49 und Co ruhen läßt ..!!!

    • @StefanMaria:

      Noch einfacher wäre es für die Grünen, wenn sie alle Straßenbauprojekte stoppen würde auf Länder- und kommunaler Ebene wo zuständig sie in der Regierung sitzt. Bremen z.B. hat in der RRG-Regierung eine zuständige Senatorin sitzen.

      Aber das wäre ja auch zu einfach. 🤣

      • @Rudolf Fissner:

        Alle Stassenbauprojekte stoppen? Es wäre nicht nur zu einfach sondern lediglich das baldige Ende jeder grünen Regierungsbeteiligung und würde den Verlust zahlreicher grüner Mandate in den Parlamenten nach sich ziehen.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt auf:

    “ Zeitungsverlage sind Wirtschaftsbetriebe.



    Die taz ist nicht mehr der Sand im Getriebe.



    Langsam erkaltet nun auch meine Liebe.“







    kurz - Mir von der Nüchtern-Fraktion!



    Reichten Kenne Sorgfalt & ♥️ Schon!



    Linkes Portal - Scheue Areditz - 🦎 -



    Ist längst ein vielbespöttelt arger Witz!



    Wie Volkers 👄 für Hohle einst befand



    “Der Maler mit dem Pinsel ohne Haar



    Ist das nicht wunderbar! Ist das nicht wunderbar!



    &



    Der Pötter - mit der Molle ohne Lehm -



    Der sollte sich was schäm!“

    Anyway. Hörnmer trotzdem mal rein



    (1907) Der Maler mit dem Pinsel ohne Haar - Gebr. Wolf - Danke - Schäppert🥳



    www.youtube.com/watch?v=8b90tt11Ip8

  • "Das Szenario spart nicht nur eine Milliarde Tonnen CO2, sondern setzt auf technische Lösungen und sei machbar ohne „weitergehende Verhaltensänderungen in Form von Konsumeinschränkungen“."



    Finde den Fehler...

    • @Hugo:

      Kein Fehler, siehe "technische Lösungen" und "weitgehend". Natürlich koten die technischen Lösungen etwas, und natürlich werden die höheren Preise für die technischen Maßnahmen die Nachfrage auch etwas vermindern.

      • @meerwind7:

        Jo, es gibt vom Staat 10.000 für ne E-Karre, von den anderen 10.000 hab ich trotzdem nur 3.000, falls mir mein 13 Jahre alter Seat Arosa, mit unter 6l/100km Benzin und vor 1,5 Jahren für 1000 gekauft, den Dienst quittiert. Und komme mir bitte keine*r mit ÖPNV, ich wohn in der Provinz und müsste dann das Arbeiten und wenn wieder möglich die kulturelle Teilhabe einstellen; würde meinen CO_2-Fußabdruck allerdings stark reduzieren...



        Aber bloß ned an fast fashion, ökologische und menschenwürdige Lieferketten, geplante Obsoleszenz, dem Quatsch, daß mer sich alle paar Jahre Jahre nen neuen Rechner kaufen muß, der keine Verbesserung bringt, aber wegen explodierender Software irgendwann ruckelt etc. pp. .



        Und wegen dem digitalen Impfpass muß ich mir wohl ein Smartphone zulegen, bis jetzt haben mir abgelegte olle Mobiltelephone ausm realen sozialen Umfeld gereicht usw.usf. ...

  • “Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz

    ein Quantensprung oder eine verschenkte Chance?“



    ( a friend of mine & Weggefährte)

    “Als wäre sie im Sprung stehen geblieben. So mutet die in erstaunlich weiten Kreisen hoch gelobte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz an.

    Ja, der Senat hat mutig angesetzt mit einer Reihe von Feststellungen zur Faktenlage und von einigen Schlussfolgerungen.

    So hat er die Verantwortung für Entscheidungen zur Klimapolitik nicht in die ausschließliche Zuständigkeit der Politik abgeschoben, sondern dieser - unter Hinweis auf die Kürze der Legislaturperioden und die suboptimale Interessenvertretung in politischen Entscheidungsprozessen - verfassungsrechtliche Pflöcke eingezogen, hat also deren Justiziabilität anerkannt.

    Der Beschluss stellt viele wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Veröffentlichungen des Internationalen Klimarats (IPCC) und des deutschen Sachverständigenrats in die Regale der justiziellen Wahrheiten und erteilt damit der Rhetorik aus den Lagerhäusern „liberaler“ Begrifflichkeiten wie „Klimahysterie“ oder „Weltuntergangsszenarien“ eine Absage.

    Er klärt, dass die aus dem Grundrechtsschutz abgeleiteten Schutzpflichten des Staates sich auch auf die vom Klimawandel ausgehenden Gefährdungen erstrecken.

    Er legt besonderes Augenmerk auf die Zukunftsorientierung des Schutzes von Grundrechten und Verfassungsprinzipien (wie Art. 20a GG), betont dabei die sich aus zukünftigen Einschränkungen von Freiheitsrechten ergebende Dynamik auch für spätere Generationen und statuiert eine Pflicht des Gesetzgebers, das Umweltrecht den je neuesten Entwicklungen und Erkenntnissen anzupassen.

    Das Gericht begegnet jeglichen Ausreden, ein Klimaschutz seitens eines einzelnen Staates werde angesichts der globalen Ursachenzusammenhänge ohnehin nichts bewirken, mit der Verpflichtung, Lösungen auch auf überstaatlicher Ebene und in internationaler Kooperation zu suchen.



    ff aber Hallo

    • @Lowandorder:

      ff



      Dem oftmals beliebigen Gerede vom notwendigen Ausgleich der unterschiedlichen Interessen und Rechtsgüter (Wachstum und Arbeitsplätze gegen Klimaschutz) stutzt es vorsichtig die Flügelmit dem Hinweis auf die Unumkehrbarkeit der Veränderungsprozesse und die damit dynamisch wachsenden Kosten und Freiheitseinschränkungen.

      Und es macht die dialektische Verzahnung des Gebrauchs von Freiheit deutlich, dass nämlich ein jetziger, frühzeitiger „Verbrauch“ von Rechten und Freiheiten die Möglichkeiten, eben diese Rechte und Freiheiten auch in Zukunft noch ausüben zu können, einschränkt wenn nicht aufheben könnte.

      Dann aber versagt die Kraft des Absprungs.

      Das Gericht berechnet, dem Sachverständigenrat folgend, das für Deutschland noch zur Verfügung stehende Restbudget für die Zeit ab 2020 bis zur angenommenen Klimaneutralität, also die CO2-Mengen, welche in dem Zeitraum noch verbraucht werden können, um einen Temperaturanstieg mit 67%iger Wahrscheinlichkeit auf 1,75°C zu begrenzen, mit 6,7 Gigatonnen. Dabei unterstellt es Unsicherheiten der Rechnung in beide Richtungen d.h., es könnte mehr, es könnte aber auch noch weniger sein. Zugleich geht die Entscheidung aber davon aus, dass dieses Restbudget mit den vom Gesetz für den Zeitraum bis 2030 zugelassenen Emissionsmengen bis dahin bereits weitgehend aufgezehrt sein werde, dass mithin für die darauf folgenden Jahre kein Spielraum mehr verbleibe oder nur noch ein äußerst geringer.

      Mit solchen Feststellungen lässt sich indes die Schlussfolgerung kaum vereinbaren, der Gesetzgeber habe seinen verfassungsrechtlich vertretbaren Spielraum derzeit nicht überschritten. Eine Verletzung der Grundrechte sieht der Senat erst darin, dass die Vorschriften „eine derzeit nicht eindämmbare Gefahr künftiger Grundrechtsbeeinträchtigungen begründen“, weil nämlich die Minderungsziele für die Zeit ab 2031 nicht in einer der Verfassung genügenden Weise gesetzlich festgeschrieben wurden.



      ff - YES -

      • @Lowandorder:

        ff

        In den Worten von Hans Jonas: Hier hat die „Unheilsprognose“ Vorrang vor der „Heilsprognose“. Verantwortungsbewusste Eltern lassen ihr Kleinkind nicht bis an die Bahnsteigkante laufen in der Hoffnung oder gar für sicher erachteten Erwartung, es werde schon nicht daneben treten, oder ggf. werde ein aufmerksamer Fahrgast es schon zurückhalten. Einen solchen Eindruck hinterlässt indes der Beschluss.

        Schließlich wirft eine der Beschwerden, welche u.a. von in Bangladesch und in Nepal lebenden Menschen erhoben wurde, die Frage auf, ob auch sie die Verletzung von Schutzpflichten aus dem deutschen Grundgesetz geltend machen können. Das Gericht hat dies dem Grunde nach nicht ausgeschlossen, hat die Verfassungsbeschwerde nichtsdestoweniger verworfen, weil es keine Verletzung einer solchen Schutzpflicht habe feststellen können. Die Begründung hierfür hat, um im Bild zu bleiben, etwas von einer Pirouette im Landeanflug. Unterstellt, die Schutzpflichten gelten auch für im Ausland lebende Menschen, so der Senat, dann hätten sie doch nicht die gleichen Inhalte wie entsprechende Verpflichtungen des deutschen Staates gegenüber im Inland Lebenden. Der Schutz gegen Rechtsverletzungen beinhalte nämlich zwei Komponenten: Maßnahmen, welche die weitere Erderwärmung aufzuhalten bestimmt sind, sowie Maßnahmen, welche lediglich die negativen Auswirkungen auf die Grundrechte abmildern sollen. (Hier werden beispielhaft aufgeführt: Entsiegelung, Renaturierung, Rückbau, Sperrung von Freiflächen, Anbau resistenter Pflanzensorten, Aufforstungen, Maßnahmen zum Schutz vor Hitze, Wind und Überflutungen, Begrünung von Dächern, effizientere Bewässerungsanlagen etc.) Das Kriterium für eine Pflichtverletzung, ob Schutzvorkehrungen erheblich hinter dem Schutzziel zurückblieben, lasse sich indes im Hinblick auf diese zweite Komponente gegenüber im Ausland lebenden Menschen nicht überprüfen. Wegen dieser inhaltlichen Unterschiede könne folglich auch keine Verletzung solcher Schutzpflichten festgestell

        • @Lowandorder:

          können. Die Begründung hierfür hat, um im Bild zu bleiben, etwas von einer Pirouette im Landeanflug. Unterstellt, die Schutzpflichten gelten auch für im Ausland lebende Menschen, so der Senat, dann hätten sie doch nicht die gleichen Inhalte wie entsprechende Verpflichtungen des deutschen Staates gegenüber im Inland Lebenden. Der Schutz gegen Rechtsverletzungen beinhalte nämlich zwei Komponenten: Maßnahmen, welche die weitere Erderwärmung aufzuhalten bestimmt sind, sowie Maßnahmen, welche lediglich die negativen Auswirkungen auf die Grundrechte abmildern sollen. (Hier werden beispielhaft aufgeführt: Entsiegelung, Renaturierung, Rückbau, Sperrung von Freiflächen, Anbau resistenter Pflanzensorten, Aufforstungen, Maßnahmen zum Schutz vor Hitze, Wind und Überflutungen, Begrünung von Dächern, effizientere Bewässerungsanlagen etc.) Das Kriterium für eine Pflichtverletzung, ob Schutzvorkehrungen erheblich hinter dem Schutzziel zurückblieben, lasse sich indes im Hinblick auf diese zweite Komponente gegenüber im Ausland lebenden Menschen nicht überprüfen. Wegen dieser inhaltlichen Unterschiede könne folglich auch keine Verletzung solcher Schutzpflichten festgestellt werden.



          Die Quintessenz dessen: Die Industriestaaten, darunter nicht ganz unmaßgeblich Deutschland, haben mit ihren CO2-Emissionen die Erderwärmung angeheizt; Staaten wie Nepal sollen nun Maßnahmen zur Anpassung an die daraus resultierenden Veränderungen ergreifen. Tun sie dies nicht in ausreichendem Maße oder lässt es sich von hier aus nicht überprüfen, ist den Verursachern eine Verletzung ihrer Schutzpflichten nicht anzukreiden!? Was Bangladesch betrifft, so stellt sich die Situation noch einmal bemerkenswerter dar angesichts des Umstandes, dass in dem Land, einem der am heftigsten schon heute von den Folgen des Klimawandels betroffenen, aktuell ein neues Kohlekraftwerk errichtet wird; mit Hilfe deutscher Firmen.



          ff Rest&Resümee

      • @Lowandorder:

        ff

        Weniger der fehlende Fahrplan für den Zeitraum nach 2030 ist es aber, welcher die künftige Freiheit beeinträchtigt, als vielmehr der bereits jetzt gesetzlich erlaubte Überkonsum der insgesamt zur Verfügung stehenden Ressourcen. Das Verdikt der Verfassungswidrigkeit hätte folglich schon den aktuellen Zeitraum treffen müssen.

        Die mehrfach vom Senat aufgezeigten Unsicherheiten von Berechnungen und Prognosen wie etwa auch die offene Frage, welcher Grenzwert für die Temperaturerhöhung zugrunde gelegt werden soll, nämlich ein Anstieg um 1,5°C, um 1,75°C oder um 2°C, weisen auf die vielleicht bedeutsamste Schwäche der Entscheidung hin: den Versuch, sich mit Kompromissen durchzumogeln. Wenn das Pariser Abkommen und ihm folgend das Klimaschutzgesetz den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf der Basis wissenschaftlicher Daten auf „deutlich unter 2°C und möglichst auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau“ zu begrenzen für notwendig erachten, und wenn die Begründung des Beschlusses mitteilt, dass nach weitgehender, auch vom IPCC vertretener Ansicht die 2°C-Schwelle im Hinblick auf die Gefahr der Kipppunkte überschritten werden könnte, welche eine nicht mehr beherrschbare Eigendynamik in Gang setzen, zu hoch angesetzt ist, warum wird dann nicht der Wert von 1,5°C als Konkretisierung der Schutzpflichten aus Art. 2 Abs.2 i.V. mit Art. 20a GG gewählt? Damit wäre eine Sicherung gegen die globalen Gefahren am ehesten zu gewährleisten. Und wenn, was bei derart komplexen, multikausalen Zusammenhängen wie Klimaveränderungen naturgemäß der Fall ist, zahllose Unsicherheitsmomente die Vorhersagen und Berechnungen - freilich in beide Richtungen - prägen, so ist bei eben solch planetarisch-existenziellen Gefahren für eine rationale Entscheidung die Annahme des worst casezugrunde zu legen und nicht ein Vertrauen auf Hoffnungselemente, schon gar nicht auf noch zu entwickelnde Anpassungstechnologien.…



        ff & Rest

        • @Lowandorder:

          & Däh!



          Ob der Beschluss im Rückblick zum Beispiel aus dem Jahr 2050 noch ein ähnliches Lob erfahren wird wie heute, wage ich zu bezweifeln. Die Messlatte wird eine andere sein: Recht, insbesondere Grund- und Menschenrechte - und darunter wiederum allen voran solche, welche das Über-Leben der Menschen betreffen, sind radikal zu denken und zu entscheiden, nicht in vorauseilendem Kompromiss mit der Politik. Denn gerade dieses Denken und Entscheiden von der Wurzel des Rechts her ist der Vorteil einer unabhängigen Justiz. Wenn sie ihn denn wahrnimmt.“



          Indeed. Danke - anschließe mich



          Ende des Vorstehenden - 🧐 -

          • @Lowandorder:

            Huch. Da war doch was! Dooch Dooch!

            LuluSchlawiner hat recht!



            Modderatistas & Nettis - ÜBERFORDERT



            Hat was mit Intelligenz zu tun. Woll.



            …anschließe mich.

            • @Lowandorder:

              Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - legt nach:

              “ABGERÄUMT -



              Abgeräumt und ausgeträumt. Wohin?



              Ich glaube, wir müssen zurück "auf die Straße". Die alten Informationskanäle wieder aktivieren. Sichtbar werden. Dort werden unsere Statements nicht unterdrückt. Dort kann unser "Feuer" nur mit Wasserwerfern gelöscht werden.



              (Für die Moderation: "Feuer" ist eine Metapher, und dies ist kein Aufruf zur Gewalt.)“

              kurz - anschließe mich.



              & Liggers - 🤫 - 🤣 -



              Manchmal sünse nich ganz dich;) - 🥳 -

  • Toller Beitrag, kann mich vor Lachen kaum halten. Motto: Düpiert die, die uns düpieren!

  • Seien wir froh und dankbar, dass sie dazulernen.



    So Einsichten und Mut zur Korrektur erlebt man in der Linken nicht.