Nach Attentaten in El Paso und Dayton: Dayton-Täter hatte Gewaltfantasien
Trump will sich mit Angehörigen der Opfer treffen. Doch vor allem in El Paso, wo das Motiv rassistischer Hass war, ist der Präsident nicht willkommen.

Vor allem die Menschen in El Paso wollen lieber ohne Präsident Trump trauern Foto: reuters
DAYTON ap | Vor dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in den Städten Dayton (Ohio) und El Paso (Texas) regt sich Widerstand. Trump sei in ihrer Heimatstadt El Paso nicht willkommen, sagte die Abgeordnete Veronica Escobar am Dienstag. Kritiker werfen Trump vor, mit seiner Rhetorik Hass und Gewalt zu schüren.
Ähnlich hatte sich auch der demokratische Präsidentschaftsanwärter Beto O'Rourke geäußert. „Dieser Präsident, der dazu beigetragen hat, die Tragödie vom Samstag möglich zu machen, sollte nicht nach El Paso kommen .... Er hat hier keinen Platz“, schrieb O'Rourke auf Twitter. Die Beraterin Trumps, Kellyanne Conway, hatte mitgeteilt, Trump wolle nach den Schusswaffenmassakern am Wochenende am Mittwoch die betroffenen Städte besuchen und dort zu einem Heilungsprozess für die Gemeinden beitragen.
Der Schütze in El Paso in Texas hatte bei seiner offenbar rassistisch motivierten Tat das Feuer in einem Walmart eröffnet und 22 Menschen getötet, unter ihnen auch ein Deutscher. Der 21-Jährige wurde festgenommen. Er könnte wegen Mordes, aber auch wegen Hassverbrechen angeklagt werden. Die Polizei geht davon aus, dass er vor der Tat ein rassistisches Pamphlet online gestellt hat. Die meisten der Opfer in der Grenzstadt hatten Wurzeln in lateinamerikanischen Staaten, mehrere waren mexikanische Staatsbürger.
Dayton-Attentäter soll Gewaltfantasien geäußert haben
Wenige Stunden nach der Tat in El Paso tötete ein 24-Jähriger in Dayton neun Menschen, darunter seine Schwester, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde. Weil die Polizei vor Ort war, endete sein Amoklauf nach weniger als 30 Sekunden. Sein Motiv war unklar. Der Polizeichef von Dayton, Richard Biehl, sagte aber am Dienstag, der Mann habe vor der Tat den Wunsch geäußert, ein solches Schusswaffenmassaker zu begehen. Das bestätigte auch eine Exfreundin des Täters, die sagte, ihr gegenüber habe er mehrfach sein Interesse an solchen Bluttaten geäußert. Ihr zufolge hatte er eine bipolare Persönlichkeitsstörung. Das FBI kündigte eine Untersuchung an, um herauszufinden, welche Ideologie den jungen Mann angetrieben habe.
Aufgefallen war er den Behörden zuvor nicht. Deshalb wäre ihm wohl auch eine Waffe nicht verwehrt worden, wenn es bessere Hintergrundchecks für Waffenkäufer gegeben hätte, die jetzt vor allem viele Demokraten im Rahmen strengerer Waffengesetze fordern.
Diesen Forderungen schloss sich am Dienstag aber auch der republikanische Gouverneur von Ohio, Mike DeWine, an. Die ebenfalls von den Republikanern kontrollierte Generalversammlung von Ohio solle Gesetze billigen, die Überprüfungen für fast alle Waffenkäufe vorsehen, sagte er. Außerdem sollte es Gerichten erlaubt werden, jenen den Besitz einer Waffe zu verwehren, die als Bedrohung anderer angesehen werden.
Vor allem viele Republikaner im Kongress in Washington wie auch in den einzelnen Staaten lehnen schärfere Waffengesetze ab. Auch in Ohio wurden Vorstöße der Demokraten in diese Richtung mehrfach abgelehnt. DeWine sagte, er habe mit Spitzenpolitikern aus der Generalversammlung gesprochen und glaube, dass seine Vorschläge Aussicht auf Erfolg haben werden. Es sei wichtig, das verfassungsmäßig verbriefte Recht der Amerikaner auf das Tragen von Waffen nicht zu untergraben und dabei gleichzeitig eine ordentliche Regelung dafür zu finden. „Wir können zusammenkommen, um diese Dinge zu tun und Leben zu retten“, sagte DeWine.
Zugang zu psychischer Gesundheitsversorgung gefordert
In El Paso wurde derweil ein Trauerzentrum eingerichtet. Innerhalb weniger Stunden versammelten sich die Familien vieler Opfer dort. Zu den bereitgestellten Diensten gehörten Seelsorge, Reiseassistenz und finanzielle Unterstützung. „Wir müssen sicherstellen, dass die Leute Zugang zu psychischer Gesundheitsversorgung haben. Es wird viele Traumata in unserer Gemeinde geben, viele Kinder haben Dinge gesehen, die kein Mensch sehen sollte“, sagte die Abgeordnete Escobar über ihre Heimatstadt.
Leser*innenkommentare
Tobias Schmidt
"Außerdem sollte es Gerichten erlaubt werden, jenen den Besitz einer Waffe zu verwehren, die als Bedrohung anderer angesehen werden."
Dieser unter den Oberbegriff "red flag laws" zusmmengefasste Blödsinn wird nur zu folgendes führen: es werden noch weniger Menschen mit psychischen Erkrankungen wie z.B. Depressionen ärztliche Hilfe aufsuchen, da sie fürchten ihre Waffen könnten konfisziert und sie so noch stärker stigmatisiert werden als ohnehin schon. Dadurch wird die ohnehin schon extrem hohe Selbstmordrate weiter nach oben getrieben.
Mal eine Zeitreise ins Jahr 1776: "A well regulated Militia, being necessary to the security of a free State, the right of the people to keep and bear Arms, SHALL NOT BE INFRINGED."
Jefferson: "Du George, glaubst du die Formulierung ist stark genug?"
Washington: "Sicher. Denn wir werden unsere Regierung wohl niemals an Idioten übergeben."
2019: es ist ziemlicher Konsens in einer der zwei Parteien, daß die aktuelle Regierung "literally Hitler" ist und das die Bevölkerung ihre Waffen an eben jene Regierung aushändigen soll....
LittleRedRooster
@Tobias Schmidt Habe ich das nun richtig verstanden?: Sie sind der Meinung psychisch kranke Menschen - am Beispiel Depression - würden häufiger mit ihren Schußwaffen Selbstmord begehen, wenn ihnen diese weggenommen werden würden?
Erstaunlich! Auf so eine Idee kommt nicht jeder.
Tobias Schmidt
@LittleRedRooster Nein! Sie haben nicht richtig verstanden! Noch nicht mal im Ansatz!
Deswegen versuche ich es mal mit einer Analogie. Angenommen in Deutschland würde ein Gesetz erlassen werden, was Autofahrern, von denen angenommen wird, daß sie kein Auto sicher fahren können das Auto weggenommen wird. Könnte sogar Sinn machen aber hier im Zusammenhang nicht von Belang.
Denn hier geht es um folgendes: angenommen sie sind Autobesitzer und erkranken an einer Depression, was sie vom Recht auf Autobesitz ausschließen würde. Und Depression ist ein Krankheitsbild das sowohl in Deutschland als auch den USA nicht völlig von der Öffentlichkeit akzeptiert ist. "Reiß dich zusammen und stell dich nicht so an!" hören Depressive immer wieder aus ihren Umfeld. Wenn sie sich dann in Behandlung begeben hören sie: "Der/ die ist doch nicht ganz dicht."
Das ist die traurige Realität: wir leben in einer Gesellschaft, die es Depressiven schwer macht sich überhaupt zu ihrer Krankheit zu bekennen.
Und wenn sie dann, um im Rahmen der Analogie zu bleiben, damit rechnen müssten, daß ihnen das Auto weggenommen wird, sollten sie sich zu ihrer Krankheit bekennen; nicht gerade hilfreich.
Also werden sie weiter still vor sich hinleiden bis der Punkt erreicht ist wo sie absichtlich mit ihren Auto gegen einen Baum fahren.
LittleRedRooster
@Tobias Schmidt Aha! Wenn ich Sie nun richtig verstehe, dann möchten Sie Depressive also nun mit Schußwaffen ausrüsten damit die damit aufhören Bäume über den Haufen zu fahren?
Naja - wenn's hilft...
Tobias Schmidt
@LittleRedRooster Ich möchte lediglich das der Staat Depressive nicht beklaut wenn diese aufgrund ihrer Erkrankung Hilfe suchen.
LittleRedRooster
@Tobias Schmidt Ich möchte mich bei Ihnen an dieser Stelle in aller Form entschuldigen! Bitte seien Sie mir nicht böse, aber Ihre Wortmeldungen kamen bei mir derart drollig rüber, dass mein Humor mit mir durchgegangen ist.
Aber nun im Ernst: Auf Grund meines Berufes kann ich Ihnen versichern dass hier in Deutschland niemanden etwas "geklaut" wird, wenn er an einer Depression erkrankt. Niemanden wird deswegen das Auto weggenommen, wie Sie scheinbar befürchten.
Allerdings sollten Sie wissen, dass es im akuten Verlauf einer echten Depression (Bitte nicht verwechseln mit einer depressiven Verstimmung!) nicht ratsam ist ein Auto zu fahren. Es kann dabei nämlich durchaus zu Wahrnehmungsstörungen, Aufmerksamkeits-und Konzentrationsstörungen, zu Störungen der Reaktionsfähigkeit und auch zu Denkstörungen kommen und deutlichen Fehleinschätzungen der eigenen Fähigkeiten. Dass dies alles die Fähigkeit ein Fahrzeug zu lenken massiv beeinträchtigen kann, das ist für Sie sicherlich verständlich.
Die geschilderten Symptome können sich in der Einschleichphase einer anti-depressiven Medikation unter Umständen VORÜBERGEHEND sogar noch verschlimmern. Das ist allerdings keine "Pflichtveranstaltung". Sowas kann halt individuell auch auftreten - muß aber nicht. Man sollte also unbedingt ärtzliche Hilfe in Anspruch nehmen und dieses Thema mit dem behandelnden Arzt besprechen.
Ich kenne einige Menschen denen wegen einer psychischen Erkrankung VORÜBERGEHEND die Fahrerlaubnis entzogen wurde. Dabei handelte es sich aber durchwegs um keine an einer Depression Erkrankten, sondern um erheblich schwerere Erkrankungen, wie Schizophrenie. Und auch denen wurde das Fahrzeug nicht weggenommen. Sie durften halt im akuten Krankheitsverlauf zeitlich befristet nicht fahren. Und das war auf alle Fälle jeweils die richtige Entscheidung.
Denken Sie bitte auch daran, dass man den Versicherungsschutz einbüßen kann, wenn man sich in einem krankheitsbedingt nicht-fahrtüchtigen Zustand ans Steuer setzt und einen Unfall hat.
Tobias Schmidt
@LittleRedRooster Entschuldigung akzeptiert und meine Analogie ist wohl etwas verunglückt.
Selbstverständlich ist alles richtig was sie schreiben.
Mir ging es aber um die Situation in den USA und da ich dort berufsbedingt beinahe 10 Jahre wohnte weiß ich, daß dort die Selbstmordrate sehr hoch ist. Die dortigen Behörden geben der Stigmatisierung von Depressionen eine Mitschuld; es laufen Aufklärungskampagnen im Fernsehen und Radio.
Wenn nun also diese "Red flag laws" wie derzeit geplant eingeführt werden, dann ergeben sich daraus erhebliche Probleme. Wenn ein Arzt nun also eine Depression diagnostiziert und er weiß, daß der Patient Waffenbesitzer ist muss er dies den Behörden melden - er muss also gegen die ärztliche Schweigepflicht verstoßen. Der Patient wiederrum bekommt es während seiner Erkrankung mit der Justiz zu tun. Deswegen die Befürchtung, daß viele Depressive überhaupt gar nicht erst zum Arzt gehen werden.
LittleRedRooster
@LittleRedRooster Anhang: Weil Sie diese vermeintliche Analogie von Schußwaffenbesitz und dem Besitz eines Autos ins Rennen brachten habe ich mich einfach nur dem bei uns alltäglicheren Problem angenommen: Das Lenken eines Fahrzeugs.
Was unser Waffen-Besitzrecht zu dem Thema hergibt, das weiß ich schlicht und ergreifend nicht. - Aber: Was Schußwaffen angeht halte ich es im Fall einer akuten Depression tatsächlich für sehr sehr bedenklich eine Waffe im Hause zu haben. Dass eine Depression oft mit Suizidgedanken einhergeht, dass eine suizidale Gefährdung oft vorliegt, ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist, dass Depressionen sich (besonders bei Männern) nicht immer nur gegen den Betroffenen selbst richten, sondern sich durchaus auch mal in aggressiver und gewalttätiger Impulsivität gegen Andere entladen können.
Ich halte Waffenbesitz im Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung wirklich für keine gute Idee !!!
Tobias Schmidt
@LittleRedRooster Mist, bin spät dran. :-)
"Ich halte Waffenbesitz im Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung wirklich für keine gute Idee !!!"
Selbstverständlich. Da sind sich auch alle einig. Nur wie es in den USA umzusetzen ist, darüber gibt es Streit.
Und diese "Red flag laws" werden niemals funktionieren. Das kann man mit Sicherheit sagen, da einige Staaten sie bereits haben und sie dort versagten.
So wurden die Behörden in Florida mehrmals vor dem Parklandtäter gewarnt; sie schritten nicht ein. In Maryland wiederrum schritten sie ein. Aufgrund eines eigentlich harmlosen Nachbarschaftsstreit schwärzten die Nachbarn einen 61jährigen an. Er wäre angeblich gefährlich. Als die Polizei kam um seine Waffe zu konfiszieren wurde er von dieser erschossen. Die Nachbarn hatten "leider" vergessen der Polizei mitzuteilen, daß er taub ist und so die Anweisungen der Polizisten, die ja laut Nachbarn damit rechnen mussten, daß er gefährlich ist, nicht verstehen konnte.
LittleRedRooster
@Tobias Schmidt "Als die Polizei kam um seine Waffe zu konfiszieren wurde er von dieser erschossen." (Tobias Schmidt)
Was eigentlich belegt dass Waffenbesitz ganz bestimmt kein Garant für ein sicheres Leben ist. Das Gegenteil ist der Fall.